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Debatte FlüchtlingeWir helfen doch gern

Kommentar von Lydia Ziemke

Wie lassen sich die Proteste der Flüchtlinge in die Mitte der Gesellschaft tragen? Es mangelt an einer Kultur der konkreten Hilfe. Eine Handreichung.

Hilfe täte gut: Provisorische Flüchtlingsunterkunft in Dortmund Bild: dpa

D iese Menschen, die Geflüchteten am Berliner Oranienplatz und in der besetzten Schule, sind nicht hergekommen, um politisch zu agieren. Das war für sie eine Überraschung, für viele ein Schock. Und für einige eine Herausforderung, die sie angenommen haben und die sie vor die Frage nach der eigenen Lebensorganisation, gar des eigenen Lebensglücks stellen.

Das habe ich verstanden, während ich in enger Zusammenarbeit mit Patras Bwansi, Ruth Majozi, Kokou Theophil und Mohammad Keita Anfang des Jahres ein Feature über die Proteste für Deutschlandradio Kultur erarbeitete.

Flüchtlinge werden in Europa, in Deutschland nicht als vollwertige Menschen wahrgenommen, letztendlich auch nicht von uns Unterstützern. Für uns repräsentieren sie ihre Geschichten, eine bestimmte Gruppe und unser schlechtes Gewissen, aber nie einfach sich selbst. Unsere Barmherzigkeitskultur liegt ihnen tonnenschwer auf den Schultern, auf der Seele. Das gilt auch für die Unterstützerszene in Berlin.

Wir demonstrieren mit ihnen und wir standen eine Woche lang auf der Straße, um die Räumung der besetzten Schule zu verhindern, und befriedigten damit besonders unseren Drang, gegen die Staatsgewalt zu rebellieren. Jetzt haben wir das Gefühl, etwas erreicht zu haben, denn die Schule wurde nicht ganz geräumt und die Besetzer dürfen bleiben und mitgestalten. Wir haben nichts erreicht. Die Menschen auf dem Dach taten es mit ihrer Kompromisslosigkeit. Doch so weit hätten wir es nicht kommen lassen dürfen. In Hamburg musste niemand mit Selbstmord drohen. Dort setzte sehr schnell ein Mechanismus des gegenseitigen Respekts ein, nach dem Motto: Was würde ich in der Situation wollen?– Dann machen wir das für sie!

Zugang zu den Theatern

Wir Berliner befreunden uns mit den Protestierenden, das ist viel wert, jeden Tag. Am Oranienplatz gibt es genug zu essen und zu trinken, Unterkünfte werden organisiert und Kultur findet statt. Doch die Solidarität muss auf mehr Menschen ausgeweitet und der Protest insgesamt praktikabler werden. Denn es ist noch viel Ausdauer gefragt. Aber wozu sind wir in Deutschland, wenn wir einfache Vorgänge nicht proaktiver organisiert kriegen? Neben dem Lebensnotwendigen müssen die Aktivisten regelmäßigen Zugang bekommen zu den Theatern und anderen Plattformen der Stadt, die das Interesse und Vertrauen der Mehrheit genießen. Nur dann werden sich mehr Gruppen am Protest beteiligen und nur dann kann er von den Entscheidungsträgern nicht mehr ignoriert werden.

Die Herausforderungen in Berlin sind groß, größer als in Hamburg. Die Gruppe der betroffenen Flüchtlinge war und ist hier viel heterogener und verfolgt andere Ziele, nämlich die grundsätzliche Reform des deutschen Asylrechts. Diese große Forderung ist richtig und muss auch unser Anliegen sein.

Bild: privat
Lydia Ziemke

ist freie Regisseurin und Dramaturgin für Theater und Radio in Berlin und international. In der Reihe „Lila Risiko Schachmatt“ inszenierte sie u. a. mit der Kompanie suite42 Texte von Autoren der Arabellion und aus Palästina.

Jetzt ist die Zeit für die nächste Etappe gekommen. Am Oranienplatz kehrt die Einigkeit zurück, die Schule wird von Flüchtlingen selbst gestaltet – der Protest gewinnt also wieder an Kraft. Auch in der Bezirksverwaltung gibt es „weiche Stellen“, die die Forderungen nach Bleiberecht und Reform unterstützen. Da sollten wir nicht auf der Metaebene oder nur in Demos verweilen. Druck ausüben können wir nur durch viele konkrete Handlungen, die unserer Regierung zeigen, dass wir uns von ihr nicht vertreten fühlen. Dass wir mit der Gesetzgebung und der Exekutive nicht einverstanden sind. Und dass es Raum gibt für Leute, die Schutz und nach einer Lebensperspektive suchen.

Nur wenn es zum Beispiel ohne Probleme möglich ist, die Bewohner der Schule, die obdachlos geworden sind, privat unterzubringen, verleiht das den Argumenten Nachdruck. Denn das ist kein aufgeregter Protest gegen die Polizei, sondern der dringend nötige zivile Ungehorsam, um den Betroffenen konkret zu helfen. Auch müssen die Geflüchteten mehr Vertrauen zur normalen Bevölkerung fassen, damit ganz andere Interaktionen möglich werden. Denn ihre Not, ihr Sonderstatus macht das Ganze zur leichten Beute für politische Spielchen und programmatische Gewalteskalation.

Ausdauer durch konkrete Hilfe

Um dem Druck der Ordnungspolitiker etwas dauerhaft entgegensetzen zu können, muss jeder erstens die Gesetzeslage verstehen und was mit welchen Konsequenzen verändert werden soll und was verändert werden kann. Wir müssen zweitens entscheiden, wie viel der eigenen Zeit wir geben können, das kann auch wenig sein. Und die dann geben.

Während der Polizeibelagerung ist in Berlin-Kreuzberg der „Ohlauer Infopoint“ entstanden. Die Leute hier haben Ideen, nehmen andere Ideen auf, kommunizieren einfach und organisieren praktische Hilfe. Niemand muss sich politisch positionieren, sondern kann einfach helfen. Frei nach Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

Grundsatzdiskussionen darüber, wie transparent der Protest gegen die Asyl- und Flüchtlingspolitik ist, sind indessen völlig müßig. Es hat auch keinen Sinn darüber nachzudenken, wer von den Flüchtlingen hier sein „darf“und wer nicht. Die sogenannten humanitären Kriterien Deutschlands sind völlig veraltet. Genau deshalb steht dringend die Reform des Aufenthaltsrechts an. Viele tun es schon seit Jahrzehnten: Organisationen, die Therapien und Patenschaften vermitteln, Anwälte, die sich auf das Aufenthaltsrecht spezialisiert haben und 200 Prozent arbeiten; es gibt viele kulturelle und soziale Initiativen und Anlaufpunkte.

Für die Flüchtlinge bedeutet das momenthafte Anerkennung, Entspannung und Hoffnung, aber da das Asylsystem sie so sehr einschränkt, wird auch in all diesen Maßnahmen das eine Detail ihrer Identität, ihre Eigenschaft als Geflüchtete, herausgehoben und überbetont. Man muss ihnen den Sonderstatus nehmen, damit sie freier atmen können. Arbeit mit ihnen muss alltäglich werden, wenn Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, irgendeine Aussicht auf Lebensglück haben sollen.

Wichtig ist also, dass die Unterstützung sich zum Massenphänomen wandelt – denn bekanntlich ist geteilte Arbeit halbe Arbeit. Genau wie mit dem Leid.

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34 Kommentare

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  • Die Unterstützerszene erreicht mit dem, was im Moment abläuft eher das Gegenteil von dem, was den Flüchtlingen zu wünschen wäre, die "normalen" Menschen zur Unterstützung zu gewinnen.

    Ein alberner Hungerstreik mit Mahnwache nach der "Baumbesetzung" auf dem Oranienplatz. Zwischendurch hungerten Flüchtlinge am Alexa und kamen an ihre körperlichen Grenzen, während einige Flüchtlinge am Oranienplatz Woche um Woche weiter hungerten. Anwohner erzählen allerdings, dass zwischendurch das ein oder andere genüsslich verspeist wurde.

    Danach gab es dann ja unter anderem noch die Kurzbesetzung des Fernsehturms und den nächsten Hungerstreik am Brandenburger Tor.

    Mit diesen Aktionen und mit der Dachbesetzung der Schule wird die Mehrheit der Menschen als Unterstützer nicht gewonnen sondern eher abgeschreckt.

    Zugang zu Theatern ist im Moment nicht wirklich das Wichtigste für die Menschen vom Oranienplatz oder von der Schule. Da stehen andere Bereiche der Existenzsicherung im Vordergrund. Anerkennung, Aufenthalt, Schlafplatz, Arbeit, Familie im Herkunftsland,…

    Da die Gruppe der Flüchtlinge hier wirklich heterogener als die in Hamburg ist, verfolgen sie auch unterschiedliche Ziele, nicht alle verfolgen das Ziel der grundsätzlichen Reform des deutschen Asylrechts.

    Einigkeit am Oranienplatz kehrt zurück? Lampedusaflüchtlinge (ca. 300) haben seit der Aufgabe des Platzes bis heute nicht die Möglichkeit sich und ihr Anliegen am Infopoint darzustellen oder den Platz als Ort für regelmäßige Treffen zu nutzen. Dies wird ihnen von den "wahren" Flüchtlingen verweigert. Diesen Bericht als Handreichung zu titulieren versetzt schon in Erstaunen. Mir erschließt sich nicht wirklich, was die Schreiberin mitteilen möchte.

    • @Leserin36:

      Der Zugang zu Theatern ist als Zugang zu öffentlicher Aufmerksamkeit zu vestehen. Wie Dubios weiter unten schreibt, wollen die Flüchtlinge wohl die Möglichkeit haben, ihre Anliegen auf der öffentlichen "Bühne" vorzutragen.

  • Im Artikel wird von "Flüchtlungen" gesprochen, bei denen es unsere Werte und Toleranz gebten zu helfen. Das ist ohne Einschränkung richtig, aber es ist nur eine Seite der Medaille. Bei den Flüchtlingen handelt es sich in 98% der Fälle um "Migranten" und nicht um "Asylanten", die nach unseren GG keine Anspruch auf Asylstatus haben. Deshalb ja zu Hilfe und großzügiger Untersützung, vor allem in den Heimatländern, aber nein zur Aufnahme in unser Land. Die Probleme müssen und können NUR in den Ländern gelöst werden und nicht durch Aufnahme der Flüchtlinge im "reichen" Deutschland.

    • @Tupaq:

      In Zeiten des Syrien-, Urkaine- und Gazakrieges ist es zynisch zu behaupten, bei den Flüchtlingen würde es sich zu 98% um Migranten handeln.

      • @Dhimitry:

        Gegenwärtig gibt es riesige Migrationsbewegungen in der Welt, aus unterscheidlichen Ursachen (Armut, Kriege etc), vergleichbar fast mit dem Ende des römischen Reiches. Menschen suchen aus -für sich völlig berechtigten Gründen- Länder, wo sie besser leben können. Trotzdem ist es Migration und kein Asyl (das ist an politische Verfolgung geknüpft laut GG) . Unser Land, die Welt, muss Lösungen finden- die kann es aber nur in den Ländern und Regionen selbst geben.

        • @Tupaq:

          Das Problem ist, dass die bestehende Gesetzeslage in Deutschland und Europa nicht in der Lage ist, angemessen auf die riesigen Migrationsbewegungen zu reagieren. Daher brauchen wir grundsätzliche Reformen, um legale Zuwanderung zu ermöglichen und gleichzeitig unsere Pflicht gegenüber Kriegsflüchtlingen zu erfüllen.

  • Es werden noch viele Menschen mehr kommen und keiner weiß dementsprechend Rat wie es mit ihnen weitergehen soll. Die Flüchtlinge erwarten bedingungsloses Aufenthaltsrecht, Freizügigkeit und Arbeitserlaubnis, wenn sie gehen dürfen wohin sie wollen, wo wollen sie denn dann Wohnungen finden und unterkommen? Wohnungen suchen wo es nur wenige gibt und die sind schon fast unbezahlbar und hart umkämpft! Arbeitserlaubnis, was wollen oder können diese Menschen arbeiten, die meisten Asylsuchende haben keine dementsprechende Ausbildung um auf den deutschen Arbeitsmarkt unterzukommen. Sprache, Schule und Ausbildung fehlen so oft! Deutschland/Europa leidet selbst an Arbeitsplatzmangel, also wie soll es funktionieren? Ich bin nicht gegen die Menschen und empfinde Empathie, nur ich sehe nicht, wie es funktionieren kann. Die Unterstützer stellen auch nur Forderungen, aber ich habe noch keinen einzigen praktikablen Lösungsvorschlag von ihnen gehört oder gelesen!

    • @Walter Gleichmann:

      Deutschland leidet nicht an Arbeitsplatzmangel, sondern an Fachkräftemangel. Wir müssen die Leute, die zu uns kommen ausbilden und schon haben wir einen volkswirtschaftlichen Vorteil!

      • @Dhimitry:

        Also Dhimitry, dass sie die Mär vom "Fachkräftemsangel" glauben, überrascht mich. Wir sollten besser die Millionen unserer eigenen Leute ordentlich ausbilden und bei Zuwanderung auf berufliche Qualifakitionen setzen. So machen das fast alle Länder der Welt.

        • @Tupaq:

          Sie haben recht. Der Begriff "Fachkräftemangel" ist zum Kampfbegriff verkommen. Es ist nun aber so, dass jedes Jahr sehr viele Ausbildungsplätze in Deutschland unbesetzt bleiben.

           

          Zitat aus dem Berufsbildungsbericht 2014: "Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, ihre angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Ein Indiz dafür ist der deutliche Anstieg der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten unbesetzten Berufsausbildungsstellen (2009: 17.300, 2010: 19.600, 2011: 29.700, 2012: 33.300, 2013: 33.500). Auch Betriebsbefragungen zeigen, dass sich für Unternehmen die Suche nach Auszubildenden immer schwieriger gestaltet. Nach den Ergebnissen des BIBB-Qualifizierungspanels konnten 40 Prozent der Betriebe ihre angebotenen Ausbildungsstellen nicht besetzen (2011: 35 Prozent, 2012: 37 Prozent)."

           

          Quelle: http://www.bmbf.de/de/berufsbildungsbericht.php

      • @Dhimitry:

        Umgekehrt würde die Aussage passen. Es gibt keinen Arbeitsplatzmangel? Und was machen die rund 3 Mio Arbeitslosen und die vielen weiteren Mio., die trotz Arbeit auf staatl. Leistungen angewiesen sind, Eier schaukeln?

        • @MRO:

          Zwei Drittel der 3 Mio Arbeitslosen sind kürzer als 1 Jahr arbeitslos, stehen also zwischen zwei Beschäftigungsverhältnissen. Die Zahl von ca. 1 Mio Langzeitarbeitslosen (>1 Jahr) ist tatsächlich problematisch. In vielen Fällen handelt es sich aber um Menschen, die individuelle Probleme haben, die über die Arbeitslosigkeit hinaus gehen. Im günstigsten Fall sind das schöne "Probleme", wie ein Kind zu haben. Diese Menschen stehen aber i.d.R. nicht in Konkurrenz zu Zuwanderern und schon gar nicht in Konkurrenz zu Geflüchteten.

           

          Quelle der AL-Daten: http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Arbeitsmarkt/Datensammlung/PDF-Dateien/abbIV43.pdf

      • @Dhimitry:

        Das ist Quatsch.

        Volkswirtschaftlich Sinn macht es nur wenn die Leute jung (nicht älter als 25),gesund, ohne Anhang (weder Kinder und Frau hier oder im Heimatland), eine gute Schulbildung haben und schon ausgebildet sind.

        • @mrf:

          Wieso das denn? Wäre das der Fall, so würde Erwachsenenbildung nie einen Sinn machen. Darüber hinaus sind die meisten Geflüchteten noch relativ jung oder haben schon eine Ausbildung.

      • @Dhimitry:

        Die Ausbildung zur Fachkraft kostet Zeit und Geld, besonders viel Zeit und Geld bei Menschen ohne "normalen" Schulabschluß (war ja zur Arbeit im elterlichen Betrieb oder in der Landwirtschaft auch nicht unbedingt notwendig, ist also kein Vorwurf, sondern eine Tatsachenfeststellung).

        In der Ausbildungsphase. Außerdem ist in dieser Zeit auch kaum bis gar nicht an die Rückzahlung der Schlepperkosten zu denken, daher halte ich Ihren Hinweis für allerhöchstens gut gemeint.

        • @Jan Engelstädter:

          Klar ist Ausbildung nicht ohne Kosten. I.d.R. bleibt aber ein mittelfristiger volkswirtschaftlicher Gewinn.

           

          Was diese Menschen an Ausbildung mitbringen ist sicher von unterschiedlicher Qualität. Was mensch diesen Leuten aber grundsätzlich unterstellen kann, ist Motivation und Durchsetzungsvermögen. Beides sehr wichtig für eine erfolgreiche Ausbildung.

          • @Dhimitry:

            Wenn sich die Qualifikation zur Fachkraft von Menschen ohne Schul- und/oder Berufsabschluß lohnte, müßten doch sämtliche dt. Unternehmensleitungen ohne Ausnahme mit dem Klammerbeutel gepudert sein. diese auch hierzulande reichlich vorhandene Ressource nicht zu nutzen.

            Also entweder: Der Aufwand ist so groß, daß es_ keinen_ mittel- oder langfristigen Nutzen bringt.

            Oder: Die Unternehmen, denen die Qualifikation des Potentials schon bei in der Bundesrepublik vorgebildeten und sozialisierten Menschen nicht gelingt, werden das bei neu eingereisten Migrationswilligen erst recht nicht schaffen.

            Tertium non datur!

            • @Jan Engelstädter:

              Daher die Betonung der Motivation. Alle Menschen die lernwillig sind, werden sicher einen wirtschaftlichen Mehrwert bringen. Darauf sollte sich jedoch auch nicht versteift werden. Jeder Mensch ist wertvoll, auch solche, die nicht arbeiten können. Geflüchteten Schutz zu gewähren ist eine humanitäre Verpflichtung. Das wir so z.T. unsere demografischen Probleme lösen können, ist nur ein Nebeneffekt.

              • @Dhimitry:

                Um Menschen, die vor Verfolgung geflüchtet sind (denen gegenüber es also eine humanitäre Verpflichtung gibt), geht es doch nur am Rande, die Mehrheit der Einreisenden erreicht keinen Schutzstatus. In Bezug auf diese _müssen_ m.E. Nützlichkeitserwägungen im Vordergrund stehen, wenn die Akzeptanz für Zuwanderung nicht weiter schwinden soll.

                "Alle Menschen die lernwillig sind, werden sicher einen wirtschaftlichen Mehrwert bringen" ist eine durch keine Fakten belegte Hoffnung. Die sei Ihnen ja unbenommen - aber eben nur als Hoffnung, nicht als Gewißheit.

                Die Erfahrungen aus den letzten 40 oder 50 Jahren Immigration sind jedenfalls ernüchternd, wenn wir uns die Sozialleistungsquoten in den verschiedenen Migrantencommunities näher anschauen.

                • @Jan Engelstädter:

                  Die meisten der Geflüchteten erreichen keinen Schutzstatus, da das deutsche und das europäische Einwanderungs- und Asylsystem nicht funktionsfähig ist. Das muss dringend reformiert werden und beim wichtigsten Ziel sind wir uns wahrscheinlich sogar einig: Die Entflechtung der Asyl- und Einwanderungsfrage.

                   

                  Es gibt durchaus Erkenntnisse der Lernpsychologie, die nachweisen, dass Motivation für den Lernerfolg elementar ist. Das kann man als Fakt nehmen, oder als wissenschaftliche unterlegte Hoffnung.

                   

                  Die Behauptung, die Erfahrungen der letzten 40 bis 50 Jahre Immigration seien ernüchternd halte ich für falsch. Die Bundesrepublik hat es sehr gut geschafft Millionen von Flüchtlingen aus Osteuropa zu integrieren. Dass wir heute noch in einigen Migrantencommunities unterdurchschnittliche Bildungserfolge erzielen, würde ich auch auf die mangelhafte Bildungspolitik der 70er und 80er Jahre zurück führen. Fakt ist, wir können die Einwander aus verschiedenen Zeiten nur sehr begrenzt vergleichen, da alle unter sehr verschiedenen Bedingungen eingewandert sind. Einfach zu behaupten, dass kann alles nicht klappen halte ich für zu pessimistisch.

  • Was macht man nun, will man via Spenden Hilfe leisten und ist so gestrickt wie ich?

    Ich habe hier vor einem Jahr etwas gefunden "Barada Syrienhilfe e.V."

     

    http://www.barada-syrienhilfe.de/?p=54

     

    Ein Arzt und Syrer (lebt in Deutschland), der in Eigeninitiative eine "Syrienhilfe" ins Leben rief.

     

    Ich unterstütze grundsätzlich keine kirchlichen Einrichtungen, die zu Spenden aufrufen, da die Kirchen genügend Geld haben sich Prunkbauten zu errichten, mit dicken Suvs rumfahren, ihre Pfarrer usw. über Steuergelder finanzieren lassen und mit Einrichtungen wie Krankenhäusern etc. satte Gewinne in Millionenhöhe einfahren; dies nicht einmal transparent darlegen müssen, mit einem eigenen Arbeitsrecht (3.Weg) unter Tariflohn bezahlen "dürfen" usw. (Empfehlung: "Violettbuch Staatsfinanzen" von Carsten Frerk; "Gott hat hohe Nebenkosten", Eva Müller)

    • @Biggi:

      Kleine Anmerkung noch: Kirchliche Einrichtungen setzen sich in massig vielen Hilfsprojekten weltweit ein, wenn Sie nicht spenden, nur weil ein Hilfsprojekt über eine kirchliche Einrichtung läuft, bezweifle ich Ihre Ernsthaftigkeit und Willen, Menschen die in Not sind zu helfen. Fazit: nicht sehr hilfreich, für den Weltfrieden und Menschen in Not.

    • @Biggi:

      Sind Sie jetzt fertig mit ihren Kirchenbashing? Wenn Sie so wollen, finden Sie in jeder Einrichtung, Institution o.ä. immer etwas Negatives, ganz besonders dann, wenn man selbst eigentlich gar nicht dazu gehört, sieht man die Dinge sowieso aus einer ganz anderen Sicht und was man nicht versteht, ist eh erst einmal alles schlecht. So sorgen Sie als Mensch aber nicht unbedingt für Frieden. Wenn wir alle wieder anfangen würden das Gute in den/dem Anderen/Fremden zu sehen und nicht von vornherein das Negative suchen, wäre die Welt um Einiges friedvoller. Und über die Christen kann man sich ja nun wirklich nicht beschweren, besonders was die Friedenslehre Christus verheisst. Und Verfehlungen von Menschen zu vergeben und vergessen, sorgt mehr für Frieden, als ihn jedes mal gleich übelst an den Pranger zu stellen und öffentlich zu bashen. Keiner von uns ist perfekt. Mein Wunsch: viel mehr Liebe für Menschen, von Menschen. Neid ist übrigens einer der Hauptursachen von Kriegen. Lasst uns gegenseitig gönnen und uns wieder für uns freuen :)

  • Dieser Artikel gibt eine einseitige Sichtweise wieder. Er ignoriert meines Erachtens die Problem welche ein unregulierter Flüchtlingszuzug bring. Er ignoriert die ungelösten Problems in den Ländern aus denen und vor denen die Flüchtlinge versuchen zu entkommen.

    Er ignoriert und blendet die Probleme auswelche ein unregulierter Zuzug von vielen menschen f+ür die bestehenden und künftigen Gesellschaften mit sich bringt.

    Der schreiber dieses Artikels ignoriert das die Gesellscaften wohin die flüchtlinge jetzt in Massen kommen unwiederbringlich verändert werden. Er beantwortet nicht die Frage ob die Bevölkerung und gesellschaft für die Aufnahme dieser Menschen bereit ist.

    Dieser Artikel ist einseitig, als Diplomarbeit durchgefallen.

    Ich komme hu einem ganz anderem Ergebnis. Bedauerlicherweise weden solch Studien zu solchen Herausforderungen seltens bedacht. Man könnte alle viel einfacher lösen und die Menschen, welche zu uns kommen, in die Gesellschaft einbinden.

    Aber das erfordert manchesmal eben auch die herausforderung bestiimte Sachen zu Ende zu denken und von mehreren Seiten zu beleuchten. Wie in der Wissenschaft. Dann kommt man auch zu vernünftigen Erkenntnissen und zum Erfolg!

    • @Leserin1:

      Der Artikel ist ja auch ein zeitungsartikel und keine Diplomarbeit. Das Ziel, die gesamte Flüchtlingsproblematik in einem Artikel in aller Tiefe zu durchdringen, ist völlig illusorisch.

      Hier wurde sich ein Teilaspekt, nämlich die Hilfe und Solidarität mit den Flüchtlingen in Berlin rausgepickt und beleuchtet. Ob das jetzt gelungen ist, mögen andere beurteilen - Aber den Anspruch der Autorin, hier alles zu beleuchten, sehe ich nicht.

  • 5G
    5393 (Profil gelöscht)

    pps

     

    hat der Grüne, der dann die Polizei holte diese Schule als Raum für Flüchtlinge in fast täglicher Arbeit schon fast jahrelang organisiert und aufgebaut - das ist heftige Arbeit, die die Kommentatorin alles andere als getan hat und daher sich hätte fragen müssen, ob sie so einen Kommentar überhaupt hätte schreiben dürfen

    • @5393 (Profil gelöscht):

      Verstehe ich nicht...

  • Frei nach Goethe: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

     

    Das Zitat kennzeichnet den Artikel: Ist nicht von Goethe, sondern von Erich Kästner.

    Aber Hauptsache, wir haben darüber gesprochen. Irgendwie und so.

  • 5G
    5393 (Profil gelöscht)

    ps

     

    das symbolische Kapital aus dem Engagement verhilft der eigenen weiteren Karriere, Flüchtlingen half das noch nie i. Z. Jobs usw.

  • 5G
    5393 (Profil gelöscht)

    das a-logische des Kommentars übersieht, dass die Kommentatorin Flüchtlinge besser stellen will als die deutsche Unterschicht, von denen keiner so einfach ins Theater geht, hier werden Flüchtlinge als Intellektuelle imaginiert, was fast stimmt, wer flüchtet, hatte Geld, die Armen kommen doch gar nicht (allenfalls aus Rumänien - und die wiederum sind kaum gemeint) - die Kommentatorin imaginiert einen Idealflüchtling, der nahtlos ins System passt, nämlich das bürgerliche System mit entsprechenden oft verdrängten Hintergründen, ein System, das die Differenz übersieht - zum System gehört auch, den Revoluzzer dagegen zu spielen - entlarvt durch einen immer wieder angemahnten viel zu niedrigen Stand an Migranten als Mitarbeiter von Medien usw - das bedeutet, das man die eigenen Jobs EBEN NICHT für Migranten frei macht - das ist auch bei der taz, die OECD spart die taz bei der Kritik nicht aus, das gilt auch für Deutschlandradio usw - daher ist diese ganze Solidarität letztlich unoffen und riskiert am Ende überhaupt nichts, das wäre bspw. der eigene Job zugunsten eines Migranten

    • @5393 (Profil gelöscht):

      "besser stellen als die deutsche Unterschicht" ist bei Flüchtlingen definitiv nicht gegeben. Dazu reicht beispielsweise ein einfacher Blick ins Grundgesetz und die Feststellung, was alles Bürgerrechte sind (d.h. Deutschen vorbehalten) und was Menschenrechte. Nur die letzteren treffen auch auf Flüchtlinge zu.

      Die Forderung mit dem Theater ist offensichtlich so gemeint, dass Flüchtlinge Theater machen sollen bzw. Theaterstücke sich mit dem Thema beschäftigen - Eine angemessene Forderung, schließlich hat Theater eine gesellschaftliche Aufgabe und diese Problematik ist momentan gesellschaftlich sehr relevant.

      Das trifft natürlich auch auf sog. Unterschichtsthemen wie HartzIV zu, aber die Autorin fordert ja auch nicht, dass man dazu nichts macht.

       

      Rümanien ist übrigens EU-Mitglied, von dort kommen per Definition keine Flüchtlinge.

       

      Übrigens kann ich ihre mit keinerlei Argument hinterlegte Behauptung, die Unterstützer würden in ihrer Karriere von ihrem Engagement profitieren, auch aus persönlicher Erfahrung nur zurückweisen. Ich kenne keinen Arbeitgeber, der mein politisches Engagement besonders zu schätzen wüsste, sondern eher mit den mal spontanen Abwesenheiten große Probleme hat.

      • @Dubiosos:

        " Ich kenne keinen Arbeitgeber, der mein politisches Engagement besonders zu schätzen wüsste, sondern eher mit den mal spontanen Abwesenheiten große Probleme hat."

         

        Womit Sie bewiesen hätte, dass es Ihnen besser geht als die meisten Menschen in der Unterschicht.

        Sie haben einen Arbeitgeber!!!

        • @Age Krüger:

          Setzen Sie Unterschicht mit Arbeitslosigkeit gleich? Dann hatte Deutschland noch nie eine so keine Unterschicht wie im Jahre 2014. Es lebe die soziale Marktwirtschaft, hurra!