Corona und Isolationspflicht: Auf eigene Verantwortung

Gesundheitsminister Lauterbach will die Isolationszeit für Infizierte auf fünf Tage verkürzen. Vor dem Rausgehen empfiehlt er den Selbsttest.

Ein Mann und eine Katze sitzen am Fenster und blicken nach draußen

Die Isolationspflicht soll auf fünf Tage verkürzt werden Foto: Michael Bihlmayer/imago

BERLIN taz | Anfang April hieß es, die Isolationspflicht solle komplett wegfallen. Noch am selben Abend nahm Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die neue Regelung dann doch wieder zurück – ausgerechnet in einer Talkshow. Nun hat sich der Minister für einen Mittelweg entschieden: Er arbeitet an einem Vorschlag, die Isolations- und Quarantänedauer zu verkürzen. Die Verkürzung will der Minister mit der „dringenden“ Empfehlung ergänzen, sich negativ zu testen, bevor man wieder unter Menschen geht.

Der entsprechende Vorschlag soll voraussichtlich am Montag vorgelegt werden. Bei einer Videokonferenz mit den Ge­sund­heits­mi­nis­te­r:in­nen der Bundesländer hatte Lauterbach erklärt, die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Isolations- und Quarantänedauer entsprechend anzupassen. Dabei habe es laut dem Minister „keinen Dissens“ in der Frage gegeben.

Derzeit empfiehlt das RKI noch eine zehntägige Quarantäne- und Isolationspflicht für Infizierte. Diese können Betroffene nach sieben Tagen mit einem negativen Test vorzeitig wieder beenden. Allerdings begründeten die Gesundheitsmi­nis­te­r:in­nen der Länder mit Blick auf die aktuelle Infektionslage, dass diese Isolationsdauer nicht mehr notwendig sei. Bei vielen Infizierten verläuft die Krankheit mit der Omikron-Variante eher mild, außerdem steigt die Immunität innerhalb der Bevölkerung an.

Mehrere Bundesländer haben ihre Regelungen daher bereits angepasst. So beträgt beispielsweise in Hessen die Quarantäne für Infizierte seit Freitag nur noch fünf Tage, danach ist keine Freitestung notwendig, erklärte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier. Infizierte sollten aber freiwillig isoliert bleiben, bis 48 Stunden ohne Symptome vergangen seien. Auch Bayern und Sachsen haben die Isolationszeit bereits auf fünf Tage verkürzt, wenn die Betroffenen 48 Stunden lang keine Symptome mehr haben.

In den meisten Ländern gilt allerdings derzeit nach wie vor die Regelung, dass die Isolation für Corona-Infizierte nach sieben Tagen durch Freitesten beendet werden kann. Ansonsten endet die Isolation nach zehn Tagen.

Erst durch die Decke, aber langsam stabil

Die Entscheidung, die Isolationspflicht auf fünf Tage zu verkürzen, hatte sich bereits zum Jahreswechsel angebahnt. Anfang Januar hatten Lauterbach und das RKI ein Konzept mit neuen Maßnahmen vorgeschlagen, um die Isolationszeit zu verkürzen. Der SPD-Politiker begründete das Konzept mit der Aussage, dass die Inkubationszeit bei Omikron viel kürzer sei – dies sei durch Studien nachgewiesen worden. Damit ist die Phase gemeint, in der sich das Coronavirus im Körper ausbreitet und die infizierte Person als ansteckend gilt. „Wir können also bis zu einem gewissen Grad die Quarantänezeit verkürzen, ohne ins Risiko zu gehen“, so Lauterbach.

Eine Vorahnung, wie sich die Kürzung der Isolationszeit auf das Infektionsgeschehen auswirkt, könnten die USA bieten. Laut den Angaben der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) gilt dort seit Ende Dezember eine verkürzte Isolationspflicht von fünf Tagen.

Auch die CDC begründet ihre Entscheidung damit, dass die meiste Infektionsübertragung im frühen Krankheitsverlauf stattfindet – also ein bis zwei Tage vor dem Auftreten der Symptome sowie zwei bis drei Tage danach. Nachdem im Januar hohe Infektionszahlen gemeldet worden waren, die einher gingen mit hohen Todesfällen sowie Krankenhauseinweisungen, stabilisierte sich die Lage im Laufe des Frühlings.

GMK steht hinter der Entscheidung

Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) begrüßt den neuen Vorschlag. Sachsen-Anhalts Ministerin und Vorsitzende der GMK Petra Grimm-Benne erklärt, dass sie sich darüber freue, „dass sich alle Länder auf ein einheitliches Vorgehen geeinigt haben, das auf wissenschaftlicher Expertise des RKI beruht.“

Neben der Empfehlung zu Selbsttests appelliert Lauterbach auch an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Um sich gegen eine neue Welle im Herbst zu wappen, setzt der Gesundheitsminister auf den Kauf verschiedener Impfstoffe – wie die der Typen Omikron und Delta. Er fordert die Bevölkerung verstärkt zu mehr Eigenverantwortung auf. So sollen die Menschen eine zweite Booster-Impfung nutzen und sich nach wie vor selbst testen, da viele nach dem fünften Tag noch positiv seien und „dann ja doch noch andere anstecken“ würden.

Der Virologe Christian Drosten will sich indes nicht mehr an der ehrenamtlichen Kommission zur Beurteilung staatlicher Corona-Beschränkungen beteiligen. „Das ist ein schwerer Verlust, weil niemand es besser könnte“, bedauerte der Gesundheitsminister auf Twitter. Drosten wird aber nach wie vor Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung bleiben.

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