Kulturschaffende in Coronapandemie: Wir sind kein Luxus und kein Hobby

Wir Kultur-Freiberufler sind von den Corona-Maßnahmen hart getroffen. Monat um Monat werden wir vertröstet und hinten angestellt.

Ein einziger Mann sitz in einem großen Kinosaal

Einsamer Kinobesucher in einem Kino in Hamburg am Donnerstag Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Als Drehbuchautorin auch davon leben zu können, ist herausfordernd. Produzenten und Regisseure zu finden, Einreichungen abzuwarten, Projektverschiebungen auszuhalten und finanziell zu überbrücken. In meiner Branche arbeiten wir alle freischaffend; es gibt Verträge spät und Sicherheiten schon gar keine. Diese Realität kennen wir und haben uns trotzdem dafür entschieden. Wir Freiberufler in der Kultur sollten eigentlich also Krisen gewohnt sein. Aber wir hatten eben auch: den Austausch, die Filmfestivals, volle Kinosäle, Vorlesungen und natürlich Dreharbeiten.

Seit Beginn der Pandemie sitzen wir in einem überfüllten Warteraum, und keiner scheint zu kommen, um uns abzuholen. Der Kinostart meines ersten verfilmten Drehbuchs, der Wendepunkt, auf den ich fünf Jahre hingearbeitet habe, ist erst um sechs und jetzt um zwölf Monate verschoben worden. Festivals wurden abgesagt – der Ort, an dem wir Autoren und Filmschaffende sichtbar werden und Kontakte knüpfen können. Die Recherchegelder, die ich für die Erstellung meines nächsten Drehbuchs bekommen hätte: abgesagt. Auf wann: unbestimmt.

Auf einmal stimmen die Gesetzmäßigkeiten nicht mehr: Projekte, die vor der Pandemie spannend waren, sind jetzt auf einmal „zu schwierig“. Wir gehen mit unserer Kreativität in Vorleistung, und Monat um Monat werden wir vertröstet und hinten angestellt. Nicht systemrelevant genug.

Meinen Freund trifft es als Musiker noch härter. Konzerte fanden in diesem Jahr kaum statt, und wenn doch, vor kleinem Publikum. Also versucht er es weiter; ein Theaterprojekt wird gestartet, eine Tour ist aufgestellt, mit Musikern und zwei Schauspielern. Alles mit Abstand. Abgesagt. Von den drei Kindern zu Hause will ich gar nicht anfangen.

Ich wünsche mir von der Regierung, dass wir bedingungslos und nicht im Auswahl- oder Losverfahren unterstützt werden. Dass wir nicht wie ein Luxusbereich, ein Hobby behandelt werden. Wann, wenn nicht in einer Krise, brauchen wir Filme, Musik oder ein gutes Buch mehr?

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