Debatte über ÖR-Reform: Schluss mit stiller Post
25 Medienverbände, Institute und Initiativen haben den offenen Brief #UnsereMedienMitgestalten zur Reform der Öffentlichen-Rechtlichen veröffentlicht.
Offene Briefe haben ja eine lange Tradition. Luther hat seine Thesen an die Kirchentür genagelt und damit die Reformation ausgelöst. Bismarck sorgte mit der Emser Depesche für den Deutsch-Französischen Krieg anno 1870/71. Vor ein paar Wochen schrieben Kinderärzt*innen wegen des Medikamentenmangels offen an Karl Lauterbach. Und die Klimaaktivist*innen kommen aus der Poststelle gar nicht mehr raus.
Zum Schicksal offener Briefe gehört leider auch, dass sie gerne mal kalt weggelächelt werden. Das passiert regelmäßig, wenn sie den Adressat*innen nicht so passen und niemand „Stimmt aber trotzdem“ ruft. Von daher bleibt abzuwarten, was aus dem offenen Brief „#UnsereMedienMitgestalten“ von über 25 Medien- und Branchenverbänden, Instituten und Initiativen zur Reform der Öffentlichen-Rechtlichen wird. Entstanden ist er unter Federführung der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAFF) und meldet bei der zuständigen Rundfunkkommission der Länder Bedarf an einem „ständigen Medienkonvent“ an.
Der will parallel zum bereits eingesetzten Zukunftsrat bei den Reformen mitmachen. „Und warum dürfen die nicht alle in der gleichen Liga mitspielen?“, fragt die Mitbewohnerin. „Sonst kommen doch nur Gelaber und Forderungen auf so vielen und unterschiedlichen Inseln raus.“
Perspektive der Macher*innen und Nutzer*innen
Unterzeichner*innen sind die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse (AGRA), die Neuen Deutschen Medienmacher*innen, die ARD-Freien, Verbände der Gewerke von Drehbuch und Casting übers Maskenbild bis zur German Stunt Association. Der Verband der Deutschen Filmkritik ist genauso dabei wie die Freunde des Grimme-Preises (Transparenzhinweis: Ich war da bis letztes Jahr Vorsitzender). Das Grimme-Institut selbst fehlt, aber dessen Leitung hat es mit der Diskussion eh nicht so dolle und will lieber tief schürfen.
Da biste DAFF! Denn die schlüpft jetzt halt in die Rolle von Grimme und befeuert in ihrem Sinne die Diskussion: „Als Programmacher*innen und Medienschaffende verstehen wir uns als diejenigen, die das ö/r Mediensystem de facto betreiben. Wenn unsere Expertise […] nicht berücksichtigt wird, werden alle Reformvorschläge zum Scheitern verurteilt sein“, heißt es im Brief ein bisschen arg apodiktisch. Dabei haben die Autor*innen recht. In der Debatte kommt die Perspektive der Macher*innen und Nutzer*innen zu kurz.
Da reicht aber kein offener Brief, der bei der Rundfunkkommission auch schon für hochgezogene Augenbrauen sorgt. „Warum macht man da keinen Termin und kommt vorbei?“, fragt Rundfunkkommissions-Koordinatorin Heike Raab. Also Schluss mit der stillen Post und auf nach Mainz! Es muss ja nicht gleich wieder Krieg ausbrechen.
Leser*innenkommentare
Christian Will
70 jahre totgespart und 1 millionen tatorte später, während selbst die omas schon am programm verzweifeln, und minimum die hälfte der bevölkerung eh kein TV mehr schaut sondern netflix, apple & co, fragen sich die trägen funktionäre, ob sie nicht vlt doch mal was ändern könnten ....
doch nach all der talfahrt und den RADIKAL NEUTRALEN ANSICHTEN, fällt es natürlich schwer, alles übern haufen zu werfen, bzw einen richitg guten haufen anzuhäufen. deswegen macht man lieber zwei-klassen fernsehen ...
dreht 90 minüter in 13 tagen ... und hält an der krimi, fussbal, info&talkshow formel fest.
so war es und so bleibt es ... wie die omas sagen ... auch wenn sie es egtl besser wissen .... aber leider keine kraft und muse es doch anders zu machen ... oder doch ... irgendwann traut sich mal wieder einer .... bestimmt!
Budzylein
@Christian Will "totgespart"? Wer hat denn da gespart? Das Geld wird doch mit vollen Händen ausgegeben. Wenn auch oft nicht für das, wozu öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten eigentlich da sind.
Und was die Beitragszahler finanziert haben, steht nur befristet in den Mediatheken, obwohl es der Allgemeinheit, die die Sendungen bezahlt hat, dauerhaft zur Verfügung stehen müsste. Angeblich zum Schutz der privaten Medien, aber das meiste, was im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gesendet wurde, gibt und gab es bei den privaten Anbietern gar nicht.