Demo für die Aufnahme von Ortskräften: Afghanistan nicht vergessen
Hunderte Menschen demonstrierten am Samstag für die Aufnahme ehemaliger Ortskräfte aus Afghanistan. Die Bundesinnenministerin verspricht zu handeln.
Die Initiative Seebrücke sowie ein breites Bündnis von Betroffenen, afghanischen Initiativen und Unterstützer:innen hatten deshalb für dieses Wochenende bundesweit zu Aktionen aufgerufen. Unter anderem findet noch bis Montag ein Protestcamp am Spreebogenpark statt.
Auf Transparenten wurde von der Bundesregierung neben der Aufnahme von Ortskräften unter anderem gefordert, das Taliban-Regime nicht als Staat anzuerkennen. Auf einem weiteren Banner war „Grenzen auf überall“ sowie die Forderung zu lesen, „Stacheldraht zu Altmetall“ zu verarbeiten und die Festung Europa zu zerstören.
20.000 Liter Alkohol evakuiert
In Redebeiträgen wurde auf die besondere Gefährdung von Frauen und queeren Menschen durch die Taliban hingewiesen. Nora Brezger vom Flüchtlingsrat sagte, die Bundeswehr habe vor ihrem Abzug noch „über 20.000 Liter Bier, Wein und Sekt ausgeflogen – nicht aber die gefährdeten Menschen“. Die Bundesregierung habe „tausende Schutzberechtigte wissentlich den Taliban überlassen“, hieß es im Demoaufruf.
Trotz aller Versprechen zu handeln sehe ein geplantes Bundesaufnahmeprogramm für afghanische Ortskräfte lediglich 25 Millionen Euro vor. Das reiche für 5.000 Personen – „ein Bruchteil“ der tatsächlich vom „Terror-Regime“ der Taliban bedrohten Menschen. Nötig seien sichere Fluchtwege, unbürokratische Asylfolgeanträge und die Aussetzung der Notwendigkeit von Sprachzertifikaten für den Familiennachzug. Auch müsse die Regierung Verantwortung für die Hungersnot im Land übernehmen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) versicherte am Sonntag gegenüber Bild am Sonntag, die Regierung werde die ehemaligen Ortskräfte nicht im Stich lassen. In dem Zusammenhang bezifferte sie die Zahl der bereits aufgenommenen ehemaligen Ortskräfte und ihrer Familien auf 15.759. Die Ausreise zugesichert hat Deutschland allerdings bisher 23.614 Menschen – demnach warten noch mehr als 7.800 Personen auf ihre Rettung. Bis die Bundesregierung handelt, müssen sie und viele weitere Afghan:innen um ihr Leben bangen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten