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Debatte über TierversucheSollen Tiere für den Menschen leiden?

Wissenschaftler forschen an Tieren, um den Menschen besser zu verstehen. Auch an Primaten. Das ist ein ethisches Dilemma.

Eine notwendige Qual? Foto: dpa

Wir teilen Tiere in Haustiere, Nutztiere und Versuchstiere ein. Das prägt unser Verhältnis zu ihnen. Den einen geben wir Namen, wir umsorgen sie und trauern, wenn sie sterben. Die anderen werden zu Steak und Schnitzel. An letzteren testen wir Medikamente und Forschungsfragen.

Mit der Unterteilung regeln wir nicht nur den unterschiedlichen Umgang mit den Tieren, sondern gestehen ihnen auch unterschiedliche Rechte zu. In der Massentierhaltung gelten andere Gesetze, was Haltung und Tötung angeht, als bei Tierversuchen.

Der griechische Philosoph Aristoteles hat die Lebewesen in ein hierarchisches Stufenmodell eingeordnet, mit dem Menschen als „Krone der Schöpfung“. Aus der Hierarchie folgte die Legitimation zur Beherrschung der scheinbar niedrigeren Spezies – und zu ihrer Verwertung für den Nutzen der höher gestellten.

Im Streitgespräch, das am Samstag, 30. Juli, in der taz. am wochenende erscheint, treffen zwei Koryphäen ihres jeweiligen Forschungsfelds erstmals aufeinander und diskutieren über die Moral von Tierversuchen. Die deutsche Philosophin und Tierethikerin Ursula Wolf kritisiert darin die „Sonderstellung des Menschen“. Sie fragt: Mit welchem Recht verwenden wir Tiere so, wie es uns bei Menschen nie in den Sinn käme?

taz.am wochenende

Am Sonntag demonstrieren tausende Erdogan-Fans in Köln. Wie schätzen Deutsch-Türken die aktuelle Lage in der Türkei ein? taz-Autor Volkan Agar war in der Kölner Keupstraße und sprach mit Anwohnern und Ladenbesitzern. Seine Reportage lesen Sie in der taz.am wochenende vom 30./31. Juli. Außerdem: Eine Tierethikerin und ein Affenforscher diskutieren über Moral und Tierversuche. Der Kulturtheoretiker Klaus Theweleit erklärt nach den Anschlägen, was die Täter eint. Und ein taz-Autor beschreibt seine Sammelleidenschaft für Schockbilder auf Zigarettenschachteln. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Für den Neurowissenschaftler und Leiter des Deutschen Primatenzentrums Stefan Treue gibt es hingegen eine klare „Spezies-Grenze“, er spricht sich dagegen aus, Tieren Menschenrechte zuzugestehen. „Der Unterschied zwischen Mensch und Tier ist, dass der Mensch die nötigen kognitiven Fähigkeiten besitzt, für sich selbst zu entscheiden“, sagt der Leiter des Primatenzentrums. Für Ursula Wolf ist das kein Argument für einen anderen moralischen Umgang mit Tieren. „Ansonsten könnten wir ja auch sagen: Wir nehmen für die Tierversuche nicht nur Affen, sondern auch Säuglinge.“ Sie ist der Meinung, dass Tierversuche nur dann legitim sind, wenn die Tiere gar nicht oder nur punktuell dabei leiden müssen.

Wolfs geht bei der moralischen Bewertung von der Leidensfähigkeit eines Lebewesens aus, man nennt diese Position pathozentrisch. Eine andere Position ist es, den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen, das nennt man dann anthropozentrisch. Ursula Wolfs pathozentrische Position stützt sich auf ein Denken, das Arthur Schopenhauer geprägt hat. Die Basis uneigennützigen Handelns ist nach Schopenhauer die Erkenntnis des Eigenen im Anderen, dabei schließt er auch Tiere mit ein. Immanuel Kants anthropozentrischer Ansatz lässt sich daran erkennen, dass er forderte, der Mensch solle vor allem deshalb keine Tiere quälen, weil es ihn emotional abstumpfen lässt. Und diese Verrohung würde sich wiederum negativ auf den Umgang der Menschen miteinander auswirken.

Für Peter Singer, der als Begründer der modernen Tierethik gilt, sind Leidensfähigkeit und Selbstbewusstsein eines Lebewesens die Basis moralischer Überlegungen. Die Zugehörigkeit zur Spezies „Mensch“ ist für den Philosophen nicht ausschlaggebend. Ähnlich wie beim Rassismus geht er davon aus, dass die Unterteilung in Spezies ein soziales Konstrukt ist und kritisiert die Praxis als „Speziesismus“. Problematisch wird seine Argumentation, wenn er die Präferenzen, die ein geistig weiter entwickeltes Lebewesen wie ein erwachsener Hund oder ein Affe besitzt, über die eines Säuglings oder geistig beeinträchtigten Menschen stellt.

Theoretische Überlegungen stoßen allerdings schnell an eine Grenze, wenn sie mit der Realität konfrontiert werden. Sobald viele Menschenleben auf dem Spiel stehen, wie das bei globalen Epidemien und chronischen Erkrankungen der Fall ist, wird anders gehandelt. Meistens wird in diesen Debatten dann die Fortdauer und Verbreitung menschlichen Lebens zum allerhöchsten Ziel der Politik erklärt.

Der Tierforscher Stefan Treue fordert im Gespräch eine „allgemeine Ethik“ und stellt die Frage, warum für Tierversuche andere Gesetze gelten als für die Massentierhaltung. Er sieht sich als Tierfreund und sagt: „Gäbe es einen Durchbruch, der dieselben wissenschaftlichen Erkenntnisse und Fortschritte ohne Primatenversuche ermöglichen würde, würde ich sofort aus der Primatenforschung aussteigen.“ Doch solange das nicht der Fall ist, sind Tierversuche für ihn notwendiges Übel.

Was denken Sie darüber? Müssen Tiere für den Menschen leiden? Diskutieren Sie mit!

Das von Heike Haarhoff moderierte Streitgespräch zwischen der Tierethikerin Ursula Wolf und dem Leiter des Deutschen Primatenzentrums lesen Sie in voller Länge in der taz.am wochenende vom 30./31. Juli.

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26 Kommentare

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  • Sachliche Informationen zu Tierversuchen in der Forschung in Deutschland findet man hier: http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/geschaeftsstelle/publikationen/tierversuche_forschung.pdf

    • @Sylvia Siersleben:

      Nein, die Tierforscher machen einseitig Werbung. Tierversuche sind ein Milliardengeschäft. Tierversuche wurden niemals validiert !!!!!

  • Herr Treue ist ein älterer Forscher, für den Tierversuche der einzige Weg sind. Er sieht keinen anderen Weg, da er nie etwas anderes gelernt hat. Er denkt und arbeitet wie in den fünfziger Jahren. Für ihn sind Tiere eine Sache und das in der Forschung gelogen wird, interessiert ihn nicht. Kein Wort, dass Asbest an Ratten getestet wurde und die Opfer um jede Hilfe betrogen wurden. Kein Wort, dass es den Verkehrsdummy gibt, der sämtliche Tierversuche ersetzt hat. Kein Wort, dass mehr als 50.000 ! Menschen jährlich an den Folgen von Nebenwirkungen von Medikamenten sterben. Es geht ihm nur um den Erfolg eines Forschungsprojektes, denn dieser beinhaltet die Eigeninteresse der Forscher. Es geht um gigantische Forschungssummen ! Die lesenswerte Broschüre der Ärzte gegen Tierversuche: „Woran soll man testen“ zeigt auf, dass Tierversuche sofort ersetzt werden können. http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de.

  • Teil III

    Um hier auch einmal die nicht gern gesehen und gehörte Fakten einmal kurz vor Augen zu führen: Tiere werden u.a. mit Giften vollgepumpt, begast, verätzt. Ihre Knochen werden gebrochen, die Glieder verrenkt, die Sehnen zerschnitten, die Muskeln gequetscht. Ihre Organe werden zerstört, sie erhalten mit glühendem Eisen große Brandwunden bei vollem Bewusstsein. Sie werden mit Krankheiten infiziert und mit schweren genetischen Störungen gezüchtet. Sie werden immobilisiert zur Herbeiführung von Magengeschwüren, ohrenbetäubend beschallt oder mit Stromstößen in den Wahnsinn getrieben. Sie werden zusammengeschossen, zu Tode operiert, neue Waffen werden an ihnen ausprobiert. Ihnen werden künstliche Schlaganfälle zugefügt, ihre Adern werden abgeklemmt. Sie müssen unter Todesangst bis zur totalen Erschöpfung, bis hin zum Ertrinken schwimmen. Unter größtem Durst, mit Elektroden im Hirn, über Stunden immobilisiert, bedienen sie für einen Tropfen Wasser die richtigen Knöpfe. Sie sterben immer noch langsam und qualvoll.

  • Teil II

    Das medizinischer Fortschritt und damit einhergehende Versuchsreihen von enormer Relevanz ist, steht außer Frage, nur der Weg dorthin sollte kritisch, ethisch und moralisch immer wieder reflektiert hinterfragt werden. Tierfreie Ersatzmethoden stehen immer noch vielen Vorurteilen gegenüber, primär bei der Übertragbarkeit auf den Menschen. Auch mangelnde finanzielle Förderung und langwierige Anerkennungsverfahren, erschweren den Fortschritt für eine kompetente, wissenschaftliche tierversuchsfreie Forschung .

    Gegensätzlich weißt die tierexperimentell ausgerichtete Forschung unteranderem auf, dass beispielsweise 92% der potentiellen Arzneimittel, die sich im Tierversuch als wirksam und sicher erwiesen haben, nicht durch die klinische Prüfung kommen . Siehe hierzu auch https://www.facebook.com/Tierversuchsgegner-Berlin-und-Brandenburg-eV-260783473964377/?fref=ts#.

    Der tierversuchsfreien Forschung wollen wir uns in einer unserer nächsten Kampagnen annehmen. Gerne mehr zu uns und unserer Arbeit unter http://www.tierversuchsgegner-berlin-brandenburg.de

    Quellen: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/warum-tierversuche-unverzichtbar-sind-13220336-p3.html

    https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/infos/allgemein/248-warum-tierversuche-nicht-notwendig-sind

    U.S. General Accounting Office. FDA Drug Review: Postapproval Risks 1976-1985. Publication GAO/PEMD-90-15, Washington, D.C., 1990, S.4

  • Durch die Legitimation und Durchführung von Tierversuchen wird jährlich allein in Deutschland das Leben von über drei Millionen Tieren beeinträchtigen oder zerstört , um mehr über das menschliche Leben und dessen Verbesserung und Fortbestehen der Menschheit zu erfahren. Dies führt zu einem klassischen ethischen Dilemma und zieht zahlreiche Diskussionen mit sich. Herr Treue spricht sich im Zuge des Artikels dagegen aus, Tieren Menschenrechte zuzugestehen was er damit begründet, dass der Mensch die nötigen kognitiven Fähigkeiten besitzt, für sich selbst zu entscheiden. Grade hierbei muss der Schutz der Tiere von uns Menschen durch Anwaltschaft und einem schützenden Grundrecht gewährleistet werden, da sie eben nicht in der Lage sind sich selbst und ihre Bedürfnisse zu schützen und dem Gehör zu verschaffen. Denn wo ist der Unterschied, ob man einem Tier, welches wissenschaftlich fundiert als leidensfähiges Lebewesen gilt, das Recht auf Leben und Schutz vor Ausbeutung zusichern möchte oder Säuglingen, Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen und Menschen, die aufgrund von Krankheit wie Beispielsweise Demenz, ebenfalls nicht in der Lage sind sich selbst zu vertreten, dies aber selbstverständlich gewährt.

    Es stellt sich nicht die Frage, ob wir keine Tiere quälen sollten, weil wir sonst emotional abstumpfen und wie sich dieses Verhalten dann auf unser gesellschaftliches Zusammenleben auswirkt. Vielmehr sollten wir uns mit der Frage auseinandersetzen, ob wir in einer Gesellschaft leben wollen, die ein selektives Bewertungssystem von Spezien vornimmt und den Menschen dabei an oberste Stelle setzt (vgl. Peter Singer – Animal Liberation). Denn das Versuche an Menschen unter allen Umständen ethisch und moralisch unvertretbar sind, unabhängig vom Nutzen für die Allgemeinheit, ist ja auch eine Selbstverständlichkeit.

  • Diesem Artikel stünde auch eine andere Überschrift gut an: Dürfen durch "Tierversuche" menschliches Leben und Gesundheit in Gefahr gebracht werden? Den gebetsmühlenartig wiederholten Heilsversprechen der Experimentatoren und all der anderen, die sich hieran eine "goldene Nase" verdienen, stehen nämlich zig-tausend Fälle entgegen, bei denen im Tierversuche erprobte Medikamente dramatische Folgen hatten.

  • “ Sie ist der Meinung, dass Tierversuche nur dann legitim sind, wenn die Tiere gar nicht oder nur punktuell dabei leiden müssen."

    Gerne würde ich diesen Widerspruch, welcher es aus meiner Sicht ist, verstehen.

  • Dem Interview über die Vertretbarkeit von Tierversuchen fehlen jegliche Fakten und leider auch die Wahrheit. Eine dermaßende Verharmlosung der Tierversuche durch Bilder und Beschreibungen von vorzeigbaren Situationen, empfinde ich als realitätsfremd.

    Von beiden Seiten hätte ich mir eine themenbasierte Kompetenz und fundierte Argumentation gewünscht.

    Es reicht nicht, zu behaupten, bei Tierversuchen sei der Nutzen für die Menschheit größer als das Leid der Tiere.

    Wenn Tierversuche so nützlich und unverzichtbar sind, dann soll der Leser an der Stelle genau wissen, welche Krankheiten und Medikamente durch den Tierversuch konkret entwickelt wurden.

    Der Impfstoff gegen Ebola verhindert Ebola bei Affen. Bewahrt er deswegen Menschen vor dem Tod? Das ist nicht gewiss. Ein Medikamt gegen Rheuma gibt es bis heute nicht, trotz schmerzhafter Tierversuche seit Jahrenzehnten.

    Die Übertragbarkeit von Tierversuchen liegt laut Studien bei weniger als 0,01%. Diese Studien werten Tierversuche aus den letzten Jahrzenten aus und kontrollieren die Relavanz für die heutige Humanmedizin.*

    Es reicht nicht aus, zu behaupten, dass Tierverversuche durch das Tierschutzgesetz streng geregelt werden und aufwendig genehmigt werden müssen. Faktisch wird jeder Tierversuch genehmigt, wenn er formell richtig beantragt wird mit dem Argument, die Ergebnisse würden zu Erkenntnissen führen, die für die Humanmedizin nützlich seien. Die widerlegenden Studien habe ich gerade angesprochen.

    Gäbe es grundlegende Erfolge und lebensrettende Erkenntnisse, die nur aus dem Tierversuche resultieren können, dann wäre eine ethische Diskussion über die Vertretbarkeit darüber nötig. Solange aber die Übertragbarkeit nicht gegeben ist, sollte man über die ethische Vertretbarkeit, mit Tierversuchen Geld zu verdienen, diskutieren.

  • Die Überschrift an sich ist schon falsch und impliziert das, was viele Bürger denken: dass nämlich durch Tierversuche sichere und dem Menschen helfende Medikamente auf den Markt kommen; da hat die Pharma mit ihrer Werbung in den letzten Jahren ganze Arbeit geleistet. Das Ergebnis von Tierversuchen sind aber höchst selten auf den Menschen übertragbar und sehr fragwürdig.. Wenn das Medikament jahrelang am Tier getestet wurde und danach auf den Markt kommt, befindet es sich immer noch im Test, da es nicht sicher ist. Das erklärt auch, warum allein in Deustchland ca 500 Medikamente pro Jahr wieder vom Markt genommen werden, weil sie so gefährlich sind und Menschen sterben. Warum werden nun also Tierversuche gemacht? Weil sie einen Heidenprofit ausmachen. Futtermittelhersteller, Käfighersteller - es hängt eine ganze Industrie daran und die wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die Abschaffung von Tierversuchen. Zuguterletzt bezahlen WIR alles durch unsere Steuerabgaben. Das ist skandalös und ich hoffe, dass Viele aufwachen und sich dem entgegenstellen. Schließt euch Protesten an, schließt euch Demos udn Mahnwahcen vor Tierversuchslaboren an! Danke.

  • Tierversuche sind schlecht übertragbar und sagen daher wenig aus. Zugleich gibt es vielversprechende Alternativmethoden, die bislang nu einen winzigen Bruchteil der Forschungsgelder erhalten.

     

    Hier muss umgesteuert werden!

     

    Zugleich ist es nicht hinnehmbar, dass Tiere, die emhindungsfähig sind und Bedürfnisse haben, in dieser Weise behandelt und in Dauerangst und in der Regel nicht artgerecht gehalten werden. Vor allem "stark belastende" Versuche sollten sofort verboten werden - auch, damit Alternativen überhaupt zum zuge kommen. jene sind meist auch besser auf Menschen übertragbar.

     

    Tiere müssen endlich Rechte erhalten!

    Gerade Tierforscher sollten wissen, dass auch Tiere Entscheidungen treffen, Sozialverhalten besitzen, kommunizieren, denken und leiden.Ihr Sinnesorgane unterscheiden sich z. T. von unseren, dennoch nehmen sie die Welt auf ihre Weise war. Ihr Selbstbewusstsein äußert sich deswegen z. T. anders als bei uns, dennoch belegen Forscher wie Frans de Waal und andere, dass auch diese auf ihre Weise Selbstbewusstsein besitzen.

     

    Es scheint mir, als würden Menschen sich immer neue Gründe ausdenken, um mit Tieren machen zu können, was sie wollen. Doch gerade Menschn wie Ghandi oder Albert Schweitzer, die sich sehr für Tiere einsetzten, waren auch gleichzeitig um die Rechte der Tiere, bzw. um ihren Schutz vor dem Menschen besorgt!

     

    Tierversuche sind sehr schlecht auf den Menschen übertragbar.

    Es gibt bereits viele vielversprechende Ansätze für Alternativmethoden, die aber bislang noch zu wenig finanziell gefördert werden, weil die Gelder in die teure und ineffektive Tierversuchsforschung fließen, die leider etabliert ist.

     

    Hier muss umgesteuert werden - im Interesse von Tier und Mensch!

  • In Deutschland ist es übrigens längst nicht einfach einen Tierversuch anzumelden. Die Tierschutzgesetze hierzulande sind streng, modern und respektvoll dem Tier gegenüber. Jeder, der einmal selber einen Tierversuch beantragen musste, weiß wie viel Zeit und Know-How darin investiert werden muss. Erst, wenn ein Tierversuch unabdingbar und ethisch vertretbar ist, wird dieser genehmigt. Wer will sich ernsthaft informieren will, möge sich auf der Seite der LaGeSo das Tierschutzgesetz durchlesen.

     

    Ich als Experimentator bin sehr dankbar für unsere strengen Gesetze und bezeichne mich selber als Tierfreund. Meine Ausbildung habe ich sehr ernst genommen, weil ich wusste, wenn ich schon das Leben eines Tieres für meine Zwecke opfern muss, dann muss ich mein Möglichstes tun, um dies so angenehm wie möglich für das Tier zu gestalten. Ich muss wissen, wann eine Maus Schmerzen empfindet und dann sofort handeln, ohne zu zögern, weil meine Ergebnisse durch die Terminierung des Versuchstiers vielleicht nicht so ausfallen, wie ich es gerne hätte. Ich muss genau wissen, wie man ein Tier betäubt. Ich muss wissen, das es Tötungsmethoden gibt, die für mich angenehmer sind, aber bei dem das Tier 5 Minuten braucht um qualvoll zu ersticken, und, dass es Methoden gibt, die für mich belastender sind, dem Tier aber nicht einmal mehr die Ahnung des Unheilvollen geben, weil es schnell und schmerzlos abläuft. Und dann, muss ich mich bewusst, für das Tier entscheiden. Ich habe es in der Hand, wie viel Respekt und Dankbarkeit meinen Tieren zukommt.

     

    Und nein, manchmal gibt es einfach keine Alternativen zum Tierversuch!

    • @Debbie:

      Nur Ihre Forschung mit Tieren wird mit Milliarden von Steuergeldern gefördert, da fliessen gigantische Summen ! Warum nur da und nicht in die Forschung ohne Tierversuche ?

    • @Debbie:

      Vermutlich dürfte Ihnen selbst bewußt sein, dass dies so nicht stimmt. Unser "Tierschutzgesetz" verdient seinen Namen nämlich nicht, da es jeglichen Tierschutz wirtschaftlichen Interessen unterordnet. So auch gerade geschehen durch das OVG Münster in Sachen "Kükenschreddern". Ebenso verhält es sich bei "Tierversuchen", die übrigens niemals validiert wurden - eine Barriere, die Alternativmethoden auferlegt wird. Es geht zwar aus Ihrem Beitrag nicht hervor, welche "Experimente" Sie betreiben, Sie sollten aber wissen, dass bei sogenannter Grundlagenforschung die Genehmigungen durchgewinkt werden. Nun noch ein Wort zur immer wieder behaupteten Alternativlosigkeit von "Tierversuchen": Sie verschweigen die immer wieder augetretenen und auftretenden Todesfällen und schwerden Erkrankung durch dermaßen erprobte Medikamente, derzeit spricht man allein in Deutschland von 60.000 Toten jährlich durch Medikamentennebenwirkung. Gestern erst las ich noch, dass heute noch in Spanien Conterganopfer gerichtlich um ihre Rechte kämpfen müssen. Es kann also keine Rede davon sein, dass eine Pseudowisschenschaft Tiere zum Wohl der Menschen opfert. Richtig ist vielmehr, dass sich (noch) kommerziell begründeter Forscherdrang barbarisch an unseren Mitgeschöpfen austoben darf und dabei nicht die geringste Rücksicht auf Folgen für menschliches Leben und Gesundheit nimmt.

  • Die Überschrift ist falsch und müsste lauten:

     

    "Sollen andere Tiere für den Menschen leiden?"

     

    Wir sind nämlich auch Tiere und vom aktuellen Stand der Wissenschaft ausgehend, dass die meisten fühlen und leiden können wie wir, lautet die Antwort klar: nein.

  • Wer gegen Tierversuche ist kann sich gerne freiwillig für die Testreihe des neuen Krebsmedikaments zur Verfügung stellen.

  • 3G
    35440 (Profil gelöscht)

    Rein biologisch ist der Homo Sapiens auch ein Tier, er wird in der einmaligen Kategorie "Mensch" einsortiert, weil er dazu fähig ist Hochkulturen aufzubauen und Regeln abseits der Instinkte aufzustellen. Etwas was kein Tier kann. Alles andere wie das Nutzen von Werkzeugen, Kommunizieren und neues Ausprobieren, können verschiedene Tiere auch. Besonders die, welche wir für Versuche nutzen.

     

    Tieren die Intelligenz abzusprechen ist Schwachsinn, dann kann ich auch dem Menschen körperliche Fähigkeiten absprechen weil er nicht 120 km/h schnell ist oder drei Stunden auf Lunge tauchen kann. In solchen "Argumenten" spiegelt sich doch die reine Großkotzigkeit wieder.

     

    Doch wie verlogen die ganze Debatte ist, merkt man auch im Artikel am folgenden Satz:

     

    "Problematisch wird seine Argumentation, wenn er die Präferenzen, die ein geistig weiter entwickeltes Lebewesen wie ein erwachsener Hund oder ein Affe besitzt, über die eines Säuglings oder geistig beeinträchtigten Menschen stellt."

     

    Offenbar ist es völlig ok, stundenlang darüber zu diskutieren wie intelligent Tiere sind und wieviel Rechte wir diesen zugestehen, ABER sobald dies dann zu logischen Konsequenzen führt, nämlich das ein im Vergleich intelligenterer Hund oder Schimpase schlauer ist als ein behinderter Mensch, ja dann beruft man sich dann doch lieber auf die grundsätzliche Überlegenheit des Menschen.

     

    Ich denke, man sollte in erster Instanz ehrlich sein. Will man Tieren überhaupt Rechte in ihrem Sinne zugestehen und daraus auch die Konsequenz ziehen, dass bspw intelligente Tiere mehr Rechte haben als im Vergleich dümmere menschen? Oder sind das nur Wohlstands-Scheindebatten, die sofort zusammenbrechen, wenn man die Gretchenfrage stellt?

     

    PS

    Daran krankt es übrigens in fast jeder Debatte. Aus "Alles auf den Tisch" wird schnell ein "Wir müssen uns aber in Grenzen bewegen".

  • "Sie fragt: Mit welchem Recht verwenden wir Tiere so, wie es uns bei Menschen nie in den Sinn käme?"

     

    Also ohne auf das Thema einzugehen ist das argumentativ für eine Philosophin recht schwach. Weder behandeln wir Menschen sonderlich gut noch ist zu erwarten das Tiere sich besser verhalten würden. Da wirkt die Misshandlung doch natürlich.

     

    Die Diskussion muss wesentlich besser geführt werden. Nicht nur weil wir die armen Tiere besser schützen müssen, sondern auch weil es durchaus Zukunftsgedanken gibt die uns Menschen selbst zum Versuchsobjekt degradieren und die Unterscheidungsmerkmale zum Tier verschwimmen lassen.

    Stichwörter wären da Splicing, tierische Evolution, Biologie als programmierbare Maschinen und die breiter verteilte IQ-Spanne.

    Denn ob ein IQ200 Mensch im 2200Jahrhundert den Urwaldbewohner mit Steinzeitwissen noch als gleichwertig betrachtet ist fraglich.

  • Ich finde der Staat sollte da konsequent sein und ein Ausstiegsdatum setzen. Die Forschung ist weit genug um Tierversuche abzulösen, und so würde die Notwendigkeit dafür geschaffen.

    Ähnlich den Norwegern und ihrem Elektromobilitätsplan.

    Soll die Wirtschaft sich dem Staat fügen und nicht umgekehrt.

    Ich mag das Wort fügen übrigens nicht.

    • 3G
      35440 (Profil gelöscht)
      @PandapandaOi:

      Leider ist die Natur komplexer als in den schönen Wissenschaftstheorien.

       

      Man kann theoretisch etwas von Computer errechnen lassen und im Labor absichern. Praktisch gibt es immer Komponenten, die man erst später bemerkt.

       

      Selbst nach den Feldversuchen mit tausenden von Probanden stellen sich danach noch Anomalien heraus, wo man doch dachte, 8,000 Versuchspersonen würden alle Aspekte abdecken.

       

      Also nein, das Ganze nur im Labor ohne am lebenden Objekt ist nicht machbar.

      • @35440 (Profil gelöscht):

        Das lebende Objekt sind die Menschen, die alle Nebenwirkungen von Medikamenten ertragen müssen.

  • Ich muss Herrn Stefan Treue recht geben. Auch wenn es grausam erscheinen mag Tiere für unser "Wohl" als Versuchskaninchen herzunehmen, dies ändert aber nichts an der Tatsache dass der Eigenschutz der Rasse Mensch zur Zeit nur durch ständige Forschung an lebenden Organismen möglich ist.

    Sollte dies in (hoffendlich nicht allzu ferner) zukunft nicht mehr nötig sein (z.b. durch durchbrüche in der stammzellenforschung), wird bestimmt kein Wissenschaftler darauf bestehen an lebenden Tieren forschen zu müssen.

    • @Manuel Kargl:

      Ich stimme ihnen zu. Was man allerdings tun kann ist dafür zu sorgen dass jeder Tierversuch auch wirklich wichtig ist.

       

      Beispielsweise könnte man einen Pflichtbetrag festsetzen die die Forschung zahlen muss um Tiere für Versuche zu verwenden.

      Weil ein Ratte kostet so gut wie nichts, wenn der Versuch an der Ratte irgendwas bei 100Euro kostet überlegt sich der Forscher vielleicht ob der Versuch wirklich so wichtig ist.

      • @Chaosarah:

        Ich denke, ein Pflichtbeitrag würde hier nur wenig nutzen. Einerseits deshalb, weil in vielen Bereichen Tierversuche schlicht gesetzlich vorgeschrieben sind - und das nicht nur bei notwendigen und akzeptablen Prüfreihen (z.B. für neue Medikamente), sondern auch bei vielen kosmetischen Produkten. Hier würde ein Pflichtbetrag nichts bringen, solange die Gesetze Geltung haben. Aber auch bei den (hier euphemistisch) "Grundlagenforschung" genannten Versuchen, bei denen es eigentlich nur darum geht, über den Abruf von Forschungsgeldern Umsatz und Gewinn zu generieren, sehe ich keinen nennenswerten Erlofg: Dann werden die Gelder für Foschung halt erhöht, da es sich doch laut Protokoll um "wichtige" Versuche handelt. Es müsste vielmehr eine unabhängige und "starke" Ethikkommission geben, die jede Versuchsreihe im Vorfeld begutachtet und je nach Notwendigkeit eine Genehmigung oder ein Verbot aussprechen dürfte. Auch müsste endlich (auch wenn die ceta/TTIP-Kritiker mich jetzt steinigen) Sorge dafür getragen werden, dass internationale Standards vertraglich eingeführt werden, die nicht für nahezu jedes Land eigene, neue Versuche fordert, die immer die gleichen Ergebnisse bringen. Bislang ist dies nicht einmal in der EU vollständig umgesetzt.

  • 1G
    10391 (Profil gelöscht)

    Diese Diskussion ist für Diplomarbeiten geeignet und würde hier jeden Rahmen sprengen.

    Zum Speziesismus, ich würde meine Artgenossen und mich durchaus über eine Kakalake oder Bettwanze stellen und das sind auch Tiere. Und wenn mensch noch einen Schritt weitergeht mit dem Speziesismus, sind letzlich auch Pflanzen, Pilze und Mikroben Spezien was die Diskussion um gleiche Rechte letztlich Ad Absurdum führt

    • @10391 (Profil gelöscht):

      Es kann und darf nicht darum gehen Tiere als Menschen zu behandeln.

      Aber man muss Lebenwesen mit Respekt behandeln - um seiner selbst willen.