piwik no script img

Debatte Islam und TerrorismusDie unbegrenzten Zumutbarkeiten

Kommentar von Rudolf Walther

„Den“ Islam gibt es nicht. Doch die Gleichsetzung von Gegnern und Terroristen hat Tradition. So ging es auch deutschen Linken in den 70ern.

Islam ist nicht gleich Islam. Im Iran ist er anders als in Saudi-Arabien – oder im Taurusgebirge. Bild: dpa

W er über Realitäten bloße Selbstverständlichkeiten verbreitet, sich jedoch beflissen mit einem „Aber“ rückversichert, will sich einen Ausweg für klotzige Zumutungen offenhalten. Exemplarisch geschieht dies in den Debatten über „den“ Islam. Die Kanzlerin zeigte Sinn fürs Selbstverständliche, als sie Christian Wulffs Satz wiederholte, „der Islam gehört inzwischen zu Deutschland“. Jetzt könnten sich auch die wertkonservativ-christlich-jüdisch-abendländisch geeichten Abgeordneten in der CDU/CSU mit den Realitäten vertraut machen.

Kaum hatte die Kanzlerin das Selbstverständliche wiederholt, ergänzte sie den nur Triviales berichtenden Satz mit einem „Aber“, mit dem sie ihn zur Hälfte widerrief. Wie vor ihr der Bundestagspräsident Norbert Lammert, fügte sie hinzu: „Aber“ die bloße Erklärung, man dürfe Islam und Islamismus nicht verwechseln, reiche zur Distanzierung von den Mördern nicht aus.

Sie verlange deshalb von der „Geistlichkeit des Islams“ Erklärungen dafür, warum sich viele Mörder „für ihre Taten auf den Islam beriefen“, wenn dieser mit dem Islamismus „angeblich“ nichts gemein habe.

Rudolf Walther

ist freier Publizist und lebt in Frankfurt am Main. Dieses Jahr erschien im Oktober Verlag Münster der neue, inzwischen schon vierte Band mit seinen Essays, Kommentaren und Glossen: „Aufgreifen, begreifen, angreifen“.

Lammert und vor ihm der seichte Comedy-Clown Dieter Nuhr bemühten den biedermännischen „Man-darf-ja wohl-noch-sagen“-Verstand. Dieser leugne ja auch nicht, dass Kreuzzüge und Hexenverbrennungen etwas mit dem Christentum zu tun hätten. Nuhr merkte in der FAZ noch an, „so wie ich mich als Deutscher damit auseinandersetzen muss, was in deutschem Namen passiert ist“, so müssten sich Muslime dem Islamismus stellen.

Die Unschuld beweisen müssen

Das taten die Vorsitzenden der muslimischen Vereinigungen in Deutschland bei Mahnwachen und Demonstrationen sehr deutlich. Aber den konservativen Gesinnungsathleten genügt die Distanzierung von den Mördern nicht. Sie heben ihr Stöckchen hoch, über das „die“ Geistlichen hüpfen sollten, um zu widerlegen, was ihnen unterstellt wird: „Der“ Islam sei dafür verantwortlich, dass linke Zeitungsredakteure ermordet, Blogger ausgepeitscht und Frauen am Autofahren gehindert würden.

Der Gesinnungstest, der da gefordert wird, hat Tradition im „Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten“, wie der Philosoph Ulrich Sonnemann (1912–1993) in einer Essaysammlung schon 1963 anmerkte. Zumutbar ist nach der neudeutschen Tugendlehre, dass der Angeklagte seine Unschuld und nicht der Kläger dessen Schuld belegen muss; zumutbar ist auch, dass sich der seines Glaubens Bestohlene für Taten entschuldigen soll, die Diebe im Namen seines missbrauchten Glaubens begingen.

Der Geschlagene soll niederknien und öffentlich um Verzeihung und Vergebung bitten bei der in „pan-deutscher Gemeinsamkeit“ (Sonnemann) nach Sündenböcken jagenden Koalition der guten, willigen und rechtgläubigen Abendland-Unionisten.

Diese Zumutungen haben eine politisch-historische und eine theologische Facette. Politisch-historisch gleichen sie denjenigen, die Konservative – allen voran Alfred Dregger, Franz Josef Strauß und Heiner Geißler – gegen Linke in den 70er Jahren ausprobierten. Was immer Sozialdemokraten und Sozialisten damals sagten oder taten, sie mussten sich gegen die Unterstellung wehren, der demokratische Sozialismus sei nur eine milde Abart des Nationalsozialismus.

Viele verschiedene Ausprägungen

In einem Flugblatt der CSU stand im Wahlkampf 1972: „Vor 40 Jahren hieß es: Adolf wählen. Heute heißt es: Willy wählen“. Und Erich Mende von der FDP befürchtete, es seien „die letzten freien demokratischen Wahlen“, falls die SPD die Wahlen gewinne und die Ostverträge unterzeichne.

Von „dem“ Islam zu reden, ist bereits eine grobianische Vereinfachung. Überall, wo der Islam als Religion Fuß fasste, vermischte er sich mit den vorgefundenen Kulturen. Die Differenzen zwischen dem saudi-arabischen und dem iranischen Islam sind größer als die kulturell-politischen Unterschiede zwischen dem Iran und westlichen Demokratien.

Der in Saudi-Arabien seit der Staatsgründung 1932 als Staatsreligion installierte „Islam“ ist der Wahhabismus – benannt nach Mohammed Ibn Abd al-Wahhab (1703–1772). Der Wahhabismus ist nach dem tunesischen Theologen und Schriftsteller Abdelwahab Meddeb (1946–2014) eine „doktrinäre, mittelmäßige, ungebildete und simplifizierende“ Variante des Islam, die dem autoritären Regime und seinen archaischen Praktiken entgegenkommt.

Selbstmordattentate und Körperstrafen beruhen auf Lesarten des Korans, die dessen historische Kontexte völlig ausblenden, sowie auf der „Autorisierung durch Geistliche“ – wie der Religionsphilosoph Hans G. Kippenberger darlegte – und nicht auf einer obskuren Gewaltaffinität „des“ Islam.

Es geht um politische Macht

Der Zusammenhang zwischen Gewalt und Religion ist in allen Religionen evident, aber historisch-situativ bedingt und nicht strukturell-notwendig. Von den Kreuzzügen über die Hexenverbrennung bis zur Enthauptung von Geiseln durch Islamisten ist jeweils nicht „das“ Christentum beziehungsweise „der“ Islam verantwortlich zu machen, sondern spezifische politische, soziale und kulturelle Ausprägungen dieser Religionen.

Die Doktrinen der großen Religionen verfügen über eine immense historisch-politische Flexibilität und Knetbarkeit. Der Ägyptologe Jan Assmann betont deshalb: „Das semantische Dynamit, das in den heiligen Texten der monotheistischen Religionen steckt, zündet in den Händen nicht der Gläubigen, sondern der Fundamentalisten, denen es um politische Macht geht und die sich der religiösen Gewaltmotive bedienen, um die Massen hinter sich zu bringen“ oder das Publikum zu erschrecken.

Es ist deshalb ein Ausdruck der „unbegrenzten Zumutbarkeiten“, jetzt einzelne Gläubige oder gleich „die“ Muslime unter Verdacht zu stellen und deren Geistliche einem öffentlichen Druck zu Bekenntnis- und Loyalitätserklärungen auszusetzen. Rechts- und Gesetzestreue sind demokratische Selbstverständlichkeiten, Glaube und Gesinnung Privatsache – das gilt ohne „aber“ auch für Muslime.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

28 Kommentare

 / 
  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Ist doch ganz einfach, wer meint, die Bibel, der Koran oder sonstige antidemokratische menschenrechtsverletzende Ideologien sollten die Richtschnur des Handelns sein und stünden über den Menschenrechten, kommt früher oder später mit den geschätzten Grundlagen Demokratie, Gewaltenteilung und einer Verfassung auf Grundlage der Menschenrechte in Konflikt. Das wusste bereits Kant, als er seinen kategorischen Imperativ formulierte. Er hat ja immerhin nicht formuliert nach der Bibel, den Koran oder sonstigem absoluten Unsinn zu handeln!

  • " Rechts- und Gesetzestreue sind demokratische Selbstverständlichkeiten, Glaube und Gesinnung Privatsache – das gilt ohne „aber“ auch für Muslime."

     

    Das ist exakt der Punkt . Niemand (!) , auch kein/e BürgerIn muslimischen Glaubens in Deutschlnand (und in aller Welt) hat als "normaler" , will heißen :rechtstreuer Staatsbürger , ist verpflichtet , zu Morden und Mördern Stellung zu nehmen mit der Versicherung , damit in keiner Weise etwas zu tun zu haben bzw nicht .zu rechtfertigen oder gar gutzuheißen .

    Das demokratisch unsägliche "aber" von Kanzlerin und Lammert wird z.Zt. von den PegidIoten auf seinen dumpfen Barwert runterreguliert .

  • 3G
    3784 (Profil gelöscht)

    200 Jahre früher kam eine andere Person zu einer viel zutreffenderen Feststellung als der tunesische Theologe und Schriftsteller Abdelwahab Meddeb, und zwar mit folgendem öffentlichen Urteil über ein kleines Buch, welches damals ein Volltrottel verfasst hatte:

     

    „Es ist ein kleines Buch, das im Wesentlichen aus Trugschlüssen und Mutmaßungen besteht. Es legalisiert die Ermordung aller Muslime, die uneins mit ihnen sind, das Rauben ihrer Besitztümer, die Versklavung ihrer Abkömmlinge, die Ehelichung ihrer Frauen …“

     

    Es darf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass jene Person, die davon überzeugt ist, Kabarettist zu sein, weder benennen kann, über welches Buch dieses Urteil gefällt wurde, wer der Verfasser dieses Buches war, welchen Rang jene Person innehat, die dieses Urteil fällte, und wer heute die besten Freunde jener besten Freunde sind, die diesen beschriebenen Abschaum zu ihrer „geistigen“ Grundlage erklärte.

     

    Was nicht schlimm ist. Stellte doch Nietzsche bereits vor mehr als 100 Jahren fest: „Das Halbwissen ist siegreicher als das Ganzwissen: es kennt die Dinge einfacher, als sie sind, und macht daher ihre Meinung fasslicher und überzeugender.“

     

    So wird auch der Satz nachvollziehbar: „So wie ich mich als Deutscher damit auseinandersetzen muss, was in deutschem Namen passiert ist, so müssten sich Muslime dem Islamismus stellen“.

     

    Der Mann hat recht: Die abertausende getöteten Muslime, die in den letzten Jahren lieber starben, als sich jenem zu unterwerfen, was dieser Kabarettist aus nachvollziehbaren Gründen gerne „den Islam“ nennt, sind ein Fliegenschiss gemessen an jenen Torturen, die dieser wackere aufgeklärte Deutsche auf sich nahm, als er sich dazu durchrang sich damit auseinanderzusetzen, was in deutschem Namen passierte

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    " Die Differenzen zwischen dem saudi-arabischen und dem iranischen Islam sind größer als die kulturell-politischen Unterschiede zwischen dem Iran und westlichen Demokratien. "

     

    what?.....ja,klar also wenn man mal von verschleierung,alkoholverbot,todestrafe für homosexualität absieht.

    ach ja wikipedia:

    "Derzeit sind in Afghanistan, Iran, den Malediven, Mauretanien, Pakistan, Saudi-Arabien und dem Sudan Atheisten und Konvertiten von der Todesstrafe bedroht. In diesen und anderen Staaten wie Bangladesch, Ägypten, Indonesien, Kuwait und Jordanien sei zudem die Veröffentlichung von atheistischen oder humanistischen Schriften verboten oder durch „Blasphemie“-Gesetze stark eingeschränkt."

    ^^aber is klar,ansonsten hat der iran mehr ähnlichkeit mit großbritannien als mit saudi-arabien.

    und das alles hat natürlich GAR NICHTS mit dem islam zu tun.

  • Ist es nicht eine ebenso „grobianische Vereinfachung“ durch den Taz- Artikel Verfasser, darauf hinaus zu wollen:„Überall, wo der Islam als Religion Fuß fasste, vermischte er sich mit den vorgefundenen Kulturen“

     

    Denn, Islam heißt doch wohl deswegen Islam weil es einen in ausweisenden und spirituell wie auch intellektuell ausdrücken sollenden und somit gewünschten, inneren gemeinsamen Kern seiner Wesensspezialität geben wird.- Und unsereinen interessiert doch in der Hauptsache nur, was es mit diesen diversen, die normale Vorstellungskraft übersteigenden Menschenquälereien so auf sich hat. Es geht uns doch gar nicht um Theologie. Bei genauerer Betrachtung ist übrigens der saudische Wahhabismus wohl doch von den westlichen Führungsvertretern ein praktisch etablierter Islam; als Geschäftsgrundlage innerhalb derer man es sich nur rituell verbal und nur scheinbar ernstlich, zaghaft zu verbitten getraut, dass wieder mal Menschenrechte massiv verletzt wurden.

    (Wer redet eigentlich am meisten davon, dass es besser sei, dem christlichen Gott zu gehorchen - die katholische oder die evangelische Kirche -und dann vll. auch noch kulturell und international unterschieden? Oder ist es eine Vereinfachung zu sagen: Das ist doch etwas, das sie gemeinsam haben weil es den christlichen Glaubensgehorsam als solchen beinhaltet.)

  • Ich empfehle mal diesen Artikel:

    Geschrieben von einen Journalisten, der den algerischen Bürgerkrieg mit der islamistischen GIA miterlebt hat.

    http://www.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/islamismus-in-deutschland-die-linke-im-muff-von-tausend-jahren-13377388.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

  • Ein höchst unausgegorener Artikel, der die eigentliche Problematik allenfalls am Rande streift. Wo eigentlich eine ernsthafte Analyse nötig wäre, beschränkt sich der Autor auf (um im Text zu bleiben) Clown-Publizismus. Schade.

     

    Die Vorsitzenden der muslimischen Vereinigungen haben sich vom Terror distanziert. Der Autor unterschlägt jedoch, dass auch dabei immer wieder das verräterische Wort "aber" gefallen ist. Vorgeworfen wird es ihnen nicht...

     

    Solange (in Frankreich wie in Deutschland) Trauerkundgebungen von zumeist jungen Muslimen offensiv gestört, Mordopfer verhöhnt und Terror bestenfalls relativiert, oft jedoch auch gerechtfertigt wird, wird immer ein „aber“ im Raum stehen. Mehr als 200 Strafverfahren in Frankreich und das Verhalten auf diversen "Anti-Israel-Demos" lassen ein Problem erkennen. Natürlich ist dies nicht die Mehrheit, es ist selbstverständlich auch kein Grund, islamisches Leben in Westeuropa in Frage zu stellen. Es wird dem islamischen Klerus jedoch auf Dauer nicht erspart bleiben, eine Auseinandersetzung um bestimmte Koranverse zu führen, allein schon, um die Deutung nicht den „Salafisten“ zu überlassen und dem „einfachen“ Gläubigen Klarheit zu verschaffen. Bis dahin hat sich der Islam in Deutschland zwar etabliert, seiner Zugehörigkeit wird jedoch auch weiterhin ein „aber“ entgegen stehen.

    • @Cerberus:

      " Es wird dem islamischen Klerus jedoch auf Dauer nicht erspart bleiben, eine Auseinandersetzung um bestimmte Koranverse zu führen, allein schon, um die Deutung nicht den „Salafisten“ zu überlassen und dem „einfachen“ Gläubigen Klarheit zu verschaffen."

       

      Ich bin jetzt nicht so der Islam-Kenner, aber was macht denn der islamische Klerus anderes als die Koranverse zu interpretieren?

      Und offensichtlich scheint die überwältigende Mehrheit dieses Klerus zu anderen Interpretationen zu kommen wie die salafistische, gewaltbereite Minderheit. Denn sonst wäre es keine Minderheit mehr.

      • @Age Krüger:

        Natürlich wird der Koran seit Jahrhunderten interpretiert. Da es sich jedoch um eine Gesetzesreligion handelt, dessen Worte direkt aus göttlicher Feder stammen, begrenzen sich die Interpreten in vielen Bereichen selbst. Als die Fatwa über Salman Rushdi ausgesprochen wurde, haben viele Autoritäten widersprochen und sie für ungültig erklärt. Die Begründungen waren jedoch nicht, dass ein Roman eigentlich gar keine Gefährdung des Islam darstellen könnte und jeder Moslem es ertragen müsste, dass andere gelegentlich über ihren Glaube herziehen. Die Begründungen waren vielmehr ausweichend – ein Todesurteil dürfe nicht ohne Gerichtsverfahren ausgesprochen werden, außerhalb von Staaten mit der Sharia hätte eine Fatwa keine Geltung etc. Die meisten einfachen Gläubigen fanden die Fatwa durchaus gerechtfertigt, wenngleich das Urteil zu hart und daher unvollstreckbar sei.

         

        Was ich vom islamischen Klerus allgemein und von jenen, die in der westlichen (nicht vom Islam geprägten) Welt leben im Besonderen verlange, ist eine grundsätzliche Auseinandersetzung, ob (z.B.) demokratische legitimierte Grundprinzipien wie die Karikatur des Propheten im 21. Jahrhundert als Teil eines multireligiösen Lebens akzeptiert werden können, oder ob es einen Angriff auf den Koran bedeutet. Dieser würde in allen Auslegungen den 0,1% Extremisten eine Grundlage für Gewalt bieten, die wiederum von einer weit, weit größeren Gruppe wohl auch mit Beifall oder innerer Genugtuung aufgenommen würde. Hier herrscht noch immer Leere und Stille. Und so lange bleibe ich bei einem zögerlichen „aber“...

      • @Age Krüger:

        Die überwältigende Mehrheit der Muslime mag das anders interpretieren. Die überwältigende Mehrheit des islamischen Klerus interpretiert das gar nicht so sehr anders. Die Sichtweisen der Kleriker unterscheiden sich in Nuancen des Wie und weniger des Ob. Shiiten und Sunniten etwa interpretieren Millionen Dinge unterschiedlich. Aber Schwule und Ehebrecher werden in ungewohnter Einigkeit bei beiden umgebracht. Die einen hängen, die anderen köpfen - tot ist man bei beiden Interpretationen.

        • @Biene Maya:

          Sie glauben also, dass die alevitischen Muslime, die zum Beispiel in der BRD den Großteil der Muslime ausmachen, nicht berücksichtigt werden sollten und wir uns lieber mit den Problemen der Schiiten und Wahabiten auseinandersetzen sollten?

           

          Wieso interessieren Sie sich mehr für irgendwelche Weltanschauungen am Arsch der Welt wie für die Weltanschauungen der Muslime, die hier leben?

          • @Age Krüger:

            Komplett falsch. Der Großteil der Muslime in Deutschland mit fast 75% sind Sunniten. Aleviten kommen nicht mal auf 13%.

             

            http://de.m.wikipedia.org/wiki/Islam_in_Deutschland

             

            Und warum ich mich für de Nahen Osten interessiere, spielt keine rolle.

      • @Age Krüger:

        Dito. Auch wenn 99.9 % der Muslime es anders interpretieren, würde dies den Vorurteilen von so manchen nicht im Weg stehen. Diese werden sich ihrerseits nie mit dem Islam auseinandersetzen.

  • "Die Differenzen zwischen dem saudi-arabischen und dem iranischen Islam sind größer als die kulturell-politischen Unterschiede zwischen dem Iran und westlichen Demokratien."

    ahem, ich weiss was Wahabismus und Schia sind, war auch im Iran. Diese Aussage ist schlichter Unsinn. Der Autor weiss entweder nicht wovon er redet, oder er will uns ins X fuer ein U vormachen

  • Allen islamischen Richtungen liegt der Koran zugrunde, das von Gott unmittelbar gegebene Wort, das nicht verändert werden darf. Hier liegt doch der Hase begraben! Trotz einzelner Versuche (z.B. Frau Khaddor) wartet der Islam bis heute auf eine umfassende Aufklärung.

    Es ist auch wenig hilfreich,

    • @Michael Starke:

      pardon, zu früh abgeschickt, also: es st auch wenig hilfreich, die Kreuzzüge und anderes heranzuziehen, um damit die islamischen Taten zu rechtfertigen. Sollen wir hier in Europa noch einige hundert Jahre warten, bis der Islam so weit ist?

      • @Michael Starke:

        Wie lange soll die arabische Welt noch warten bis die christliche ihre Doppelmoral ablegt? Beispiel: Mohammad Mossadegh demokratisch gewählter Premierminister Irans der für die Trennung von Staat und Islam war, aber nicht nach der Pfeife der USA und Britten getanzt hat, wurde 1953 mit deren Unterstützung gestürtzt (Operation Ajax). Danach brutale Diktatur des Schah von Persien unter dem Schutz der USA und GB. Das führte zur Islamischen Revolution 1973. 1980 griff der Irak mit Unterstützung der USA durch Waffenexporte, den Iran an. Extem brutaler Krieg unter anderem mit chemischen Waffen, bis 1988. Die Zahl der Opfer wird auf 800 000 bis 1Million geschätzt. Alles nur weil die USA die Ölvorkommen Irans als ihr Eigentum betrachteten. Später haben sich die Buschs den Irak zur Brust genommen und es gibt noch jede Menge andere Beispiele.

        Der Westen ist ja Moralisch sooooo überlegen!

      • @Michael Starke:

        Wie viele paar Jahrhunderte soll die arabische Welt noch darauf warten, bis durchgeknallte Kreuzzügler wie Bush sie in Ruhe lassen? Wiedergeborene Christen wie Reagen die unangenehmsten Musels gezielt födern wie die afghanischen Mudjaheddin?

  • Hexenverbrennungen finden in den Ländern, in denen sie früher stattfanden, heute nicht mehr statt. Weil die Gesellschaften dieser Ländern sich weiterentwickelt haben, die Menschen sich Rechte erobert haben. Die Hexenverbrennungen hatten aber sehr wohl etwas mit dem damaligen Christentum zu tun. Schließlich waren Vertreter dieser Religion führend dabei, und sie begründeten das Geschehen religiös.

     

    Und verbrennen die Vertreter des Islam heute noch Hexen? Ja, das tun sie. Nicht hier natürlich, denn hier wäre das ein Verbrechen und es würde bestraft werden. Aber was passiert denn in LÄndern, in denen die Macht in den Händen von Muslimen liegt? Werden dort nicht Jugendliche vor Gericht gezerrt, weil sie sich öffentlich geküsst haben? Werden dort nicht Menschen für außerehelichen Sex hart bestraft? Für homosexuellen Sex? Für Kritik am Islam? Was ist das alles anderes als Hexenverbrennung? Und das hat alles nichts mit dem Islam zu tun?

    Doch, es hat etwas mit dem Islam von heute zu tun. Nicht mit dem Islam hier in D., aber mit dem Islam in Marokko, SaudiArabien, Ägypten und anderswo.

    Und hat schon mal jemand "den Mann auf der Straße" dort gefragt, wie er zu den Morden in Paris steht?

    Die Mehrheit der Muslime lebt in Ländern, in denen der Prozess, der Kampf, um Rechte entsprechend der Entwicklung in Europa, noch nicht stattgefunden hat. Und solange das so ist, hat vieles, was dort geschieht, auch etwas mit dem Islam zu tun.

    • @Kein Genfutter bitte!:

      Glauben Sie denn, dass die islamischen Länder es mal schaffen, dass sich auch dort bald diese zivilisierten Züge des Christentums durchsetzen und sich islamische Geistliche lieber mit der seelischen Verkrüppelung von Jungen und Mädchen durch sexuellen Missbrauch begnügen oder evtl. nur ganz ziviliisiert wie vor 70 Jahren in Deutschland nur noch Weltkriege angezettelt werden und Mio. Menschen wegen der falschen Herkunft vergast werden?

       

      Ob "der Islam" mal so zivilisiert wird?

  • Bei den sogenannten "heiligen Schriften" handelt es sich ja lediglich um Aufzeichnungen von uralten mündlichen Überlieferungen, die im Stil der 'stillen Post' weitergegeben wurden. Also bestenfalls religiös verklärte Märchen, die permanent über Jahrhunderte den jeweiligen Erfordernissen der Machtstrukturen angepasst wurden. Gesetz und Moral von der Herrschaft für die Zwecke der Herrschaft.

    Nur Narren halten eine wortwörtliche Auslegung des Koran oder der Bibel für sinnvoll. Die Texte bedürfen der Auslegung und historischen Aufarbeitung. Bestenfalls können sie als Rat- und Trostgeber in schweren Stunden des Lebens durchgehen - mehr gewiss nicht.

    Mit Lichtenberg gesprochen: „Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinsieht, so kann kein Apostel heraus gucken.“

  • Zu diesem Thema empfehle ich das zweiteilige Essay von Floris Biskamp mit dem Titel “Das hat nichts/etwas mit dem Islam zu tun”, erschienen am 14./15.01.2015 publikative.org

     

    http://www.publikative.org/2015/01/14/das-hat-nichtsetwas-mit-dem-islam-zu-tun/

     

    http://www.publikative.org/2015/01/15/das-hat-nichtsetwas-mit-dem-islam-zu-tun-was-man-mit-diesen-worten-tut/

  • Schöner Artikel, nur leider ärgerlich, wenn Nuhr als “Comedy-Clown” benannt wird. Kabarett ist das zwar nicht, aber weitaus politischer als wasweißich. Und dann verstehe ich auch nicht, warum man beim "das Christentum hat ja auch ..." immer gleich zurückgeht auf die Kreuzzüge und den 30jährigen Krieg. Den ganzen Ärger im Nahen Osten zetteln doch religiös durchgeknallte Fundi-Spinner an wie Gorge W. Bush und Tony Blair, ohne die gäb's im Irak doch gar nicht das Machtvakuum, in das der IS eindringt.

     

    Und es ist zwar nicht “das” Christentum, das sie vertreten, aber daß sich Evangelikale, zumal angloamerikanische (unsere sind ja nicht so politisch), da mal paar Fragen gefallen lassen sollten, finde ich auch.

    • @Seeräuberjens:

      Doch, Nuhr ist tatsächlich ein Comedy-Clown. Nur weil er seine Späßchen ohne Grimassen oder in scheinbar seriösem Ton vorträgt, macht ihn das nicht besser oder hochwertiger.

       

      Thematisch fällt bei Nuhr sowieso auf, dass alle seine Spitzen gegen progressives Denken und Handeln zielt. Im Grunde ist Nuhr ein rechtskonservativer Spießer, der seine reaktionären Botschaften so geschickt verkauft, dass seinen Zuhörer meist gar nicht auffällt, dass sie von ihm eine konservative Gehrinwäsche bekommen.

  • Sagte ich´s nicht schon bei Merkels sogar in der TAZ gerühmtem Neujahrsneusprech? Das Pegida-Unkraut ist auch mit Muttis Mist gedüngt. Allet Jute kömmt von Drieben, ne?

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    „Nuhr merkte in der FAZ noch an, „so wie ich mich als Deutscher damit auseinandersetzen muss, was in deutschem Namen passiert ist“, so müssten sich Muslime dem Islamismus stellen.“

    Genau und die Christen und auch der Papst müssen sich endlich mit den Kreuzzügen, den Folterungen und Verbrennungen der Inquisition, den Hexenverbrennungen, der Unterstützung von Diktaturen, der antidemokratischen Sonderstellung/Privilegierung der christlichen Kirche in Deutschland, der Diskriminierung von Minderheiten, der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“, den nicht menschenrechtskonformen kirchlichen Ideologien, der Pädophilie, der Zusammenarbeit mit Nazideutschland usw. auseinandersetzen! Und diese historischen Missstände nicht nur ansprechen, sondern die auch immer noch bestehenden Ungerechtigkeiten endlich beseitigen. Vorbild sein ist angebracht, wenn von anderen gefordert wird!

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Das ist schon längst geschehen, im Rahmen der Aufklärung. Insbesondnere im 19. Jahrundert war Kritik am Christentum DAS Thema der Intellektuellen schlechthin.

       

      Der Begriff des "finsteren (christlichen) Mittelalters", welches in Wirklichkeit gar nicht so finster war, geht auf diese Epoche und die innerchristliche Religionskritik zurück.

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @Biene Maya:

        Ach wirklich, die christliche Kirche hat keine antidemokratische Sonderstellung/Privilegierung in Deutschland mehr und die Diskriminierung von Minderheiten findet nicht mehr statt, auch die „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ weltweit, insbesondere in Afrika durch die Kirchen findet ebenso nicht mehr statt, und die nicht menschenrechtskonformen kirchlichen Ideologien sind überdacht und das Problem der Pädophilie in der Kirche ist auch behoben? Leiden Sie unter absichtlicher Ignoranz?