Corona-Beschränkungen in China: Peking lockert Covidregeln
Die ersten Metropolen heben ihre Lockdowns auf. Die Regierung reagiert damit auf die anhaltenden Proteste gegen ihre Null-Covid-Strategie.
Die Maßnahmen folgten prompt: Mit Guangzhou und Chongqing haben zwei Millionenmetropolen offiziell ihre Coronapolitik angepasst. Viele der Lockdowns wurden aufgehoben, die stadtweiten Tests suspendiert, die Schulen wieder geöffnet – und das trotz weiterhin, für chinesische Verhältnisse, hoher Infektionszahlen. Sie liegen derzeit bei knapp 36.000 Fällen im gesamten Land.
Selbst in Peking, wo die Maßnahmen stets besonders penibel befolgt werden, gibt es Lockerungen. Im Chaoyang-Bezirk werden einige Wohnsiedlungen mit infizierten Fällen nicht mehr vollständig abgesperrt. Immer mehr Geschäfte haben geöffnet. Diese kleinen Schritte scheinen unwiderruflich eine neue Ära der Covidstrategie einzuläuten.
Auch der Ton der Staatsmedien hat sich geändert. Etliche Artikel, sowie patriotische Kommentatoren in den sozialen Medien, verkündeten, dass die Omikron-Variante für die meisten geimpften Personen keine ernsthafte Bedrohung darstelle. Erstmals wird ausgetestet, wie die breite Bevölkerung auf das Konzept „Leben mit dem Virus“ reagiert.
Fokus auf Impfstrategie
Auch wenn die Regierung dies nie zugeben würde, handelt es sich bei der Kehrtwende um eine Reaktion auf die Proteste gegen Pekings Null-Covid-Strategie. Die politischen Forderungen einiger Demonstranten hingegen werden weiterhin unterdrückt: Immer mehr Teilnehmer der Proteste melden, dass sie Anrufe von Sicherheitsbeamten erhalten haben.
Gleichzeitig wird seit langem wieder der Fokus auf die nationale Impfkampagne gelegt, die im Zuge der Massentests und Quarantäne-Maßnahmen nahezu zum Erliegen gekommen ist. Besonders in der älteren Bevölkerung will man die Immunisierung stärker vorantreiben, denn nur 40 Prozent der Menschen über 80 Jahren haben bisher eine Booster-Dosis bekommen. Ob der Anteil deutlich gesteigert werden kann, bleibt abzusehen: Die Impfskepsis ist unter älteren Chinesen vergleichsweise stark verbreitet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen