Demonstration für Rote Flora: Zahlreiche Verletzte
Bei den Ausschreitungen während der Demo zum Erhalt des Kulturzentrums Rote Flora werden mehr als 500 Demonstranten und 120 Polizisten verletzt.
HAMBURG dpa/taz | Bei den stundenlangen Auseinandersetzungen nach einer Kundgebung zum Erhalt des Kulturzentrums „Rote Flora“ in Hamburg sind nach Angaben linker Organisationen rund 500 Demonstranten verletzt worden. 20 Demonstranten seien schwer verletzt worden, berichtete ein Sprecher des „Ermittlungsausschusses“, einer Organisation, die sich bei Demonstrationen im linken Spektrum um Festgenommene kümmert, unter Berufung auf Angaben von Sanitätern.
Der Sprecher warf der Polizei zugleich vor, sie habe Anwälte nicht zu festgenommen Mandanten und verletzten Demonstranten in Krankenhäusern vorgelassen.
Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden 117 Polizisten verletzt – 16 von ihnen so schwer, dass sie nach Angaben eines Polizeisprechers im Krankenhaus behandelt werden mussten. 19 „Krawallmacher“ wurden festgenommen.
Die Gewerkschaft der Polizei hat die Ausschreitungen während der Demonstration zum Erhalt der „Roten Flora“ als schweren Missbrauch des Demonstrationsrechts kritisiert. Er sei erschüttert, mit welchem Hass politische Extremisten in Deutschland nach dem Leben von Polizisten trachteten, hieß es in einer Mitteilung des Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft, Oliver Malchow, am Sonntag. Ohne Schutzkleidung hätte es am Samstag tote Polizisten gegeben. Er forderte die Politik auf, Gewalt zu ächten und Polizisten besser zu schützen.
Die Organisatoren der Demonstration kritisierten einen „massiven Einsatz von Schlagstöcken, Pfefferspray und Wasserwerfern“. Sie warfen der Polizei vor, den Protestzug von Anfang an bewusst gestoppt zu haben. Dies stelle den skandalösen Versuch dar, die politische Auseinandersetzung um die „Rote Flora“, die „Esso-Häuser“ und das Bleiberecht von Flüchtlingen hinter Rauchschwaden und Wasserwerfern unsichtbar zu machen, hieß es in einer Erklärung.
Katz- und Maus-Spiel
Nach Auflösung der Demonstration zogen die Demonstranten in Gruppen in Richtung der gesperrten Reeperbahn und lieferten sich ein stundenlanges „Katz-und-Maus-Spiel“ mit der Polizei. Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen. Unter anderem wurden bei einem SPD-Büro die Scheiben eingeworfen und zwei Polizeiautos beschädigt. Auch der Nah- und Fernverkehr war beeinträchtigt: Fernzüge endeten am Hamburger Hauptbahnhof oder wurden nach Harburg umgeleitet, eine S-Bahn-Strecke war teilweise gesperrt.
Insgesamt waren am Samstag nach Polizeiangaben 7.300 Demonstranten ins Schanzenviertel gekommen, darunter 4.500 aus dem linksextremistischen Spektrum – viele davon gewaltbereit. Die Veranstalter sprachen von mehr als 10.000 Teilnehmern. Die Polizei war mit einem Großaufgebot von 3.168 Beamten aus mehreren Bundesländern im Einsatz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“