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Coronavakzine in ÖsterreichBeim Impfen vorgedrängelt

In Österreich haben sich Bürgermeister gegen Covid-19 impfen lassen, obwohl andere an der Reihe gewesen wären. Kanzler Kurz ruft zu Rücktritten auf.

Der Bürgermeister von Feldkirch hat sich die letzte Dosis Impfstoff in einem Altersheim gesichert Foto: Georg Hochmuth/apa/dpa

Wien taz | Wolfgang Matt, ÖVP-Bürgermeister der Stadt Feldkirch in Österreichs westlichstem Bundesland Vorarlberg, ist über Nacht zu unbeabsichtigter Prominenz gelangt. Er hat bei einem Besuch in einem Altersheim die letzte Dosis der Covid-19-Impfung für sich beansprucht. Und das, obwohl noch Anspruchsberechtigte anwesend gewesen wären. Er musste sein Fehlverhalten am Montag im Live-Interview in den ORF-Spätnachrichten zugeben.

Anfangs versuchte sich Matt zu rechtfertigen, die Dosis sei überzählig gewesen und hätte sonst entsorgt werden müssen. Eine anwesende Ärztin hatte dieser Darstellung heftig widersprochen. Der vorhandene Impfstoff habe nicht einmal für die vorgemerkten Personen gereicht.

Der konservative Lokalpolitiker ist kein Einzelfall. Die Vorarlberger Nachrichten deckten auf, dass auch die 44-jährige Katharina Wöß-Krall, SPÖ-Bürgermeisterin der Gemeinde Rankweil, wohl nicht ganz zufällig das Sozialzentrum Haus Klosterreben besucht hatte, als dort die Ältesten geimpft wurden.

Zu einem regelrechten Politikeraufmarsch kam es im oberösterreichischen Eberschwang, wo sich Bürgermeister Josef Bleckenwegner (SPÖ) von beiden zwei Vizebürgermeistern (SPÖ und FPÖ) ins Heim begleiten ließ. „Bereits bei der Listenerstellung […] wurde nicht auf die Vorgaben der Priorisierung durch die Impfkoordination des Landes geachtet,“ so die Heimleitung zu dem Vorfall.

„Unrühmliche Praxis“

Immer wieder kommt es vor, dass in den Alten- und Pflegeheimen, wo prioritär geimpft wird, einzelne Dosen übrigbleiben, weil zum Beispiel zu viele bestellt wurden, Patienten nicht erscheinen oder in letzter Minute einen Rückzieher machen. In solchen Fällen wurden auch schon zufällig anwesende Personen oder selbst Nachbarn geimpft, damit die kostbaren Vakzine wegen der begrenzten Haltbarkeit nicht verfallen.

So kam auch der Kardinal Christoph Schönborn, 75, vorzeitig zu einer Erstimmunisierung. Der kann zumindest ins Treffen führen, dass er nach einer heiklen Krebsoperation zur vulnerablen Gruppe zählt.

Das plötzliche Auftauchen von Bürgermeistern während der Impfaktionen hat aber inzwischen auch schon die Regierungsspitze alarmiert. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) weiß von über zehn Fällen, findet das „inakzeptabel“ und ließ am Dienstag einen unverhüllten Rücktrittsaufruf an die Betreffenden ergehen: „Sie wissen, wie sie handeln müssen.“ Noch deutlicher wurde Vizekanzler Werner Kogler (Grüne): „Diese unrühmliche Praxis sollte abgestellt werden.“ Und er appellierte an die Landeshauptleute, Einfluss zu nehmen, „was die Rücktritte betrifft“.

Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt geht währenddessen Gerüchten nach, dass die Reichen und Schönen, die bevorzugt Villen am Wörthersee bewohnen, sich mit Gefälligkeitsdiagnosen williger Ärzte in die besonders gefährdete Gruppe befördern lassen oder durch Zuwendungen an bestimmte Heime erwirken, dass diese zu viele Impfdosen bestellen und dann die edlen Spender zum Zug kommen lassen.

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1 Kommentar

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  • Einerseits ab zu lehnen - wer nicht dran ist, ist nicht dran.



    Wer aber wie ein guter Bürgermeister ständig Kontakt mit anderen Leuten haben muss, sollte man ggf. darüber nachdenken ob solche Menschen und z.B. auch Ratshäuser nicht generell eher geimpft werden sollten.