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Demo in Taiwan gegen Ehe für alle„Wir sind anders als der Westen“

In Taiwan haben Tausende gegen die geplante Zulassung der gleichgeschlechtlichen Ehe demonstriert. Es wäre das erste asiatische Land mit diesem Gesetzentwurf.

Er ist für die Ehe für alle: Gegendemonstrant in Taiwan Foto: dpa

Taipeh afp | Tausende Menschen haben in Taiwan gegen die geplante Zulassung der gleichgeschlechtlichen Ehe in dem Inselstaat demonstriert. In weiß gekleidet versammelten sie sich am Donnerstag vor dem Parlament, in dem ein Ausschuss über den entsprechenden Gesetzentwurf beriet. Taiwan wäre das erste asiatische Land, in dem die Ehe für alle zugelassen werden könnte.

Die Organisation „Allianz für das Glück der nächsten Generation“ unterstütze zwar gleiche Rechte für homosexuelle Paare in einigen Bereichen, erklärte deren Sprecher David Tseng. Hochzeiten sollten jedoch nur zwischen einem Mann und einer Frau erlaubt werden.

„Wir sind anders als der Westen. In der östlichen Kultur messen wir dem Respekt gegenüber dem Vater und der Mutter hohen Wert bei“, sagte Tseng. Dieser Wert müsse beibehalten werden. Der Sprecher forderte ein Referendum zu dem Thema.

Seit dem Wahlsieg der oppositionellen Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) im Januar hoffen Homosexuelle in dem Land auf die Einführung der Homo-Ehe. Taiwan gilt in vielen Bereichen als fortschrittlich, auch was die Rechte von Homosexuellen angeht. Unter der jahrzehntelang regierenden Kuomintang (KMT) hatte bei dem Thema Stillstand geherrscht.

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5 Kommentare

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  • Taiwan ist kein Land, kein Staat, auch kein "Inselstaat", sondern eine Provinz Chinas.

    • @Blauer Apfel:

      Sie folgen weiterhin dem großen Vorsitzenden auf seinem kapitalistischen und imperialistischen Weg in die Zukunft? Vergessen Sie bitte auch nicht die chinesische Bevölkerung dabei!

  • Würde man die finanziellen Vorteile in der Ehe abschaffen, dann würde sich auch die Frage nach der Ehe nicht mehr aus materiellen Gründen so stellen wie heute immer noch.

  • „Wir sind anders als der Westen. In der östlichen Kultur messen wir dem Respekt gegenüber dem Vater und der Mutter hohen Wert bei“, sagte Tseng. Dieser Wert müsse beibehalten werden."

     

    Dass ist das, was ich nicht verstehe. Was hat der eigene Lebensentwurf, die Sehnsucht nach Glück (nicht der pursiut of happiness) angesichts eines Begehrens mit dem Respekt vor Vater und Mutter zu tun. Was ist das für ein Respekt, der da eingefordert wird, auf Kosten des Unglücks der Kinder? So viel Wege kleiner Meerjungfrauen kann es gar nicht geben. Die gesellschaftliche Verfasstheit macht ein Geschäft mit der Not von Minoritäten.

  • Dass die Taiwaner sehr viel "anders als der Westen" sind, kann ich von hier aus nicht erkennen. Manche von ihnen denken offensichtlich auch nicht lange genug darüber nach, was sie so von sich geben in der Rage.

     

    Wieso sollt es "dem Respekt gegenüber dem Vater und der Mutter" eigentlich abträglich sein, wenn gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen? Ich meine: Nicht jeder, der verheiratet ist, hat auch Kinder. Und nicht jeder, der Kinder hat, hat sie auf natürlichem Weg bekommen. Außerdem behandeln längst nicht alle Eltern ihre Kinder so, dass man sie dafür wirklich ehren sollte.

     

    Sollten gleichgeschlechtliche Partner – auf welchem Weg auch immer – Eltern werden, steht einer Ehrung nichts im Wege, so lange sie die Elternrolle vernünftig ausfüllen. Ob ein Kind nun zwei Mütter ehrt, zwei Väter oder eine Mutter und einen Vater, ist ihm ziemlich egal. Es liebt ganz einfach dafür, dass es geliebt wird. Ein Problem haben nur solche Leute, die (weil sie es mal so eingebläut bekommen haben) sofort "oh Sünde!" denken, wenn sie von gleichgeschlechtlichem Sex erfahren. Das sind dann aber meistens nicht die Kinder solcher Eltern. Sie sind also zur Ehre nicht verpflichtet. Sollen sie doch die Eltern ehren, die sie so lange verprügelt haben, bis sie niemandem mehr eine Liebe gönnen. Schon gar nicht denen, die sich eine Liebe gönnen, die sie sich ganz entscheiden selbst verbieten.

     

    Werden gleichgeschlechtliche Partner – warum auch immer – keine Eltern, geht der Hinweis auf die Eltern-Ehre sowieso vollkommen ins Leere.

     

    Merke: Wer die Ehe mit der Elternrolle zwangsverheiratet, hat dafür keine rationalen Gründe, sondern allenfalls emotionale. Das ist im "Westen" nicht viel anders als im "Osten" – und schreit in jedem Fall nach Aufklärung. Ehre dem "Elternteil", das genügend Autorität besitzt, diese Aufklärung ganz ohne Prügel hinzukriegen!