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Debatte GendermarketingPuppen haben keine Väter

Es gibt weniger Kinder, also setzt die Industrie auf Geschlechtertrennung: Sie verkauft an Prinzessinnen und Abenteurer.

Nicht für Jungs gedacht: Barbies. Bild: reuters

F amilienalltag in Deutschland: Jungen bekommen im Durchschnitt mehr Taschengeld als Mädchen. Mädchen müssen nach wie vor mehr im Haushalt mithelfen. Mäht der Sohn mal den Rasen, hilft beim Autowaschen oder Reifenwechsel, kann er sich damit noch etwas hinzuverdienen. Es gibt Aufgaben, für die ein Junge selbstverständlich bezahlt wird und Mädchen nicht.

Viel zu wenige regen sich über diese Ungleichbehandlung auf – stattdessen wird in der Erwachsenenwelt alljährlich der Pay-Gap diskutiert, also warum Frauen unterm Strich rund 20 Prozent weniger verdienen als Männer. Und wir beobachten den Care-Gap, nämlich dass 80 Prozent der Pflegearbeiten von Frauen ausgeführt werden.

Doch wie soll eine wirkliche und nachhaltige Veränderung der Geschlechterverhältnisse gelingen, wenn wir die Debatten und Fortschritte der Erwachsenenwelt nicht hineintragen in die Kinderzimmer? Und umgekehrt das Kinderzimmer in den Debatten der Erwachsenenwelt außen vor lassen?

Die Werbe- und Marketingindustrie erklärt unterdessen in jedem Produktbereich neu, dass Mädchen und Jungen, dass Männer und Frauen eben unterschiedliche Grundbedürfnisse hätten. In vorderster Reihe dabei: Axel Dammler und sein Marktforschungsinstitut iconkids & youth, international research Gmbh.

Der Marktforscher sprang für Ferrero in die Bresche, als die Kritik am rosa Überraschungsei überhand zu nehmen drohte. Bereitwillig rechtfertigte er auch die Friends-Reihe von Lego, schließlich zählt auch dieses Unternehmen zu seinem Kundenstamm, der sich wie das „Who’s who“ der Kinder- und Spielwarenbranche in Deutschland liest. Und auch die Sisi-Werke bezogen sich ausdrücklich auf die Umfragen von iconkids & youth, als sie den Capri-Sonne-Ableger Elfentrank auf den Markt brachten.

Almut Schnerring

ist Sprecherzieherin (DGSS), Trainerin und Hörfunkjournalistin und bloggt gemeinsam mit Sascha Verlan auf ich-mach-mir-die-welt.de/.

Es ist schon erstaunlich, wie viele Unternehmen sich auf die Expertise eines einzigen Marktforschungsinstituts verlassen, deren Umfragen als „Studien“ aufwerten und auf wissenschaftliche Belege verzichten.

Sascha Verlan

schrieb gemeinsam mit Almut Schnerring: „Die Rosa-Hellblau-Falle. Für eine Kindheit ohne Rollenklischees“. Verlag Antje Kunstmann 2014.

Warum Hersteller auf Gendermarketing setzen, ist leicht nachvollziehbar: Seit Jahren gehen die Geburtenzahlen zurück, der Spielwarenmarkt ist gesättigt. Also müssen mehr Produkte an weniger Kinder verkauft werden. Das funktioniert am einfachsten, wenn man aus der einen Zielgruppe „Kinder“ zwei Zielgruppen bildet: „Mädchen“ und „Jungen“.

Fehlt noch ein stichhaltiges Verkaufsargument: unterschiedliche Grundbedürfnisse. Jungen und Mädchen, so die Begründung, verlange es von Natur aus nach unterschiedlichen Spielsachen und Freizeitangeboten. Jungen und Mädchen ernährten sich anders, sie bewegten sich anders, lernten anders, sie seien eben grundverschieden. Und welche Familie will sich schon sagen lassen, sie habe die Grundbedürfnisse der eigenen Kinder missachtet?

Eine Ladung rosa Glitzer

Aber selbst wenn diese geschlechterspezifischen Unterschiede wissenschaftlich nachweisbar wären, die Politik der Marketingindustrie wäre auch damit nicht zu rechtfertigen. Sie verhöhnt alle, die sich für eine gerechtere Aufteilung der Familienarbeit einsetzen. Sie überdeckt den wirtschaftspolitischen Wunsch, Mädchen und junge Frauen für die MINT-Berufe zu gewinnen, mit einer Ladung rosa Glitzer: Technische Spielwaren werden fast immer mit Jungen und für Jungen verpackt und beworben.

Puppen dagegen, Spielzeug, das Kindern den Zugang in die Care-Welten ermöglicht, sind „Für Puppenmuttis“ rosa verpackt, denn Puppen haben keine Väter. In einem Jungen, der gern mit Puppen spielt, sieht die Erwachsenenwelt nicht den späteren fürsorglichen Vater, sie macht sich stattdessen Sorgen um sein soziales Wohlergehen und seine sexuelle Prägung.

Die Marke Bübchen liefert Badeschaum in einer blauen Variante („Sieger-Bad“) und in Rosa („Prinzessinnen-Bad“), Maggi verkauft gegenderte Tütensuppe (blaue „Feuerwehr-Suppe“ und rosa „Prinzessinnen-Suppe“)‘, Babywalz bietet Kinderzimmermöbel „Für echte Rennfahrer“ und „Für echte Mäuschen“. Bei Tchibo gab es Kinderbettwäsche zu kaufen: ein Astronaut auf der einen Bettdecke, eine Prinzessin auf der anderen. Eine Astronautin war wohl zu abwegig, deshalb liegt für die Werbefotos ein Junge im Bettzeug und das Mädchen übernimmt, mal wieder, den Prinzessinnen-Part.

Pegida-taugliche Spielzimmer

Immerhin Milupa wirbt für ein Unisex-Folgemilch-Produkt. Der Werbespot zeigt die Zukunft der kleinen Kinder: Die Tochter wird zur Ballerina, der Sohn Mathematiker oder Bergsteiger. So findet sich inzwischen kaum ein Bereich mehr im Alltag von Kindern, in dem sie der Zweiteilung in Abenteurer und Prinzessin entkommen könnten.

Die schiere Masse der rosa-hellblauen Botschaften verfehlt nicht ihre Wirkung: Wie iconkids & youth vermeldete, ist Prinzessin seit Neuestem ein Berufswunsch 5- bis 9-jähriger Mädchen. Designerinnen, Werbetexter und Verkäufer sind Teil dieser Gesellschaft, deshalb ist es zynisch, sie aus der Verantwortung zu entlassen mit dem Hinweis, Gendermarketing reagiere nur auf vorhandene Marktinteressen, denn Werbung schafft viele dieser Grundbedürfnisse erst. In einer Lebenswelt, in der uns drei- bis fünftausend Werbebotschaften täglich erreichen, ist es keine Option, Kindern nach dem Motto zu begegnen: „Nun lasst sie doch, sie wollen es doch so.“

Im Kinderzimmer entscheidet sich, wie ernst es uns ist mit der Geschlechtergerechtigkeit, wie ernst wir es wirklich meinen mit der individuellen Förderung von Interessen und Eigenschaften, wie viel Anderssein wir zulassen wollen als Gesellschaft. Die Welt unserer Kinder ist der Gradmesser unserer eigenen Freiheit.

Ein Blick in die von Werbung und Marketingstrategien entworfenen Kinderzimmer zeigt, wohin der Weg gehen soll: in eine Welt, die so rückwärtsgewandt ist, dass man in der Erwachsenenwelt damit allenfalls auf einer Pegida-Demonstration punkten könnte.

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31 Kommentare

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  • @Dudel Karl und Karl Kraus:

    Das ist nun wiederum, mit Verlaub, ebenso Quatsch. Hochtrainierte Männer werden zwar körperlich immer noch mehr leisten als hochtrainierte Frauen - aber das heißt nicht, dass Frauen mit Training nicht jeden Durchschnittskerl bei ebendieser immer noch übertreffen können.

     

    Wussten Sie, dass Bierbrauer früher Frauen waren? Samt Bierfässer schleppen? Bis es so richtig lukrativ wurde und dann irgendwie zum Männerberuf. Das Henne-Ei-Rätsel hat man in der Frage noch nicht gelöst, aber denken Sie an moderne Pflegeberufe: meist Frauen. Trotzdem müssen sie Patienten stemmen, tagtäglich, so einige davon deutlich schwerer als ihr eigenes Körpergewicht.

     

    Das Argument körperlicher Veranlagung für diesen oder jenen Beruf ist genauso ein Stereotyp.

    (Der war zwar schon im Mittelalter gang und gäbe war, wenn man Frauen eher die geschickteren Handarbeiten beim Traubenlesen geben wollte und den Männern das Büttetragen - allerdings gestampft wurde dann gemeinsam. Es ist ein bisschen mehr die Frage in welche Richtung die Kraftarbeit geht. Generelle Kraft = oft leichter für Frauen, Heben = oft schwerer für Frauen. Aber s. Bsp. Bierfässer: mit genügend Training, erst recht bei obendrauf noch entspr. Veranlagung die es auch bei Frauen gibt (aber wieviele Krankenschwestern erscheinen ihnen eher klein und zierlich? nein, die rufen erfahrungsgemäß auch nicht dauernd den Pfleger oder die "burschikosere" Kollegin zum Umwuchten.. Was lernen wir? Viel mehr dies: Eine Lüge/Halbwahrheit, oft und lange genug wiederholt, wird im öffentlichen Auge zur Wahrheit.)

  • In meiner Jugend teilte ich mir mit meiner Schwester die Hausarbeit, Kochen, Waschen, Geschirrspülen,... (Mutter und Vater waren beide berufstätig.), aber wenn meine Schwester einen fast arbeitsfreien Samstag hatte, durfte ich noch Rasenmähen, Zaun anstreichen, Obst pflücken,...

    So kann es auch laufen.

    Ich schenke meinen Nichten eigentlich nur so Zeugs, wie Fußbälle, Dartscheiben, ferngesteuerte Hubschrauber,... - Die mögen das (Glaube ich - und meine Schwester).

    Dem Werbewahnsinn entgegen zu wirken liegt meiner Meinung nach, an jedem Einzelnen und das nicht nur in Bezug auf Geschlechterrollen.

    Was mich allerdings auch interessieren würde, ist die Frage wie Sie auf die Angabe von 20% Pay-Gab kommen. Die Statistik die hinter der Angabe von 22%, (gelesen neulich Spiegel-Online) steckt, finde ich nämlich, gelinde gesagt, methodisch armselig und ideologisch motiviert.

    Wobei ich ein gewisses Pay-Gab durchaus für Real halte und seine Abschaffung fordere. Ich hätte da nur mal gerne eine „vernünftige“ Statistik.

    Mit freundlichen Grüßen.

    • @Aedel:

      ich gebe Ihnen zum letzten Absatz Recht. In der Logik des Arikels ist ide Argumentation mit den 22 % allerdings folgerichtig, die ja bekanntlich darauf beruhen, dass man die Halbtags-Putzhilfe mit dem 60-Stunden Top-Manager vergleicht. Denn in der Logik des Artikels wäre die Halbtagsputzhilfe ja eventuell auch Astronautin geworden mit entsprechend höherem Verdient, wenn es mehr Chemiebaukästen für Mädchen gäbe und Jungen mehr Puppen geschenkt bekämen. Ob das richtig ist, ist allerdings eine andere Frage, konsequent ist der Artikel hier jedenfalls.

  • Widerspruch zu dieser Passage:

    "Also müssen mehr Produkte an weniger Kinder verkauft werden. Das funktioniert am einfachsten, wenn man aus der einen Zielgruppe „Kinder“ zwei Zielgruppen bildet: „Mädchen“ und „Jungen".

    Diese Logik erschließt sich mir nicht. Im Gegenteil ist die Zielgruppe doppelt so groß, wenn man versucht, Produkte an Jungen UND Mädchen zu verkaufen als wenn man sie nur an ein Geschlecht verkauft. Die Zielgruppe heißt dann nämlich Kinder und nicht mehr "nur" Jungen oder "nur" Mädchen.

    • @Dr. McSchreck:

      Das träfe nur für wirklich geschlechtsspezifisches Spielzeug zu.

       

      Während Cityroller, Bälle, Fahrräder,

      Lego geschlechtsunspezifisch sind.

       

      Einen Cityroller mit rosa Blümchen, ein Ball mit Herzchen von der gößeren Schwester können Sie heute kaum einen Jungen auf den Spielplatz mitgeben. Er wird gehänselt werden und nie mehr außerhalb der Familie diese Spielsachen anrühren. D.h Sie kaufen zwei Bälle, 2 Cityroller etc. Umgekehrt geht das schon eher. Ein Mädchen wird wegen Jungenspielsachen nicht gehänselt, besteht aber auch auf eigene gegenderte Spielsachen beim Einkauf.

       

      Ab Mitte der Pubertät legen Jungen dann plötzlich keinen gesteigerten Wert auf Geschlechtskonformität - Mädchen hingegen wird es eher wichtiger. Ausnahmen bestätigen die Regel.

      Ich denke Jungs müssen sich für ihre Identitätsfindung eher von der Mutter abgrenzen als Mädchen. Jungen haben größere Schwierigkeiten Männlichkeit positiv zu definieren, da Väter seltener zur Stelle sind - daher verfallen sie leichter und früher den Versprechungen der Werbe/Medienindustrie.

      Geschlechtsneutrale Erziehung gibt den Kindern kein Konzept von nichtkonsummistischer Identitätsfindung. Die Werbung greift nur die Lücke der Sinnerzählung der Eltern auf, die lautet was bin ich und wozu bin ich ein Junge/Mädchen.

      • @Seifenblase:

        verstehe ich in dem Sinne schon. Im Hinblick auf die vielen Ein-Kind-Familien dürfte der Effekt aber im Vergleich zu dem gegenteiligen Effekt nicht so stark ins Gewicht fallen, dass man seinen City-Roller mit Blümchen an viele Familien gar nicht mehr verkaufen kann, während der neutrale City-Roller für alle Kinder interessant ist.

        Was sich jetzt stärker auswirkt? Auch wenn man bedenkt, dass es ja auch Familien gibt, in denen die Kinder das gleiche Geschlecht haben und damit bei 2 Jungen komplett als Kunden für den Blümchen-Roller ausfallen?

        Sollte man mal erforschen. Sicher ist es jedenfalls nicht, dass das Marktpotential steigt.

        • @Dr. McSchreck:

          So gesehen wäre also die gemäßigte Jungen-Version oder neutrale Version von Vorteil.

          Meine kleine Empire heute nachmittag bestand übrigens aus mehr neutralen Rollern. Das war vor drei Jahren noch anders. Vielleicht ist das ja wirklich ein Trendwechsel der der Ökonomie geschuldet ist.

           

          Wobei man wiederum einwenden muss, dass es neben Gendermarketing für die Mehrheit auch ein gendersensibles Marketing für etwas elaborierten Eltern gibt und ich zufällig nur deren Kinder begegnet bin. Kinder sind heute auch Statussymbole (gerade in der städtischen Mittelschicht) und Dresscodes, Spielzeugcodes spielen durchaus eine immer wichtigere Rolle.

          Gendersensibles Marketing kann wiederum sehr wohl Abgrenzung von der rosatragende Unterschicht sein, genauso wie Geschlechtergerechtigkeit generelle soziale Gerechtigkeit nicht mehr hinterfragt sondern eher unterbindet.

           

          Wenn "manche" Mädchen nicht zur Care-Arbeit erzogen werden sollen, so ist es noch lange nicht so dass Jungs diesen Job übernehmen sollen.

          Genauso selten wie man einen rosa Hammer findet, findet man ein hellblaugegenderdes Säuglingsset.

           

          Gendersensibel gegendert wird für die gehobene Mittelschicht immer nach oben. Und der Preis für das Spielzeug bestimmt wo oben und unten ist.

           

          Insofern stinkt Pink-stinks auch.

    • @Dr. McSchreck:

      Nein, tatsächlich ergibt diese Argumentation Sinn:

       

      Geht man etwa von einem Geschwisterpaar aus, das sich aus einem Mädchen und einem Jungen mit einigen Jahren Altersunterschied zusammensetzt, so werden beide Kinder wohl irgendwann das Fahrradfahren erlernen wollen. Obwohl die Tochter ein paar Jahre älter ist als ihr Bruder und ihr erstes Fahrrad daher längst nicht mehr benötigt, wird sie es nicht an ihren Bruder weitergeben können, weil es höchstwahrscheinlich pink, mit Prinzessinenmotiven bedruckt und daher nicht für ihn geeignet ist. Es muss also ein neues Vehikel her.

       

      Gleiches gilt für die Kleinkindgrundausstattung, die jener neugeborene Junge durchaus hätte auftragen können, wäre nicht jegliche Kleidung, jegliches Spielzeug seiner Schwester farbkodiert gewesen.

       

      Die Industrie schafft damit einen Mehrbedarf, wo eigentlich keiner bestehen müsste.

       

      Ein sehr guter, englischspachiger Artikel, in dem das Thema ausführlicher behandelt wird, ist folgender:

       

      http://howtonotsuckatgamedesign.com/2013/12/marketers-fear-female-geek-2/

      • @Beurkeek:

        ich verweise auf die Antwort weiter oben. Behaupten kann man viel, ohne wissenschaftlichen Nachweis behaupte ich schlicht das Gegenteil.

  • Die Wünsche der Wirtschaftsbosse, dass mehr Mädchen Interesse für die MINT-Fächer entwickeln mögen, ist nun wirklich kein vernünftiges Argument. Die würden sich auch das Gegenteil wünschen, wenn es ihnen den Zugriff auf Nachwuchs erleichtern würde. Stellmavor: Fachkräftemangel könnte, würde der sogenannte Arbeitsmarkt denn funktionieren, die Löhne in den entsprechenden Bereichen hochtreiben. Da lässt man lieber den Staat machen, damit die Kosten weiterhin extern getragen werden. Würden Frauen nicht ständig die Machoschwänze in den Weg gelegt und würden sie so bezahlt wie Männer, würde sich vielleicht auch so manches rosa Mädchen später doch zu einem Studium in den MINT-Fächern überreden lassen. Mint ist übrigens auch keine schöne Farbe.

     

    Frauen eignen sich alternativ übrigens hervorragend, um die - im Rahmen unserer Freiheit - vollständig legalen Psychostudien selbst an kleinsten Kindern zum Zwecke der Optimierung der frühestmöglichen Konsumentenhirnwäsche durchzuführen. Sie wirken netter. So kooperiert man denn weiter voran im Land der Freiheit und der Werte.

  • "Die Werbe- und Marketingindustrie erklärt unterdessen in jedem Produktbereich neu, dass Mädchen und Jungen, dass Männer und Frauen eben unterschiedliche Grundbedürfnisse hätten."

     

    Barbies erklären nicht die Welt. Sie stehen im Schaufenster rum und das war es dann auch schon. Im Fernseher ist Werbung für Spielsachen ebenfalls unterrepräsentiert.

     

    Die Spielwarenindustrie spiegelt also mehr wieder als dass sie gestaltet. Da müssen schon die Eltern selber zum Vorbild werden, wenn sich bei deren Kids etwas tun soll. Aber solange Papi in Blue Jeans und grauem Pullover zur Arbeit (klar, Mutti ist zu Hause) fährt, anstatt mal öfters in rosa oder mit Kleid wird sich bei den Kindern nicht viel ändern.

    • @Arcy Shtoink:

      Ist ja auch enorm wichtig, daß man zukünftig Mann und Frau nicht mehr voneinander unterscheiden kann. Die Grünen haben jetzt wohl das Pflanzenreich zum Vorbild der menschlichen Gesellschaft erkoren.

       

      Vielleicht gelingt es ja künftigen Generationen, mittels Gentechnik die natürliche Fortpflanzung überflüssig zu machen und dann alle primären Geschlechtsmerkmale wegzuzüchten, damit Menschen, die sonst Frauen geworden wären, ungehindert ein schönes, graues Bürodasein inmitten von Streß, geisttötender Monotonie, Unterbezahlung und Mobbing leben können. Außerdem hätte man dann endlich auch den Sex ersatzlos abgeschafft, der war sowieso viel zu animalisch.

       

      Schöne neue Welt. Daß die kapitalistische Welt-Gehirnwäsche dermaßen erfolgreich sein würde, haben ihre Erfinder wohl nicht in den kühnsten Träumen für möglich gehalten.

      • @Dudel Karl:

        Wird Ihnen das nicht langsam zu langweilig in jedem Artikel und zu jedem Thema ihren antigrünen Senf abzugeben

        • @Arcy Shtoink:

          Wo wir grad dabei sind: Wie stehen Sie zu den 100.000,- Euro, die sich die Grünen von der Rüstungsindustrie haben spenden lassen?

           

          Wird es Ihnen nicht langsam zu langweilig, diese Frage unbeantwortet zu lassen, obwohl der Sachverhalt klar im Widerspruch zu ihrer sonstigen Erwartungshaltung an die Grünen steht?

  • Hatte das Glück dass meine Eltern uns unsere individuellen Wünsche erfüllt haben. Ich kann mich erinnern dass wir als Kinder viel fern gesehen haben, dennoch hat sich mein Bruder eine Puppe gewünscht - und bekommen- die er liebevoll Katja nannte und mit der er alleinerziehender Vater gespielt hat. Nebenbei hatte er eine Spielküche (die war sogar nicht Rosa), aber auch Autos und eine Garage. Mein Spielzeug war auch sehr gemischt, von Barbies über bewaffnete Dinosaurier. Ich erinnere mich aber noch daran dass die Frau die im Spielzeuggeschäft bedient hat, es seltsam fand dass ich mir als Mädchen den Panzer ausgesucht habe, der zu einem Dinosaurier transformieren kann :D. Mein Dad hat mit uns viel an alten Computern rumgebastelt, ungeachtet welches Geschlecht wir hatten.

     

    Nur soviel dazu dass "Mädchen und Jungs nun mal so sind". Es gibt einfach solche uns solche. Jeder Mann ist anders, jede Frau ist anders, jeder Mensch ist anders. Man sollte Mädchen nicht verbieten Rosa zu mögen, aber vielleicht mehr wert darauf legen dass sie eines Tages selbstbestimmte Menschen mit der Fähigkeit zum kritischen Denken werden. Sie sind nicht auf der Welt damit andere sie hübsch finden können.

    • @JammerLammy:

      Vielen Dank! Sie sprechen mir aus der Seele - so wird's gemacht. Und einen lustigen Nickname haben Sie auch noch!

  • Frage:

    Wenn Geschlechterrollen und Geschlechtsidentitäten ausschliesslich anerzogen wären, wieso kann dann so ein Phänomen wie Transsexualität überhaupt entstehen? Wenn man als "Frau nicht geboren, sondern von der Gesellschaft zur Frau gemacht wird" dann müsste dies doch auch für eine Transfrau gelten, die in einem biologischen Männerkörper geboren wurde. Auch diese müsste von ihren Eltern bzw. dem Umfeld gezielt oder unbewusst zur "weiblichen Rolle" erzogen worden sein. Nur deutet in der Biografie von Transmenschen nichts auf so einen Umstand hin. Sie sagen vielmehr aus, dass sie sich schon seit frühster Kindheit dem anderen biologischen Geschlecht zugehörig gefühlt hätten, und zwar i.d.R. ohne dass sie durch ihre Eltern (etwa durch geschlechterspezifische Spielzeuge) in diese Rolle gedrängt worden wären...

    • @Daniel Emanuel Wepfer:

      Natürlich, Kinder gucken sich gegenseitig an und stellen fest "oh, ein Zipfel" ... aber die ganzen Zuschreibungen und Rollenvorstellungen die damit einhergehen sind Kindern nicht von Natur aus mitgegeben. Ein Kind, das feststellt "ich bin wohl ein Mädchen", geht mit dieser Feststellung nicht davon aus, dass es "später mal schlechter in Mathe" und "lieber mal Designerin statt Astronautin werden" wird.

      Würde man nicht so ein riesen Pohei um Geschlecht und zugehörige Stereotype machen männlein von weiblein immer so strikt voneinander trennen, hätten auch indifferente (also solche, die bei der Geburt nicht eindeutig zugeordnet werden können) Menschen weniger ein Problem, und die ästhetische Anpassung des eigenen Körpers auch das gefühlte Selbstbild wäre hinsichtlich des Geschlechts genauso trivial wie eine andere Haarfarbe, Solariumbräune oder Kleidungsstil.

      • @Fanta:

        Aber wieso stellt die Transfrau denn fest: "ich bin wohl ein Mädchen"? Wenn sie an sich runterschaut, sieht sie ja eben nur ein Zipfel. Und von den Eltern wird sie deswegen ja auch nicht in die weibliche, sondern in die männliche Rolle gedrängt und wird auch entsprechendes Spielzeug geschenkt bekommen. Und trotzdem entwickelt sie schon in frühster Kindheit eine feste Geschlechtsidentität als Mädchen.

        Es muss also noch einen Faktor geben, der nicht durch die Gesellschaft anerzogen wird.

        • @Daniel Emanuel Wepfer:

          Warum wollen einige Leute gern als "geschlechtslos" definiert werden (und aussehen), obwohl sie biologisch einem Geschlecht zugeordnet werden? Warum wollen Leute gern Dauerwelle, obwohl sie keine Locken haben? Warum will ein als männlich definierter Mann lieber als Frau definiert werden? Jesses, wir alle versuchen, unser Äusseres mehr dem anzupassen, wie wir uns fühlen, was uns ausmacht, was uns gefällt. Das hat jede Menge damit zu tun, wie wir von anderen gesehen, wahrgenommen und behandelt werden. Das Geschlecht ist - neben einigen wenigen anderen äusserlichen Kriterien (wie etwa das Alter oder die Hautfarbe) - in der Wahrnehmung Ursprung so vieler Zuschreibungen und Stereotype, die eben weit über den "körperlichen Unterschied" hinausgehen.

          Menschen fangen sehr früh damit an, ihren Platz in der Welt zu finden. Irgendwann haben sie ein recht konstantes Bild von sich entwickelt und werden natürlich auch versuchen, äusserlich diesem Bild zu entsprechen. Das kann in äusserst konventioneller Weise geschehen (wie etwa Frauen, die aussehen wollen wie Topmodels), oder eher unkonventionell (wie etwa Menschen, die gern aussehen wollen wie eine Manga-Figur, und zwar permanent).

           

          Schwer zu sagen, was Transmenschen empfinden. Diejenigen, die ich kenne, fühlen sich nicht nur einfach einem Geschlecht zugehörig, sondern wollen insbesondere von ihrer Umwelt auch diesem Geschlecht zugeordnet und entsprechend behandelt werden, und trotzdem als Menschen wahrgenommen werden, die sich nicht nur über ein Geschlecht definieren.

           

          Der Punkt ist, je mehr wir schubladisieren, desto mehr drängen wir Menschen in eine Situation, wo sie sich zwischen dem einen und dem anderen entscheiden müssen (oder durch andere dem einen oder anderen zugeordnet werden) - selbst wenn das nicht ihrer Vorstellung von sich selbst entspricht. Deshalb sind Stereotype gefährlich - sie schränken uns ein und machen es dadurch schwieriger, uns "nicht konform" zu verhalten.

  • Wie wäre es, Mädchen und Frauen auch für die mind-Berufe zu gewinnen, als da wären etwa Müllabfuhr und Untertagebau?

    • @Dudel Karl:

      Müllfrauen gibts bei uns im Ort. Nur mal so.....

    • @Dudel Karl:

      Da isses wieder, Ihr seltsames Argument mit den Berufen, das nicht funktioniert. Niemand leugnet, dass es Berufe gibt, die eine Konstiution erfordern, die eher bei Männern auftritt. Aber das rechtfertigt doch nicht, dass der Müllmann oder der Kumpel als Kind derart vollgeblödet wird mit Männlichkeitsklischees. Wenn der kleine starke Junge von diesem Klischee abweichende Seiten hat, hat er vollkommen überflüssige Probleme, weil er schlicht diskriminiert wird, wenn kein verantwortungsvoller und sensibler Erwachsener ihm hilft, sich zu verteidigen und zu schützen. Und selbst dann passiert das noch, heimlich, leise und gemein in einer verschwiegenen Ecke des Schulhofs. Diesen grotesk verkürzten Sprung liefern Sie bei diesem Thema immer. Und das Quoten-"Argument" ist ja nun keiner weiteren Diskussion wert.

      • @Karl Kraus:

        Also: Müllfrauen gibt es auch. Wird nur eher ignoriert, heißt ja schon Müll*mann*. Außerdem bringt man Frauen bei den Schmutz zu hassen bzw. ekelig zu finden (noch mehr als Jungen), den sie in der Wohnung beseitigen sollen, von klein an.

        Müllmann gilt sowohl als männlicher als auch als schmutziger Beruf. Zwei Argumente mehr für Frauen den nicht zu nehmen.

         

        (Obendrauf zum Grundargument, dass solche Berufe viel zu schlecht bezahlt werden (im Vergleich zu wie sie bezahlt werden sollten angesichts dessen wie wenig Leute ihn machen wollen und wie körperlich fertig er macht, ergo man ihn auch rein körperlich nicht so lange machen kann wie etwa einen Dozentenjob), das natürlich dazu führt, dass ihn generell eher keines der Geschlechter sich als Traumberuf aussuchen wird.

        Hingegen wird Frauen z.B. die Pflegewelt oft erstmal rosig gemalt (die es natürlich auch nicht ist, von Darm- und Mageninhalten bis zur körperlichen Anstrengung, dem Schichtdienst, schlechter Bezahlung.. aber) Frauen sind ja angeblich fürs Pflegen geschaffen. Zumindest versucht man sie dazu heranzuziehen, schon von klein auf. Den Jungs drängt man die (sogar Milch spuckenden und lustige Plastikköttelchen durchlaufen lassenden Baby-)Puppen zumindest nicht auf, wenn sie nicht von selbst verlangt werden.

         

        Klar, denen drängt man andere Dinge auf... und eben dieses Aufdrängen ist ja das Problem. Das Fehlen der Alternativen. Und das Gefühl zu geben, dass es falsch sei, wenn man was aus der anderen Sparte will, weil etwas klipp und klar als angeblich (nur) für Jungs oder Mädels definiert ist.)

        • @Danica Bihlmaier:

          Stimmt. Das Berufeargument ist ja noch viel schwächer als ich angenommen hatte.

  • Wann kommt endlich die Puppenquote in männlichen Kinderzimmern? Und wenn es dem kleinen Racker nicht paßt: Ritalin!

  • Hier wird ja wirklich alles in einen Pott geworfen.

    Von Ungleichbehandlung (die genauso gut auch als Wahlfreiheit interpretiert werden kann) über Pegida zur Lohnungerechtigkeit.

    Die Aussage, Frauen verdienten unterm Strich 20% weniger als Männer, ist dabei besonders irreführend.

  • Ich verstehe die Hypothese nicht ganz: Weil es weniger Kinder gibt, muss man die wenigen Kinder in zwei Gruppen Teilen, weil man dann mehr Spielzeuge verkauft?

    D.h. wenn ein Ehepaar eine Tochter und einen Sohn hat, kauft es statt zwei 'geschlechtsneutralen' Spielzeugen nicht einfach ein 'Mädchen-' und ein 'Jungenspielzeug' (was den Absatz ja gleich lassen würde), sondern mehr, weil es ja zwei Zielgruppen sind? Kann mir das jemand erklären?

    • @Karl Popper:

      Wie durch Teilung einer Gesamt-"Zielgruppe" in zwei einzelne der Markt erweitert werden kann, musste ich mir auch erst mal erklären. Eltern mit zwei Kindern kann man damit suggerieren, dass ihre Lieblinge sich ihr Spielzeug nicht gut teilen können, wenn sie verschiedene Geschlechter haben. Es wird dann nicht ein Teil gekauft, sondern zwei möglichst verschiedene. Weil es weniger Streit gibt im Kinderzimmer, wenn die Jungs das "Mädchenspielzeug" gar nicht haben wollen und umgekehrt, sind alle sehr zufrieden - bis sie plötzlich erwachsen sind und gar nicht gleichberechtigt.

       

      Allerdings gibt es auch einen Trend zum Einzelkind und gleichgeschlechtliche Geschwister. Da hilft das Splitten nicht. Ich denke also, es steckt noch etwas anderes hinter der Werbe-Strategie.

       

      Kleine Kinder haben ein Bedürfnis, ihre Welt zu entdecken. In ihrer Welt aber gibt es offenkundig Mütter und Väter, Männer und Frauen. Kinder wollen deshalb herausfinden, was sie selber sind. Sagt ihnen ein Erwachsener, dass es nur eine einzige Rolle für sie gibt (entweder die des Astronauten-Prinzen oder aber die der Mutti-Prinzessin), glauben ihm die Kinder nur zu gern. Erwachsene sind schließlich Vertrauenspersonen für sie. Und die Welt ist außerdem auch viel zu unerforscht, als dass sich kind länger als unbedingt nötig mit Geschlechterfragen aufhalten wollte.

       

      Spielzeugproduzenten setzen also nur aus einem einzigen Grund auf das "Gendermarketing": Es funktioniert. Genau wie viele Erwachsene gehen viele Kinder lieber den fremdbestimmten aber vermeintlich leichten Weg, als den selbstgewählten aber angeblich schweren. Nur der, das das nicht komplett ignoriert, weil es nicht "schick" aussieht beim Blick in einen Spiegel, kann Regelungen gegen diese Art des Kindesmissbrauchs treffen. Vorausgesetzt, er will das überhaupt, weil er nicht grundsätzlich die Wirtschaftsförderung über alles stellt.

    • @Karl Popper:

      Nope. Statt dass 1 Spielzeug gekauft wird, mit dem beide Kinder spielen, werden 2 Spielzeuge gekauft, eins für das Mädchen und eins für den Jungen, die dann auch eindeutig entweder "Mädchenspielzeug" oder "Jungsspielzeug" zuzuordnen sind. Das wirkt natürlich auch auf die Kinder ein, der kleine Kevin wird sich hüten, Chantalles Prinzessinnenkrönchen und Schminkset zu benutzen. Chantalle wird die Finger von Kevins Actionfiguren lassen.

      Dadurch wird das Teilen von Spielsachen zwischen den Kindern erschwert - Spielsachen können auch weniger gut von einem Geschwister/Nachbarn an ein weiteres Kind weitergegeben werden, da ja möglicherweise das Geschlecht "unpassend" ist.

  • Mit Volldampf zurück ins 19. Jahrhundert. Warum sollte was für Sozialpolitik, Besitzverteilung, und Nationalismus gilt vor Gender haltmachen? (Homoehe ist Steampunk, damit's cool bleibt)