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Demo gegen SexualkundeunterrichtAufmarsch der „Besorgten Eltern“

Eine Initiative demonstriert am Samstag in Hamburg gegen kindliche „Frühsexualisierung“. Auch Gegenprotest ist angemeldet.

Empört: Demonstration der „Besorgten Eltern“ in Hannover im November 2014. Bild: dpa

HAMBURG taz | Orgasmus als Thema im Kindergarten? Unterricht zu Transsexualität in der Grundschule, Beschäftigung mit Analsex in der Mittelstufe? Wiederholt stritten im vergangenen Jahr organisierte Eltern wider staatliche Einrichtungen darum, was ihre Kinder wann über Sexualität erfahren sollten. Für den morgigen Samstag nun hat die Gruppe „Besorgte Eltern“ aus dem münsterländischen Sendenhorst eine Demonstration in Hamburg angemeldet – das Motto: „Stoppt den Sexualkundezwang an Grundschulen“.

Die Eltern-Initiative um Mathias Ebert sorgt sich nicht nur um die Kinder: Sie sieht durch die vermeintliche „Frühsexualisierung“ die Gesellschaft insgesamt bedroht. Seit vergangenem Jahr richtet sie im ganzen Bundesgebiet Demonstrationen aus, forderte: „Stopp – zur Entmündigung der Eltern bei der Kindererziehung und Aufklärung“, aber auch „zu der Genderbewegung“.

Im Internet schreiben die besorgten Eltern, Gender-Mainstreaming sei zur „’Querschnittsaufgabe‘ der Politik geworden“, die „sich hinter dem Rücken der Öffentlichkeit von der EU über die staatlichen Institutionen, die Universitäten und Ausbildungseinrichtungen bis an die Basis der Schulen und Kindergärten eingeschlichen“ habe. Die Rollen von Mann und Frau würden aufgelöst – dabei garantiere doch einzig die Familie der Gesellschaft das „Überleben“.

Verbunden ist die Initiative unter anderem dem Magazin Compact: Auch dessen Chefredakteur Jürgen Elsässer sieht die Familie durch „sexuelle Umerziehung“, „Gender-Mainstreaming“ und „Raubtierfeminismus“ bedroht. Als Redner auf einer „Besorgten“-Demo in Dresden schimpfte er bereits darüber, dass sexuelle Minderheiten der Mehrheit ihre Partikularinteressen aufzwingen wollten. Den Hamburger Aufruf zieren dennoch Regenbogenfarben. Auch den Vorwurf der Homophobie weist „Besorgte Eltern“-Gründer Ebert zurück.

Auftakt für die Eltern-Demo ist um 12 Uhr am Hauptbahnhof/Hachmannplatz. Angekündigt ist auch Protest: Der schwullesbische Verein „Hamburg Pride“ lädt um 11 Uhr an den nahe gelegenen Hansaplatz.

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17 Kommentare

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  • sry für doppelpost aber eine ergänzung....polizisten beleiditen pausenlos (Hurensohn Zecke Idiot) drohten mti Schmerzen und verweigerten Namen und dienstnummerrausgabe und drohten mit GEwalt sollte man nicht aufhören zu fragen. Sämtliche Handlungen dieser Art, die ich sah gingen von den "51ern" aus. Andere Polizisten verhielten sich vorher sehr korrekt und deeskalierend.

  • https://www.youtube.com/watch?v=a-5DChMp8w8 das ist nur exemplarisch für das Verhalten der Polizei....ich selber habe mindestens 5 dieser Vorfälle gesehen und wurde selber geschlagen. Der massive Pfeffersprayeinsatz sollte auch erwähnt werden. Die anscheinend gewünschte straßenschlacht (seitens Polizei) blieb aus.
  • "Besorgte Eltern" (Veranstalter der Demo GEGEN Frühsexualisierung in Grundschulen und KITAS) ist ein rechtspopulistisches Aktionsbündnis im Zusammenschluss mit rechtsextremistischen Tarn-Organisationen unter der Kappe der NPD und gestützt von Europas Rechte. Zielsetzung ist, mit Angstthemen in der Stadtgesellschaft Fuß zu fassen. In München, Stuttgart, Köln waren die u.a. auch schon unterwegs und haben ihre kruden, fundamentalistischen Weltanschauungen zu Markte getragen, um damit Nachbarn einzufangen (PEGIDA lässt grüßen). Mit der Realität an Grundschulen und KITAS ("Massenmasturbation in KITAS") hat das nichts zu tun. Leider werden hier sogar die Lütten mitgeschleppt und ins Bild oder vor Mikrophone gezerrt. Sehr skurril.

    • @Heist :

      Woher wollen sie das wissen? bitte geben sie doch entsprechende links im Internet an, damit ihre Behauptung nachvollziehbar ist.

      • @lulu schlawiner:

        suchen sie doch mal selbst! schauen sie mal bei embassy of god und bei anti-zensur-koalition. und suchen sie mal nach besorgte eltern und münchen. im mai 2014 wollten die zusammen mit nazis demonstrieren. haben gemeinsam zur demo aufgerufen.

        • @Woernmuc:

          Meine Nachforschungen haben ergeben, dass die "besorgten Eltern" noch eine junge , sich aus dem Internet, gesammelte lose Vereinigung sind. Bei der Demo in HH fand ich das Ganze von den Veranstaltern nicht gerade professionel aufgezogen. Am Bahnhof standen jedenfalls nur deutsch-russische und afrikanische Christen die mit rechter Gesinnung nichts zu tun haben. Es geht neuerdings schnell, jemanden in die rechte Ecke zu stellen. Auf der anderen Seite verstehe ich es überhaupt nicht wie man sich mit bekennenden Pädophilen und sexuell Degenerierten (nicht Homosexuelle gemeint) politisch arrangieren kann.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Da Kinder im Kindergartenalter mit ihrem " Geschlecht" spielen, sollte man schon darüber reden. Gegut wäre allerdings auch mal ne Idee.

  • Der Sexualkundeunterricht sollte sich schon an der Realität orientieren. Haben diese "Besorgten" in letzter Zeit mal YouTube oder MyVideo besucht?!?. Da kann nichts was im Unterricht gelehrt wird auch nur ansatzweise verstörend auf die lieben kleinen wirken. Also lieber mal für die Einhaltung der Jugendschutzrichtlinien plädieren als ständig seinen Unmut an Minderheiten jeglicher Art auszulassen.

  • Der Autor meint es leider zu freundlich mit den besorgten Eltern: Der Regenbogen ziert nicht aus toleranter Nettigkeit den Hamburger Aufruf. Er ist vielmehr Zuspitzung der homophoben Antihaltung der besorgten Eltern: Direkt darunter steht "Der Regenbogen gehört uns!". Entsprechend werden auf Kundgebungen der Eltern umgedrehte Rainbow Flags geschwenkt, die Geste sagt "Wir wollen unseren Regenbogen zurück!". Was ist das, wenn nicht homophob?

  • Wenn Kinder derartige Fragen haben, soll/muß Elternteil antworten. Das ist individuell und kann nicht als Lehrplan in der Schule vollzogen werden. Erst ab Pubertät ist es Aufgabe der Schule. Was sind das eigentlich für Leute, die es begrüßen, dass Kinder möglichst früh in der Schule mit sexuellen Themen konfrontiert werden. Welche Interessen liegen da vor?

  • Allein die Information, dass es so etwaas wie Sexualität oder gar Homosexualität gibt, soll eine Sexualisierung oder gar Umerziehung darstellen? Krudere Ideen gibt es ja wohl kaum.

     

    Und was fordern die? Etwa eine Aufklärung der Kinder erst mit der Ehereife? Sprechend ie mit der Presse?

     

    Und kein Wunder, dass die konservativen Parteien gegen direkte Demokratie auf Budnesebene sind, wenn die in ihren Mitgliederversammlungen solche Menschen live erleben dürfen. :-D

    • @Celsus:

      Umerziehung oder nicht ?

       

      Ein Diktattext aus SH (4.Klasse)

       

      Familien sind verschieden.

      Manchmal gibt es einen Papa

      oder eine Mama.

      Hin und wieder gibt es einen Papa und

      eine Mama. Ab und zu gibt es einen

      Stiefpapa, eine Mama und einen Papa.

      Mitunter gibt es eine Stiefmama, einen

      Papa und eine Oma. Dann und wann

      gibt es Pflegeeltern und leibliche Eltern. Manchmal gibt es zwei Mamas

      oder zwei Papas. Gelegentlich gibt es

      einen Papa, der früher einmal eine

      Frau war oder eine Mama, die früher einmal ein Mann war.

      Bei lesbischen Mamas, schwulen

      Papas oder Eltern, die ihr Geschlecht

      ändern, sprechen wir von einer

      Regenbogenfamilie.

      Eigentlich ist es egal, wer mit wem

      wie genau verwandt ist.

      Wichtig ist, dass die Familienmitglieder sich mögen und

      gerne eine Familie sind.

      Jona erzählt:

      ,,Wir sind fünf Kinder und leben mit

      unseren beiden Vätern und Opa Mika

      zusammen.

      Wir haben drei Mamas."

      Marianerklärt:

      ,,Meine Mama Loris kommt aus Dänemark und hat dort Samenzellen

      von einem netten Mann bekommen.

      Dann bin ich in ihrem Bauch gewachsen.

      ln Deutschland hat mich dann meine Mama Dani adoptiert."

      Dilan berichtet:

      ,,Zusätzlich zu meinen Eltern gibt es in meiner Familie noch Robin...

      .....Kay sagt:

      ,,Mein Vater ist jetzt eine Frau.

      Sie meint, sie war irgendwie immer

      schon eine Frau. lch finde, wir sind eine coole Familie."

  • Kann es sein, das in Deutschland immer mehr demonstriert wird?

    Da scheint vielleicht etwas in Bewegung zu kommen - hoffentlich in die richtige Richtung.

  • Die einen sind Charlie Hebdo, die anderen das Volk oder Joachim Meisner. Wer sich verfolgt fühlt oder attackiert, der ist nach allgemeiner Auffassung in jedem Fall am besten in der Masse aufgehoben. Zumindest, wenn es eine Masse Gleichgesinnter ist. Da fällt es nämlich nicht so auf, wenn man nicht selber denken will. Weil man dem eigenen Verstand nicht wirklich traut, wenn er partout nicht helfen mag gegen die Angst vor der Vernichtung. Wie gut, dass es Plakate gibt. Die sehen aus, als hätte man etwas gedacht, auch wenn sie keinen großen Sinn ergeben.

    • @mowgli:

      Menschen, die sich darüber Gedanken machen, ob die frühkindliche pantomimische Darstellung von Cunnilingus und Analsex das angeblich durch Erziehung geprägte Schamgefühl austreibt und damit einen besseren Menschen hervorbringt, können denken und sind möglicherweise weniger anmaßend als Sie.

      Ob ihre Gedanken in die richtige Richtung gehen, steht auf einem anderen Blatt. Das gilt übrigens auch für die "Experimentalstudien".

    • @mowgli:

      Nachdem die GRÜNEN ihre pädophile Vergangenheit aufarbeiten (Respekt dafür) und ich von meinen Kindern höre was in der Schule so "läuft" kann ich die Argumentation nachvollziehen. Ich gehe hin.

    • @mowgli:

      Ihr Beitrag hat mich so betroffen gemacht, dass ich gleich meine Erinnerungen, d.h. alle Anti-AKW Plakate von 1978, gegen Strauß Plakate, etc. weggeworfen habe. Der Dachboden ist leer. Danke Mogli. Danke. Ich denke, also bin ich. Ich denke, denke allein, also verändert sich nichts in der Welt.