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Corona und Kultur in BerlinIm ganz falschen Film

Bert Schulz
Kommentar von Bert Schulz

Nicht einmal Freiluftkinos dürfen in Coronazeiten öffnen: In Berlin fehlt ein Konzept für pandemieresiliente Kulturangebote.

Das waren noch Zeiten: „volles Haus“ im Freiluftkino Friedrichshain 2013 Foto: dpa

S eit einigen Wochen dominiert das Wort Lockerungen die Coronanachrichten. Nach und nach konnten Kosmetikstudios, Restaurants und sogar Shoppingmalls wieder öffnen. Nur für die Kultur sieht es weiterhin trübe aus. Die Spielzeit der Landesbühnen ist gelaufen, Popkonzerte wird es auf absehbare Zeit nicht geben, und selbst den Freiluftkinos, von denen es in Berlin etwa zehn in unterschiedlichsten Größenordnungen gibt, fehlt bisher jede Perspektive, wann sie öffnen könnten. Dabei wäre jetzt ihre Zeit und Kino unter freiem Himmel eigentlich das coronaaffine Kulturevent in diesen Tagen.

Denn Veranstaltungen im Freien gelten als relativ feindliche Umgebung für das Virus, und die meisten Gelände können vergleichsweise einfach an die Hygienevorschriften angepasst werden. So haben etwa die Betreiber des Freiluftkinos Friedrichshain einfach viele Bänke abgebaut und damit Raum geschaffen, zudem eine platzgenaue Onlinebuchung eingeführt. Und doch ignoriert der Senat solche Bemühungen offenbar komplett: „Es ist schon sehr unangenehm, dass niemand mit uns direkt gesprochen hat“, sagte Mitbetreiber Arne Höhne der taz.

Dabei ist beachtlich, welche Einschränkungen Höhne von sich aus getroffen hat, um das Kino überhaupt wieder zu eröffnen. Nur noch ein Viertel der ursprünglich 1.700 Plätze steht zur Verfügung. Und es brauche damit schon einen Supersommer, so Höhne, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Das lässt Schlimmes ahnen hinsichtlich der Auflagen für Kinos und andere Kulturveranstaltungen in Hallen und Sälen, wo ein umfassender Luftaustausch nicht gegeben ist. Wenn etwa dicht bestuhlte und kompakte Theater wie das Gorki oder das Berliner Ensemble im Verhältnis noch mehr Sitzplätze frei lassen müssten, wäre das ökonomisch sinnlos und von der Atmosphäre her für Zuschauer und Schauspieler ernüchternd.

Kommende Woche will der Senat eine erneute Bestandsaufnahme der coronabedingten Einschränkungen machen. Dabei werde es wohl auch um Freiluftkinos gehen, kündigte Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Dienstag an. Es ist die letzte Chance, ihnen überhaupt noch eine Saison zu ermöglichen – und vielen BerlinerInnen etwas Kultur zu erlauben.

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Bert Schulz
Ex-Leiter taz.Berlin
Jahrgang 1974, war bis Juni 2023 Leiter der Berlin-Redaktion der taz. Zuvor war er viele Jahre Chef vom Dienst in dieser Redaktion. Er lebt seit 1998 in Berlin und hat Politikwissenschaft an der Freien Universität studiert.
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1 Kommentar

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  • Stimmt. Neben Freiluftkinos wären auch Freilichtbühnen z.B. auch mobile Bühnen in Parks problemlos möglich um Berlinern und Künstlern Luft und Kultur zu verschaffen. Wenn nicht jetzt im Sommer wann dann?