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Debatte Grüne und PädophilieTrittin am Pranger

Kommentar von Martin Reeh

Franz Walter betreibt die Aufarbeitung der Grünen-Geschichte als Kriminalwissenschaft. Mit historischer Forschung hat das wenig zu tun.

Trittin wird angeprangert. Und beworben. Ausschnitt aus einem Wahlplakat der Grünen. Bild: dpa

N ehmen wir einmal an, im Jahr 2213 fände ein Historiker das Ergebnisprotokoll einer Vertrauensabstimmung im Bundestag. Der über Gerhard Schröder und den Afghanistan-Einsatz, November 2001. Die Redeprotokolle sind verschollen, Presseberichte nicht auffindbar, die Zeitzeugen tot. Welche Schlussfolgerung wird er ziehen?

Wohl die: Nur vier grüne Aufrechte – Ströbele, Buntenbach, Simmert, Hermann – waren gegen den Krieg und verweigerten ihrem Kanzler die Zustimmung, alle anderen waren dafür. Dass weitere vier dagegen waren, aber dafür stimmten, dass die vier Nein-Sager mit den vier Ja-Sagern ausgedealt hatten, genau so abzustimmen, um ein Zeichen zu setzen, aber Schröders Amt nicht wirklich zu gefährden, bleibt im Dunkel der Vergangenheit.

Die Grünen dürften sich derzeit insgeheim gehörig über die Idee ärgern, Franz Walter mit der Aufarbeitung ihrer Geschichte betraut zu haben. Zu Recht. Der Göttinger Professor ist Politikwissenschaftler. Und dennoch könnte er wissen, dass man Geschichtsaufarbeitung nicht betreiben kann, indem man einzelne Dokumente in die Öffentlichkeit trägt, ohne sie ausreichend im Kontext zu bewerten: Zeitzeugen zu befragen, den Horizont der Gesamtgesellschaft und der Gruppe zu bewerten, den Entscheidungsspielraum und die Perspektiven der Akteure zu berücksichtigen.

Walter betreibt Zeitgeschichtsforschung als Kriminalwissenschaft: Wer steht unter welchem Programm, wer hat für es kandidiert, wer hat es redigiert?

Walters Tätersuche

Sollte die Nachricht von Jürgen Trittins Beteiligung am Göttinger AGIL-Programm von 1981 stilbildend für die weitere Aufarbeitung stehen, sind noch eine Reihe ähnlicher Enthüllungen zu erwarten: Wer waren die Grünen, die 1985 in NRW dafür stimmten, die Streichung der Pädophilen-Paragrafen ins Wahlprogramm aufzunehmen? Wer unterstützte die Forderung in anderen Landesverbänden? Wer druckte die Grundsatzprogramme von 1980, wer verteilte sie? Und was machen sie heute?

Walter und Klecha differenzieren nicht zwischen den Interessengruppen der Pädophilen und denen, die ihre Forderungen unterstützt haben, in welcher Form und wie lange auch immer. Sie fragen kaum nach den Motiven: Wo war es Unkenntnis, also ein damals üblicheres, aber heute naiv wirkendes Verständnis von Liberalität? Fiel das Falsche der pädophilenfreundlichen Positionen schon deshalb nicht auf, weil man sich permanent mit anderen, innerparteilich viel relevanteren falschen Positionen beschäftigen musste?

War es Opportunismus oder Angst, weil man gegen die Positionen von Minderheiten keinen Einspruch wagte und wagen konnte? Oder war es Realpolitik – also die Hinnahme von Programmteilen, die man für falsch hielt, aber angesichts der Machtverhältnisse nicht kurzfristig gestrichen bekam?

Biobauern und Ökofundis

Walter und Klecha scheinen an das Agieren in den Grünen der Gründungszeit dieselben Maßstäbe anzulegen wie an eine Tätigkeit in der SPD. Als hätten die Grünen damals nicht halbbraune Biobauern ebenso angezogen wie Freunde des Realsozialismus, Ökofundis ebenso wie die Gegner des staatlichen Gewaltmonopols.

Selbst jemand, der mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unterm Arm der Partei beigetreten wäre und das feste Ziel verfolgt hätte, die Grünen zu der realpolitischen Partei zu machen, die sie heute sind, hätte nicht agieren können, ohne mit seltsamen Gruppen von Zeit zu Zeit Kompromisse zu schließen. Und das konnte auch heißen: weiter für die Grünen zu kandidieren, obwohl man Teile des Programms ablehnte.

Auch eine differenzierte Einordnung in das gesellschaftliche Umfeld fehlt. Dass das Thema heute so prominent aufschlägt, hat auch damit zu tun, dass alle anderen Themen, die man mit den Grünen der Gründungszeit assoziiert, schon gesellschaftlich verhandelt sind. Die Debatte über die gewalttätigen Anfänge der Grünen-Prominenz etwa endete mit den Fotos des vermummten Joschka Fischer.

Warum also diskutiert man erst heute über Grüne und Pädophilie? Die Grünen-Dokumente, die Walter/Klecha aus den Archiven ziehen, waren ja, anders als die Fischer-Fotos, keine geheimen Dokumente. Sie wurden öffentlich beschlossen, an Ständen verteilt. Auch die sogenannte „bürgerliche“ Presse scheint sich vor dem Wirbel um das grüne NRW-Wahlprogramm 1985 kaum dafür interessiert zu haben. Weil die Linke jenseits der SPD eine recherchefreie Zone war? Oder weil ein breiteres gesellschaftliches Umfeld (und nicht nur Linke und Liberale) damals die Forderung nach einer Aufhebung der Pädophilie-Paragrafen nicht für so skandalträchtig hielt wie heute?

Fragwürdige CDU-Geschichte

Die Ansichten über das, was im sexuellen Bereich erlaubt sein soll, haben sich im letzten Jahrhundert einschneidend verändert: Der Kuppelei-Paragraf etwa, der sogar Hauseigentümer bedrohte, wenn sie an unverheiratete Paare vermieteten, wurde erst 1974 abgeschafft. Vergewaltigung in der Ehe ist erst seit 1997 strafbar, nach jahrelangem Widerstand aus der Union. Heute dürfte es fast der gesamten Bevölkerung seltsam erscheinen, dass sie je erlaubt gewesen sein soll.

Gerade bei der Vergewaltigung, die bei allen Unterschieden am ehesten dem Delikt des Kindesmissbrauchs ähnelt, wird deutlich, wie unsinnig der kriminalistische Ansatz Walters und wie bigott die Empörung aus der CDU/CSU über Trittin ist. Denn natürlich könnte man auch die Dokumente aus der Union von vor 1997 durchforsten, um herauszufinden, welche Personen damals Vergewaltigung in der Ehe straflos behalten wollen. Und weil das Ganze erst 16 Jahre zurückliegt, ließen sich vermutlich eine Reihe von Christdemokraten finden, die man heute zum Rücktritt auffordern könnte.

Aber wenn man gesellschaftlichen Wandel auch als einen Prozess der Aufklärung begreift, ist es absurd anzunehmen, dass schon zu Beginn einer Debatte alle die Position gehabt könnten, die sich am Ende durchgesetzt hat. Wer Jürgen Trittin heute wegen seines V.i.S.d.P von 1981 angreift, betreibt nicht Aufklärung, sondern fällt ins Mittelalter zurück: Er führt den Pranger wieder ein.

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Von 2018 bis 2020 taz-Parlamentskorrespondent. Zuvor von 2013 bis 2018 Leiter der taz-Inlandsredaktion, von 2012 bis 2013 Redakteur im Meinungsressort. Studierte Politikwissenschaft in Berlin, danach Arbeit als freier Journalist für Zeitungen, Fachzeitschriften und Runkfunkanstalten, Pressesprecher eines Unternehmensverbands der Solarindustrie und Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik.
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83 Kommentare

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  • P
    PeterWolf

    Gerne: "Hauptsache, das Wort Sozialismus ist raus (aus dem Programm) und den Rest machen wir sowieso nicht."

    Die Worte sprach Konrad Adenauer (bekanntlich Kölner, daher der Dialekt) angeblich nach dem Ahlener Kongress zu Bankier Pferdmenges.

    Deshalb finden Sie das Wort "Sozialismus"auch nicht in den Auszügen des Ahlener CDU-Programms, welche Kommentator "CDUler" etwas weiter unter dankenswerter Weise eingestellt hat, obwohl die Einführung des Sozialismus im Entwurf des ersten CDU Programms als politisches Ziel durchaus enthalten war.

    Und was Konrad Adenauer mit dem Rest des Programms (nicht) zu tun gedachte, offenbart uns der zweite Satzteil des Zitates.

  • Soweit ich gestern gelesen habe, gab es damals auch in der jung FDP Personen, die in ähnlicher Weise eine Straffreiheit gefordert haben?

     

    Aber das konnte und kann Deutschland schon immer gut, andere zu diskreditieren, die Inhalte um die Probleme in Europa und Deutschland zu lösen, haben dann natürlich hinten an zu stehen? Mir dreht sich heute noch der Magen um, alleine bei dem Gedanken, wie viele nach der NS Diktatur wieder ganz oben mitspielten, dagegen ist diese Debatte nur wirklich nur noch peinlich!

  • P
    PeterWolf

    "Hauptsach, dat Wort Sozialismus es eraus un der Rest mache mehr suwiesu nit"

     

    Wenn jeder Politiker 100% hinter dem Wahlprogramm seiner Partei stehen müsste, hätte schon Konrad Adenauer niemals Kanzler werden dürfen.

     

    Passend dazu die heutige Karikatur mit Angela Merkel 2009 versus 2013.

     

    Die Aufregung ob der frühen grünen Programme ist völlig überzogen.

    • G
      gast
      @PeterWolf:

      PETERWOLFGast

      "Hauptsach, dat Wort Sozialismus es eraus un der Rest mache mehr suwiesu nit"

       

      @ könnten Sie das bitte mal in deutscher Sprache übersetzen ???

  • D
    Demut

    Es geht doch gar nicht um Pädophilie, sondern um Verantwortung. Herr Trittin hat damals Scheisse gebaut, und dafür muss er heute gerade stehen. So wie er von Herrn Guttenberg und Frau Schavan Rücktritte gefordert hat - nicht etwa, ob irgendwelcher Inhalte, sondern rein aus Verantwortlichkeit für falsches Handeln. Wenn er das nicht tut, ist er es nicht wert, von Steuergeldern hoch dotierter "Volksvertreter" zu sein.

  • C
    cduler

    Aus dem Ahlener Programm der CDU von 1947:

    Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr als das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinwirtschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.

    • @cduler:

      Auf diese "soziale und wirtschafliche Neuordnung" warten wir leider heute noch. Papier ist geduldig, ich bin's nicht mehr.

  • B
    Bibliooekonomicus

    Danke für diesen Kommentar. Was Franz Walter macht ist unseriös. Zum ersten Handwerkszeug des Wissenschaftler gehört die Quellenkritik - die Frage: Wie ist dieser Text zustande gekommen und in welchem Umfeld? Die macht Walter nicht - ihm geht es um Aufmerksamkeit und Krawall. Mit seinem flott von der Leber geschriebenen Spiegel-online-Kolumnen und Talkshow-Auftritten hat er sich als Unterhaltungsstar mit gleich großer Neigung zum egozentrischen Größenwahn wie zum Grünen-Bashing qualifiziert. Mit Wissenschaft hat dies ebesowenig zu zun, wie mit seriöser Aufklärung. Doch für Walter macht dies nichts. Das Buch "Wie ich 2013 die deutsche Knazlerahl 2013 entschied" wird er bestimmt noch schreiben.

    Die Grünen hätten genauso Harpe Kerkeling oder Atze Schröder mit der Untersuchung beauftragen können - da wäre mehr dabei herausgekommen

  • Die "Indianerkommune" hatte nun wirklich überhaupt keine Symphatien unter den Grünen.

     

    Bei allem - wirklich verständlichen - Zorn. Bitte fair bleiben.

     

    "Verbrechen sind zuerst kriminologisch und dann zeitgeschichtlich aufzuarbeiten"

     

    Sicher. Aber ebenso sicher nicht von einem Sozialwissenschaftler. Trittin hat im Übrigen kein Verbrechen begangen. Wie auch die CDUler kein Verbrechen begangen hatten, die sich so lange mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatten, dass das Wort "außerehelich" im Vergewaltigungsparagraf gestrichen wird. Weil dies aber zweifellos Verbrechen begünstigte, sind wir heute alle froh, dass es doch gesellschaftlichen Fortschritt gibt - in Richtung qualifizierter Mitmenschlichkeit (Ich war zufällig bei einer parlamentarischen Anhörung zum Thema "Vergewaltigung in der Ehe" im Bonner "Wasserwerk" und konnte erleben, wie CDU nahe Frauenvereinigungen sich mutig gegen die Parteilinie gestellt hatten).

  • Ach, wie süß. Die Aufklärer fallen ins Mittelalter zurück. Wie böse aber auch. Daß sich das Mittelalter erneut nach unten durchsetzt, fällt niemand auf. Wie ist das? Wer die schlechte Botschaft bringt, ist schuld. Das ist Antike, das ist historischer Geist von Anno dazumal.

    Ich möchte erinnern, daß wegen V.i.S.d.P dutzende Leute umgehend wegen Volksverhetzung vor einen Richter geschleppt werden. Einfach, weil sich irgendein demokratischer Arsch in einem hinteren Winkel, den niemand kennt, persönlich beleidigt fühlt.

    Die Verurteilung von Leuten mit einer öffentlichen bzw. veröffentlichten Meinung bleibt der Verurteilungsphantasie von verurteilungswütigen Richtern überlassen. Demokratischen Richtern wohlgemerkt, wir sind im Westen. Verurteilungsphantasie nimmt freien Lauf, wenn sie nicht kontrolliert wird. Ein rechtlicher Sachzustand ist das nicht.

    Ich frage mich, von wem werden wir eigentlich regiert. Das biblische Prangersystem ist demokratische Praxis, nicht Gegenwart, Aufklärung und Öffentlichkeit. Wo kennt man so etwas. Wir sollten Angst vor solchen Leuten haben. Wir sollten schnellstmöglich zur Aufklärung übergehen und die Chance zum Wechsel begreifen, soweit bekannt wird von welchen Leuten wir regelmäßig regiert, ausgeplündert und abgeurteilt werden.

    Die Folgen solcher Methoden, an die wir hier zu denken wagen, sind uns ein Gräuel.

  • B
    Bulbiker

    Also ich kann mich nicht erinnern, dass das Thema Pädophilie damals ein großer Aufreger war. Obwohl die Thematik in den Wahlprogrammen stand wurden die grünen eher als Verbündete der Sowjetunion und weltfremde Wirtschaftsfreunde kritisiert. Sex mit Kindern war auch damals schon ein Verbrechen und das Verhalten der Grünen zu der Zeit war eine Schande. Aber die heute so Empörten, die sich damals nicht dagegen engagiert haben sondern die Diskussion ignorierten, die sind heute auch scheinheilig.

  • K
    Klaus

    Zitat: "Presserechtliche Verantwortung bedeutet, dass der verantwortliche Redakteur dafür Verantwortung übernimmt, dass keine rechtswidrigen Inhalte im Presseerzeugnis enthalten sind, insbesondere solche, die strafrechtlich relevant sind. Dort endet aber auch die Verantwortlichkeit!"

     

    Nein. Wie immer: Ein Blick in die Gesetze erleichtert die Rechtsfindung. Der verantwortliche Redakteur ist laut Landespressegestz NRW z.B. auch zuständig für Gegendarstellungsersuchen. Vor allem gilt für ihn ganz besonders die Sorgfaltspflicht nach §6: „Die Presse hat alle Nachrichten vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Inhalt, Herkunft und Wahrheit zu prüfen.“ Wenn also hier sinngemäß argumentiert wird, der „Verantwortliche i.S.d.P.“ habe damals nicht gewusst, was er da alles unterschreibt, dann darf man ihm sehr wohl einen groben Verstoß gegen diese Pflicht vorwerfen.

     

    Zitat: „Wäre es anders, würde das nämlich dazu führen, dass ein Presseerzeugnis nur die Artikel enthält, die der Presserechtlich verantwortliche moralisch für gut befundenen hat.“

     

    Bingo! Sie werden es nicht glauben: Genau so ist es! Ein Chefredakteur (= verantwortlicher Redakteur) ist Träger der Tendenz , was dem vom Ihnen gewählten, für Presseerzeugnisse aber weniger tauglichen Begriff der Moral absolut entspricht. Selbstverständlich hat ein Chefredakteur das Recht, diese Tendenz durchzusetzen! Deshalb bestimmt er nicht nur, was im Blatt stehen darf und was nicht, und zwar durchaus auch auf der Grundlage seiner persönlichen Vorstellungen. Das geschieht bei jedem Medium, jeden Tag, das dürfen Sie einem altgedienten Redakteur glauben. Sogar Kündigungen von wegen Verstößen gegen die Tendenz sind möglich (§ 118 BetrVG, Art. 5 Abs. 1 GG). Sie sollten die Funktion verantwortlicher Redakteure also nicht gering erachten. Den Fehler hat Jürgen Trittin damals gemacht.

    • @Klaus:

      Vielleicht sollten Sie eher auf antworten drücken, dann weiß man auch, wen Sie zitieren. So rein um die Herkunft der Zitate zu verdeutlichen. ;-)

       

      Ja richtig, Chefredakteure haben diese Befugnis. Bei Parteien gibt es Beschlüsse. Denen müsste der V.i.S.d.P. aber zuwiderhandeln, wenn er Passagen umschreibt oder entfernt, um sie seiner Sicht auf die Welt anzupassen.

       

      Es ist aber durchaus so, dass Zeitungen heutzutage viele sehr unterschiedliche Meinungen enthalten. Von einer Monokultur der Meinungen sind viele Zeitungen heutzutage jedenfalls weiter entfernt, als früher - was wohl auch dem Internet geschuldet ist.

       

      Trittin hatte die Befugnis zu inhaltlicher Änderung jedoch gerade nicht, wenn man den von der TAZ befragten Zeitzeugen glauben darf.

       

      Wenn er heute behauptet (was in der Tat nicht sehr glaubhaft ist!) nicht gewusst zu haben, was für einen Inhalt das Programm hatte, dann wäre es dumm, wenn es so wäre. Und in der Tat kritisch zu sehen. Wobei Trittin kein professioneller Redakteur war, was man ihm zugute halten kann.

       

      Natürlich sollte man schon aus Eigeninteresse durchlesen, wofür man hinterher juristisch gerade steht. Auch wenn vielleicht eine gewisse Betriebsblindheit herrscht.

       

      Wenn er es durchgelesen und verstanden hat, aber gedacht hat: "da bin ich nicht mit einverstanden, aber ich muss nicht jede Meinung teilen". Was bleibt dann?

       

      Der Fehler den Sie anführen ist im Übrigen ein anderer, als der der Trittin vorgeworfen wird. Es geht eigentlich darum, dass dieses Text überhaupt im Programm steht - nicht darum ob Trittin den Fehler gemacht hat ihn nicht zu sehen oder zu verstehen. Es wird geradezu so getan, als wäre er selbst der Autor des Textes und habe selbst Kinder missbraucht. Dem ist aber nicht so.

  • Dass sich das Missbrauchsthema so gut instrumentalisieren ließ, war mit ein Hauptgrund für das breite Medieninteresse als 2010 mit dem Canisiusskandal die entsprechende Berichterstattung einsetzte.

     

    Sexueller Missbrauch ist so häufig, dass er eine alltägliche Erfahrung darstellt. Allerdings gleichermaßen verbreitet wie verleugnet. Und angst- und schambesetzt.

     

    Deshalb hoffe ich inständig, dass das mediale Wettrüsten fortgesetzt wird. Und weitere Verstrickungen von VIPs ans Tageslicht kommen.

     

    Die einzige Chance, die das Thema hat, im öffentlichen Bewusstsein zu bleiben. Sonst setzt vorerst der alte Verdrängungs- und Verleugnungsreflex wieder ein. Das wäre schade. Denn dann würde es weitergehen wie bisher.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von über 7 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland die in ihrer Kindheit Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • Die GRÜNEN haben bis Anfang der achtziger Jahre Pädophilen eine Legitimation und Reputation verliehen, deren Ziel es war Kinder - Heranwachsende sexuell zu mißbrauchen. Über die Indianerkommune Nürnberg z.B. konnten Pädophile republikweit Kinder buchen und sexuell benutzen Hatten die Pädophilen den Appettit auf die Kinder verloren, wurden diese auf die Strasse zurückgeschickt oder an die nächsten Interesssenten für kindliche Körper weitervermittelt.

    Diese Tatsachen waren öffentlich bekannt. Beim Prozeß gegen U. Resche, den Häuptling der Indianerkommune wurde der von mir betreute Hauptbelastungszeuge - ein Heimjugendlicher - solange von einem Pädaphilennetzwerk unter Druck gesetzt bis er seine Aussage revidierte. Soweit die Sachlage eines bekannten Beispiels aus meiner Beobachtung.

    Jürgen Trittin werfe ich nicht vor, dass er damals beim Wegsehen mitgemacht hat, dass ihn mißbrauchte Strassenkinder nicht interessierten und ihre Peiniger ihm genauso egal waren. Heute so zu tun als ob es bei der Pädophilenaufarbeitung um ein politisches Sachthema geht, ignoriert den Kern der Sache: Es geht und ging um Lobbyarbeit für kriminelle Pädophile und es geht immer um die Frage, ob das sexuelle Verlangen von Pädophilen höher zu bewerten ist, als die Rechte und Würde von Heranwachsenden. Die Antwort steht für mich ausser Diskussion, heute und damals. Manche haben aus den Ereignissen der achtziger Jahre nichts gelernt: Die GRÜNEN wurden von Kriminellen instrumentalisiert und spielten das Feigenblatt und fielen auf die pädagogischen und politischen Phrasen herein, mit denen die sexuelle Ausbeutung von Heranwachsenden verschleiert wurde.

    Die GRÜNEN zeigen Mut Rudolf Walther mit der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit zu betrauen. Verbrechen sind zuerst kriminologisch und dann zeitgeschichtlich aufzuarbeiten. Die GRÜNEN können sich heute zu ihren Fehlern bekennen und zu deren Folgen.

    • @stephan buchkremer:

      Diese Indianerkommune, von der Sie berichten, ist mir auch einmal höchst unangenehm aufgefallen. Am Rande einer Anti-AKW-Demo hatten die ihr Indianer-Lager aufgeschlagen. Es gab ja seinerzeit einen ganzen Haufen für damalige Verhältnisse höchst exotisch anmutender, unkonventioneller Gruppierungen spiritueller, männer- frauenbewegter, transzendentaler, naturverbundener Art, aber diese Indianer-Truppe warb offen und eindeutig für Sex mit Kindern,- das kann ich aus meiner Erinnerung so bestätigen. Mir ist damals schlecht geworden und ich hab kurz darauf auch die Demo verlassen, weil ich damit nichts zu tun haben wollte. So wie mir ist es wohl allen anderen auch ergangen, die an diesem Tipi vorbeikamen, denn diese Indianer-Kommune führte dort ein isoliertes Dasein. Die Demo muss irgendwann in den siebziger Jahren gewesen sein, noch während meiner Schulzeit. Die Grünen hatten sich zu dem Zeitpunkt als Partei noch gar nicht formiert und ich kann mir auch nicht ernsthaft vorstellen, dass ausgerechnet diese Indianer-Truppe eine wesentliche Rolle bei der Parteigründung der Grünen gespielt haben soll,- aber das müssen andere aufklären. Die pauschalen Vorwürfe und Verdächtigungen gegen Jürgen Trittin und die Grünen insgesamt halte ich jedoch für völlig unbegründet und fahrlässig.

  • D
    dauermecker

    Dauermecker:

    In der damaligen Zeit haben die heute so aufmerksamen JournalistInnen diese abwegige Forderung (Straffreiheit für Päderasten) der Grünen-Programme nach meiner Erinnerung nicht beachtet. Da dieser 'Abweg' ein vor 24 Jahren revidierter Mehrheitsbeschluss der "Altgrünen" war, sollte man heute nicht einfach Trittin prügeln, der das ja nicht allein zu verantworten hat.

  • D
    Doro

    Mich stört in der Debatte darüberhinaus der Tenor, die Forderung zur Abschaffung der einschlägigen Paragraphen sei doch schon so lange her und eben der damaligen so genannten „sexuellen Befreiung“ geschuldet. Das mag sein, aber die Opfer sind damit nicht automatisch vom Erdboden verschluckt worden. Im Gegenteil: Bei uns beginnen jetzt nach 30 Jahren die damals angeeigneten Überlebensmechanismen zusammenzubrechen! Uns holt die „Geschichte“ jetzt ein, und zwar mit wesentlich dramatischeren Folgen als für Herrn Trittin und Konsorten! Dazu kommt, dass die damaligen pseudowissenschaftlichen Verdrehungen (bsplw., dass sexualisierte Gewalt in der Kindheit keine Schäden verursache) ja in die einschlägigen Professionen Einzug gehalten haben. Vielen von uns wurde daher lange nicht zugehört und wir trafen auf „Fachleute“, die uns unter Berufung auf diese pseudowissenschaftlichen Erkenntnisse erneut traumatisierten.

     

    Heute möchten sich die Beteiligten gerne mit dem Verweis auf den damaligen Zeitgeist und ihre zwischenzeitliche Distanzierung freisprechen. Diese Option gibt es für uns Betroffene nicht. Wir können uns von den schweren Schäden, die uns der damalige Zeitgeist eingebrockt hat, nicht freisprechen. Es ist nett, wohlfeile Worte des Bedauerns zu haben und rückblickend von „Fehlern“ zu sprechen – aber die Schäden an unseren Leben sind damit nicht behoben. Viele von uns haben schwere Nachteile (gesundheitlich, ökonomisch, sozial) aus diesen Erfahrungen, treffen aber nach wie vor auf Abwehr, wenn es jetzt darum geht, die Folgen des damaligen Zeitgeistes anerkannt und ausgeglichen zu bekommen. Das gehört zur ganzen Wahrheit dazu.

  • D
    Doro

    Der verallgemeinernde Begriff „Pädophilie“ für sämtliche Formen von sexualisierter Gewalt an Kindern ist falsch und irreführend. Von allen Tätern, die sexualisierte Gewalt an Kindern verüben, sind nach aktueller Forschungslage höchstens 5 – 10 % in einem psychiatrischen Sinne „pädophil“ (so genannte Präferenzstörung). Der große Rest nähert sich Kindern aus anderen Gründen. Damals wie heute. Es wurde damals aber nicht die „Abschaffung der Pädophilie“ diskutiert, sondern die Abschaffung von einschlägigen Paragraphen, die es auch dem großen Rest der Täter straffrei ermöglicht hätte, sich Kindern sexuell zu nähern.

     

    Ich möchte auch der Einschätzung widersprechen, die damaligen Forderungen hätten letztlich keinen Schaden angerichtet. Die Forderungen mögen bei Herrn Trittin und Konsorten keine tatsächlichen Übergriffe auf Kinder generiert haben. Sie haben allerdings dazu geführt, dass sich einschlägig interessierte Täter im Recht und sicher fühlten – in den Familien, in den Institutionen, wahrscheinlich auch in den Kirchen. Das heißt, die rückblickend als weitgehend folgenlos dargestellte damalige gesellschaftliche Diskussion ist eben nicht folgenlos geblieben! Sie hat ein öffentliches Klima erzeugt, das entsprechend interessierte Täter für sich genutzt haben. Damit tragen diejenigen, die damals so unkritisch mit diesen Fragen umgegangen sind, und erst recht diejenigen, die sie durch pseudowissenschaftliche Aussagen befeuert haben, zwar keine Verantwortung für eigene Straftaten, sie müssen sich aber einen Teil Verantwortung für die Straftaten anderer zuschreiben lassen.

    • @Doro:

      "Damit tragen diejenigen, die damals so unkritisch mit diesen Fragen umgegangen sind, und erst recht diejenigen, die sie durch pseudowissenschaftliche Aussagen befeuert haben, zwar keine Verantwortung für eigene Straftaten,..."

      Von welchen "eigenen Straftaten" reden Sie hier eigentlich? Dass man darüber diskutiert hat, welche Gesetze noch zeitgemäß sind und welche nicht? Im Ergebnis wurden die Kindesmissbrauchsparagraphen §§174 und 176 nie angetastet, wohl aber - Jahre später - der §175 (Strafbarkeit von Homosexualität). Insoweit muss man eher von einer gelungenen Entnazifizierung des Rechts und einer Bereinigung des Strafgesetzbuchs sprechen. Leider wird auch heute noch Kindesmissbrauch und Homosexualität gern in einem Atemzug genannt, obwohl das eine mit dem anderen etwa soviel zu tun hat, wie ein Flugzeug mit einer Fahrradklingel. Herr Putin macht heute woanders wieder sehr erfolgreich Stimmung mit dieser undifferenzierten Masche.

      Die "einschlägig interessierten Täter" konnten sich gewiß nie "im Recht und sicher fühlen". Die Vermutung, dass die Strafe über die Tat entscheidet, ist übrigens heute immer noch genauso falsch wie damals.

  • KE
    Klaus Eilert

    Zitat: "Fiel das Falsche der pädophilenfreundlichen Positionen schon deshalb nicht auf, weil man sich permanent mit anderen, innerparteilich viel relevanteren falschen Positionen beschäftigen musste?"

    Geht's noch? Auch in Frageform wird diese absurde Behauptung nicht besser. Damals wurde alles, aber auch wirklich alles tage- und nächtelang basisdemokratisch diskutiert. Und dann ist es nicht aufgefallen, dass da ein paar ganz und gar unsägliche Forderungen in die Wahlprogramme rutschten? Sollten neben den zweifellos gewichtigen Anti-AKW- und Anti-Nachrüstungs-Forderungen damals alle anderen, weniger "relevanten" Punkte so durchgerutscht sein, ohne das es einer merkte? So oberflächlich waren wir doch nicht! Herr Reeh, vieleicht liegt es daran, dass Sie 1981 erst 14 Jahre alt waren. Ich habe die grüne Diskussionskultur jedenfalls völlig anders erlebt.

  • D
    Dana

    Die Grünen haben sich noch immer nicht von Cohn-Bendit destanziert. Das lässt tief blicken.

  • Die CDU reagiert so empört, weil sie nur von ihren Tätern ablenken will. Und das war offensichtlich nicht nur juristische Theorie:

    Vgl. Sachsensumpf und CDU-Obmann Günther Schneider.

  • Mir gefällt sehr gut, was der Herr Walter mit seinen Nachforschungen ans Tageslicht holt.

    Aufarbeitung ist wichtig. Die Grünen haben Herrn Walter selbst beauftragt. Es muss den Grünen doch klar gewesen sein, dass da etwas gefunden wird. So sehr verdrängen kann doch eine Partei oder Vereinigung ihre Anfangsjahre nicht. Ich verstehe nicht, warum dieses überaus sensible Thema nun zum Wahlkampfthema gemacht wird, denn ich fühle mich (selbst Betroffene) als ungefragt benutzt. Wieder einmal. Anstatt den Faden aufzunehmen, dreschen die anderen Parteien nun auf die Grünen ein. Warum? Ist es vielleicht die Angst davor, dass Forderungen laut werden könnten, dass nun alle anderen Parteien diesem Vorbild folgen sollten? JA! Ich fordere: „Jede Partei und Organisation sollte nun ihren eigenen „Aufarbeitungs –Walter“ bekommen.“ Es nützt nichts, wenn im eigenen Nest Dreck gefunden (oder vermutet) wird, dann lediglich reflexhaft in Abwehr auf andere dreckige Nester zu zeigen. Und der, der zuerst drauf zeigt ist kein Nestbeschmutzer - sondern derjenige – der den Dreck gemacht hat. Ein Blick auf die Schleppsch… …(bitte um Entschuldigung) zwischen den Nestern macht Sinn, dann zeigen sich die Täternetzwerke.

    Nun frage ich nochmal: „Wer kann Interesse daran haben, dass die Aufarbeitung der Grünen gestoppt wird?“ Es wird klarer jetzt, stimmt`s?

    Ich wähle die Grünen nicht – das hat andere Gründe- aber ich habe Hochachtung vor dem was sie gerade stemmen müssen.

    JaneO. Betroffene sexualisierter Gewalt in der Kindheit

  • "Warum also diskutiert man erst heute über Grüne und Pädophilie?"

     

    1.) Weil heute Wahlkampf ist.

    2.) Weil man mit politischen Argumenten unentschlossene Wähler nicht erreicht.

    3.) Weil das Thema stark emotional besetzt ist.

    4.) Weil man damit prima Stimmung machen kann gegen einen Gegner, der zwar verhasst ist, dessen Programm man aber mangels eigener Ideen komplett klauen musste.

    5.) Weil diese Gesellschaft so existenzielle Dinge wie Sexualität grundsätzlich lieber den Geschäfte- und Meinungsmachern überlässt.

     

    In 30 Jahren liest man dann hier, dass eine kleine Partei von Pädophilen Angela Merkel 2013 zur Macht verhalf und ihr Regierungsprogramm maßgeblich prägte.

    Widerspruch - Fehlanzeige.

    • @Rainer B.:

      Warum erst jetzt? Weil sich vorher niemand an dieses Thema getraut hat. Insbesondere nicht unsere mehr oder weniger gleichgeschalteten Medien.

      Die Grünen stecken da noch viel tiefer in diesem Pädophilensumpf als bis jetzt ans Licht gekommen ist.

      Und zum Thema zeitlicher Abstand: werden heute nicht immer noch zu Recht die Verbrecher des Nazi-Regimes verfolgt? Das ist doch noch länger her.

      • @wombat999:

        Die Verbrecher des Nazi-Regimes wurden durch deutsche Strafverfolgungsbehörden praktisch gar nicht verfolgt, weil in den Behörden überwiegend Gleichgesinnte sassen, die dies trotz erdrückender Beweislage immer wieder - bis heute - erfolgreich verhindert haben.

        Was den angeblichen "Pädophilensumpf" der Grünen angeht, gibt es derzeit dafür überhaupt keine Beweislage.

        Das Süppchen wurde aber durchaus schon öfter aufgekocht.

  • 31
    3458229 108

    Na, da hat wohl jemand in der Chefetage Panik bekommen nach all den Beschwerden inkl. Abo-Kündigungen und Genossenschafts-Austritten, nachdem die taz es gewagt hatte, Walters Anschuldigungen gegen Trittin publik zu machen. Befehl zum Zurückrudern! Schadensbegrenzung! Schade eigentlich, die taz hätte die Chance gehabt, sich vom Image des Grünen-Parteiblättchens etwas zu emanzipieren.

  • UW
    Ulrich Wegener

    Es wäre sehr gut, wenn LeserInnen die Kommentare mit Buttons kurz kommentieren kann. Zum Beispiel von sehr gut bis sehr schlecht. Oder von stimme vollkommen zu bis lehne ich rundum ab. Die Möglichkeit der ausführlichen Antwort muss selbstverständlich erhalten bleiben. Bin heute erstmals in der "Kommune", finde sie technisch, damit für die inhaltliche Diskussion sonst sehr gut. Besseres oder nur gleich Gutes kenne ich nicht. Weiter so an Spitze der Internet-Zeitung. Oder etwa nicht? Fragt Fragt Ulrich Wegener, Sozialist in der Braunschweig-SPD (www.Ulrich-Wegener.com), mit freundschaftlichem Gruß.

    • Q
      qwe
      @Ulrich Wegener:

      "Sozialist in der Braunschweig-SPD"

      Das ist eine contradictio in adjecto.

  • K
    kha

    KlausH

     

    Pädophilie ist laut Duden: "auf Kinder gerichteter Sexualtrieb Erwachsener". Und so etwas wollte man freigeben? Milde gesagt ist es eine Schweinerei. Ein Sprichwort sagt:"Der Hehler ist genauso schlimm wie der Stehler."

  • Gut, daß uns hier ein "Meinungs-Redakteur" mit Arbeitsschwerpunkten "Energie- und Klimapolitik" darin belehrt, was Geschichtswissenschaft ist und was nicht.

  • Kommentar entfernt. Bitte vermeiden Sie aggressive Polemik.

    • @Miguel Branco:

      Mit Anstand wurde immer schon am leidenschaftlichsten zugetreten.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Das Thema ist seit Montag auf der Welt und schon dermaßen ausgelutscht, dass man sich schon wieder abwendet.

    Franz Walter sollten vor allem die Medien dankbar sein, die gerne auf die Grünen und speziell auf Trittin einhauen...

  • M
    MartinD

    Warum nicht gleich so?

  • EL
    Ernst Lehmann

    Beim Thema Vergewaltigung in der Ehe ging es 1997 im Deutschen Bundestag nicht darum, ob sie generell strafbar/straffrei sein soll, sondern ob es der Zustimmung des Opfers bedarf oder die Staatsanwaltschaft auch ohne Einwilligung des Opfers Anklage erheben darf. Der Artikel erweckt aber den Eindruck, CDU-Politiker hätten sich generell um Straffreiheit von Vergewaltigung in der Ehe eingesetzt. Das ist unseriös!

    • @Ernst Lehmann:

      Die Vergewaltigung in der Ehe, war, um zeitlich noch etwas ins Jahr 1983 zurückzugehen, wohl Auffassung u.a. der CDU/CSU, genügend durch andere Straftatbestände unter Strafe gestellt.

       

      Die Grünen wollten 1983 - und da war dann auch die SPD so weit - Vergewaltigung in der Ehe als solche in die Straftatbestände § 177 ff. StGB aufnehmen lassen.

       

      Die CDU/CSU hat das u.a. mit der Argumentation abgelehnt, dass Ehefrauen genügend geschützt seien, weil zwar nicht der Straftatbestand der sexuellen Nötigung bzw. Vergewaltigung einschlägig sei, wohl aber § 240 StGB (also die "normale" Nötigung) und § 223 StGB (Körperverletzung) angewendet werden könnten.

       

      Was natürlich einen niedrigen Schutz für die Opfer bedeutet hat, und niedere Strafen für die Täter, weil andere Strafrahmen einschlägig waren.

       

      1983 ist ja auch eher der richtigere Anknüpfungspunkt, weil die Vorwürfe wegen angeblicher Verfehlungen der Grünen auch in diese Zeit fallen.

       

      Der Unterschied zwischen Grünen und CDU ist allerdings: die CDU hat das Unrecht in Gesetze gegossen, bzw. es unterlassen Gesetze zu ändern und ist den Reformvorhaben anderer Parteien aktiv entgegengetreten.

       

      Die Grünen haben nur diskutiert bzw. gefordert. Sie hatten damals weder die Möglichkeit ihre damaligen Vorstellungen, ob gut oder schlecht, politisch in geltende Gesetze zu gießen - noch haben sie das getan.

       

      Ein Ausschnitt der damaligen Diskussion findet sich z.B. im Plenarprotokoll 10/40 des Bundestages:

       

      http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/10/10040.pdf#P.2795

       

      zur Drucksache 10/562 der Grünen, die einen Gesetzesentwurf zur Änderung der § 177 StGB eingebracht hatten:

       

      http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/10/005/1000562.pdf

      • @*w*h*i*t*e*:

        Die Grünen haben aber mit ihrer Unterstützung der Pädokriminellen den geistigen Nährboden gelegt.

        • @wombat999:

          Der Unterschied zwischen Wort und Tat ist Ihnen geläufig?

           

          Wenn eine *Diskussion* über das Für und Wider problematisch ist - müsste man dann nicht sehr viele Meinungen und Diskussionen ganz einfach verbieten, weil sie womöglich einen geistigen Nährboden für etwas legen, was z.B. die Mehrheit - zu Recht oder zu Unrecht - als falsch empfindet?

           

          Wäre es nicht sinnvoller sich auf die Diskussion einzulassen und falsche und nicht überzeugende Argumente als solche zu entlarven?

           

          Wer eine Diskussion nicht führen will, weil er den Gegenstand für "schlecht" hält und als "indiskutabel" kennzeichnet, der wird eben womöglich den Eindruck erwecken in Wahrheit keine oder nicht überzeugende Argumente zu haben.

           

          Dabei gibt es doch genügend schlüssige Argumente für die Aufrechterhaltung des § 176 StGB - jedenfalls im Kern. Denn auch dieser Paragraph hat seine Schwächen, die den Schutz bisweilen ins Gegenteil verkehrt (z.B. wenn es um den Kontakt zwischen 13- und 14-Jährigen geht.)

           

          Wenn es erlaubt und möglich ist, über die Wiedereinführung der Todesstrafe zu diskutieren (z.B. für Kinderschänder - gibt ja welche die dafür sind!) oder darüber, ob Polizisten sich als Folterknechte profilieren sollten - warum sollte es dann verboten sein, über den § 176 StGB zu diskutieren?

           

          Diskutieren heißt nicht, es zu tun - selbst wenn jemand für eine Änderung eintritt. Die Rechtslage ist ja trotz eines Diskurses eindeutig.

           

          Und letztlich: es wird hier um eine 30 Jahre alte, eigentlich innerhalb der Grünen doch längst abgeschlossene Diskussion gestritten. Kein Ruhmesblatt für unsere Gesellschaft, wenn der Aufschrei 30 Jahre später erfolgt. Da müssen sich die damals bereits Volljährigen auch an die eigene Nase fassen.

  • MM
    Markus Meister

    Das Kernproblem ist und bleibt, dass die Grünen sich mit parteigeschichtlichen Themen herum schlagen müssen, weil die Personen aus der Gründungszeit immer noch an vorderster Stelle in der Verantwortung stehen.

     

    Der Cut nach der Rot/Grünen-Regierungszeit wurde nich gemacht und das ist jetzt das Ergebnis.

     

    Der ganze Dreck kann nur schaden, weil die Akteure noch aktuell sind. Die widerlichen Äußerungen von Helmut Kohl zu den türkischen Gastarbeitern waren nach einer kurzen Meldung und ein paar Statements kein Thema mehr, weil die CDU mit Kohl nur noch historisch in Verbindung gebracht werden kann.

     

    Der Grundfehler ist, dass man meint Politik wäre ein Berufsfeld wie jedes andere. Es ist ein Beruf auf Zeit und gegen Sesselkleber und Karrierepolitiker hatten die Grünen mal ein gutes Gegenmittel, die Rotation.

    Ich habe gar nichts gegen langjährige Abgeordnete mit Erfahrung wie z.B. Ströbele oder Wieland, aber Spitzenämter gehören regelmäßig ausgetauscht, auch damit solche Probleme erst gar nicht entstehen.

  • PP
    polythene pam

    Walter schrieb seinen Trittin-Artikel vom Wochenende (Mo. erschienen) offensichtlich aus einem gewissen Ärger heraus darüber, dass die damals handelnden Akteure heute trotz laufender Aufarbeitung so bedeckt blieben. Er fordert Debattenbeiträge von den damals Aktiven, letztlich sowas wie Selbstanzeigen öffentlicher Art. Im Grunde ist diese Forderung dem ganzen Ansatz des Artikels von Christian Füller - der in veränderter Form schlussendlich am Sonntag in der FAS nun doch noch erschien - nicht unähnlich.

     

    Die Sache ist nur die, dass die Grünen eben ihn, Walter, und seinen Kollegen, mit der Aufarbeitung beauftragt haben, die er nun von ihnen einfordert. Man schiebt sich das gegenseitig zu.

     

    Die Trittin-Sache ist nicht der Aufmacher in dem betreffenden Artikel von Walter, nicht formal. Sie hat erstmal die Rolle eines Beispiels im Text, aber das ist in der allgemeinen Aufregung untergegangen. Natürlich hat Walter das trotzdem bewusst platziert und diese Konsequenzen in Kauf genommen, um mehr Aufmerksamkeit für seinen Text zu kriegen, auch und gerade vor der Wahl. Wahrscheinlich will er nicht den Grünen schaden, sondern nimmt das in Kauf - das Timing lässt sich zudem prima als Unbestechlichkeit verkaufen - um auf sich aufmerksam zu machen, und das heißt darauf, dass seine Arbeit ihm zu wenig Resonanz in der Öffentlichkeit oder dem betreffenden Teilspektrum dieser Öffentlichkeit erzielt.

     

    Tatsächlich wird jetzt zwar noch mal viel geschrieben, wie Walter sich das vorstellt. Aber aus seiner Sicht von den falschen Leuten, er will, dass das die "Täter" machen (hier ganz wie Füller) und nicht unabhängige Journalisten.

     

    Insofern hat Reeh schon recht mit seiner Kritik des Ansatzes von Walter, der eigentlich nur die Namen liefert, und die Betreffenden sollen dann an die Rampe vortreten, und wenn sie das nicht tun, greift er zu Druckmitteln und schreibt einen Artikel zur Unzeit.

  • R
    RR

    Mir fehlt in dem Zusammenhang der Hinweis, dass es damals noch den §175 gab, der Homosexualität unter Männern über 18 mit Jugendlichen ("Mann unter 18") generell unter Strafe stellte. (Auf diese Weise konnten Beziehungen erst legal, dann für ein paar Tage illegal, anschließend wieder legal werden. Das sowas möglich ist, ist für mich ein Indiz für ein unsinniges Gesetz.)

     

    Während Homosexuelle zurecht auf der Abschaffung dieser Sonderbehandlung pochten, haben die Pädophilen das wohl als Türöffner nutzen können, um weiterreichende Forderungen zu stellen.

     

    Dieser Paragraph wurde 1994 abgeschafft.

  • Vielen Dank für diesen Artikel, er rückt einiges wieder ins richtige Licht, z.B. nach der üblen Hetze, die in der FAZ stattgefunden hat

  • LB
    Lothar Bastian

    ...endlich mal jemand, der die wahlkampf-hysterischen Beiträge zurechtrückt, indem er politische und polit-historische Zusammenhänge herstellt.

    Vielen Dank an Martin Reeh und die taz

  • GS
    Georg Schönfeldt

    Was für ein dumpfer Kommentar.

     

    Reeh prangert an, dass Angeprangert wird und prangert zugleich Walter an, der übrigens Historiker ist, was man wissen könnte, wenn auch nur jemals ein Buch von ihm der Hand genommen hätte.

  • B
    Beelzebub

    LÜGE! LÜGE! LÜGE!











    1. Die Abstimmung über den Kriegseinsatz der Bundeswehr fand nicht im November, sondern am 22.12.2001 im Bundestag statt.











    2. Der Abgeordnete Ströbele hat dem Kriegseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan ausdrücklich ZUGESTIMMT! Seine Rede kann nachgelesen werden auf Seite 20849 des derzeit noch existierenden (im Netz abrufbaren) Plenarprotokolls (http://dip21.bundestag.de/dip21/btp/14/14210.pdf)











    3. Die Fraktion der Grünen war die einzige Fraktion im Bundestag, von der KEIN EINZIGE GEGENSTIMME gegen den Kriegseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan kam. Die Abgeordneten Annelie Buntenbach,



    Winfried Hermann, Monika Knoche



    und Steffi Lemke konnten ihr kümmerliches bisschen Mut gerade mal zu einer Enthaltung zusammenraffen, zun "Nein" hat's nicht gereicht - das Ergebnis der namentlichen Abstimmung kann in vorgenenntem Plenarprotokoll auf Seite 20850 ff.











    Es gilt, damals wie heute:







    WER GRÜN WÄHLT, WÄHLT KRIEG!

     

    Die Redaktion: Wir bitten Sie, zukünftig weniger polemisch zu kommentieren.

  • S
    Stefan

    Ich bin kein Grünen-Wähler, aber der Artikel war überfällig... Dissens gibt's nur in einer Hinsicht: "Der Göttinger Professor ist Politikwissenschaftler. Und dennoch könnte er wissen, dass man Geschichtsaufarbeitung nicht betreiben kann, indem man einzelne Dokumente in die Öffentlichkeit trägt, ohne sie ausreichend im Kontext zu bewerten: Zeitzeugen zu befragen, den Horizont der Gesamtgesellschaft und der Gruppe zu bewerten, den Entscheidungsspielraum und die Perspektiven der Akteure zu berücksichtigen." DAS kann er als Politologe eben nicht und darum halten auch alle anderen Wissenschaften die Politologen für geistlose Schaumschläger.

  • BH
    Bert Hein

    soweit ich weiß ist Walter gelernter Historiker. Man sollte ihm also durchaus zutrauen mit Ergebnissen richtig umzugehen.

    Wenn ich seinen Artikel richtig erinnere, ging es da nicht nur um Trittin. Aber das wurde dann tatsächlich daraus gemacht (!).

    Und wenn man Trittin verteidigen wollte, könnte man in so einem Kommentar wie dem obrigen ja auch einfach mal die Umstände ausführen und iterpretieren, statt sie nur anzudeuten.

  • D
    dumm_gelaufen

    "Mein" Täter war kein Grüner, sondern Sozialdemokrat. Und Lehrer. Ist auch 50 Jahre her, da gab es die Grünen noch nicht. Aber buchstäblich "unvergesslich". Diese Widerlinge machen sich darüber zuletzt einen Kopf.

    Pädophile und Päderasten gibt es schlicht überall - auch in allen Parteien. Und ganz bestimmt auch unter Journalisten.

     

    Die allgemeine Lebenserfahrung zeigt, dass die mit dem größten Empörgehabe gewöhnlich den "meisten Dreck am Stecken" haben.

     

    Da, das muss man schon mal sagen, agiert Jürgen Trittin ausgesprochen besonnen und sympathisch, weil er sich gerade nicht in "Betroffenheitslyrik" ertränkt sondern versucht, die Beweggründe sachlich darzustellen.

    • @dumm_gelaufen:

      Zitat: Die allgemeine Lebenserfahrung zeigt, dass die mit dem größten Empörgehabe gewöhnlich den "meisten Dreck am Stecken" haben.

       

      Könnte stimmen! Waren es nicht die Grünen,die beim Missbrauchsskandal durch Priester am lautesten geschrien haben?

      • @wombat999:

        "Waren es nicht die Grünen,die beim Missbrauchsskandal durch Priester am lautesten geschrien haben?"

         

        Und zeichnet sie das etwa nicht positiv aus?

        • @Hirschelmann Hans-Hermann:

          wenn sie jetzt die gleichen Maßstäbe an sich anlegen? Ja! Aber tun sie das denn?

    • VH
      Vornerum hintenrum
      @dumm_gelaufen:

      Ja, es ist ein gesellschaftliches Phänomen, das unter dem Deckmantel des Tabus gehalten wird. Man spricht einfach nicht darüber. Offiziell ist es verboten, was ja gut ist, hintenrum werden Mädchen missbraucht. Meine Frau, die sehr im Thema drin ist, weil sie selbst missbraucht wurde, spricht von Statistiken, dass jede 3 bis 4 Frau in Deutschland mindestens einmal einen sexuellen Übergriff erlebte. Die Moral, wie immer, die ist natürlich in der Welt. Im kollektiven Gedächtnis verankert: tue dies das nicht, das kommt von der Religion her und läuft unterbewusst bei den Menschen ab. Die andere Moral, die man ganz klar beobachten kann ist: solange es niemand weiß, du nicht erwischt wirst, kein Problem. Vornerum und hintenrum, das sind 2 paar Stiefel, was nicht nur bei diesem Thema ein gesellschaftliches Grundkonzept darstellt, das zu überdenken ist. Da finde ich die Peitsche gegen die Grünen, die gerade in den Medien betrieben wird, vollkommen falsch. Zumindest haben die sich seinerzeit offen mit dem Thema beschäftigt. Natürlich war die Denke nicht richtig, was sie auch selbst erkannten. Aber besser noch als vornerum hui und hintenrum pfui - bezieht man das auf Parteien sind für mich da schnell die Helden dieser Disziplin gefunden, die sich sonst so gern an die 10 Gebote halten.

  • Franz Walter macht Wahlkampf gegen Die Grünen. Mit Art und Zeitpunkt seiner Veröffentlichung. Entweder absichtlich Wahlkampf, dann soll er mal erklären, warum gegen Die Grünen. Oder unabsichtlich Wahlkampf, ohne das zu wollen. Dann erweist sich Walter als überfordert. Oder nicht? Fragt Ulrich Wegener, Sozialist in der Braunschweig-SPD (www.Ulrich-Wegener.com), mit freundschaftlichem Gruß.

    • K
      kha
      @Ulrich Wegener:

      Es geht um die Legalisierung von Kindesmissbrauch und um die, die das unterstützt haben!

    • Z
      zui
      @Ulrich Wegener:

      Die Grünen haben Franz Walter selbst beauftragt, insofern war es ein klassisches Eigentor.

  • Höchste Zeit, diesen gepushten Skandal etwas differenzierter zu betrachten und auch mal auf Verfehlungen anderer hinzuweisen.

    • @vic:

      so so! Die anderen haben auch etwas gemacht, deshalb ist mein Fehlverhalten nicht schlimm.

      Guter Witz!

    • G
      Gast
      @vic:

      Auch mal?

      Guten Morgen, gerade erst aufgewacht? In welchem Ballon leben Sie eigentlich?

       

      Ist es nicht gerade ein bald schon zum Alleinstellungsmerkmal erhobene Domäne der Grünen auf alles und jeden, wegen jeder Kleinigkeit mit dem Finger zu zeigen? Jede angebliche Verfehlung, während Sie nie für irgendwas verantwortlich waren oder sind, was sie erst lautstark gefordert und dann z.T. umgesetzt haben?

       

      Diese unerträgliche Heuchelei ist es, die den Grünen jetzt völlig zu Recht auf die Füße fällt.

      Passend dazu die Aussage der Empörungsbeauftragten Frau Roth: "Wir Grüne brauchen uns von anderen nicht erklären lassen, was Moral ist."

       

      Das sagt alles.

      • @Gast:

        Auch guten morgen.

  • K
    Kartoffelkäfer

    Und wieder kommt die CDU- Geschichte als Ablenkung, ich kann es nicht mehr hören. Könnt Ihr es denn nicht mal einfach hinnehmen, dass die Grünen einen monströsen, inakzeptablen Fehler gemacht haben und sich dafür aber nun nicht verantworten wollen?

    Ist der Hinweis auf die CDU da hilfreich?

    Von meiner Warte aus zeugt das von einer gehörigen Unreife mit den eigenen Problemen umzugehen wenn man zu Ablenkung auf die Anderen verweist.

    Wer so argumentiert kann sich jeden Fehler, so inakzeptabel er auch sein mag (und Kindesmissbrauch IST inakzeptabel) schön reden und findet immer eine Ausrede. Verantwortung zu übernehmen, Größe zu zeigen sieht anders aus.

    Dieser Artikel ist ein Armutszeugnis für Grüne und die TAZ- Redaktion gleichermaßen.

    • @Kartoffelkäfer:

      Volle Zustimmung!

    • ML
      michael lamprecht
      @Kartoffelkäfer:

      Ich bin ganz Ihrer Meinung.-

    • @Kartoffelkäfer:

      Dieser Kommentar trifft genau den Kern. Dieser TAZ-Artikel ist in der Tat ein Armutszeugnis, insbesondere vor dem Hintergrund der TAZ-Geschichte zu diesem Thema.

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @Kartoffelkäfer:

      Es soll ja auch jenseits der Grünen-Anhänger Leute geben, die geheuchelte Empörung angewidert...

  • VG
    Verbrechen Gegen Kinder

    Ekelhaft. Die Grünen sollen sich der eigenen -widerwärtigen- Vergangeheut nicht stellen müssen, weil andere Parteien auch mitgliedr der NSDAP aufgenommen haben? Ehmke und Eppler waren in der NSDAP, danach für die SPD sogar Minister.

     

    Ändert das etwas an den Machenschaften der Grünen? NEIN!

  • S
    strudelbrain

    Vielen, vielen Dank für diesen Beitrag. Genau das, was mich seit der ersten Veröffentlichung von Walther umtreibt. Es ist verständlich, dass Walther als unabhängiger Forscher auch jederzeit und unabhängig publizieren will - aber dann doch bitte auch Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und nicht "Heureka! Wir haben was gefunden".

  • JS
    Jack Straw

    Trittin ist schon auch selber schuld. Im Bemühen, in einer schwarz-grünen Koalition endlich Außenminister zu werden, verkneift er sich jegliche Profilierung.

    Die Grünen selbst sind auch selber schuld. Vor lauter Freude darüber, endlich wieder im Schoß des Bürgertums angekommen zu sein. verkneifen sie sich die Verteidigung von Errungenschaften und vor allem den Kampf gegen den politischen Gegner.

    Eine Abteilung Attacke gibt es bei den Grünen deshalb nicht (mehr). Schade. Ich hätte gerne die Namen und "Argumente"/Reden der CSUCDU-Abgeordneten gelesen die sich einigen Dingen widersetzt haben, die wir heute für selbstverständlich erachten:

    -Kuppeleiparagraf abschaffen

    - §1757(a)

    - Vergewaltigung in der Ehe, s.o.

    -Eherecht vor 1977 (stichwort Pflicht der Haushaltsführung etc.)

    - Strafrechtsreform 1973

    - Abschaffung der Schuldfrage/ehebruch

     

    wer machts?

    JS

  • Ist es nicht ein bisschen billig, wenn die taz erst eine Hetzkampagne gegen Jürgen Trittin startet und dann Herrn Walter die Verantwortung dafür in die Schuhe schieben möchte?

     

    Andererseits, die Grünen sind's auch selber schuld, wenn sie einen geltungssüchtigen Typen wie Walter zum "Großinquisitor" küren.

  • T
    ThomasKoecherovi

    "Denn natürlich könnte man auch die Dokumente aus der Union von vor 1997 durchforsten, um herauszufinden, welche Personen damals Vergewaltigung in der Ehe straflos behalten wollen. Und weil das Ganze erst 16 Jahre zurückliegt, ließen sich vermutlich eine Reihe von Christdemokraten finden, die man heute zum Rücktritt auffordern könnte. "

    Dann recherchieren Sie gefälligst und benennen die entsprechenden Politiker! Das ist ihr Job als Journalist. Die Taz verkommt zudem immer mehr zum Parteiblättchen der Grünen.Und wir reden hier von Pädophilie, da kann man auch ruhig gegen Minderheitengruppen Stellung beziehen und sagen, dass das pervers ist. Alles andere ist falsch verstandene Toleranz. Leider ein schlechter Artikel.

  • R
    Regression

    "Aber wenn man gesellschaftlichen Wandel auch als einen Prozess der Aufklärung begreift, ist es absurd anzunehmen, dass schon zu Beginn einer Debatte alle die Position gehabt könnten, die sich am Ende durchgesetzt hat." Es ist wirklich absurd sich vorzustellen, wie Joschka Fischer beim Demonstrieren mit Motorradhelm schon den deutschen Einmarsch in Jugoslawien plante. Wandel ist eben nicht automatisch Wandel zum Besseren.

  • Für Ihre Trittin-Apologie haben Sie sich souverän an der Doktrin des Philosophen H.G. Wells und seinem Hauptwerk "Zeitmaschine"orientiert.

    Erstaunlich, wie zeit- und niveaulos eine Argumentation gestaltet werden kann, um das Inakzetable erträglich zu machen.

    In der Substanz vertehe ich natürlich Ihre Position: Dunkeldeutschland der 30er trifft Hanfraucher am frühen morgen.

    Und wenn Sie aktive Politiker, egal welcher Couleur, kennen, die vor 16 Jahren die "Vergewaltigung in der Ehe straflos behalten" wollten machen Sie, Herr Reh, Ihre journalistische Arbeit und schreiben Sie darüber. "Name and schame" sollte ein Teil Ihres Handwerks sein.

  • H
    hs

    Hei,

    mehr als die pünktlich zum Wahlkampf aufgetauchten Dokumente und die dadurch ausgelöste Pädophilie-Debatte um die Grünen interessiert mich, wieso sich keiner dafür interessiert, dass im Fernsehen, auf der Straße und im Internet schon Kleinkinder mit völlig übersexualisierten (Vor-)Bildern konfrontiert werden, die sie nicht einordnen können.

     

    Daher ist es meiner Meinung nach fragwürdig, dass keiner die heilige Freiheit der Medien in Frage zu stellen, so viel Porno zu senden oder zu plakatieren, wie sie wollen. (Der Tatort wird nach 20.00 freigeschaltet, aber GMT und youporn laufen 24/7 ?)

     

    Die Illegitimität von Pädophilie steht außer Frage, darüber sind sich ja gottseidank alle Parteien einig. Die Frage ist, was während des Wahlkampfes wichtiger ist: Eine Debatte darüber, was wir als Gesellschaft unseren Kindern heute im Alltag zumuten, oder die darüber, was Politiker vor 15 Jahren noch über Vergewaltigung in der Ehe oder sexuelle Kontakte mit Kindern dachten? Und was davon ist nach dem Wahlkampf wichtiger?

  • Endlich Aufklärung statt Aufkläricht!

    Vielen Dank für diesen Artikel!

    Peter Neuhaus

    • NR
      Nicht relativieren!
      @Peter Neuhaus:

      Es ist sicher angenehmer, die Angelegenheit in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext zu rücken. Allerdings halte ich das Schröder-Afghanistan-Beispiel im taz-Artikel für den kläglichen Versuch, nun doch noch, nachdem es Kritik an der taz aus dem Lager ihrer potenziellen Leserschaft hagelte (wie etwa Peter Neuhaus' offener Brief an Ines Pohl), nachträglich zu relativieren. Schade!

      Es muss sich doch jeder Politiker darüber im Klaren ein, dass seine einst schriftlich niedergelegten (Cohn-Bendit) oder mit Unterschrift (V.i.S.d.P. Trittin) bekräftigten bekundeten Willensbekundungen der Nachwelt erhalten bleiben, während demgegenüber vieles andere im Laufe der Jahrzehnte verblassen wird. Natürlich ist Trittin kein Einzelfall. Aber er ist als Kandidat eine exponierte Persönlichkeit. Deshalb ist es nur richtig, dass man ihn mit seiner persönlichen Vergangenheit mehr als andere konfrontiert und ihn daran misst. Dieses Risikos muss sich jeder bewusst sein, der die Karriereleiter erklimmt. „Verantwortlich“ heißt nun einmal, Verantwortung zu übernehmen. „Im Sinne des Presserechts“ heißt insbesondere, diese Verantwortung für eine Veröffentlichung allein zu übernehmen – ganz egal, wie viele Personen noch daran mitgearbeitet haben. Und „Presse“ heißt auch immer „Chronik“.

      Argumentationen zu verwenden nach dem Motto „viele andere haben ja damals auch so gedacht und diskutiert, ohne dass ihre Namen bekannt wären“ und der Sicht im „gesellschaftlichen Kontext“ bis hin zu dem Einwand, eine Person habe bei der Erklärung ihrer Verantwortlichkeit die Details nicht gekannt, ist ein fürchterlich dünnes Eis. So ließe sich sogar die Verantwortung der Verfasser der Nürnberger Gesetze relativieren (und diese Versuche gab es zuhauf)! Von Politikern, die Verantwortung für die gesamte Gesellschaft tragen wollen, muss ich ein besonderes Verantwortungsbewusstsein erwarten können.

      • @Nicht relativieren!:

        @Gast: Sie verwechseln presserechtliche Verantwortung (die irgendjemand übernehmen muss, weil das gesetzlich auch so vorgeschrieben ist!) mit inhaltlicher Übereinstimmung mit den abgedruckten Positionen.

         

        Glauben Sie ernsthaft, jeder der irgendwo als V.i.S.d.P. aufgeführt ist, stimmt mit jedem Satz jedes abgedruckten Inhalts persönlich 100%ig überein und übernimmt damit nicht nur die juristische Verantwortung für etwaige rechtswidrige Inhalte, sondern auch die moralische Verantwortung für alle Inhalte und macht sie sich quasi zu eigen?

         

        Wie ist das denn z.B. bei Chefredaktionen von Zeitungen? Glauben Sie tatsächlich das Ines Pohl, die für die TAZ verantwortlich im Sinne des Presserechts ist, wirklich bei jedem einzelnen Artikel sagen kann "da entspricht jeder Satz zu 100% meiner persönlichen Meinung!"? Und Frau Pohl für jeden Satz den die TAZ-Autoren in die Welt setzen moralisch verantwortlich ist?

         

        Presserechtliche Verantwortung bedeutet, dass der verantwortliche Redakteur dafür Verantwortung übernimmt, dass keine rechtswidrigen Inhalte im Presseerzeugnis enthalten sind, insbesondere solche, die strafrechtlich relevant sind.

         

        Dort endet aber auch die Verantwortlichkeit!

         

        Wäre es anders, würde das nämlich dazu führen, dass ein Presseerzeugnis nur die Artikel enthält, die der Presserechtlich verantwortliche moralisch für gut befundenen hat. Was das bedeuten würde, muss nicht weiter ausgeführt werden.

        • FK
          Florian Krautheim
          @*w*h*i*t*e*:

          "Glauben Sie tatsächlich das Ines Pohl, die für die TAZ verantwortlich im Sinne des Presserechts ist, wirklich bei jedem einzelnen Artikel sagen kann "da entspricht jeder Satz zu 100% meiner persönlichen Meinung!"?

           

          Aber sie darf sehr wohl und jederzeit Texte oder Sätze aus dem Blatt feuern, die ihr nicht gefallen, auch wenn die nicht strafrechtlich relevant sind. Und das wird sie vermutlich auch tun. Oder irgendeine® der weiteren verantwortlichen RedakteurInnen, die die taz wie jede andere Zeitung auch hat.

          • @Florian Krautheim:

            Tut sie aber offenbar in der Regel nicht. Sonst würde es in ihrer Zeitung keine Meinungsvielfalt geben.

             

            Und - wenn man sich den anderen TAZ-Artikel durchliest - steht darin, dass Trittin gerade nicht die Befugnis hatte, inhaltliche Veränderungen vorzunehmen. Das wäre auch seltsam - denn in Parteien gibt es ja meistens einen Beschluss zu einer bestimmten Formulierung. Es wäre sehr merkwürdig, wenn ein einzelner ohne triftigen Grund (strafrechtliche Relevanz!) einfach die Passagen verändern oder streichen dürfte, die ihm nicht in den Kram passen.

             

            Der jeweilige V.i.S.d.P. des CDU-, CSU-, SPD-, und FDP-Parteiprogramms wird auch nicht einfach die Texte Inhaltlich verändern dürfen, weil er einzelne Passagen nicht mit seiner persönlichen Meinung in Einklang bringen kann.

             

            Es bleibt insofern dabei, dass jemand auch Presserechtlich Verantwortung übernehmen kann, selbst wenn er nicht mit allen inhaltlichen Positionen eines Parteiprogramms zu 100% übereinstimmt und einige Positionen sogar ablehnt. Das ist ja gerade typisch für die Mitglieder einer Partei: dass diese inhaltlich unterschiedlicher Meinung sind, auch wenn jemand bei Veröffentlichungen der Partei juristisch verantwortlich ist - und sein muss, weil das gesetzlich so vorgeschrieben ist.

  • K
    Klasse_Jürgen

    Klasse Kommentar!

    Jürgen Trittin hat sich nichts vorzuwerfen. In den 80ern ging es darum, sich von dem Moralkodex der Nazi-BRD zu befreien.

    Die "Opfer" und Hetzer, die heute aus ihren Löchern hervorkriechen, geht es doch nur um Wahlkampf!

    • @Klasse_Jürgen:

      Nazi-BRD? 1980?

    • @Klasse_Jürgen:

      Kann mich nicht daran erinnern, dass es in den 80igern darum ging, sich von dem Moralkodex der Nazis - was immer das auch sein mag - zu befreien. Wenn es so etwas gegeben haben sollte, dann doch wohl eher in den 60igern. Aber unter diesem Deckmäntelchen darf man dann alles machen? Sex mit Kindern gegen die Nazis?? Irgendwie tun Sie mir leid, um es mal höflich auszudrücken!

  • Wieso ist Gelaber, das 30 Jahre alt ist und niemals in die Tat umgesetzt wurde, eigentlich so ein Aufreger?

     

    Hätte man die Strecihung des Mord-Paragraphen gefordert, die Aufregung wäre nicht größer. Vermutlich würde man dies sogar als alte Spinnerei belächeln und sich nicht näher damit befassen.