Das Video der Woche: Kaventsmann im Kiemengriff
Der Grünreiher angelt gern in Nord- und Mittelamerika und ist ein ziemlich cleveres Kerlchen. Als Jagdinstrument dient der harpunenartige Schnabel, als Köder ein Stück Brot.
Der Angler an sich ist eher ein geduldiger Gevatter. Die Rute wird ausgeworfen, dann stundenlang auf den neongelben Schwimmer gestarrt, bis der bestenfalls ruckartig abtaucht. Hoffentlich ist ein großer schuppiger Brocken dran, der sich auf den matschigen Erinnerungsfotos gut macht und glasig in die Kamera stiert, während Mutti zuhause schon mal die Pfanne wärmt.
Im Groben funktioniert so das handelsübliche Prozedere, dem die Petrijüngern hierzulande zwischen Schlei und Donau fröhnen. Im Tierreich läuft es ähnlich. Vögel angeln überall, wo Wasser ist. Einer der gefiederten Experten für maritime Jagd ist der Grünreiher (Butorides virescens), überwiegend beheimatet in Nord- und Mittelamerika, tunkt er seinen harpunenartigen Schnabel rasant in die Uferregionen.
Und das buntgefiederte Kerlchen hat's echt drauf. Ein findiger Amateurfilmer übernimmt nun quasi die Rolle des fotografierenden Angelkumpels und dokumentiert das Jagdmuster des Grünreihers. Erstmal eine günstige Stelle checken, wo Fisch sich in einer akzeptablen Reichweite rumtreibt.
Dann den Köder auswerfen, der auf der Wasseroberfläche in Form eines ordentlichen Brotkrummens auf der Wasseroberfläche feil geboten wird. Der hochkonzentrierte Vogel verharrt bewegungslos – kühl bis an die Federkiele. Nicht, dass die Beute den Urheber der soeben platzierten Falle mitkriegt.
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Beim ersten ersthaften Flossenschlag in Ködernähe wird zugelangt – zack! Aber nicht jeder Schnellschuss ist umgehend ein Treffer. Und Kleinzeug ist ohnehin wenig interessant. Der Grünreiher wartet auf den kapitalen Fang und hat Geduld. Das Wasser kräuselt sich eine Millisekunde, das Jagdinstrument durchstößt die spiegelglatte See und ein ordentlicher Kaventsmann sitzt im Kiemengriff des Grünreihers fest. Abendessen gesichert.
Dann macht sich der erfolgreiche Angler ans Filetieren und stellt fest, dass die erlegte Mahlzeit fast halb so groß ist wie er selbst. Offensichtlich waren da die Augen größer als der Schnabel. Ist aber nur halb so wild, mit Mutti muss der Fischer eh nicht teilen und wer braucht schon eine warme Pfanne fürs Festmahl.
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