Grüne über Pädophilie-Aufarbeitung: Hofreiter ist zufrieden
Der neue Grünen-Fraktionschef lobt die Aufklärungsarbeit von Franz Walter. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann will eine Diskussion über Entschädigungszahlungen.

Loben und fordern: Hofreiter und Löhrmann. Bild: dpa
BERLIN dpa | Der neue Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter, hat sich zufrieden über die Aufklärungsarbeit des Göttinger Parteienforschers Franz Walter zum Einfluss pädophiler Strömungen in den Anfangsjahren der Partei geäußert.
„Ich halte es für richtig, dass wir mit Franz Walter jemanden beauftragt haben, der eindeutig unabhängig ist und nicht im Verdacht steht, besondere Sympathien für Grüne zu hegen“, sagte Hofreiter der Welt am Sonntag. „Dass eine Pädophilie-Debatte kurz vor der Wahl für uns bitter ist, ist klar. Aber das war nun mal ein kleiner Ausschnitt unserer Vergangenheit. Dem muss man sich stellen.“
Walter hatte zum Unmut vieler Grünen-Mitglieder wenige Tage vor der Bundestagswahl enthüllt, dass Spitzenkandidat Jürgen Trittin 1981 als Mitglied der zuständigen Schlussredaktion presserechtlich verantwortlich war für das damalige Göttinger Kommunalwahlprogramm - darin wurde in einer Passage Straffreiheit für gewaltfreie sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern gutgeheißen.
Die grüne Schulministerin in Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann, befürwortet eine offene Diskussion über die finanzielle Entschädigung von Pädophilie-Opfern. „Dieser Frage müssen wir uns stellen“, sagte die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin dem Magazin Focus. Löhrmann forderte ihre Partei zu einer intensiveren Aufarbeitung des Pädophilie-Themas auf: „In NRW forsten die Kreisverbände jetzt ihre Unterlagen durch. Das sollte jeder Landes- und Kreisverband tun.“
Leser*innenkommentare
Rosenkohl
"Walter hatte zum Unmut vieler Grünen-Mitglieder wenige Tage vor der Bundestagswahl enthüllt" - ist ein bloßes Gerücht, solange die Quellenangabe fehlt, welches Grünen-Mitglied genau Unmut über Walters sogenannte "Enthüllung" geäußert haben soll.
Indem die Taz Walters Veröffentlichung als "Enthüllung" bezeichnet suggeriert sie, bei dem Veröffentlichten handele es sich um einen zuvor von Trittin "verhüllten", anscheinend besonders unmoralischen Tatbestand. Indem die Taz den unbenannten Grünen-Mitgliedern "Unmut" unterstellt, wird suggeriert, diese Grünen-Mitglieder hielten das Enthüllte entweder selbst für besonders unmoralisch oder glaubten, daß die potentiellen Wähler das Enthüllte für besonders unmoralisch hielten. Diese Form der Berichterstattung läuft darauf hinaus, Pädophilie hinzustellen als angeblich gültiges, besonders unmoralisches Tabu, deren tatsächliche Schädlichkeit nicht weiter rational erklärt und begründet zu werden brauche.
Dieses Gerücht über den grünen Volksmund, und Hinzuerfinden von angeblichen "Ver- und Enthüllungen" durch die Taz sind geeignet, das anti-pädophile Ressentiment weiter zu schüren.
"darin wurde in einer Passage Straffreiheit für gewaltfreie sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern gutgeheißen" - Es fehlt, daß die Homosexuelle Aktion Göttingen im Wahlprogramm der AGIL 1981 für eine umfassende gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung und Rehabilitation verfolgter Homosexueller eintrat. Es fehlt zudem, daß laut AGIL nicht alleine "Anwendung und Androhung von Gewalt" sondern auch "Mißbrauch eines Abhängigkeitsverhältnisses" unter Strafe stehen sollte.
Gast
Gast
Die Forderung von Sylvia Löhrmann ist nur allzu berechtigt. Vergleiche dazu die aktuelle Berichterstattung der "GIESSENER ALLGEMEINEN" aus der vergangenen Woche:
http://www.giessener-allgemeine.de/Home/Stadt/Uebersicht/Artikel,-Kindesmissbrauch-Parteizentrale-soll-Tatort-gewesen-sein-_arid,451826_regid,1_puid,1_pageid,113.html
http://www.giessener-allgemeine.de/Home/Stadt/Uebersicht/Artikel,-Missbrauch-Verdaechtiger-soll-von-allen-Aemtern-zuruecktreten-_arid,451637_regid,1_puid,1_pageid,113.html
http://www.giessener-allgemeine.de/Home/Stadt/Uebersicht/Artikel,-Verdachtsfall-K-schockt-Giessens-Gruene-_arid,451383_regid,1_puid,1_pageid,113.html