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Corona in Lagern rund um SyrienLangsame Hilfe für Geflüchtete

Die EU und Deutschland wollen Geflüchteten in den Nachbarländern Syriens helfen. Konkrete Maßnahmen laufen aber schleppend an.

Eine syrische Frau mit ihrem Kind in dem Flüchtlingslager Bar Elias in der Bekaa Ebene/Libanon Foto: Mohamed Azakir/reuters

Beirut taz | Zeltplanen, enge Gänge, schlammiger Untergrund und kein fließend Wasser: Unter solchen Bedingungen leben Syrer:innen seit Jahren – entweder in Syrien selbst oder in den Nachbarstaaten, in die sie vor dem Krieg im Heimatland geflüchtet sind, etwa in der Bekaa-Ebene im Libanon. Die wirtschaftlich instabile Lage und neuerdings die Infektionsgefahr durch das Coronavirus trifft arme Menschen wie sie besonders stark.

Das weiß auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU): Rund um Syrien seien 7 Mil­lio­nen Flüchtlinge ohne Schutz, sagt Müller. „Durch die gezielte Bombardierung der Krankenhäuser ist das syrische Gesundheitssystem kaum handlungsfähig. Aus dem umkämpften Idlib strömen Hunderttausende in Richtung Türkei. Und im Libanon, wo etwa jeder fünfte Einwohner ein syrischer Flüchtling ist, droht ohnehin schon der Staatsbankrott.“

Trotzdem bleibt schnelle Hilfe vor dem Hintergrund der Coronagefahr aus. Die EU hat vergangene Woche zwar ein Hilfspaket im Umfang von knapp 240 Millionen Euro genehmigt, für Geflüchtete aus Syrien und bedürftige Gruppen im Irak, Jordanien und dem Libanon. Doch das Geld soll hauptsächlich in Bildung oder Wohnbedingungen fließen.

Unabhängig davon hat Müller zur Unterstützung der Aufnahmestaaten ein Maßnahmenpaket angekündigt, mit dem der Libanon, Jordanien, Nord­irak und die Osttürkei unterstützt werden sollen. Wie hoch der Etat ist und welche Maßnahmen konkret ergriffen werden sollen, konnte das Ministerium auf Nachfrage allerdings nicht sagen.

Die Menschen in den Camps selbst nach ihren Bedürfnissen zu fragen, ist aufgrund der Übertragungsgefahr des Virus nicht möglich. Daher hat die taz mit Jacqueline Flory gesprochen, der Gründerin des deutschen Vereins Zeltschule, der 13 Camps mit rund 15.000 Menschen in der libanesischen Bekaa-Ebene betreut.

„In den Schulen wurde Mundschutz verteilt, mittlerweile sind die Schulen geschlossen und die Lehrer rufen die Aufgaben durch Zeltwände den Kindern zu“, erzählt sie am Telefon. „Wir haben keinen bekannten Coronafall in unseren Camps, aber wir sind dabei, mehr Wasser zu bestellen“ – denn es werde 75 Prozent mehr Wasser als sonst benötigt, damit Händewaschen überhaupt möglich sei. Außerdem brauche es Handschuhe und Desinfektionsmittel.

„Wir versuchen Quarantänezelte zu organisieren, damit Erkrankte mit Corona-Symptomen isoliert werden können. Denn es hat uns kein Krankenhaus zugesagt, dass mögliche Erkrankte aufgenommen werden.“

Die Geflüchteten können oftmals nicht von den Gesundheitssystemen in den Aufnahmestaaten versorgt werden. Im Libanon etwa ist das Gesundheitssystem seit Jahren unterfinanziert. Geflüchtete werden von vielen als zusätzliche Belastung gesehen. Selbst wenn sie es bezahlen können, werden Syrer:innen in Krankenhäusern nachrangig behandelt.

Das deutsche Maßnahmenpaket soll maßgeblich über UN-Organisationen und deutsche staatliche und nichtstaatliche Organisationen umgesetzt werden. Eine direkte Unterstützung des libanesischen Gesundheitssektors ist nicht vorgesehen.

Kein Geld für syrische Regierung

Auch das syrische Gesundheitssystem selbst möchte das Bundesentwicklungsministerium nicht unterstützen. Allerdings finanziert es unter anderem 1.600 Beschäftigte im Gesundheitswesen in den von der syrischen Opposition gehaltenen Gebieten.

„Über die deutsche Entwicklungszusammenarbeit werden in der Deeskalationszone in Idlib beispielsweise die Gehälter für fast 850 Ärzte, Krankenschwestern, Hebammen, Sanitäter und psychosoziale Fachkräfte in 20 Gesundheitseinrichtungen finanziert“, sagt eine Sprecherin des Ministeriums der taz.

Während die Hilfsmaßnahmen noch erarbeitet werden, hofft man in den Camps im Libanon auf gute Immunsysteme. „Im Januar 2019 hatten wir zweiwöchige Regenfälle und all unsere Camps standen im Wasser“, erzählt Flory vom Verein Zeltschule. „Trotzdem hatten wir keine Lungenentzündungen. Deshalb gehe ich davon aus, dass das Immunsystem der Kinder stärker ist als unseres, weil sie lange unterwegs waren und draußen gelebt haben.“

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