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Debatte Deutsche EinheitLeider können wir da nicht mitmachen

Ambros Waibel
Kommentar von Ambros Waibel

Am 3. Oktober wird in Dresden die deutsche Einheit gefeiert. Vor einigen Jahren wäre das eine positive Nachricht gewesen. Das ist vorbei.

Viele schöne Fahnen: rechte Demo in Dresden Foto: Imago/Robert Michael

N och vor ein paar Jahren hätte man die Tatsache, dass der Tag der Deutschen Einheit in der sächsischen Hauptstadt Dresden oder jedenfalls im Osten begangen wird, nur gutheißen können: Im Westen oder in Bayern, wo ich herkomme, interessieren sich eh nur Zugereiste für diesen Festtag. Und in Berlin, wo ich wohne, wird er eben als eine unter den zahlreichen Gelegenheiten wahrgenommen, es sich bei Bier, Bratwurst und Caipirinha, nun ja, gut gehen zu lassen.

Der Tag der Deutschen Einheit, hätte man sagen können, sei ein genuin ostdeutscher Feiertag, weil an ihm der Einsatz der Ostdeutschen für ihre Befreiung vom Realen Sozialismus gefeiert wird. Man feiert sich dort sozusagen selbst, ein ureigenes Verdienst (auch wenn der – eben! – „Vater der Einheit“, Helmut Kohl, die ostdeutsche Bürgerbewegung verachtet), und wir Westler wären eben bestenfalls Dazugebetene, wie bei der eisernen Hochzeit eines entfernten Verwandtenpaares.

Heute, nach den zwei Bomben am Kongresszentrum und der Fatih Camii Moschee, wird der 3. Oktober der Tag sein, um deutsche Einheit gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit zu verkünden. Doch ausgerechnet Dresden eignet sich dafür am wenigsten. Da will man nicht mal Zaungast sein.

Die ehemalige DDR und insbesondere Sachsen sind faktisch Teil der Visegrád-Gruppe geworden – also eines Bündnisses ostmitteleuropäischer Staaten, die sich im Zeichen eines selbstverständlich imaginären christlichen Abendlandes zur Abwehr von Geflüchteten, Muslimen und Roma zusammengeschlossen haben.

„Erlebnisorientierte Männer“

Wir haben nicht nur nichts zum Anlass der Feierlichkeiten beigetragen, wir wollen auch nicht als Geschenk bei Purple Schulz am Abend des 3. Oktober mitsingen, während bestenfalls im Hintergrund Nazis und andere „erlebnisorientierte Männer“ (Bautzens Polizeidirektor Uwe Kilz) alles aus dem Weg prügeln, was nicht bei drei Gesinnung, Anstand und Hautfarbe wechselt, dabei betreut von einer sächsischen Polizei, die der SPON-Kolumnist Sascha Lobo in einem Tweet so beschreibt: „‚Das Problem ist – ein Drittel der sächsischen Polizisten sind Nazis.‘ (aus einem Hintergrundgespräch mit einem Polizeifunktionär).“ Nun, das deckt sich mit dem, was die „Lügenpresse“, also diejenige, die Lügen, insbesondere aus Sachsen, aufdeckt, sonst so schreibt.

Ein ziemlich vorhersehbarer Witz an der ganzen Sache ist, dass es weder die Titanic („Die endgültige Teilung Deutschlands – das ist unser Auftrag“) und schon gar nicht die Punks („Deutschland muss sterben, damit wir leben können“) waren, die zu diesem Schisma geführt haben – es waren die Geflüchteten und ihre Helfer, die sie am 1. September 2015 am Münchner Hauptbahnhof begrüßten.

Das ist unser Tag der Deutschen Einheit – oder sollte es zumindest sein. Und dieses „unser“ schließt selbstverständlich alle Ostdeutschen, insbesondere alle Sachsen, mit ein, die in einem gescheiterten staatlichen Gebilde viel mutiger als wir gegen Dummheit, Rassismus und staatlich tolerierte Mordlust ankämpfen.

Denn eines geht nicht und ging nie: Der westdeutsche, durchaus auch linke Rassismus gegen die Bevölkerung der ehemaligen DDR. Anstatt der geschichtlichen „linken“ Erfahrung der DDR-BürgerInnen wenigstens mit Respekt, aber vor allem doch mit anteilnehmender Neugierde zu begegnen, wurde die Wiedervereinigung zum ideologischen Triumph- und ökonomischen Plünderzug.

Ostdeutschland geriet zur Zwischenlagerungsstätte abgehalfterter westdeutscher Politiker und Beamter, die zusammen mit den Wendehälsen aus Blockparteien und Staatssicherheit, wiederum in Sachsen insbesondere, Ideologie und Institutionen geschaffen haben, die uns dahin gebracht haben, wo wir uns heute befinden: zwar nicht mehr in einem geteilten Land, aber einem aus zwei Teilen.

Minimalvertrauen verspielt

Die sächsische Ideologie, die jeden Naziüberfall mit einem linken Farbbeutelwurf zu verharmlosen müssen meint, die statt sozialer Politik einen durch nichts gedeckten kruden Regionalchauvinismus forciert, die in der „Sachsensumpf“-Affäre und beim NSU-Komplex, in Bautzen und in Clausnitz das Minimalvertrauen jedes objektiven Beobachters verspielt hat – bei ihr wäre als Erstes der kürzlich von der Journalistin Sabine Rennefanz geforderte „Reset-Button“ Aufbau Ost zu drücken.

Kein Rassismus ist es allerdings, die „Kollusion“ der in den zweieinhalb Jahrzehnten seit der Wiedervereinigung in Sachsen geformten Bevölkerung mit den ihnen übergestülpten und von ihnen in schlimmer Regelmäßigkeit demokratisch legitimierten Institutionen anzuzeigen.

Der Begriff „Kollusion“ ist mir vor allem in Süditalien begegnet und beschreibt die Grauzone von mafiös-organisierter Kriminalität, staatlichen Institutionen, Wirtschaft, Eliten in Verwaltung, Rechtsprechung und Gesundheitssystem und – den ganz normalen Leuten, die sich in dem System zurechtzufinden versuchen, das sie eben vorfinden: Mit einer Kultur der schweigenden Zustimmung, der berühmten „omertà“, einem Wegducken und Wegsehen.

Mit diesem Phänomen kämpft Italien seit gut 150 Jahren, seitdem der Norden den Süden unterworfen und geplündert hat und zur Sicherung des Erreichten sich auf vorhandene kriminelle Systeme und gewachsene Frustrationsmentalitäten stützte. Deswegen werden in Süditalien immer wieder von diesem Geflecht unterwanderte Kommunen unter die Verwaltung von „Staatskommissaren“ gestellt – ein Vorgehen, das man für Sachsen zumindest in Erwägung ziehen muss.

Kaltherzige Hysterie

Diese nicht sarrazinesk genetisch bedingte, sondern gewachsene mafiose Identität wird heute gestützt durch etwas, was der Schriftsteller Michel Houellebecq irgendwo als das typische Verhalten der durchtherapierten Gesellschaft beschrieben hat: Wenn man am Boden zerstört auf dem Sofa liegt, dann baut einen der Therapeut auf: Depressionen gehen aus verdrängten Bedürfnissen hervor! Jetzt sind endlich mal Sie dran! JETZT BIN ENDLICH ICH DRAN!!

Genau diese kaltherzige Hysterie des Belogenen und Betrogenen sah ich im leicht irren Gesicht eines Mannes in der Wahlberichterstattung, der den Erfolg der AfD in Sachsen-Anhalt mit „Das ist die zweite Wende“ feierte; eine angesichts des neoliberalen Wahlprogramms der AfD vollkommen idiotische Aussage, die nur dann verständlich wird, wenn man alles auf das Feld der Identität verschiebt, der deutschen, ostdeutschen, sächsistischen, nationalistischen und rassistischen – nachdem es mit lächerlichen Sprüchen à la „Land der Frühaufsteher“ natürlich nicht geklappt hat.

Feste feiern ist etwas sehr Schönes – so schön wie der Dialog. Aber es gibt nicht mehr Bananen, wenn weniger Flüchtlinge kommen. Wer statt Umverteilung zu fordern, von Umvolkung faselt, ist bestenfalls ein Propagandaopfer. Und: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Wertes Sachsen – Du bist dran.

In Dresden sind Bomben explodiert, zum Glück – es war Glück! – ohne jemanden körperlich zu schädigen

Aber ich kann Dir noch etwas mitgeben, was traurig ist aber auch hoffnungsvoll: Denn ich komme ja selbst aus einem Bundesland, in dem der Regionalchauvinismus blüht und in dem vor 36 Jahren ein nie aufgeklärter neonazistischer Anschlag stattfand, am 26. September 1980: und nun, am 26. September 2016, sogar zur fast gleichen Uhrzeit, sind in Dresden zwei Bomben explodiert, zum Glück – es war Glück! – ohne jemanden körperlich zu schädigen.

Was ich sagen will, Sachsen: Wenn die Nazis einen Sinn für Tradition haben, dann sollten wir einen für Entwicklung haben. Heute hat München mit den höchsten Ausländeranteil in Deutschland – und leuchtet so unverwechselbar wie eh und je. Und der Innenminister derselben Partei, die 1980 in Bayern regierte und die Nazihintergründe des Attentats vertuschen wollte, unterstützt die wieder aufgenommenen Ermittlungen.

Man kann besser werden, anders werden, ohne das Eigene zu verlieren. Im Gegenteil – und wir wissen es alle: Sich zu verändern ist der einzige Weg, wirklich man selbst, also Mensch zu bleiben. Und das ist so viel wichtiger als Sachse oder Bayer sein.

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Ambros Waibel
taz2-Redakteur
Geboren 1968 in München, seit 2008 Redakteur der taz. Er arbeitet im Ressort taz2: Gesellschaft&Medien und schreibt insbesondere über Italien, Bayern, Antike, Organisierte Kriminalität und Schöne Literatur.
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30 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Ich verstehe diese Demut gegenüber dem Terror nicht. Man sollte sich nicht hinstellen und Dresden als ungeeigneten Ort für diese Feier erklären, weil dort ein Anschlag verübt wurde. Solch eine Reaktion ist es doch, welche die Täter sich wünschen. Diesem Wunsch sollte man nicht nachgeben.

     

    “München mit den höchsten Ausländeranteil in Deutschland – und leuchtet so unverwechselbar wie eh und je.”

    Das sind aber zwei paar Schuhe. München ist wie Berlin oder Hamburg eine ziemlich angesagte Stadt mit vielen gut bezahlten Jobs. Die Ausländer die dort leben sind zu einem großen Anteil in Lohn und Brot und freiwillig dort.

    In Sachsen ist das eine ganz andere Nummer. Dort ist die Arbeitslosenquote gut doppelt so hoch wie in Bayern. (https://goo.gl/M3jScB / https://goo.gl/lmzaUi)

    Es war für die Politik eine super Sache die Flüchtlinge in den Osten zu schicken, da dort die Kosten schön niedrig sind. Die Kehrseite ist aber eben auch das es dort quasi keine Aussicht auf Integration oder einen Arbeitsplatz gibt. Grade in den ländlichen Regionen nicht. Vermutlich wäre es mit Rücksicht auf die Flüchtline besser gewesen sie nicht in Ostdeutschland einzuquartieren.

     

    BTW: Wer kombiniert bitte Bratwurst mit Caipirinha? o.O

  • will keiner mehr wissen das die damalige DDR ein Billiglohnland für West Deutsche Unternehmen war, sogar Ikea war dabei.

     

    Warum es da so viele Rechte gibt, liegt an Merkel und deren Lakaien ,die anscheinend nichts mehr für die Armen übrig hat.

     

    Die Desinteresse an allen Deutschen Bürger ist offenkundig .

    Von Wohnungsbau bis hin zudem Maroden Straßen wurde alles komplett ignoriert.

     

    Wenn wundert es das sowas dabei rauskommt.

    • @ulf hansen:

      Nette Legendenbildung, hat nur mit der realen Welt nichts zu tun. Schon während der 70er gab es eine aktive Nazi-Szene in der DDR, Übergriffe gegen die wenigen Ausländer und sogar Tote. Mit Merkel hat das gar nichts zu tun.

      Was "Wohnungsbau und marode Straßen" angeht: Die Mietpreise sind - überall im Osten - niedrig wie sonst kaum irgendwo in diesem Land. Und der Zustand der Staßen ist ebenfalls besser wie fast überall um Westen.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @ulf hansen:

      "Warum es da so viele Rechte gibt, liegt an Merkel und deren Lakaien ,die anscheinend nichts mehr für die Armen übrig hat."

      Schon zu Zeiten der DDR war Rassismus im Osten Salonfähig. Das ist nicht sonderlich abwegig in einem Land in dem der Staat jede Abweichung von der Norm als Gefährdung brandmarkt.

      Siehe Wählerwanderung von die Linke zur AfD.

       

      "Die Desinteresse an allen Deutschen Bürger ist offenkundig "

      Ich dachte nur an den Armen?!

  • Menschenverachtende Demos, Galgen, Volksverhetzung und Aufforderung zu Straftaten, Gewalt, Bomben explodiert…Was kommt noch?

     

    Sollen wir weiter warten? Oder muss das Problem des Rechtsextremismus offen genannt und im Sinne eines Rechtsstaates stärker bekämpft werden!

  • Beitrag entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich und vermeiden Sie Pauschalisierungen.

  • "Mensch BLEIBEN ist so viel wichtiger als etwa Sachse oder Bayer SEIN"...

    Hmm- kann man schwer was dagegen sagen, vorausgesetzt, dieses Kulturelle SEIN wird als solches überhaupt anerkannt und gewürdigt, will heissen am Orte wo man ist isdt man anerkanntermassen DEr welcher diesen Ort prägt- nicht seit gestern sondern seit Jahrhunderten und nicht permanent in seiner Identität herabgesetzt, Ignoriert, geleugnet wird !

    Ich z.b. als Alemanne aus dem südwesten unseres Landes weiss nur zu genau was damit gemeint ist- wen es eine Kulturalität innerhalb Deutschlands gibt welche meistens komplett Ignoriert und damit Entexistentialisiert oder zudammenfassend als 2Schwäbisch" verlogen wird, dann ist es die meine alemannisxche !... Insofern kann ich die Sachsen, obwohl ich jedwede Rechte Ideologie nicht im Entferntesten teile, durchaus auch verstehen ! die frage ist nur wie man dem Recht seiner Kulturellen Identität Ausdruck verleit !...

  • Die Linke kann sich den Begriff der Nation gar nicht zu eigen machen, weil jedwede sozialistische Strömung internationalistisch ausgerichtet ist und nicht nationalistisch. Man denke an die kommunistische Internationale usw.

     

    Der Sozialismus hat mit dem Begriff der Nation schlichtweg nichts am Hut. Das ist auch der große Unterschied zwischen Sozialismus und Nationalsozialismus. Letzterer sollte ja gerade dem "auserwählten deutschen Volk" vorbehalten sein, was die Wortschöpfung "National-Sozialismus" nötig machte, da sowas mit dem Sozialismus als solchem eben nicht zu vereinbaren ist.

     

    Die Idee vom Nationalstaat soll im Sozialismus eigentlich überwunden werden zugunsten einer Internationale der Völker ("... aller Länder, vereinigt euch").

     

    Deswegen kann man von Sozialisten und Sozialdemokraten nicht ernsthaft verlangen, sich jetzt den Begriff der Nation zu eigen zu machen.

     

    Die Idee von Nation als Heimat ist per se eine politisch eher (rechts)konservative Idee.

    • @kditd:

      Internationalistisch ist der Kapitalismus, darum ist auch die Arbeiterbewegung internationalistisch gegen das internationale Kapital positioniert.

       

      Der Nationalstaat ist heute natürlich das Bollwerk gegen den entgrenzten neoliberalen Irrsinn. Man braucht keine Feindschaft gegen andere, benachbarte Nationen mehr zur Abgrenzung.

  • So lieb' ich sie, die Brüder und Schwestern aus'm Westen: Immer wenn's anstrengend wird, heißt es: "Leider können wir da nicht mitmachen!"

     

    Dass viel zu viele von euch "die Wiedervereinigung zum ideologischen Triumph- und ökonomischen Plünderzug" gemacht haben, "anstatt der geschichtlichen 'linken' Erfahrung der DDR-BürgerInnen wenigstens mit Respekt, aber vor allem doch mit anteilnehmender Neugierde zu begegnen", ist kein kleiner Schönheitsfehler. Es rächt sich bitterlich. Da, wo von damals aus gesehen Zukunft war und von heute aus gesehen Vergangenheit ist. Eine Vergangenheit, der wir unsere Gegenwart verdanken.

     

    "Geht nicht und ging nie"? Und wie es ging! Vermutlich war es die "kaltherzige Hysterie des Belogenen und Betrogenen", die dem Ossi, als er völlig "zerstört auf dem Sofa" lag, die Hilfe verweigert hat. Der Kapitalismus ist nun mal ne Ausbeutergesellschaft, auch wenn er eine Zeit lang nicht so heißt. Er produziert also ne ganze Menge Opfer.

     

    Nein 1989 waren nicht endlich mal wir Ossis dran. Es waren immer noch die selbsternannten "Therapeuten" aus dem Westen, die sich in den Mittelpunkt gedrängt haben. Kein großes Wunder also, wenn die "Therapie" nicht funktioniert hat und manche heute noch auf eine "zweite Wende" hoffen.

     

    Die Würde des Menschen ist unantastbar etc.? Das gilt ja dann wohl auch für solche Irren, die ernsthaft glauben, dass es mehr Bananen gibt, wenn keine Flüchtlinge mehr kommen. Oder sind das vielleicht keine Menschen mehr, nur weil sie einen an der Waffel haben, doppelt geprellt am Kopf, wie sie nun einmal sind?

     

    Werter Westen: Du bist dran. Immer noch. Du hast den Job, der Dich so plötzlich überfordert hat, bisher bloß vor dir hergeschoben. Wird Zeit, dass du ihn endlich angehst: Befreie dich! Und dann wird‘ Mensch.

     

    Übrigens: Den Spruch: "Früher war alles besser", kenne ich. Von sogenannten Jammer-Ossis. Nun ist auch klar, wo die ihn her haben. Das festzustellen, hilft natürlich ganz alleine auch noch niemandem.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      Sie erinnern sich vielleicht auch an die aggressiven Parolen (Wir/Volk/D-Mark/...) der letzten Montagsdemos vor dem Mauerfall.

      Als Wessi wollte ich seinerzeit alles andere, als mit diesen Grölern von 1989 (und "Opfern" nach 1990) wiedervereinigt zu werden.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Tja, sehen Sie: Mir ging das ziemlich ähnlich, verehrter KLAUSK. Bloß hatte ich gar keine Wahl. Ich war ja schon "vereinigt", wenn auch eher unfreiwillig.

         

        Wäre ich vor '89 in den Westen gegangen, hätte ich es deutlich leichter gehabt, schätze ich. Dann hätte ich nämlich so tun können, als wäre auch ich Wessi und hätte also eine Wahl.

         

        Mich selber zu belügen, ist leider eine Kunst, die ich nicht gut beherrsche. In sofern ist das schon ganz in Ordnung, wie es gekommen ist... :-)

  • Mein Favorit für einen "Nationalfeiertag" (ich mag diesen Begriff nicht), besser Gedenktag, noch besser Nachdenktag (gerne als offizieller Feiertag) ist und bleibt der 9. November, weil sich da eine ganze Reihe erinnernswerter Ereignisse jähren. Einige sind beileibe nicht zum Feiern gut, aber genau deswegen dürfen sie nicht verschlußstricht und vergessen werden.

     

    Als da u.a. wären

     

    1918 Ende des Kaiserreichs, Novemberrevolution mit Ausrufung gleich zweier Republiken

     

    1923 Hitlerputsch im München

     

    1938 Reichspogromnacht

     

    1989 Mauerfall (das wäre für die EInheitsfeierlaunigen)

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Da Hias:

      Falls jemand nicht wissen sollte: 9. November 1848 Ermordung von Robert Blum

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Da Hias:

      Nicht zu vergessen die Ermordung des deutschen Revolutionärs und europäischen Demokraten Robert Blum bei Wien durch ein Erschießungskommando der Schergen des Kaisers.

    • @Da Hias:

      Gut gedacht. Nur: Im November ist das Wetter meistens eklig. Und Volksfeste im Saal? Ich weiß ja nicht...

      • @mowgli:

        In Dresden ist es heute auch grau und es regnet den ganzen Tag.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @mowgli:

        Nur 1 Gedenktag, an dem die den Unbilden des Novemberwetters ausgesetzt sind, die Kränze niederlegen bzw. den Kranzniederlegungen beiwohnen wollen.

        Den Mauerfall könnten Feierlaunige am Originalschauplatz feiern.Damals hat sich doch auch keiner ums Wetter gekümmert, oder?

        • @571 (Profil gelöscht):

          Naja, der Reichspogromnacht wird ja gedacht, wenn auch zumeist "indoor".

          Aber die beiden Kranzablegetage schlechthin, inklusiv Trauerreden, strammstehenden Reservisten und Böllerschützen sind der Volkstrauertag 2 Sonntage vor dem ersten Advent https://de.wikipedia.org/wiki/Volkstrauertag und ggf. der Totensonntag eine Woche später, mithin beide mitten im Herbstsauwetter. Geht also. Am Wetter darf es nicht scheitern.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Da Hias:

      KlausK

      Donnerstag, 18:28

       

      Gute Gelegenheit, mal wieder über den 9. November als DEN Gedenktag der Deutschen nachzudenken.

       

      Der 3. Oktober ist ein schlechter Kohl'scher Witz. Die CDU kann den ja feiern, falls ihr danach ist.

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    Sich dem Tag der Einheit zu entziehen mag folgerichtig klingen. Aber man überlässt den Tag damit doch nur den Volk- und Heimatjublern...

     

    Während die Rechte zum "Tag der Opfer der Buntenrepublik" und ähnlichem Blödsinn bläst ist von der Linken nur der autonome Teil sichtbar. Alles was die Linke bisher (medial) zu bieten hatte waren drei abgefackelte Polizeiautos.

     

    Die Rechten kapern den Tag der Einheit weil die Linke mit dem Nationalfeiertag fremdelt? Na Bravo...

     

    Wieso sollte man sich von einer sächsischen Glatze vom Nationalfeiertag fernhalten lassen?

     

    Gregor Gysi (dem ich selten zustimme) weist seit Jahren darauf hin. Die Linke überlässt den Rechten den Begriff der Heimat kampflos. Das ist ein großer Fehler, in der Migrations- und Europapolitik wohl sogar der Kardinalfehler. Das gesamte Themenfeld "Heimat, Nation, Volk" wird von der Rechten dominiert und definiert. Wo bleibt denn die linke Heimat, die linke Nation und das linke Volk? Gibt es nicht? Na gut, dann überlasst es halt den Rechten hier den Ton anzugeben...

    • @32795 (Profil gelöscht):

      Sie haben völlig recht, finde ich: Eine Heimat, die kaum mehr ist als die Burg, in der man sich verschanzen kann, wenn man das Draußen wieder einmal fürchtet wie die Pest, ist ein sehr trauriges Konstrukt.

       

      Darauf immer wieder hinzuweisen und ein besseres, lebendigeres Narrativ zu konstruieren, das wirklich konkurrenzfähig ist, wäre ne dankbare Aufgabe für eine gesamtdeutsche Linke, die den Namen wirklich verdient. (Und: Ja doch, Leute, auch Konkurrenz - und nicht bloß Kooperation - ist ein Prinzip in der Natur, ob das uns Menschen, die wir uns gern als Kulturprodukt begreifen, nun passt oder nicht.)

       

      Merke: So lange ich nicht sehen kann, dass die Linke es schafft, zurechtzukommen mit den Zumutungen dieser Welt, kann ich ihr auch nicht vertrauen. Sie ist mir dann nämlich noch zu sehr Opfer - und kann also selbst leicht wieder zum Täter werden.

    • @32795 (Profil gelöscht):

      Ich weiß nicht, ob es DIE Linke "am Stück" so gibt.

       

      Schon richtig, diese Feiertage nur den Rechtskonservativen und den noch rechteren Strömungen zu überlassen ist Mist (ich würde mir sowieso zum Nachdenken statt nur Feiern einen anderen Termin wünschen, siehe oben)

       

      Es gibt genug gute Gründe, sich die Begriffe "Heimat", "Nation", "Volk" mal neu und anders zu denken und zu leben, bzw. wenn dabei wieder nur eine Deutung im Sinne von Abgrenzung "wir drinnen, die anderen draußen, Mauern hoch und Schießbefehl" rauskommt, dann frohgemut auf diese Begriffe zu pfeifen.

       

      Mein persönliches Heimatgefühl hängt garantiert nicht an einer Nation, an einer Grenze außenrum oder einer gefühlten Volkszugehörigkeit.

  • Heh:)

    Die westdeutsche Linke verzeiht

    den Ossis immer noch nicht das diese ihren sozialistischen Traum auf deutschem Boden zerstört haben.

    Die sind immer noch sauer...und ich

    muß immer noch lachen!

     

    Ein zufriedener Ossi!

  • "Denn eines geht nicht und ging nie: Der westdeutsche, durchaus auch linke Rassismus gegen die Bevölkerung der ehemaligen DDR. "

     

    diesen Rassismus findet man leider auch sehr oft in der TAZ.

    In den Kommentaren taucht er reflexhaft auf, sobald ein Artikel über Ostdeutschland in irgendeinem Zusammenhang mit Ausländerfeindlichkeit erscheint, besonders gern von sich besonders links fühlenden Kommentatoren.

    • @nutzer:

      Ich bin leider unter tiefer Traurigkeit zu den Erkenntnissen über "Ossis" bzw. konkreter Sachsen gekommen.

       

      Und wenn mensch sich über Jahrzehnte unmenschlich verhält, das auch noch verteidigt und wieder die DDR-Zeiten herbeiwünscht, weil es da wenigstens klare Regeln gab, wer was zu sagen, zu tun und auch zu lernen hatte, dann kann und will ich das nicht gut finden. Und wenn ich immer öfter hören muss, dass die Sachsen doch die einzig intelligenten und klar denkenden in Deutschland seien, dann kann ich einfach nur noch mein Entsetzen u.a. in solchen Kommentaren kund tun. Und noch mehr: Ich sehe es als meine Aufgabe an, denn nur wenige der Deutschen Bürger leben in Sachsen und sehen und erleben die Missstände vor Ort. Sachsen verkauft sich ja selbst als "blühendes Land" mit niedrigen Lohnkosten.

      Und nach vielen Jahren des Verständnisses sehen nicht nur Zugezogene Sachsen sehr kritisch. Jeden Tag, beim Bäcker, in der Bahn, unter Kollegen, als Schüler etc. erlebt man "Sachsen" und seine unmenschliche, unfreundliche Mentalität. (Ausnahmen wie immer eingeschlossen, aber diese Ausnahmen brauchen Unterstützung, auch moralische.)

  • Kollusion - lange nicht mehr gehört -

    Pascht scho! Doch doch! &

     

    Mit der Conclusio -

    "… immer wieder von diesem Geflecht unterwanderte Kommunen unter die Verwaltung von „Staatskommissaren“ gestellt –

    ein Vorgehen, das man für Sachsen zumindest in Erwägung ziehen muss.…"

     

    In der Tat - Nicht ganz von der Hand zu weisen - schonn!

    Zumal in vielen Fällen dieser - öh -

    Vertreter Volkers - im Zweifel ein -

    "…Fall von Evidenz gegeben sein (dürfte). Diese liegt, wie der Name schon sagt, bereits dann vor, wenn für den Geschäftsgegner objektiv offensichtlich ist, dass der Vertreter im Rahmen seines rechtlichen Könnens im Außenverhältnis die Grenzen des rechtlichen Dürfens im Innenverhältnis überschreitet. Hierfür genügt subjektiv eine grob fahrlässige Unkenntnis.…" https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kollusion_(Recht)

     

    Denn - korrekt -

    "…Wer statt Umverteilung zu fordern, von

    Umvolkung faselt, ist bestenfalls ein Propagandaopfer.

    Und: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.

    Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

    Wertes Sachsen – Du bist dran."

    Nu - newahr!

     

    (ps Aus Einheitlichkeitsgründen -

    Bitte eine würdige Postwurfsendung -

    Mit o.a. Art 1 Grundgesetz an alle

    Vertreter der GröKotz - Als gnädig -

    Nachgereichten Starterkit!)

    kurz - Das Ergebnis ist voraussehbar:

    'Beredtes Schweigen im Walde!'

    Leider - omertá 'schland!

  • Wenn die Volksseele, allzeit bereit,

    Richtung Siedepunkt wütet un schreit,

    " Heil Halali " un grenzenlos geil

    noh Vergeltung brüllt, zitternd vor Neid,

    en der Kristallnaach.

     

    Text:W.Niedecken

     

    Klarer kann man es nicht sagen.