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Datenschutz bei FacebookZuckerberg entschuldigt sich

Tage nach dem Bekanntwerden des Datenskandals durch Cambridge Analytica, äußert sich der Facebook-Chef zu dem Fall. In einer Stellungnahme räumt er Fehler ein.

Setzt auf eine Defensiv-Strategie: Facebook-CEO Mark Zuckerberg (Archivbild, November 2017) Foto: ap

San Francisco afp | Nach tagelangem Schweigen hat sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei den mehr als zwei Milliarden Nutzern seines Netzwerks für den mutmaßlich gigantischen Datenmissbrauch entschuldigt. Nachdem er zunächst seine persönliche Verantwortung und „Fehler“ des Unternehmens einräumte, entschuldigte er sich am Mittwochabend in einem Interview mit dem Fernsehsender CNN: „Das war ein großer Vertrauensbruch und es tut mir wirklich Leid, dass das passiert ist.“

Facebook sieht sich wegen des Skandals mit Untersuchungen von Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien konfrontiert. Zudem wollen mehrere Parlamente den Unternehmenschef dazu befragen. Zuckerberg erklärte sich bereit, vor Mitgliedern des US-Senats auszusagen.

Auch Sheryl Sandberg, Nummer zwei bei Facebook, äußerte sich: „Ich bedauere zutiefst, dass wir nicht genug dagegen unternommen haben.“ Der Aktienkurs des Unternehmens war nach Bekanntwerden des Skandals auf Talfahrt gegangen.

In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zu den Vorwürfen zeigte sich Zuckerberg zerknirscht: „Ich bin letztlich dafür verantwortlich, was auf unserer Plattform geschieht“, schrieb er auf seiner eigenen Facebook-Seite. Facebook wolle „aus dieser Erfahrung lernen“ und sein Online-Netzwerk sicherer für die Nutzer machen.

„Wir haben auch Fehler gemacht“

Zeitungen hatten am Wochenende berichtet, die britische Datenanalysefirma Cambridge Analytica habe mittels einer App die Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern abgefischt und daraus ohne Wissen der Nutzer Persönlichkeitsprofile für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump erstellt.

Zuckerberg erklärte dazu: „Ich habe daran gearbeitet, zu verstehen, was genau passiert ist, und wie sicherzustellen ist, dass dies nicht mehr passiert.“ Facebook habe schon in den vergangenen Jahren Schritte ergriffen, um die missbräuchliche Datenabschöpfung durch Apps zu unterbinden. „Aber wir haben auch Fehler gemacht, es muss mehr getan werden, und wir müssen einen Zahn zulegen.“

Zuckerberg nannte unter anderem eine für die Nutzer deutlich sichtbare Funktion, die ihnen anzeige, welchen Apps sie die Verwendung ihrer Daten erlaubt haben.

Vor Zuckerbergs persönlicher Erklärung hatte Facebook eine Stellungnahme veröffentlicht, in dem es die Schuld an dem Datenmissbrauch vor allem Cambridge Analytica zuwies sowie dem Entwickler der App, Aleksandr Kogan. Facebook sei „entrüstet“, das Unternehmen sei „betrogen“ worden, hieß es darin.

Früherer Fall

Die britische Zeitung Observer hatte allerdings berichtet, dass Facebook schon im Jahr 2015 von dem massiven Abfischen von Nutzerdaten durch Cambridge Analytica erfahren habe. Facebook habe damals die betroffenen Nutzer nicht informiert und auch „nur begrenzte Schritte“ ergriffen, die Nutzerdaten zurückzuholen und abzusichern.

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) forderte das europäische Facebook-Management zu einer Stellungnahme auf. Sie sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, sie werde Vertreter des Unternehmens in das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz laden.

In den USA nahm laut Medienberichten die Handelsaufsichtsbehörde FTC Untersuchungen zu dem Skandal auf. In den Bundesstaaten New York und Massachusetts teilten die Staatsanwaltschaften mit, schriftlich Aufklärung von Facebook eingefordert zu haben. Auch die britische Datenschutzbehörde nimmt das Verhalten von Facebook unter die Lupe.

Zudem wird Facebook durch parlamentarische Untersuchungen unter Druck gesetzt. Europaparlamentspräsident Antonio Tajani teilte auf Twitter mit, das Parlament habe Zuckerberg „eingeladen“. Er müsse „vor den Vertretern von 500 Millionen Europäern klarstellen, dass persönliche Daten nicht dazu benutzt werden, um Demokratie zu manipulieren“.

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20 Kommentare

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  • In wirklichkeit ist es ja nicht seine "schuld" sondern die benützer von Facebook, die viel zu viel Information preisgeben! :p

    wir haben alle selber schuld :p

    ich bin seit august 2017 nicht mehr dabei und total happy :D

    Man fühlt sich freier.. weniger hetztexte zu lesen vor allem!!!!

  • Personalisierte Kommerzwerbung ist gut - aber personalisierte Wahlwerbung schlecht? Oder nur - wie in den USA die Gesetzeslage - wenn dabei Ausländer mithelfen? Im Kapitalismus haben wir (mehr oder weniger) akzeptiert, dass uns die Firmen dauernd beeinflussen wollen. Kauf das, mach das etc. Personalisiert geht das viel besser, dann bekomme ich Angebote, die mich ansprechen und bei denen die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass ich mich verleiten lasse. Wahlwerbung geht genauso.

    Natürlich können wir Regeln aufstellen: Werbung muss als solche gekennzeichnet sein. Fake-Profile zu Werbezwecken kann man verbieten, etc. Aber die grundsätzliche Frage ist doch, wollen wir unsere Entscheidung durch Werbung beeinflussen lasssen? Dabei muss Werbung gar nicht marktschreierisch sein. Jede Information für eine Dienstleistung ist Werbung und die Werbung für bestimmte Dienstleistungen ist reglementiert (Ärzte, Anwälte, Medikamente, Tabak) oder verboten (Schwangerschaftsabbruch).

    • @Velofisch:

      Genau so ist das wahrscheinlich gemeint. Wenn Herr Putin Mails schreibt, dann ist das widerrechtliche Wahlbeeinflussung, die von manchen Mediendarstellern fast in die Nähe einer Kriegserklärung gebracht werden, wenn Facebook das "passiert" -also natürlich nur aus Versehen- dann haut der Zuckersack eine Entschuldigung raus, spendiert zwei Fix und Foxi Hefte und das war´s dann.

  • Die wohl idiotischste Aussage im Zusammenhang mit den asozialen Medien ist:

    "Ich habe doch nichts zu verbergen.

     

    Wenn man das, was beispielsweise ein vierzehn Jahre junges Mädchen per SoMe von sich gibt an das schwarzen Brett ihrer Schule pinnen würde, wäre das Entsetzen und der Protest groß. Hier würden ein paar hundert Schüler*innen mitlesen können. In den So Me viele Millionen plus Verwertung für Datenkunden.

     

    Genau so idiotisch wie die Aussage, nichts verbergen zu haben ist der Apell der Regierung an die Betreiber, doch bitteschön mehr Kundenschutz zu betreiben. Wie das elende NetzDG verlagert man hier notwendiges staatliches Handeln auf die privaten Betreiber.

  • Ich habe mich bei den soziale Medien Portalen noch nirgends angemeldet, einen Account angelegt habe, daher kann ich ruhig durchatmen. Seit 1989 bin ich in der IT Welt tätig und ahnte da schon dass diese irrsinnige Datensammlung kommt.

    Der Militärische Geheimdienst hat auf ihrem Abhörstützpunkt da schon bei Augsburg/Gablingen alle Telefonate die ab einer längeren Entfernung (ab 25km) von der D.Telekom über Funk übermitelt wurden ALLE aufgezeichnet.

    Von einem Freund der dort viele Jahre arbeitete wurde ausgesagt, diese Maßnahme ist dafür da, wenn etwas passiert sollte, wird dann erst alles ausgewärtet.

    Heute sitzt der BND in den unterirdischen Bunkern und macht weiter.

    Da wurde mir schon klar, dass diese Sammelwut bald abfärbt.

  • Wären da jetzt nicht die Maas´sche Höchststrafe mit € 50 Millionen angesagt ?

  • Früher als ich heimlich rauchte taten meine Eltern auch immer so als wenn sie es nicht merkten.... Das Phänomen trifft allerdings nicht nur auf Suckerberg/Facebook zu sondern auch auf alle Facebook Nutzer ! Wer glaub mit digitalen Daten kann Vertraulich umgegangen werden der sollte lieber wieder anfangen an den Weihnachtsmann zu glauben ! Der beste Umwelschutz,z.B., ist es doch das Auto stehen zu lassen, genauso ist der beste schutz vor Datenmissbrauch die nicht Preisgabe von Daten. Leider hat die Datenkrake ,mit welchem Namen auch immer, es geschafft uns zu Internetsüchtigen zu machen, in einer Form die nicht mindere Gefahren birgt wie Tabak oder Alkohol ! Jeder der sich also beispielsweise von Facebook betrogen fühlt sollte erst mal in den Spiegel schauen und eine Schulung in ''natürliche Skepsis '' machen und anfangen Freunde mal wieder spontan persönlich zu besuchen um zu klönen. Ich habe Facebook für ca. 6 Monate genutzt um es dann vor 4 Jahren wieder abzumelden....

  • Abmelden hilft, machen!! Wacht endlich auf! Die Asozialen Netzwerke sind der größte Bluff aller Zeiten. Unglaubliche Zeitfressser und völlig ohne Nutzen für den User. Man kommt prima ohne klar! Da Regierungen und deren Organisationen ordentlich mitmischen, ist auch der noch so weit entfernte positive Aspekt, den sicherlich jeder für sich ausgemacht hat, für die Katz. Orwell lässt grüßen. Freedom & democracy? Fehlanzeige. Blockieren, ignorieren, nicht nutzen, raus, löschen, abschalten! Account auflösen und Datenlöschung verlangen.

    Es gibt ein Leben danach! Dinge die zählen, findet man nicht im Internet!

    • @mundomejor:

      Und nicht vergessen: Vor dem Löschen des Accounts kräftig mit Datenmüll füttern, den lieben die Auswertungs- Algorithmen. Bei Google kann man z.B. sein Geschlecht und sein Geburtsdatum ändern, mit verblüffenden Resultaten.

      • @Gregor Tobias:

        Hahaha ... ! sehr gut !!! Die Datenblase so richtig aufpumpen bis auch die letzte ''Blase'' wach wird !

        • @Bodo Klimmek:

          Ziemlich naiv.

           

          Glaubt ihr ernsthaft die würden Milliarden verdienen wenn es so einfach wäre?

          Geschlecht ändern und schon ist alles Müll.

  • Ich persönlich glaube Herr Zuckerbergs Problem liegt nicht darin, dass irgendwer irgendwelche Daten von irgendwelchen Nutzern analysiert und für personalisierte (Wahl)-Werbung benutzt hat.

    Schließlich ist genau das sein Geschäftsmodell.

     

    Sein Problem erscheint mir eher dass er Cambridge nur 26000 Nutzerdaten abgerechnet, die aber 50 Millionen Nutzerdaten benutzt haben.

    Da hätte er noch eine viel viel höhere Rechnung ausstellen könne.

  • Süss! Das hört sich so an an, als ob die Rüstungsindustrie darüber jammert, das fremde, böse Menschen ihre Produkte zu kriegerischen Zwecken missbrauchen und sogar Kinder töten anstatt für Frieden, Freiheit, Demokratie und Grundschulen für Mädchen zu kämpfen.

     

    Facebook ist keine caritative NGO, die von Spenden lebt, sondern ein gewinnorientiertes Unternehmen, das mit legal(!) erworbenen Daten handelt. Dieser Handel ist wg. Unfähigkeit, Neuland oder sonstiger Partikularintessen kaum regelementiert und weitestgehend unkontrolliert.

     

    "Und im Übrigen bin ich dafür Facebook zu zerstören" - frei nach Cato dem Ältern

  • Naive bei Facebook

     

    Wer seine Daten freiwillig Facebook gibt,

    der darf sich doch nicht wundern...

    Wie naiv kann man sein?

    Und was soll das überhaupt mit Fakebook?

    ...

  • Welchen Sinn macht es, sich für ein Geschäftsmodell zu entschuldigen, das funktioniert und seinen Zweck erfüllt hat? Die Datensammelei war von Anfang an der Zweck und allgemein bekannt. Niemand sammelt einfach so Daten, nur um sie zu haben und nichts damit anzufangen.

     

    Was sich hier offenbart, ist lediglich der Umstand, auf welche Weise Dunkelmänner an gewünschte Informationen kommen, um bestmöglich zu wissen, wie sie die Massen belügen müssen und auf welche Weise mit welchen Mitteln sie wo Druck ausüben müssen, um sich die Macht zu erschleichen. Dabei haben sie die Allesgläubigkeit und das Wolkenkuckucksheimdenken der Massen stets auf ihrer Seite.

    • @wxyz:

      Die Entschuldigung war wohl auch eher an die Aktionäre gerichtet. Er entschuldigt sich dafür, dass es möglich war, Daten abzugreifen, ohne sein Konto zu füllen.

      • @Gregor Tobias:

        Immerhin spricht es für sich selbst, daß die Dunkelmänner, die sich die gesammelten Daten beschaffen und sie auawerten und mißbrauchen, im Schulterschluß der öffentlichen Medien nahezu nicht mehr erwähnt werden.

  • Ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, die sozialen Medien (einschl. Facebook) zu verlassen. Leider ist zu befürchten, dass das Internet nicht vergesslich genug ist, um nicht auch nachträglich noch Schaden anzurichten.

    Bereits abgeschöpfte Daten sind nun mal nicht zurückzuholen!

    • @Pfanni:

      Würde Facebook von heute auf morgen verschwinden, dann würde die Mitgliedergemeinde Rotz und Wasser darüber heulen, einer der größten Datenkraken nicht mehr dienstbar sein zu können.

      • @wxyz:

        Genau!