piwik no script img

Debatte Bundeswehreinsätze im AuslandAuftrag leider nicht erfüllt

Ulrike Winkelmann
Kommentar von Ulrike Winkelmann

Die Friedensmissionen der Bundeswehr kosten viel und bringen recht wenig. Doch darf man einfach zuschauen und nichts tun?

Im Namen des Friedens: Die bewaffnete Aus­lands­ein­sät­ze der Bundeswehr waren nicht sehr erfolgreich Illustration: Eléonore Roedel

D ie Debatte im Bundestag über den bewaffneten Auslandseinsatz war tief in der zweiten Stunde angekommen. Vier Punkte nannte der CDU-Außenpolitiker, die erfüllt sein müssten, um eine militärische Intervention zu rechtfertigen: 1) Es müssten „ganz schwere“ Menschenrechtsverletzungen vorliegen. 2) Andere, zivile Mittel müssten erschöpft oder aussichtslos sein. 3) Schlimmere Militäranwendung müsse verhindert werden. 4) Der militärische Erfolg müsse die Voraussetzung für eine politische Lösung schaffen: „Denn er selber schafft sie nie.“ Die Verantwortung der Interventionsmächte sei damit im Übrigen auch nicht beendet. Und dann ergänzte der Redner noch aus tiefem Herzen: „Mein Gott noch mal, das sind doch Selbstverständlichkeiten!“

Rückfrage vom SPD-Außenpolitiker: „Könnten Sie mir aus den letzten fünf Jahren einen Interventionsfall der UNO nennen, der, nach diesen Kriterien gemessen, erfolgreich gewesen ist?“ Antwort: „Das ist eine sehr schwierige Frage.“

Das war vor 25 Jahren. Es stritten sich im Bundestag Karl Lamers von der CDU (der Ältere – nicht der, der jetzt noch im Bundestag sitzt) und Hans-Ulrich Klose von der SPD. Es ging um eine Premiere: den ersten bewaffneten Einsatz der Bundeswehr außerhalb des Nato-Gebiets. Ziel: Somalia, ein Land, das von Hunger und Bürgerkrieg geschüttelt wurde, Hunderttausende waren schon gestorben. Die UNO trommelte für einen den Frieden erzwingenden Einsatz, Deutschland wollte dabei sein.

Wer heute die Bundestagsdebatte zu Somalia vom Juli 1993 nachhört, erlebt ein Déjà-vu nach dem anderen: die Betonung, dass nur eine politische Lösung wirklich Frieden bringen könne; die Versuche, schlüssige Einsatzkriterien zu formulieren; die Appelle an den internationalen Zusammenhalt; das Herumdrücken um eine Exit­strategie.

Gelernt haben wir nur wenig

Es wird überdeutlich: Die Republik ist einen weiten Weg seither gegangen, er führte in die hintersten Winkel der Welt. Aber gelernt haben wir dabei bedrückend wenig. Wenn die SicherheitsstrategInnen sich jetzt fragen, wie es in Zeiten von Donald Trump mit „dem Westen“, mit der Nato und der neuen Weltordnung seit 1990 weitergeht, dann sollte es eine Rolle spielen, dass die Bilanz von 25 Jahren bewaffneter Aus­lands­ein­sät­ze so ernüchternd bis erschütternd ausfällt.

Ulrike Winkelmann

ist Redakteurin in der Abteilung „Hintergrund“ beim Deutschlandfunk. Bis 2014 war sie bei der taz und dort unter anderem zuständig für Friedens- und Sicherheitspolitik.

Somalia 1993/1994 – UNOSOM II – war ein Einsatz, der komplett misslang. Die USA führten eine Art Nebenkrieg: Sie wollten einen Warlord fangen, mit dem sie kurz zuvor noch paktiert hatten. Die UNO wusste nicht recht, wie die internationalen Truppen über das Land zu verteilen wären. Für die Deutschen war die Folge, dass sie die Zeit dazu nutzten durften, Brunnen zu reparieren, schießen zu üben und Volleyball zu spielen. Die USA wiederum bekamen die Lage in Mogadischu nicht unter Kontrolle und zogen nach grauenhaften Verlusten überstürzt ab – die anderen westlichen Länder gaben ebenfalls auf. Somalia blieb viele, viele Jahre ein Ruinenstaat, die Bevölkerung ohne Vertrauen in die internationale Gemeinschaft.

25 Jahre nach dem ersten bewaffneten Bundeswehreinsatz sind deutsche Truppen ohne jede klare Zielbeschreibung in Afghanistan. Niemand weiß, wie sich der Einsatz in Mali weiterentwickeln wird. Man möchte lieber nicht so genau wissen, ob die Präsenz im Kosovo tatsächlich bald zu Ende gehen kann und wann sich dort ein Rechtsstaat mit echter Demokratie herausbildet.

Der SPD-Abgeordnete Peter Glotz sagte vor 25 Jahren im Bundestag: „Dies ist als Somalia­debatte angekündigt worden. 80 Prozent der Debatte haben wir bisher darauf verwandt, den innenpolitischen Hickhack auszutragen. Das wird der Lage in Somalia nicht gerecht, meine Damen und ­Herren.“

Es geht um Innenpolitik

Genau. Damals wie heute schien es unmöglich, sich dem Einsatzland mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu widmen – stets überwogen Wunsch und Notwendigkeit, sich innenpolitisch zu profilieren. Das gilt, mit Gruß an die Linkspartei, für Einsatzbefürworter wie Einsatzgegner. Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) wie Außenminister Klaus Kinkel (FDP) taten, als gehe es um Nahrungsmittelhilfe mit etwas anderen Mitteln. Dabei war die Hungerkrise im Wesentlichen vorüber, als die Bundeswehr erst noch ihre Geländewagen in UNO-Farben umlackierte.

Auf das Ende der Hungerkrise wiesen Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen, die bereits länger in Somalia arbeiteten, auch deutlich hin. Doch haben solche Experten in der Sicherheitspolitik nie besonders viel gegolten. Nicht Kenntnisse des betroffenen Landes, sondern internationale Bündnisse sind der entscheidende Faktor. Der Verweis auf die Bündnisverpflichtungen macht es überhaupt erst möglich, Einwände und Kritik niederzuwalzen: Unsere Partner verlangen das!, lautet noch stets das gewichtigste Argument.

Allerdings kann sich beispielsweise Klaus Kinkel, Außenminister von 1992 bis 1998, heute nicht mehr genau erinnern, ob er im Fall Somalia von der UNO oder Bündnispartnern de facto unter Druck gesetzt wurde. Eigentlich, beschreibt er, wurde eher indirekt Einfluss genommen. „Ohne dass das so absolut expressis ­verbis gesagt wurde“, seien die Erwartungen an das neu vereinte Deutschland klar gewesen. Kinkel sagte kürzlich im Deutschlandfunk (also zu mir) auch, dass er die Auslandsmissionen im Nachhinein – von Somalia übers Kosovo bis Afghanistan – nicht mehr sinnvoll finde. Die Gesamtschau sei „nicht absolut und zwingend positiv“, es könne womöglich „nicht alles als erfolgreich angesehen“ ­werden.

In der Somaliadebatte im Juli 1993 erklärte Karl Lamers, warum er nichts über die Erfüllung der Einsatzkriterien sagen könnte: Die Einsätze der UNO wären noch nicht abgeschlossen. In der Tat: Die Ära der UNO-Einsätze begann im großen Stil erst nach dem Fall der Mauer und dem Ende der Sowjetunion, weil die Blockade im UN-Sicherheitsrat aufgelöst war. Der neue Aktivismus der UNO beförderte wiederum den Handlungswillen der Nato und der westlichen Bündnisse meist unter Führung der USA.

Was wäre, wenn …

Ein Vierteljahrhundert später gibt es wenige Hinweise, dass bewaffnete Auslandseinsätze des Westens die Welt besser gemacht hätten. Klar, man weiß nicht, was gewesen wäre, wenn. In der Sicherheitspolitik gibt es keine Doppelblindstudien, die testen könnten, was wie gewirkt hätte. Real sind nur die Notlagen, die furchtbaren Bürgerkriege oder sogar Genozide, wo nach Hilfe geschrien wird, wo Bilder entstehen, die Empörung und Handlungswünsche auslösen.

Um dem Furchtbaren nicht nur mit dem moralischen und spontanen Ruf nach bewaffneter Hilfe, sondern auch halbwegs mit dem nach Regeln und internationaler Verbindlichkeit zu begegnen, wurde in den nuller Jahren das Prinzip der Schutzverantwortung (Responsibility to Protect) ersonnen und völkerrechtlich ausgekleidet: Die Welt darf eingreifen, wenn ein Staat seine eigenen Bürger massakriert. Letztlich war es eine späte Antwort auf das Grauen des Völkermords in Ruanda 1994, wo die internationale Gemeinschaft nicht eingriff, weil sie noch ihr Fiasko in Somalia 1993 vor Augen hatte.

Doch diese neue Schutzverantwortung konnte fast nie wirksam umgesetzt werden: Glaubt noch jemand, der „Regime-Change“ in Libyen, der explizit mit der Responsibility to Protect begründet wurde, sei erfolgreich verlaufen? Schwingt sich noch jemand auf, 17 Jahre Afghanistan für einen sinnvollen Mittel- und Menscheneinsatz zu halten?

Nichthandeln ist aber auch nicht unbedingt ein Ruhmesblatt. Wie quälend es sein kann, dass USA und Nato-Partner vorsichtiger geworden sind, ist in Syrien seit Jahren zu beobachten. Dagegen zeigt der Friedensschluss zwischen Äthiopien und Eritrea, dass sinnlose Kriege auch manchmal wie von selbst zu Ende gehen, Menschen befreit werden und Aufbruch möglich ist. Niemand brauchte dort „den Westen“.

Eine eigenständige Außen- und Sicherheitspolitik

Derzeit schafft sich der Westen sowieso selbst ab. Damit ist die bisherige Weltordnung womöglich beerdigt, die auf Friedenseinsätze setzte, die nie so gut sind, wie sie gemeint waren, und die von den meisten Entscheidern noch nicht einmal gut gemeint waren.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Vielleicht passiert jetzt, ausgerechnet mit der illiberalen, abstoßenden „Wir zuerst“-Zeitenwende in Europa und den USA, wovon viele der außenpolitischen Idealisten immer geredet haben: eine eigenständige EU-Außen- und Sicherheitspolitik, die sich an Vorgaben der USA nicht gebunden fühlt.

Es gibt keine anständige Empirie in der Sicherheitspolitik. Die berühmten „lessons learned“ scheinen immer nur zu zeigen, dass man irgendwie den Mund zu voll genommen hat und dachte, mit viel Geld und Mühe käme man automatisch zum Erfolg. Aber wenigstens müsste eine neue europäische Außen- und Sicherheitspolitik gelernt haben, wie begrenzt ihre Mittel letztlich sind. Dazu gehört, offen die Folgen von Handeln und Nichthandeln abzuwägen – man stelle sich vor, was Gaddafi in Libyen womöglich angerichtet hätte.

Eine Lehre ist auch, dass Regime-Change nahezu regelmäßig in die nächste Katastrophe führt, dass es nicht gelingt, mit Nato und Freunden eine rechtsstaatliche Demokratie zu errichten, wo vorher keine war. Und schließlich weiß man jetzt, dass Einsätze kleiner und viel kleinteiliger gedacht werden müssen – und dass man auf Ex­perten hören muss, wenn man im Einsatzgebiet auch nur einen einzigen sinnvollen Schritt tun will.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

21 Kommentare

 / 
  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Das Militär ist ein Hammer, kein Skalpell, kein Schraubenschlüssel - es ist ein Hammer um Schädel einzuschlagen.



    Das Politiker es versäumt haben einen wirklichen Marschall Plan für Afghanistan zu entwickeln ist nicht das Versagen des Militärs. Wenn die Politiker die Armee auffordern Kämpfe zu vermeiden erobern die Taliban natürlich das Land zurück. Wenn man die Taliban nicht in ihren Basen in Pakistan vernichtet kann man den Krieg nicht gewinnen.



    Die Auslandseinsätze sind gescheitert weil sie nicht von einer massiven Einsatz an wirtschaftlicher Entwicklung begleitet wurden und weil man Soldaten aus Angst vor Verlusten in einen Kampf -einsatz geschickt hat bei dem sie so wenig wie möglich kämpfen sollen. Kriege werden gewonnen in dem man dem Feind die Möglichkeit nimmt Krieg zu führen, entweder durch seinen Tod oder Besetzung des Landes und damit eingehender Entzug der Menschen und Wirtschaftsgüter damit der Feind weiter Krieg führen kann, dafür wäre aber ein Einsatz hundert Tausender Soldaten notwendig gewesen und nicht weniger tausend.

    Das Ganze ist dramatisch weil die Hauptursache für Flucht diktatorische Regime und militante Gruppen sind, wenn diese durch Intervention nicht zu beseitigten sind ist die globale Flüchtlingskrise nicht zu lösen und wird von Europa mittelfristig einseitig durch totale Abschottung gelöst.

    • @83379 (Profil gelöscht):

      "Das Politiker es versäumt haben einen wirklichen Marschall Plan für Afghanistan zu entwickeln ist nicht das Versagen des Militärs."

      Es gab schon einen Aufbauplan. Aber wenn die Militärs gleichzeitig Hochzeitsgesellschaften massakrieren...

  • Es ist fasst Alles kommentiert zu diesem Thema,dass unfassbare Leid +Tot den unrechtmässigen Einmarsch mit Militär ,es ist zum heulen wen es nicht zu Ernst wäre.Darum immer führ den Frieden werben und kämpfen(verbal).

  • Für mich sind die Auslandeinsätze, zumindest was ihren Zweck betrifft, ein wenig fragwürdig. Nicht nur von politischer Sicht, sondern auch von der Qualität des Materials und Ausrüstung das zur Verfügung steht und von der Quantität.1.000 Soldaten in einem fremden Land wie Afghanistan sind eben viel zu wenig. 100.000 Soldaten sind auch noch nicht genug. Es müssten mindestens 500.000 Soldaten sein, die von einer internationalen Gemeinschaft gestellt werden müssten. Aber das ist noch lange nicht der richtige Weg. Nach meiner Ansicht wäre es vieleicht besser auf dem Verhandlungsweg, durch eine sehr intensive Kommunikation die Taliban dazu zu bewegen an einen Friedensprozess teilzunehmen und diesem auch zuzustimmen. Das ist teuer, aber um diesen sinnlosen Krieg zu beenden sehr wahrscheinlich das beste. Wenn man überlegt was der oder die Militäreinsätze bis heute gekostet haben, mit diesem Geld hätte man verschiedene Projekte den verfeindeten Seiten anbieten können.



    In Kolumbien hat ein Friedensprozess begonnen, nach über 40 Jahren Feindseligkeiten. Möglich ist es also, obwohl auch unter schwierigen Bedingungen.

  • 9G
    96486 (Profil gelöscht)

    na dann frau von der Leyen - ab in die unform für Volk, führer, Vaterland und die Lobby aus entfremdeter Industrie und Landwirtschaft! frau von der Leyen führt... wer folgt?

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    "Nichthandeln ist aber auch nicht unbedingt ein Ruhmesblatt. Wie quälend es sein kann, dass USA und Nato-Partner vorsichtiger geworden sind, ist in Syrien seit Jahren zu beobachten."

    Syrien taugt nicht als Beispiel für Nichteinmischung, die USA und die NATO haben in den Syrienkrieg eingegriffen. So wie die Türkei, Russland, Saudi Arabien, Iran und Israel.



    Und das hat sicher nicht dazu geführt, dass weniger Menschen gestorben sind.

    Solange ein Staat nicht so stark ist, dass er von außen kommend die gegnerischen Konfliktparteien dominieren kann, wird das nur dazu führen dass der Konflikt durch äußere Mächte am Leben gehalten wird.

    Deshalb keine Auslandseinsätze der Bundeswehr. Egal wie sehr das Hinschauen weh tut.

    • 9G
      96486 (Profil gelöscht)
      @83492 (Profil gelöscht):

      uns scheint die sonne ausm arsch und wir können nicht soviel fressen wie wir erwirtschaften!

      • @96486 (Profil gelöscht):

        Sie haben aber eine seltsame Anatomie...

  • Schöner Kommentar. Es hat sich aber ein Fehler eingeschlichen:

    "Der neue Aktivismus der UNO beförderte wiederum den Handlungswillen der Nato und der westlichen Bündnisse meist unter Führung der USA."

    Ist falsch. Triebfeder war immer der Handlungswille der NATO und der anderen westlichen Bündnisse. Die UNO war (und ist) nur dazu da, dem westlichen Handeln den Mantel der Legitimität umzuhängen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Die UNO war (und ist) nur dazu da, dem westlichen Handeln den Mantel der Legitimität umzuhängen."

      Und wenn dem nicht so ist, dann wird die UNO sofort infrage gestellt.

      Was die Bundeswehr betrifft, so haben wir uns leider seit dem völkerrechtswidrigen Angriff auf Serbien daran gewöhnt, dass deutsches Militär natürlich immer unter einem Deckmantel, wie z.B. "kollegiale Hilfe" für Frankreich in Mali etc., knallharte ökonomische Interessen absichert. Und seltsamerweise steht die BW da mehr in der Tradition der Reichswehr, wenn man an die heute immer noch beliebten Feindschafts- oder Freundschaftsmuster denkt. Dass Frankreich nicht mehr "Erzfeind" ist, wird von vielen der EU zugeschrieben, die Deutschland "gebändigt" haben soll. In Griechenland sieht man das sicherlich anders. Und in Serbien auch. Die Briten sicherlich auch. Thatcher hat die Zerschlagung Jugoslawiens ausschließlich den Deutschen zugeschrieben und die damit verbundenen Ursachen des Krieges auf dem Balkan.



      Es gibt bis heute keinen stichhaltigen Beweis, dass auch nur ein Auslandseinsatz der BW zur Befriedung einer Region beigetragen hat. Im Gegenteil. Der Balkan ist das beste Beispiel für destruktive Interessenpolitik. In diesem Falle im Verbund mit der NATO.

      • @Rolf B.:

        Reichswehr trifft nicht zu. Die hatte keine "Auslandseinsätze" (war im Innern beschäftigt). Die Politik der Regierungen Merkel erinnert eher an die Zeit von Willi II.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          "Reichswehr trifft nicht zu. Die hatte keine "Auslandseinsätze"

          Danke für die Korrektur. Gemeint war die Wehrmacht. Nur die brauchte keine NATO, um aus Serben Kollateralschäden zu machen.

      • @Rolf B.:

        Ach, ich vergaß Russland. Heute steht die BW wieder an der russischen Grenze.

        Bei youtube kann man eine Begründung Hitlers sehen, wie er den Einmarsch in Russland begründet. Damals mussten die Finnen herhalten als extrem bedrohtes "kleines Volk". Heute sind es die baltischen Staaten oder die Ukraine, die "wir" vor Russland beschützen müssen.

        • @Rolf B.:

          Deutschland hat doch große Erfahrung darin, gegen Russland zu verlieren. Warum soll die NATO das nicht nutzen :-)

  • Teil 1



    Sehr aufschlussreicher Artikel. Danke. Allerdings fehlt mir da einiges…

    „Aber gelernt haben wir dabei bedrückend wenig.“

    Diese bewaffneten Bundeswehreinsätze waren sehr, sehr teuer und dass dabei nichts gelernt wurde, ist schon mal eine „hübsche“ Bankrotterklärung – das sollte dringend die Konsequenz der Nichteinmischung (besser: Niemalseinmischung) nach sich ziehen.

    Die beiden folgenden Sätze



    „Genau. Damals wie heute schien es unmöglich, sich dem Einsatzland mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu widmen – stets überwogen Wunsch und Notwendigkeit, sich innenpolitisch zu profilieren.“

    und

    „Nicht Kenntnisse des betroffenen Landes, sondern internationale Bündnisse sind der entscheidende Faktor.“

    zeigen, dass es immer nur um Geld, Macht und Gewinn geht. Die Länder, die angeblich befriedet werden sollen, sollen in Wahrheit nur abhängig und „ausbeutbar“ gemacht werden, sie sollen unter Kontrolle gebracht werden.



    Diese Länder (egal auf welchem Erdteil sie auch liegen mögen) waren und bleiben für die intervenierenden Staaten und|oder ihre Bündnispartnern nur Spielball für eigene wirtschaftliche|wirtschaftspolitische|Macht erweiternde Interessen.

  • Teil 2



    Und dann sollte nicht vergessen werden, dass schon vorher durch eben diese wirtschaftliche|wirtschaftspolitische|Macht erweiternde Interessen die jeweiligen Machthaber der später intervenierenden Länder durch vielfältige Eingriffe in die innenpolitische Landschaft dieser Länder destabilisiert haben, welche die Intervention dann erst notwendig gemacht haben.

    Das muss sich der „Westen“ schon ankreiden lassen, dass es nie um humanitäre Hilfe geht|ging – wenn es ehrlich betrachtet wird. Es geht immer um Gewinn, Macht, Gewinnmaximierung, Unterdrückung, Kontrolle.



    „Eine Lehre ist auch, dass Regime-Change nahezu regelmäßig in die nächste Katastrophe führt, dass es nicht gelingt, mit Nato und Freunden eine rechtsstaatliche Demokratie zu errichten, wo vorher keine war.“



    Wie auch, Demokratie entwickelt sich je nach Entwicklungs- und äußerem „Einmischungstand“, aber das lässt sich nicht überstülpen. Und wie oben schon bemerkt, ist es gerade die Einmischung, die alles verschlimmert und oft erst herbeiführt.



    Ausgenommen ist Hilfe bei Diktatoren, die die eigene Bevölkerung Massakrieren. Da darf dann aber mit dem Unrechtsregime auch kein Handel mehr betrieben und keine Diplomatie mehr stattfinden, denn das dient immer nur zur Rein-Waschung dieser Diktatoren. Aber die Eigeninteressen der intervenierenden Länder stehen halt immer im Vordergrund – deswegen wird das auch nichts mit dieser „Art“ von Hilfe.

  • Endlich - nach dem künstlich aufgeblasenen Özil-TamTam - mal wieder ein Artikel von politischer Brisanz in der taz. Die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben durchgängig weder hinreichende Begründungen, Zielsetzungen und Exit-Strategien, noch findet so etwas wie eine ernsthafte, nachvollziehbare und abschließende „Manöverkritik“ statt.



    Von Bundestagsabgeordneten, die ihre Arbeit gewissenhaft ausüben sollten, muss man erwarten, dass sie sich das alles nicht länger bieten lassen. Man kann sich doch des Eindrucks nicht erwehren, die Bundeswehr ist längst schon keine Parlamentsarmee mehr, sondern komplett der Nato unterstellt.

  • "Ein Vierteljahrhundert später gibt es wenige Hinweise, dass bewaffnete Auslandseinsätze des Westens die Welt besser gemacht hätten."

    Dieser bewaffnete Auslandseinsatz des Westens hat die Welt schon besser gemach, oder?



    www.wissen.de/d-day-6-juni-1944

    Das Problem nichts zu tun (der Totalversager UN- soll hier nicht unerwähnt bleiben) wird von Romeo Dallaire besonders deutlich beschrieben:



    www.youtube.com/watch?v=Llwiyc7zRcQ

    • @Günter:

      1944 hat sich der Westen nicht selbst als Retter eingesetzt. Hitler hatte ihn angegriffen. Es ist absurd, die Situationen zu vergleichen.

      Und glauben Sie wirklich, dass man einen General fragen sollte, wenn es um den Nutzen von Kriegen geht?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Haben Sie irgendwas von dem was Romeo Dallaire ausführte verstanden ??