piwik no script img

Debatte RechtspopulismusWehret den Anfängern!

Robert Misik
Kommentar von Robert Misik

Der Rechtspopulismus ist in Deutschland parlamentarisch angekommen. Anderswo gehört er längst zum Inventar. Und wird selten verstanden.

Feiern mit armen Würstchen: Bei der Bundestagswahlparty der AfD im Traffic Club in Berlin Foto: Christian Thiel

E s gibt Wahlergebnisse, die grosso modo erwartbar sind und dann doch Schockwellen schicken. Man kann so etwas das Wahlabend-Paradoxon nennen: alles wie erwartet, und dann doch ein Erdbeben. Klar, es gab auch ein paar Überraschungen: Die Union schwächer als angenommen, Linke, Grüne und FDP ein wenig besser. Aber sonst?

Wir Österreicher sind nun versucht, euch Deutschen zuzurufen: Willkommen in unseren neunziger Jahren!

Jetzt hat die Bundesrepublik also auch einen aggressiven Rechtspopulismus, hat Extremisten im Parlament, hat eine Radau-Fraktion, die auf der Klaviatur der Aufmerksamkeitsökonomie spielen wird – und steckt auch in den Dilemmata, die andernorts schon zur Routine geworden sind.

Das sah man am Montag bereits, aber eigentlich auch schon im Wahlkampf. Eine Partei erreicht laut vorläufigem Endergebnis 12,6 Prozent der Wählerstimmen, aber so zirka 90 Prozent der Aufmerksamkeit. Im Wahlkampf platzierte sie geschickt ihre Provokationen, und jeder redete über sie. Je mehr man sich über sie erregte, umso mehr Airtime hatte sie im Fernsehen. Viele, viele Talkminuten – aber es geht dabei auch nicht nur um Minuten- und Stundenzählerei, sondern um ein Gesamtarrangement.

Die Partei wirkt gruselig, aber dieses Gruseln löst im Publikum auch so etwas wie eine Angstlust aus, den wohligen Schauer, ein Erschrecken, das fesselt. Die AfD ist so etwas wie ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem man nicht wegschauen kann. Aber genau das ist eben die Kommunikationsstrategie des Radikalismus: Du musst uns deine Aufmerksamkeit schenken, du kannst gar nicht wegsehen!

Durchgeknallte Vollhonks

Das ging auf, obwohl die AfD in einer Hinsicht ein extremer Sonderfall unter den erfolgreichen Rechts-außen-Formationen ist: Sie ist de facto eine Partei ohne Anführer, ohne elektrisierende Zentralfigur. Österreich hatte Jörg Haider, anderswo heißen die Figuren Geert Wilders, Marine Le Pen, Donald Trump; auch Silvio Berlusconi zählte zu diesem Reigen. Manche charismatisch, andere einfach Exzentriker, die Dritten durchgeknallte Vollhonks.

Dagegen die AfD: an der Spitze schwer zerstritten, angeführt von talentlosen Narren, die sich gegenseitig regelmäßig zu erwürgen versuchen. Alexander Gauland, Frauke Petry, Alice Weidel – Lachnummern, die wahrscheinlich nicht einmal die Wähler und Wählerinnen der AfD kennen (Frau Petry hat sich mittlerweile bereits von der Fraktion verabschiedet). Sie haben gewonnen, ohne eine zentrale Identifikationsfigur zu haben, ja ohne überhaupt ein irgendwie – und sei es in ihrem Sinne – brauchbares Personal zu haben.

Der größte Fehler besteht in dem Glauben, die AfD habe wegen der Flüchtlingspolitik gewonnen

Manche Fehler im Umgang mit den Radikalen sind unvermeidbar – wie etwa der oben genannte Fehler, dass man ihnen zu viel Aufmerksamkeit zukommen lässt. Denn es sagt sich natürlich leicht, dass man die rechte Radaupartei am besten ignorieren sollte. Aber es gibt ein paar grundsätzliche Fehler und Fallen, in die jetzt alle tappen werden.

Der größte Fehler besteht in dem Glauben, die AfD habe wegen der Flüchtlings- und Migrationspolitik gewonnen. Das verkennt völlig die wesentlichen Energien, die solche Parteien stark machen. Denn entscheidender ist etwas ganz anderes: das Gefühl eines Teils der Bevölkerung, gar nicht wahrgenommen zu werden. Die Wut, dass es „da oben“ ein Establishment gäbe, das sich um die normalen Leute nicht schere. Das hat etwas mit Kränkung und dem Gefühl einer allgemeinen kulturellen Abgehängtheit zu tun, es hat mit dem Gefühl zu tun, dass man nicht ausreichend respektvoll behandelt wird, dass man nicht geachtet wird, dass man von einem imaginierten Establishment einfach ignoriert wird.

Wie alle psychopolitisch mächtigen Gefühle sind diese Emotionen wahr – im Sinne von berechtigt – und unwahr zugleich. Die Quellen des Verdrusses sind bestimmt nicht völlig unverständlich, aber ihr Umschlagen in blinde Wut und aggressiven Hass ist bei vielen an der Grenze zum Pathologischen. Parteien wie die AfD gewinnen nicht, weil ihre Wähler gern weniger Ausländer im Land hätten (oder gar keine). Sie gewinnen, weil Menschen so frustriert sind, dass sie das System auf den Knien sehen wollen.

Gar nicht erst ignorieren

Hat man einmal erkannt, dass es weniger um Fragen wie „die Ausländer“ oder „die Flüchtlinge“, sondern mehr um das Gefühl geht, grundlegend nicht respektiert zu werden, droht der zweite große Fehler. Das ist der Glaube, den simple linke Gemüter hegen, mit Sozialpolitik oder linker Wirtschaftspolitik könnten den Rechten ihre Wähler wieder abspenstig gemacht werden. Die Idee geht so: In Wirklichkeit sind die Wähler der Rechten sozial Abgehängte, die in materieller Not leben oder zumindest in Abstiegsangst und die man mit dem losen Versprechen auf „Wohlstand für alle“ und Umverteilung zurückgewinnen könnte.

Das ist aber eine etwas pausbäckige Vorstellung: die Vorstellung, dass Menschen entsprechend ihren ökonomischen Interessen handeln und eben links wählen würden, wenn sie ihre ökonomischen Interessen vertreten sähen. Da es für sie aber kein Angebot gibt, laufen sie den rechten Rattenfängern nach. Das ist natürlich viel zu simpel gedacht.

Die Wähler der Rechten sind zu einem erheblichen Teil tatsächlich „wirklich rechts“, sie haben mit dem gesamten Identitätsangebot der Progressiven nichts am Hut, sie sind autoritär und lebenskulturell extrem konservativ, sie sind zerfressen von Angst und Hoffnungslosigkeit und sind daher für eine Botschaft der Hoffnung und des Optimismus nicht so einfach zu gewinnen.

Man könnte sogar sagen: Sie wollen sie nicht hören. Sie leiden nicht unter Paranoia – sie genießen sie geradezu. Zu glauben, man könnte hier mit rationalen Botschaften durchdringen, wenn es in Wirklichkeit um Identitäten, Werte, tiefe kulturelle Entfremdungen geht, ist ein rationalistischer Aberglaube.

Man wird jetzt auf absehbare Zeit, zumindest für die anbrechende Legislaturperiode, akzeptieren müssen, dass die Feinde der Demokratie im Bundestag angelangt sind. Die Feinde der Demokratie muss man bekämpfen; an ihre Botschaften anpassen darf man sich nicht. Und um sie gut bekämpfen zu können, muss man die Gründe ihres Erfolgs verstehen.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Lesen Sie mehr zur Bundestagswahl 2017 in unserem Schwerpunkt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Robert Misik
Geboren 1966, lebt und arbeitet in Wien. Journalist, Sachbuchautor, Ausstellungskurator, Theatermacher, Universaldilettant. taz-Kolumnist am Wochenende ("Der rote Faden"), als loser Autor der taz schon irgendwie ein Urgestein. Schreibt seit 1992 immer wieder für das Blatt. Buchveröffentlichungen wie "Genial dagegen", "Marx für Eilige" usw. Jüngste Veröffentlichungen: "Liebe in Zeiten des Kapitalismus" (2018) und zuletzt "Herrschaft der Niedertracht" (2019). Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik 2009, Preis der John Maynard Keynes Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik 2019.
Mehr zum Thema

42 Kommentare

 / 
  • Wenn über die AFD diskutiert wird sollte m.Meinung nach immer wieder die Steuer- sozial Politik angesprochen werden.

     

    Kein Geringverdiener oder Arbeitsloser kann es sich überhaupt leisten die AFD zu wählen.

  • "Die Wähler der Rechten sind zu einem erheblichen Teil tatsächlich „wirklich rechts“, sie haben mit dem gesamten Identitätsangebot der Progressiven nichts am Hut, sie sind autoritär und lebenskulturell extrem konservativ, sie sind zerfressen von Angst und Hoffnungslosigkeit und sind daher für eine Botschaft der Hoffnung und des Optimismus nicht so einfach zu gewinnen."

     

    Sehr richtig. Gut zu beobachten bei den Wählerwanderungen.

     

    Rechts =konservativ und links = liberal habe ich in meinem Umfeld so nie wahr genommen.

     

    Gerade die alten Arbeiterschichten sind häufig klassische "Befehlsempfänger" die keinerlei Abweichung dulden. Meine Beobachtungen waren international dabei durchaus gleich.

  • Sehr gute Analyse. Hinzuzufügen ist eigentlich nur noch, dass dieses extrem konservative Lebens- und Denkmodell die genannten Ängste notwendigerweise produziert. Sie sind dem Modell inhärent. Interessanterweise beklegen genau diese Wähler ja einen Stillstand, der aber letztendlich eine Projektion darstellt.

  • Ja - is ja viel von vielen gesagt!

    Aber eben noch nicht von allen - gell!

     

    ""Denn entscheidender ist etwas ganz anderes: das Gefühl eines Teils der Bevölkerung, gar nicht wahrgenommen zu werden. Die Wut, dass es „da oben“ ein Establishment gäbe, das sich um die normalen Leute nicht schere. Das hat etwas mit Kränkung und dem Gefühl einer allgemeinen kulturellen Abgehängtheit zu tun, es hat mit dem Gefühl zu tun, dass man nicht ausreichend respektvoll behandelt wird, dass man nicht geachtet wird, dass man von einem imaginierten Establishment einfach ignoriert wird.

     

    Wie alle psychopolitisch mächtigen Gefühle sind diese Emotionen wahr – im Sinne von berechtigt – und unwahr zugleich. Die Quellen des Verdrusses sind bestimmt nicht völlig unverständlich, aber ihr Umschlagen in blinde Wut und aggressiven Hass ist bei vielen an der Grenze zum Pathologischen. "

     

    [...]

     

    ".. Parteien wie die AfD gewinnen nicht, weil ihre Wähler gern weniger Ausländer im Land hätten (oder gar keine). Sie gewinnen, weil Menschen so frustriert sind, dass sie das System auf den Knien sehen wollen. "

     

    [...]

     

    "Die Wähler der Rechten sind zu einem erheblichen Teil tatsächlich „wirklich rechts“, sie haben mit dem gesamten Identitätsangebot der Progressiven nichts am Hut, sie sind autoritär und lebenskulturell extrem konservativ, sie sind zerfressen von Angst und Hoffnungslosigkeit und sind daher für eine Botschaft der Hoffnung und des Optimismus nicht so einfach zu gewinnen.

     

    [...]

     

    "Man könnte sogar sagen: Sie wollen sie nicht hören. Sie leiden nicht unter Paranoia – sie genießen sie geradezu. "

     

    Robert Misik eben. Einen haben wir - zum Glück.

     

    Schmales Brett vorm Kopp bei Dhimitry, der sich mit einer Kari von Charlie Hebdo "schmückt". Manchmal weiß ich allerdings nicht, ob er mit Ironie hantiert.

     

    Konold Klaus: " Übrigens halte ich die Analyse der Wählerwanderungen für aussagekräftiger als alles Geschlaumeier, das seit Montag die Medien beherrscht."

    Volle Zustimmung."

     

    Gut - Verwertsackbeutelt!

  • Ich will ergänzen. Ja, linke Sozialpolitik wird rechte Wähler nicht plötzlich zu linken machen.

    Aber: sie wird langfristig Armut und Abstiegsängste verringern und damit den Frust eindämmen, der rechte Leute in die Arme von Partein wie der AfD treibt.

    • @njorg:

      Aktuell sieht es so aus, dass Wähler der Linkspartei zu Wählern der AfD wurden, insbesondere dort, im Ossiland, wo die Linkspartei besonders stark ist. Ganz besonders stark in Sachsen, wo sich der mitgliederstärkste Landesverband der Linkspartei findet.

       

      Eine starke Linkspartei hilft also nüscht gegen eine starke AfD. Man muss sich eher fragen, was das eine mit dem anderen zu tun haben kann.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Statt nicht zu wählen, einfach mal mit Rechts liebäugeln und zur Zufriedenheit Aller die Wahlbeteiligung hochpushen?

    Übrigens halte ich die Analyse der Wählerwanderungen für aussagekräftiger als alles Geschlaumeier, das seit Montag die Medien beherrscht.

  • "Man wird jetzt auf absehbare Zeit, zumindest für die anbrechende Legislaturperiode, akzeptieren müssen, dass die Feinde der Demokratie im Bundestag angelangt sind."

     

    Meinetwegen Nazis, Rassisten, Rechtspopulisten etc. Aber Feinde der Demokratie? Demos => das Volk. Dazu gehören nunmal Nazis, Ausländerfeinde, Rassisten, etc. Wer soll diese vertreten? Die Keine-Obergrenze-CDU oder Parteien links davon? Offensichtlich nicht, denn diese Parteien verachten diese Klientel. Demokratie ist, wenn alle Bevölkerungsgruppen im Parlament adäquat vertreten werden.

     

    Der geforderte Auschluss der Rechten von der politischen Entscheidungsfindung ist elitär und undemokratisch.

  • Ich war politisch schon seitdem ich mich dafür interessiere immer links. Ganz zu Anfang sogar als Punk. Meine Kritik galt damals unter vielen anderen Dingen zum Beispiel dem Finanzsystem und der entmenschlichten Gesellschaft, die damit einhergeht. Sie galt aber vor allem der globalen Ungerechtigkeit. Wie kann es sein, daß wir Hünchenabfälle nach Afrika exportieren und dort den Markt kaputtmachen, oder daß die Kleidung aus der Kleiderspende in Afrika verkauft wird und dort die Textilindustrie zu Grunde geht. Ich habe bis vor kurzem stets linke Parteien gewählt, so wie die SPD, Linke, Piraten (dieses Jahr zum ersten Mal CDU). ABER seit dem Jahr 2015 habe ich eine Kritik, die von meinen Stammparteien KOMPLETT ignoriert wird. Die sogar nicht nur totgeschwiegen, sondern auch noch als etwas positives verkauft wird. Ich bin aber, trotz allen ansonsten übereinstimmenden Positionen und auch unabhängig von dem Elend eines jeden einzelnen in der Welt, nicht der Meinung, daß es gut für Deutschland, für Europa und letzten Endes auch für die Welt ist, wenn noch mehr kulturfremde Menschen nach Deutschland kommen, von denen wir nicht genau wissen wer sie sind und wo sie genau herkommen und die so gut wie unmöglich in den gehobenen Arbeitsmarkt integriert werden können. Da kann ich noch so links denken, es will mir einfach nicht einleuchten, warum diese Position irgendein linker vertritt. Denn die Logik, daß es anderen Menschen schlechter geht als uns und wir helfen müssen, könnte man doch argumentatorisch auf die gesamte Welt übertragen. Nur, weil die Leute sich jetzt illegal auf den Weg machen, fühlt ihr euch auf einmal schuldiger als vorher, wo sie schön brav zu hause gesessen haben? Ihr leugt euch in die eigene Tasche, indem ihr diesen Konflikt nicht nur nicht bereit seit aufzulösen! Nein! Ihr habt nicht mal angefangen die Frage zuzulassen! Das Problem dabei ist, daß ihr Linke ( nur wegen einer einzigen Abweichung) zu Rechten macht, die dadurch irgendwann zu Rechten werden.

  • Der Erfolg der AFD beruht zum großen Teil auf den gefühlten Verlust der Teilhabe an der Entscheidungsfindung der Bundesregierung. Das problematische ist allerdings, dass es diese Teilhabe nie wirklich gegeben hat!

    Wer allerdings die letzten Jahre genauer hingeschaut hat, musste unweigerlich feststellen, dass durch die Regierungen, sei es die Bundes - oder Landespolitik, viele Möglichkeiten Einspruch zu erheben, gestrichen wurden.

    In vielen Fällen wurde beschlossen, dass Bescheide nur noch durch Gerichte angefochten werden können und nicht mehr durch den Einspruch oder Widerspruch bei der entsprechenden Instanz.

     

    In den letzten Jahren wurde dem Bürger seine Eigenverantwortlichkeit immer weiter eingeschränkt und beschnitten, so dass man das Gefühl bekommen musste, nicht mehr für Entscheidungsfähig gehalten zu werden.

     

    Der Bürger wurde von der Politik nur noch zu Wahlen von der Politik angesprochen, damit er seine Stimme regierungskonform abgeben soll.

     

    Diese Missachtung der Bürgerverantwortung fällt nun auf die etablierten Parteien zurück.

    Spricht man länger mit Menschen, die die AFD gewählt haben, vorzugsweise einzeln, stellt man fest, dass es nur in untergeordneter Wichtigkeit um die Flüchtlingspolitik geht, sondern wirklich um das "Abgehängt werden" von Entscheidungsprozessen in der Politik, beginnend auf der Kommunalebene.

    Es geht den Menschen zu weit, erst dann von Vorhaben der Politik zu erfahren, wenn sie bereits beschlossen sind.

    Da es in unserer Parteienlandschaft keine bedeutende Partei gibt, die sich die Änderung dieser Praktiken auf die Fahnen geschrieben hat, bleibt nur die Wahl der umstrittenen AFD.

    Diese wird von vielen gewählt, weil sie in ihren Aussagen, von Programm kann man ja nur untergeordnet sprechen, den Kampf gegen die Eliten propagiert!

     

    Durch das "Aussitzen " und das darstellen von Entscheidungen als "Alternativlos" hat Merkel es geschafft, dass immerhin fast 13% der wählenden die AFD gewählt hat.

     

    Merkel sollte dies nicht leugnen und gehen!!

  • Noch eins: Die finanziell Abgehängten sind nicht "sozial Abgehängte". Sozial Abgehängte sind die finanziell oberen 5-10%. Warum? Weil deren Reichtum auf der Armut anderer basiert.

  • Na dann ist ja alles gut, wenn es eh nix bringt, den materiell Abgehängten was zu bieten. Die Argumentation hätte auch aus dem Hayek-Verein kommen können.

     

    Wieso sind diesmal scharenweise Wähler der Linken zur AfD? Weil die eben "wirklich rechts" sind? Identifikation interessiert überhaupt nicht. Brauchbare Lebensumstände interessieren. Substanzielle Verbesserungen. Perspektive, Klarkommen und so. Es ist doch völlig wurst, welche Partei dafür sorgt oder sagt, dass sie das vorhat. Hauptsache es passiert irgendwann, und nicht erst in 50 Jahren.

    • @uvw:

      Vielleicht weil die Wähler Linkspopulismus nicht von Rechtspopulismus unterscheiden können?

  • 'Wer vor 5 Tagen den Kapitalismus gewählt hat, ob in Form von CDU, CSU, FDP, SPD, den Grünen oder der AfD, kann sich eins ins Notizbuch schreiben: Er hat sich für die Fortsetzung des imperialistischen Krieges von deutschem Boden aus entschieden. Es ist das Votum einer Mehrheit, die gern selbst Sklavenaufseher wäre.'

    Holy shit!

    • @Flipper:

      das war eigentlich eine Antwort auf den Kommentar von CKY um 17:24...

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Flipper:

      Jaja...

  • Die Analyse ist nicht mal schlecht. Die Folgerungen befremden mich jedoch.

     

    Es geht um "Identitäten, Werte, tiefe kulturelle Entfremdungen", und man dringt mit rationalen Argumenten nicht durch. Gut, und?

     

    Politik ist immer in der Situation, auch die emotionale Saite zum Klingen bringen zu müssen. Haben das Linke wirklich verlernt?

     

    Identitäten spielenn derzeit eine große Rolle im öffentlichen Diskurs: Geschlechtsidentitäten, PoC, schwarze Identitäten, feministische, ... Warum wird hier keine Gruppenidentität geboten?

     

    Es geht um Werte - nun, eine Gesellschaft ist immer ein Verhandeln von Werten. Wenn Anhänger der Werte sich gegenseitig bekämpfen, nennt man das nicht Demokratie, sondern Bürgerkrieg.

     

    Um tiefe kulturelle Entfremdung entgegenzuwirken, hilft nicht Ausgrenzung oder Bekämpfung. Wie lange soll das Spiel getrieben werden? Bis die AfD in Sachsen die absolute Mehrheit erreicht?

     

    Der Artikel ist destruktiv, weil Herr Misik keine Lösung außer "Bekämpfung" bietet. Demokratie lebt aber vom Überzeugen des anderen. Herr Misik vertritt eine total reaktionäre Position. Konzepte für alle zu entwickeln, ist natürlich schwieriger als auszugrenzen.

     

    Neben dem AfD-Erfolg bei den Bundestagswahlen gab es noch eine weitere Wahl, wo es um fehlende Identitätsangebot ging: die Erdogan-Abstimmung.

     

    Wann wird die Linke endlich in der Gegenwart ankommen und das Feld Gruppenidentität der Mehrheit wieder beackern?

    Vielleicht existiert der AfD-Erfolg sogar nur, weil Linke zu wenig Identitätsangebote machen und stattdessen das Feld den Rechten überlassen?

     

    Herr Misik hat jedenfalls keinen konstruktiven Beitrag dazu.

  • Was bitte schön schlägt der FPÖ-gestählte Misik denn vor? Ich lese nix dazu. Misik gibt leider stattdessen eine Position verkürzt wieder, so dass er sie leicht umpusten kann: "…der zweite große Fehler. Das ist der Glaube, den simple linke Gemüter hegen, mit Sozialpolitik oder linker Wirtschaftspolitik könnten den Rechten ihre Wähler wieder abspenstig gemacht werden. (…) In Wirklichkeit sind die Wähler der Rechten sozial Abgehängte, die in materieller Not leben (...) und die man mit dem losen Versprechen auf „Wohlstand für alle“ und Umverteilung zurückgewinnen könnte. (…) Da es für sie aber kein Angebot gibt, laufen sie den rechten Rattenfängern nach."

    Nein, die Position lautet etwas anders: Es muss darum gehen, allen Menschen, die sich durch soziale Exklusion abgekoppelt fühlen (also nicht nur den AfD-Wählern), durch den gemeinsamen Kampf um soziale (und andere) Rechte wieder Sinn, Stolz und eine Perspektive zu geben. Dann werden viele Mitläufer und Protestwähler der AfD (quasi en passant) wieder eingefangen oder zumindest ruhig gestellt, und die Themen in der öffentlichen Wahrnehmung verschieben sich wieder weg vom z.B. wahnhaften Starren auf die Flüchtlinge. Der rechtsradikale Rest (bei der AfD ca. 25%), wird rechts liegen gelassen und mit souverän-politischer Ausgrenzung belegt. Die Logik ist ganz einfach: Wenn es stimmt, dass das wirtschaftlich-soziale Abhängen vieler Menschen bei vielen zu aktivem rechtspopulistischen Verhalten führt, dann muss auch umgekehrt das Rezept dagegen hier dran ansetzen. Dass es daneben noch langfristig darum gehen muss, "autoritäre Persönlichkeitsmuster" abzubauen (bzw. gar nicht erst aufzubauen), bleibt davon unberührt.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Kris Kunst:

      "Die Logik ist ganz einfach: Wenn es stimmt, dass das wirtschaftlich-soziale Abhängen vieler Menschen bei vielen zu aktivem rechtspopulistischen Verhalten führt, dann muss auch umgekehrt das Rezept dagegen hier dran ansetzen."

       

      Sie liegen hier falsch. Wenn diese Logik stimmen würde, hätte es in der von der "Linken" glorifizierten Zeit unter Helmut Kohl keine rechtsradikalen Bestrebungen geben dürfen. Die Leute haben aber Republikaner gewählt und in Mölln und anderswo Häuser mit Menschen drin angezündet. Welcher Logik folgt das?

  • "Der größte Fehler besteht in dem Glauben, die AfD habe wegen der Flüchtlings- und Migrationspolitik gewonnen. Das verkennt völlig die wesentlichen Energien, die solche Parteien stark machen. Denn entscheidender ist etwas ganz anderes: das Gefühl eines Teils der Bevölkerung, gar nicht wahrgenommen zu werden. Die Wut, dass es „da oben“ ein Establishment gäbe, das sich um die normalen Leute nicht schere. Das hat etwas mit Kränkung und dem Gefühl einer allgemeinen kulturellen Abgehängtheit zu tun, es hat mit dem Gefühl zu tun, dass man nicht ausreichend respektvoll behandelt wird, dass man nicht geachtet wird, dass man von einem imaginierten Establishment einfach ignoriert wird."

     

    Volle Zustimmung.

     

    "Das ist aber eine etwas pausbäckige Vorstellung: die Vorstellung, dass Menschen entsprechend ihren ökonomischen Interessen handeln und eben links wählen würden, wenn sie ihre ökonomischen Interessen vertreten sähen. Da es für sie aber kein Angebot gibt, laufen sie den rechten Rattenfängern nach. Das ist natürlich viel zu simpel gedacht."

     

    Stimmt nicht. Zu 60-70% wählen Menschen die Radikalen/Populisten aus den o.g. Gründen (Misachtung, Ökonomie). Es grenzt beinahe an Beleidigung, wenn der Autor den Betroffenen gewisse kognitive Armut indem sie nicht erkennen, bzw. nicht interessiert sind, wer ihnen größere Karotte anbietet.

  • 3G
    33710 (Profil gelöscht)

    Die andere AFD hat ihr historisches Vorbild dem Jahre 1990 entnommen. Ein Land, die DDR, stand wirtschaftlich und innenpolitisch geschwächt mit dem Rücken zur Wand. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung war immens. Es kam zur anstehenden Volkskammerwahl und im Februar des Jahres entstand die AFD – die Allianz für Deutschland[1]. Die damaligen Protagonisten waren die DDR Blockpartei CDU und die neu formierten Parteien DSU (Deutsche Soziale Union) und der DA (Demokratischer Aufbruch). Die Geschichtsbücher informieren: die AFD bildete ein in der rechten Mitte des Parteienspektrums angesiedeltes Wahlbündnis, das Allianz für Deutschland genannt wurde.

     

    Ein Mitglied der Partei DA hieß – Angela Merkel. Die Volkskammerwahl endete für die DA mit einem 0,9-Prozent-Desaster. Dank der unerwarteten 41% für den Bündnispartner Ost-CDU (durch tatkräftig finanzielle und logistische Unterstützung der West-CDU) wurde die gemeinsame Allianz für Deutschland jedoch mit 48% Wahlergebnis faktischer Wahlsieger[2]. Das schlechte Abschneiden des Demokratischen Aufbruchs bei der Wahl und die Entwicklung der nächsten Monate nötigten zu einer Anlehnung des DA an die CDU, die von Merkel mitgetragen wurde. Am 4. August 1990 stimmte auf einem Sonderparteitag des Demokratischen Aufbruchs eine Mehrheit für einen Beitritt zur westdeutschen CDU nach vorhergehender Fusion mit der Ost-CDU. Merkel war eine von drei Delegierten, die der DA zum Vereinigungsparteitag der CDU in Hamburg am 1. und 2. Oktober 1990 schickte.

     

    Dort entdeckte sie ein gewisser Herr Kohl. Der war wiederum, politisch schon abgeschrieben und kurz vor der Abwahl, nur westdeutscher Bundeskanzler geworden, weil eine sog. Mauer fiel. Es kam zur deutschen Wiedervereinigung und der Rest ist allbekannte Geschichte.

  • 3G
    33710 (Profil gelöscht)

    Deutschland hat gewählt. Die alten und neuen Verwalter der BRD des Jahres 2017 drängen um die Fresstöpfe im Berliner Glaspalast. Eine Lösung für die Krise eines Systems, das an seinen ökonomischen Widersprüchen global zu kollabieren und in die absolute Barbarei zu verfallen droht, ist so fern wie ehedem. Aber das Bewusstsein der Masse liegt auf dem Tablett. Die Herrschenden lachen sich kaputt.

     

    Wer vor 5 Tagen den Kapitalismus gewählt hat, ob in Form von CDU, CSU, FDP, SPD, den Grünen oder der AfD, kann sich eins ins Notizbuch schreiben: Er hat sich für die Fortsetzung des imperialistischen Krieges von deutschem Boden aus entschieden. Es ist das Votum einer Mehrheit, die gern selbst Sklavenaufseher wäre. »Jede Religion misst die Glaubensstärke ihrer Anhänger an der Bereitschaft, Holz für den Scheiterhaufen herbeizuschleppen«

    • @33710 (Profil gelöscht):

      Was reden Sie denn da?

    • @33710 (Profil gelöscht):

      Welche imperialistischen Kriege führen wir denn so, Mali? Und es gibt ja eine ganze Reihe sozialistischer Länder, die vielleicht auf viele Wähler hier abschreckend wirken, Venezuela, Eritrea, Madagaskar, Kuba etc.

      • 3G
        33710 (Profil gelöscht)
        @Sven Günther:

        https://www.youtube.com/watch?v=ha32SvbfhKA

         

        Gregor Gysi zum Krieg in Mali und zur US-Drohnenpolitk

    • @33710 (Profil gelöscht):

      Vorallem weil derzeit Deutschland auch so viele imperialistische Kriege führt.

       

      Vielleicht haben die meisten einfach den Kapitalismus gewählt, weil man Erfahrung mit Staatssozialismus hat? Leere Worte gehören übrigens auch zu dieser Erfahrung.

      • 3G
        33710 (Profil gelöscht)
        @rero:

        at Nobodys Hero at Sven Günther

         

        Entschuldigt bitte ihr erregten „Drei“

         

        ( Er hat sich für die Fortsetzung des imperialistischen Krieges von deutschem Boden aus entschieden.)

         

        ( von deutschem Boden aus ) Gemeint war, der Drohnen-Krieg der USA von Ramstein aus.

         

        (Wer vor 5 Tagen den Kapitalismus gewählt hat)

         

        Was meine ich damit ?

         

        Ich meine damit,dass es weiterhin keine Partei gibt die dieses Zerstörerisches System in frage stellt.

        Das bedeutet auch nicht,dass ich Automatisch ein Befürworter des Sozialismus bin.

         

        Prinzipiell gehen mir alle sogenannten Formen der Lebensführung nach dem wir Streben sollen auf die Nerven.

         

        Wir sollten nach Humanismus Streben nicht mehr und nicht weniger.

         

        Wünsche euch allen ein schönes Wochenende.

         

        Buch Tipp !!!!!

         

        Titel: Die Schock-Strategie

        Autor/en: Naomi Klein

         

        Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus.

  • Mit austrogener Erfahrung analysiert der Autor die AfD-Wählerschaft unter neuem, bisher kaum so deutlich artikuliertem Aspekt. Zu Ende gedacht heißt dies wohl : diese Wähler haben durchaus ein von autoritären politischen Vorstellungen geprägtes Weltbild und sind für die demokratischen Parteien nicht .so leicht wieder "zurückzugewinnen".

     

    Ernst nehmen müssen wir aber Misiks Hinweis auf die "Klaviatur der Aufmerksamkeitsökonomie", die von der AfD-Spitze so virtuos bespielt wird, dass Politiker und Medien seit Monaten in die "Talk-Show-Falle" (Zitat Habeck) tappen.

     

    So wurde Petry bei Meischberger gefragt, ob sie sich erst jetzt entschlossen habe, die AfD-Fraktion zu verlassen oder ob sie ihren Wählern diesen Plan mit Absicht vor der Wahl verschwiegen habe.

     

    Eine klare Antwort blieb sie schuldig. Da offenbar auch in der Fraktion niemand überrascht ist, verdichten sich Hinweise auf eine durchaus langfristig angelegte Doppelstrategie der Rechten. Langsam, aber immer nachrichtenträchtig, werden sich andere um sie scharen und zum passenden Zeitpunkt eine zweite "gemäßigte" Fraktion aufmachen wollen, um sich 2x einen Fraktionsstatus mit den entsprechenden Privilegien zu sichern (wie in Ba-Wü schon probiert).

     

    Wie eine Bienenkönigin verlässt Petry nun mit inszeniertem Trara den bisherigen Stock und schart ein zweites, aber ebenso völkisches Volk um sich herum, das sich nur scheinbar von den Gauland-Höcke-Kameraden absetzt. Dann wird wird mit einem Riesenaufwand eine neue (blaue?) Partei ins Leben gerufen, damit immer aktuelle Nachrichten von der AfD in die Medien gepustet werden

     

    In dieser Talk-Show-Republik werden Will, Plasberg und Illner wochenlang über kaum eines der vielen anderen drängenden Themen diskutieren lassen, sondern sie werden ihre Quasselrunden vor allem der AfD widmen - wie schon vor der Wahl.

  • Gebe dem Kommentator recht, was die Erfolge der AfD im Osten ausmachen. Im Westen aber scheint es doch die Flüchtlingsfrage zu sein, die den Erfolg dort erklären: man braucht sich nur als Beispiel den Erfolg in Deggendorf und den Mißerfolg der AfD in Tübingen ansehen, in beiden Fällen war die ungelöste Flüchtlingsproblematik der Auslöser.

    Dennoch: der Einzug der AfD in den Bundestag, aus was für Gründen auch immer, belebt jetzt schon die politische Debatte und verhindert ein "Weiter so". Damit hat die AfD ihre Aufgabe erfüllt und kann verschwinden.

  • Für diejenigen, die die politische Gewalt und staatliche Repression erfahren, die im Sinne der AfDler ist, sind Vollhonks nicht talentlos oder lustig.

     

    Die anderen Machthaber und PolitikerInnen setzen um, was an autoritären Ideen rumschwirrt:

    mit dem Zauberwort "Integration" werden viele autoritäre Vorstellungen kultiviert und die Wohngebiete, in denen arme Leute wohnen werden als Entwicklungsdefizit gesehen

    - von außen

    -von der Süddeutschen, der Zeit,

    - von den Regierungen.

     

    zur Zeit am beliebtesten:

    Abschiebung als Strafe.

     

    Wie immer verbinden sich in den AfD-WählerInnen zwei gegensätzliche und auch sich widersprechende Linien:

    - die nationale Sicherung vor Konkurrenz bei den Lohnabhängigen

    - die Hayek-orientierte Abschaffung nationaler Sicherungen bei den reaktionären Eliten von Jörg Meuthen bis Joschka Fischer.

    Warum gehen so viele Menschen falsche Bündnisse ein?

  • Guter Kommentar! Den Link bekommt jetzt ein großer Teil meines E-Mail-Adressbuchs.

    • 3G
      39167 (Profil gelöscht)
      @dasOimel:

      Dem schliesse ich mich an! DANKE, Herr Misik, danke vielmals!

  • Ein herausragender Beitrag, der in erster Linie an die Linken adressiert ist. Zutreffend arbeitet der Autor den tatsächlichen Charakter der überwiegenden AfD Wähler heraus. Das Problem der AfD Wähler sind nicht die Ausländer, der Islam oder die Flüchtlinge, oder sozial abgehängt zu werden bzw. in materieller Not zu leben und ständig in Abstiegsangst zu sein.

    Man wird diese AfD`ler nicht normalisieren können, indem man ihnen Mich & Honig in Übermaß gibt oder keinen Flüchtling mehr ins Land lässt.

    Dieses Nazis sind Feinde unserer freiheitlichen grundgesetzlichen Grundordnung, sie wollen es total vernichten, mit solchen Leuten geht man kein Bier trinken um sie vielleicht doch noch umzustimmen.

  • 7G
    78110 (Profil gelöscht)

    Danke für diesen Kommentar, Herr Misik, er stellt eine passende Ergänzung zu den (unglücklicherweise vermutlich häufiger als diesen Text gelesenen) Artikeln über die Äußerungen Lafontaines dar, die eben genau die von Ihnen skizzierte simple Argumentationskette pflegt, obwohl sich keine Bestätigung dieser Automatismen findet (http://www.sueddeutsche.de/kultur/abgehaengte-bevoelkerungsgruppen-afd-waehler-sind-nicht-wirtschaftlich-sondern-kulturell-abgehaengt-1.3675805).

     

    Zu Ihrer Einschätzung, es ginge um eine gewisse Zerstörungswut, fällt mir Michael Moores Voraussage des Amtseinzugs Trumps ein, den er sinngemäß so begründete: "You're going to bring down the whole fucking system because you _can_."

     

    Außerdem, dies aber schon seit langem, fallen mir zu Ihrer Charakterisierung immer wieder Fragmente von Löwenthals und Gutermans 1949 veröffentlichten Schrift über die "Prophets of Deceit" ein (https://libcom.org/files/Leo%20Lo_wenthal%20and%20Norbert%20Guterman%20-%20Prophets%20of%20Deceit%20-%20A%20Study%20of%20the%20Techniques%20of%20the%20American%20Agitator%20(1949).pdf). Erschreckend und faszinierend zugleich, wie sehr diese Beobachtungen noch heute zutreffen.

  • Guter Artikel. Was AFD-Sympathisanten dann brauchen, ist offenbar ein Besuch bei einem guten Psychologen.

    • @kditd:

      Leider macht genau das die Sache so problematisch. Erstens scheint es nur sehr wenige wirklich gute Psychologen zu geben (die wenigen, die es gibt, haben jedenfalls keine Termine frei), und zweitens würden sich AfD-Sympathisamten nicht freiwillig therapieren lassen. Sie leiden ja nicht unter ihrem Dachschaden. Sie genießen ihn, weil er ihnen ein lange vermisstes Gefühl von Macht beschert, und sie erziehungsbedingt glauben, dass Macht sie glücklich machen muss. Gegen den Willen der Betroffenen aber können die besten Psychologen nichts bewirken.

       

      Nützt also alles nichts: Es wird mal wieder darauf hinauslaufen, dass sich die Angehörigen, die Nachbarn und die Kollegen kümmern. Zumindest die, die noch irgend eine Art von positivem Einfluss haben. Die beruhigende Mär, dass Verantwortung nur an der Spitze der Pyramide wahrgenommen werden braucht, da, wo sie gut bezahlt wird, ist halt nie mehr gewesen als genau das: Ein Ammenmärchen für unmündige Wickelkinder.