Das kommt auch: Autos mit Augen
Kommt es? Und wenn ja, wann? Dass der Elektronikkonzern Apple an einem eigenen Autor bastele, das geisterte in der Vergangenheit immer wieder durch Wirtschaftsnachrichten und Tech-Blogs. Es sind aber keine dieser gelegentlich „iCar“ geheißenen Neuschöpfungen, die ab Montag erstmals auf deutschen Straßen rollen – sondern schnöde Normal-PKW, nur halt mit Kameras dran.
Von bis zu 80 davon ist die Rede, die bis September in ganz Deutschland ablichten, woran sie vorbeifahren. In mehreren europäischen Ländern haben sie das schon, in den USA, wo Apple sitzt, ohnehin. „Diese Daten werden verwendet, um Apple Maps zu verbessern“, heißt das im Internet, den anfangs ein wenig glücklosen Kartendienst also, mit dem Apple seit 2012 Googles entsprechendem Angebot Konkurrenz machen will.
Auf längere Sicht sollen die Bilder dann auch für „Look Around“ genutzt werden, Apples Konkurrenz zu Googles „Street View“. Dessen Einführung wiederum, und insbesondere die Datenerfassung, also: das Fotografieren respektive Filmen, sorgten ab 2008 hierzulande für ganz erhebliche Gefühlswallungen – deren rationalen Kern aber ganz reale Datenschutzbedenken bildeten: Einerseits war mit Google ja ein Player am Werk, dessen Hunger auf Daten notorisch ist. Und vertrauensfördernd war sicher auch nicht, dass seine Fahrzeuge etwa auch die Daten von WLAN-Netzen erfassten, die sie passierten. Die Deutschen machten jedenfalls recht lebhaft Gebrauch von der Möglichkeit sich (oder vielmehr: die eigene Hausfront) ausnehmen, also verpixeln zu lassen. Ein Thema dürfte das auch für Apple werden.
Ob das Unternehmen sich deshalb ziert, vorab offenzulegen, wann genau man wo vorfährt? „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir Ihnen keine genaueren Daten pro Region/Stadt oder zur Frequenz zur Verfügung stellen“, heißt es auf taz-Anfrage. Eine vorab veröffentlichte Liste der „Standorte der Fahrzeuge für Juli bis September 2019“ – im Netz hier: https://maps.apple.com/imagecollection/de – nennt neben den kompletten Stadtstaaten Hamburg und Bremen auch bei den Flächenländern sämtliche Kreise und kreisfreien Städte: Transparenz, könnte man sagen, die keine ist.
Alexander Diehl
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