Debatte über Öffnung der Schulen: Noch lange kein Normalbetrieb
Es wird Monate dauern, bis an den Schulen wieder regulär unterrichtet werden kann, fürchten ExpertInnen. Angestrebt werden bundeseinheitliche Regeln.
Im selben Sinne äußerte sich die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Maja Lasic: Es werde ab Montag, so hoffe sie, eine schrittweise „Rückkehr zum Bildungssystem“ geben, aber bis zu den Sommerferien wohl keine Normalität.
Die Landesregierungen und Kultusminister der Länder wollen in dieser Woche beschließen, wie es an den Schulen ab Montag weitergeht. Dann enden die Osterferien, und bis dahin haben die meisten Länder – so auch Berlin – ihre Bildungseinrichtungen wegen Corona geschlossen. Laut Lasic gibt es Grund zur Hoffnung, dass es diesmal ein bundeseinheitliches Vorgehen – etwa in puncto Abiturprüfungen – geben soll.
Beim letzten Treffen der Landeskultusminister im März war dies noch nicht der Fall. Mehr oder weniger Konsens scheint dabei zu sein, die Schulen schrittweise wieder zu öffnen – was auch die Wissenschaftler in dem am Montag veröffentlichten Gutachten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina fordern.
Denkbar wäre laut Lasic etwa, zunächst nur die Jahrgänge wieder in die Schule zu holen, die vor Prüfungen stehen – dem Abitur und dem Mittleren Schulabschluss –, sowie die 6. Klassen, bei denen der Schulwechsel ansteht. Die anderen Jahrgänge könnten nach und nach dazukommen, was bedeuten würde, dass manche SchülerInnen auch erst in fünf bis sechs Wochen wieder Unterricht in der Schule hätten.
Klassen halbieren
Zudem dürften die Klassen zunächst nur in halber Stärke antreten, um die Ansteckungsgefahr zu verringern, und es könnten wohl nur Kernfächer unterrichtet werden. „Die Wiedereröffnung kann nur schrittweise funktionieren“, sagt auch Erdmann – aus Infektionsschutzgründen und weil rund 40 Prozent der Berliner LehrerInnen entweder zur Corona-Risikogruppe gehörten oder Vorerkrankungen hätten. „Allein deshalb ist eine komplette Öffnung ab Montag utopisch“, bestätigt Lasic.
Auch der Landeselternausschuss (LEA) geht in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme davon aus, dass die Schulen „nur schrittweise und nach Jahrgängen gestaffelt wieder zum Normalbetrieb übergehen können“. Hinsichtlich der Abi-Prüfungen, die in Berlin wie in einigen anderen Bundesländern in der kommenden Woche beginnen sollen, sei man zudem skeptisch, ob sie angesichts der Pandemie ohne Nachteile für die Abiturient*innen durchgeführt werden können.
Sollten die Politiker der KMK daran festhalten, so der LEA, müsse es bundeseinheitliche Regelungen sowie „eine Gefährdungsbeurteilung und Machbarkeitsanalyse aus Sicht des Infektionsschutzes geben“ und besondere Vorkehrungen für SchülerInnen aus der Risikogruppe beziehungsweise mit Familienangehörigen, die dazugehören.
Noten-Abi statt Prüfungen
Für die GEW hofft Erdmann, dass sich die KMK auf ein Aussetzen der Abi-Prüfungen verständigt und stattdessen ein „Noten-Abi“ aus den letzten Zeugnissen bildet. „Das gebietet schon allein der Infektionsschutz“, sagt er. Auch die Landesschülervertretungen sind gegen normale Abiturprüfungen, da eine adäquate Vorbereitung unter diesen Umständen nicht möglich sei.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hält noch am Abi fest. Im Alleingang könne sie die Prüfungen nicht absagen, schrieb sie laut Tagesspiegel vorige Woche den SchülervertreterInnnen. „Wir setzen alles auf eine bundeseinheitliche Lösung“, sagt auch Lasic. „Sonst wartet auf uns das Chaos.“
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