Corona-Impfstrategie für junge Menschen: Impfung von Jugendlichen ungewiss
Die EMA hat Biontech für 12- bis 15-Jährige zugelassen. Trotzdem ist unklar, wann und in welchem Umfang sie geimpft werden.
Nach dem Impfgipfel von Bund und Ländern am Donnerstag ist nicht wirklich klar, wann und in welchem Umfang Schüler*innen gegen Corona geimpft werden. In ihrer Schaltkonferenz einigten sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsident*innen zwar darauf, dass Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren nach der am Freitag erfolgten Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) mit dem Impfstoff von Biontech geimpft werden können.
Und das auch, falls die deutsche Impfkommission dies nicht allgemein empfehlen sollte. Anders als im Vorfeld vom Bundesgesundheitsministerium angekündigt, wird den Ländern dafür aber kein gesondertes Impfstoffkontingent zur Verfügung gestellt; stattdessen sollen die Jugendlichen nach Aufhebung der Priorisierung ab 7. Juni vor allem von den Hausärzt*innen mit geimpft werden.
Bei den Ländern stieß dies teilweise auf deutliche Kritik. Von „Enttäuschung auf Länderseite“ sprach etwa Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Das Land hatte im Vorfeld ein Konzept für ein flächendeckendes Impfangebot für alle Schüler*innen ab 12 Jahren noch vor den Sommerferien vorgestellt; dessen Umsetzung ist nun fraglich. Als Grund für den Verzicht auf Extrakontingente nennt das Beschlusspapier die weiterhin „begrenzte Verfügbarkeit“ von Impfstoffen.
Allerdings ist ein Ende der Knappheit absehbar: Die Lieferzahlen, die beim Impfgipfel vorgelegt wurden, zeigen zusammen mit dem bisherigen Verlauf der Impfkampagne, dass schon Ende Juni mehr als 70 Prozent aller Menschen im Alter ab 12 Jahren in Deutschland zumindest ihre Erstimpfung erhalten haben können, wenn die angekündigten Mengen komplett geliefert und verimpft werden. Das entspricht ungefähr dem Anteil derjenigen, die sich Umfragen zufolge „auf jeden Fall“ impfen lassen wollen. Und im Laufe des Juli oder spätestens August müsste es auch für die verbleibenden 15 bis 20 Prozent genug Impfstoff geben, die sich „eher“ oder „vielleicht“ impfen lassen wollen.
Die Zahl der Coronaneuinfektionen ist in Deutschland unterdessen weiter stark rückläufig. Im Schnitt wurden in der letzten Woche unter 5.000 Fälle pro Tag gemeldet – das sind etwa 40 Prozent weniger als die Woche zuvor. Auch wenn ein Teil dieses Rückgangs an weniger Tests und verzögerten Meldungen über Pfingsten liegen dürfte, zeigen die Zahlen, dass er sich weiter beschleunigt hat. Auch die Zahl der Corona-Intensivpatient*innen hat deutlich auf 2.700 abgenommen, das sind 22 Prozent weniger als die Woche zuvor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos