Covid-19-Zahlen in Deutschland: Infektionszahlen sinken langsamer
Der Rückgang bei Coronaneuinfektionen und -toten nimmt ab. Lockerungsforderungen mancher Politiker weist die Bundesregierung darum zurück.
Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen in Deutschland sinkt weiter – doch in den letzten Tagen ist der Rückgang wieder langsamer geworden. Am Montag meldete das Robert-Koch-Institut 6.729 neue Fälle. Der aussagekräftigere 7-Tage-Mittelwert sinkt damit auf gut 14.400 Infektionen pro Tag, was nur 0,4 Prozent weniger als am Vortag und 15,6 Prozent weniger als eine Woche zuvor ist.
In der letzten Woche lag der Rückgang im Wochenvergleich mit bis zu 23 Prozent noch deutlich höher. Die Zahl derjenigen, die im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verstorben sind, lag am Montag im 7-Tage-Mittel bei 780 Toten pro Tag. Das sind gleich viele wie am Vortag und und 8,3 Prozent weniger als eine Woche zuvor.
Beide Werte werden vermutlich dadurch verfälscht, dass es eine Woche zuvor größere Meldeverzögerungen in mehreren Bundesländern gegeben hatte. Allerdings hatte sich auch an den Vortagen schon ein Trend zu einem geringeren Rückgang abgezeichnet.
Vergleichsweise kleine Unterschiede machen dabei einen großen Unterschied: Bei einem wöchentlichen Rückgang um 25 Prozent dauert es zweieinhalb Wochen, bis sich die Neuinfektionszahlen halbieren, bei einem wöchentlichen Rückgang von 15 Prozent sind es viereinhalb Wochen.
Profilierung um Öffnungen
Trotz der weiterhin hohen Zahlen und des langsamen Rückgangs haben bereits erste Politiker gefordert, den gerade erst verschärften Lockdown wieder zu lockern. Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Ulrich Nüßlein, forderte am Wochenende in der Augsburger Allgemeinen, den Lockdown „spätestens Mitte Februar“ zurückzufahren, sofern es nicht zu einer „massiven Ausbreitung von mutierten Viren“ oder Ähnlichem komme.
Nüßlein stellte zudem den Wert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner*innen und Woche (die sogenannte Inzdidenz) infrage und verlangte Öffnungen schon bei höheren Werten. Ganz im Gegensatz dazu halten viele Expert*innen dieses von der Regierung genannte Zwischenziel für deutlich zu hoch. Eine Inzidenz von 50 entspricht rund 6.000 Neuinfektionen pro Tag. Im Sommer galt ein Wert von 1.000 als Obergrenze, um eine Nachverfolgung aller Fälle durch die Gesundheitsämter zu ermöglichen.
Die Bundesregierung wies die Forderung denn auch entschieden zurück. Gerade die ansteckendere britische Coronamutation, deren Verbreitung in Deutschland nach wie vor unklar ist, stelle eine „große und sehr reale Gefahr“ dar, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. Oberstes Ziel müsse darum die schnelle Absenkung der Zahlen bleiben. „Wir müssen möglichst schnell zu deutlich niedrigeren Infektionszahlen kommen.“ Den beschrittenen Weg vorzeitig zu verlassen, „das wäre gerade falsch“, sagte Seibert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Titel Thesen Sexismus
Warum Thilo Mischke nicht TTT moderieren sollte