Das Pangolin steht vor der Ausrottung: Der einzige Feind ist der Mensch
Seit mindestens 47 Millionen Jahren gibt es jetzt schon Pangoline. Demnächst jedoch könnten sie verschwunden sein – für immer.
Das Pangolin. Kennt keiner? Kein Wunder, ist ja auch fast ausgestorben. Jährlich werden rund 100.000 Stück gefangen. Trotz des jahrelangen Verbots wird ein Zehntel davon exportiert, damit ist es das am häufigsten illegal gehandelten Säugetier der Welt.
Vor Feinden schützt sich das Pangolin sehr effektiv, indem es sich zu einer Kugel zusammenrollt und die großen scharfkantigen Schuppen nach außen klappt. Der Name stammt vom malaiischen „Peng-guling“ („Einroller“), auf Deutsch wird es auch „Tannenzapfentier“ genannt.
Am liebsten frisst das einzige Säugetier mit Hornschuppen Ameisen und Termiten, die es mit seinem ausgeprägten Geruchssinn aufspürt. Es verschließt während der oft stundenlangen Mahlzeiten Augen, Ohren und Nasenlöcher und schleckt mit seiner sehr dünnen und bis zu 70 Zentimeter langen Zunge Insekten. Trotz der Ähnlichkeit ist es nicht mit den Ameisenbären oder Gürteltieren, sondern eher mit den Raubtieren verwandt.
Leider sind die behäbigen und vorwiegend nachtaktiven Einzelgänger in eingerolltem Zustand leichte Beute für den Menschen. Pangolinen gibt es seit mindestens 47 Millionen Jahren. Das könnte bald vorbei sein. Die vier asiatischen Arten sind fast ausgerottet. Das Fleisch gilt als Delikatesse, die Schuppen werden als Talismane und vor allem zu therapeutischen Zwecken genutzt. Und sind angeblich wahre Alleskönner bei Magenproblemen, Asthma, Rheuma, Entzündungen, bei Menstruationsbeschwerden oder gar Blutkrebs. Sogar die Potenz sollen die Schuppen steigern. Dabei bestehen sie wie das Horn des Nashorns und menschliche Nägel ausschließlich aus Keratin.
Auch der Online-Handel wächst weiter. Der WWF fordert deshalb eine bessere Kontrolle des Postversands und die Schweizer Zollfahndung richtet Hunde ab, um Pangolinen zu erschnuppern. Einen anderen Weg geht der Zoo in Singapur: Neben dem Gehege steht ein großes Gefäß mit menschlichen Fuß- und Zehennägeln. Daran hängt ein Schild: „Würden Sie das essen?“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen