Corona-Impfung in Dänemark: Alles verimpfen, was geht
Dänemark ist EU-Spitzenreiter im Impfen – fast 3 Prozent der Bevölkerung haben eine erste Dosis erhalten. Dabei hilft die gute digitale Infrastruktur.
![Menschen im Wartebereich eines Impfzentrums in Kopenhagen Menschen im Wartebereich eines Impfzentrums in Kopenhagen](https://taz.de/picture/4630778/14/Corona-Impfkampagne-Daenemark-1.jpeg)
„Wir haben einen wirklich schnellen und effektiven Start hingelegt“, sagte Søren Brostrøm, Chef der Gesundheitsbehörde Sundhetsstyrelsen. Seine Behörde hatte seit Monaten Impfzentren eingerichtet, die Verteilung organisiert und einen Impfkalender erstellt, der bis in den Sommer reicht, ständig aktualisiert wird und in dem die Bevölkerung in zwölf Kategorien nach Dringlichkeit eingeteilt wird.
Die vorrangigste Kategorie, die rund 40.000 PatientInnen in Altenpflegeheimen, hatte man – Stand Montag – schon zu 89 Prozent erstmals geimpft und 2.844 Personen haben bereits ihre zweite Dosis erhalten. Gut in Gang gekommen ist man laut Brostrøm auch mit „großen Teilen des Personals, das an der kritischen Front in der Intensivpflege in Krankenhäusern und Gesundheitszentren eingesetzt ist“.
Wie das gelingen konnte? In Dänemark landet der gelieferte Impfstoff möglichst sofort in den Spritzen. Die von Sundhetsstyrelsen beschlossene Strategie lautet: So vielen Menschen wie möglich die erste Dosis verabreichen.
Während beispielsweise in vielen schwedischen Regionen Dosen für die zweite Impfung reserviert werden, geschieht das in Dänemark nicht. Hier wurden bislang sogar 107 Prozent der gelieferten Dosen verimpft, denn aus manchen Gläschen konnte man statt der vorgesehenen fünf Dosen sogar sechs Dosen gewinnen.
Mit der App zum Impftermin
Einen Nachteil gibt es bei dieser Strategie: Man ist von den täglichen Vakzinlieferungen abhängig. So konnten vor zwei Wochen pro Tag über 15.000 Menschen geimpft werden, während es Anfang vergangener Woche wegen ausbleibendem Nachschub von Biontech/Pfizer täglich nur wenige hundert waren.
Allerdings hat Dänemark eine Trumpfkarte für den reibungslosen Ablauf der Impfungen parat: Die nicht nur im Gesundheitswesen eingespielte digitale Infrastruktur des Landes. In allen skandinavischen Staaten gibt es das System persönlicher Personenkennziffern für jeden Kontakt mit Behörden und Gesundheitseinrichtungen.
In Dänemark wurde die „Personnummer“ schon 1968 eingeführt. Wer die hat, hat auch das seit 2014 obligatorische elektronische Postfach, um Post von staatlichen Stellen zu erhalten – dort landet nun auch die Mitteilung, dass man mit der Impfung an der Reihe ist. Bekommt man beispielsweise per Smartphone-App das Angebot und will es in Anspruch nehmen, kann man online gleich den Termin und den Impfort bestätigen.
Die Gesundheitsbehörde hofft, bis Ende März allen Personen aus einer der Risikogruppen sowie dem Personal im Gesundheitswesen und anderen gesellschaftlich zentralen Berufszweigen ein Impfangebot machen zu können. Vor Ende des Sommers soll die Mehrheit der DänInnen geimpft sein. Auf Dänemark mit seinen 5,8 Millionen EinwohnerInnen entfallen 20 Millionen Dosen der von der EU bestellten Impfstoffe. Umfragen zeigen, dass sich 79 Prozent der Bevölkerung impfen lassen wollen – deutlich mehr als in den Nachbarländern.
Kürzlich beschloss die Regierung auch eine amtliche Impfbescheinigung, die zu Hause ausgedruckt werden kann und als Zertifikat für Auslandsreisen dient. Aus einigen Wirtschaftszweigen wie dem Profisport oder dem Beherbergungsgewerbe wurde der Wunsch laut, mit solchen Bescheinigungen auch Teile des öffentlichen Lebens in Dänemark selbst wieder öffnen zu können. Ähnlich wie in Deutschland gibt es eine Debatte, ob Privilegien für Geimpfte zu befürworten sind.
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