Corona und die „Unterhaltungsbranche“: Kultur mit Atemnot
Der Teil-Lockdown stigmatisiert eine lobbyarme Branche. Die Coronabeschränkungen erscheinen einerseits sehr hart, andererseits nicht ganz konsequent.
Sind das die richtigen Maßnahmen gegen die Pandemie? Dass von Montag an alles, was „der Unterhaltung“ dient, verboten ist, trifft die Kulturbranche, die darunter gezählt wird, brutal. Schon das Wort „Unterhaltung“ signalisiert, dass deren Angebot bloß dem Zeitvertreib dient. Dabei steckt sogar in „Unterhaltung“ auch Unterhalt, also die finanzielle Existenzgrundlage, die Soloselbstständigen und freien Unternehmern weiter wegbricht.
Ganz zu schweigen davon, dass eine Unterhaltung ebenso ein Dialog sein kann und nicht allein Vergnügen. Und auch das ist wichtig für gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Dass Kinos, Theater, Konzertsäle, die investiert haben, um für nötige Hygiene zu sorgen, erneut schließen müssen, hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters zu Recht eine „echte Katastrophe“ genannt. Die Kultur sei „systemrelevant“: „Es geht um die Existenz für mehr als 1,5 Millionen Menschen, die in unserem Land mehr als 100 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt an Wertschöpfung beitragen“, wobei die Relevanz über den Beitrag zur Volkswirtschaft klar hinausgeht.
Wenn verhindert werden soll, dass das Gesundheitssystem kollabiert, wäre es nicht konsequenter, im Privaten strenger zu beschränken? Und warum darf man nicht mehr im Kino mit Sicherheitsabstand und Klimaanlage sitzen, dafür aber im Flieger direkt neben anderen Passagieren?
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart