Chinas Wirtschaft und die Coronakrise: Erstaunlich robustes Wachstum
China hat den Abstand zu den etablierten Industrieländern weiter verringert. Ökonomen rechnen mit einem Aufstieg Chinas zur größten Volkswirtschaft.
E s gibt derzeit zwei Sichtweisen auf das Verhältnis von Wirtschaft und Gesundheit. Die einen sagen, dass die Gesellschaft die Produktivkräfte nicht der Seucheneindämmung opfern sollte. Die anderen sagen, dass erst die Freiheit von der Pandemie wieder eine Rückkehr zum normalen Geschäftsbetrieb ermöglicht. Die Wahl besteht also zwischen einem Schrecken ohne Ende – durch halbherzige Maßnahmen – oder einem Ende mit Schrecken durch echte Kontaktsperren.
Das Beispiel China zeigt, dass das Ende mit Schrecken durchaus funktionieren kann. Auf den harten Lockdown im Frühjahr folgte ein schneller wirtschaftlicher Aufschwung. China hat dadurch als einzige große Volkswirtschaft im vergangenen Jahr Wachstum verzeichnen können.
Das Virus konnte sich dank radikaler Bekämpfung in China gar nicht erst in der Fläche ausbreiten. Noch heute riegelt das Land Millionenstädte ab, wenn sich dort die Fälle im Dutzendbereich sammeln.
Im Frühjahr erwarteten Beobachter noch ein Seuchendesaster für China, während sie die Europäische Union und die USA für besser vorbereitet hielten. Stattdessen hat China den Abstand zu den etablierten Industrieländern weiter verringert. Ökonomen rechnen nun mit einem Aufstieg Chinas zur größten Volkswirtschaft vor den USA schon in fünf Jahren. Die Vereinigten Staaten haben diesen Rang ziemlich genau für 100 Jahre eingenommen – und verlieren ihn nun aufgrund der unterschiedlichen Coronapolitik schneller als gedacht.
Doch ist die chinesische Corona-Erfahrung auf Deutschland übertragbar? Schließlich haben wir hierzulande einen Rechtsstaat, China ist eine berüchtigte Kommandowirtschaft. Doch gerade die wichtigeren Elemente lassen sich durchaus übertragen. Schließungen von Büros und Verkehrseinschränkungen sind völlig von deutschen Gesetzen gedeckt. Auch das EU-Land Italien hatte im Frühjahr ganze Regionen abgeriegelt. Schade nur, dass viele der Maßnahmen in Deutschland nach dem halbherzigen Lockdown bereits zu spät kommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja