Corona in den Niederlanden: Die Maskenpflicht ist zurück
Um die medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten, verschärfen die Niederlande die Coronaregeln. Premier Rutte ruft zur Kompromissbereitschaft auf.
Zudem gilt in Räumen wie Rathäusern oder Bibliotheken wieder Maskenpflicht: Das mondkapje, in vielen Geschäften schon vor Wochen aus dem Sortiment genommen und bislang nur noch im öffentlichen Personenverkehr vorgeschrieben, wird nun auch bei Kontaktberufen wieder Standard. Auch soll mindestens die Hälfte der Arbeit wieder von zu Hause verrichtet und bei Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Spitzenzeiten möglichst vermieden werden.
Rutte, dessen Kabinett seit seinem Rücktritt im Januar kommissarisch tätig ist, betonte, es gehe darum, bei Bedarf für alle Bürger Zugang zu einem Krankenhaus-Bett zu gewährleisten. In seiner Ansprache ging der Premier auf die heftig geführte Corona-Debatte ein. Angesichts der Vielzahl von Interessen und der abnehmenden Motivation, sich an Beschränkungen zu halten, sei es ein Dilemma, jedes Mal eine neue Route auszuarbeiten.
Rutte rief zu gegenseitigem Verständnis und Kompromissbereitschaft auf. Im Vorfeld der Ansprache gab es Spekulationen, die neuen Maßnahmen könnten speziell Ungeimpfte betreffen. Rutte verwies in seiner Ansprache auf den Konflikt zwischen persönlicher Entscheidungsfreiheit und dem Recht, nicht ausgeschlossen zu werden und des „ernsthaften Problems“ der Corona-Pandemie.
Dieses Mal will die Regierung rechtzeitig gegensteuern
Gesundheitsminister Hugo de Jonge hatte am Morgen gesagt, neue Maßnahmen seien unvermeidlich, da „die Zahlen in den Krankenhäusern in die falsche Richtung gehen“. Im Anschluss an Rutte appellierte der Gesundheitsminister auch an die „13 Prozent Ungeimpften“, ihre Entscheidung zu überdenken.
Nach zögerlichem Vorgehen bei früheren Coronawellen will die Regierung nun rechtzeitig gegensteuern. Seit Wochen steigen sowohl Infektionszahlen als auch die Zahl der Covid-Patienten in stationärer Behandlung. Außerdem hat sich die Zahl der Neuaufnahmen in einer Woche mehr als verdoppelt. Aktuell liegen 1.312 mit dem Coronavirus Infizierte in niederländischen Kliniken – 55 Prozent mehr als in der Vorwoche. 54.000 Personen wurden in der vergangenen Woche positiv getestet – eine Steigerung von 39 Prozent. Seit Wochen warnen Intensivmediziner, dass die Grenzen der Belastbarkeit wegen Personalmangel und Krankheitsausfall bald erreicht seien.
Ein deutliches Eingreifen fordert auch das staatliche Gesundheitsinstitut RIVM. Die Onlinzeitung „nu.nl“ zitiert Aura Timen, Leiterin der Abteilung zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten: „Raum, die Ansteckungen noch weiter zunehmen zu lassen, gibt es nicht. Wir befinden uns schon an der Obergrenze unserer Berechnungen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers