piwik no script img

Chile sagt Weltklimagipfel abKlima sucht Konferenz

Nach der Absage von Santiago als Ort der COP25 sucht die UNO nach Alternativen – auch in Bonn. Wer bietet Logistik und Hotels für 30.000 Leute?

Chile ist momentan kein geeigneter Austragungsort für UN-Konferenzen: Szene der Proteste am 30.10. Foto: Edgar Garrido/reuters

Berlin taz | Nach der überraschenden Absage von Santiago de Chile als Austragungsort für die diesjährige UN-Klimakonferenz (COP25) suchen die Vereinten Nationen dringend nach einem Ausweichort.

„Wir wollen, dass die Konferenz auf jeden Fall stattfindet“, hieß es aus dem UN-Klimasekretariat UNFCCC kurz nach der Bekanntgabe. Es seien „theoretisch alle UN-Standorte“ zu berücksichtigen, hieß es. Neben Städten wie New York, Genf und Nairobi steht damit auch Bonn auf der Liste, wo das UNFCCC sein Hauptquartier hat.

„Ich bin heute von der Entscheidung der chilenischen Regierung informiert worden, im Angesicht der schwierigen Situation des Landes die COP25 nicht auszurichten“, erklärte die UNFCCC-Generalsekretärin patricia Espinosa. „Wir untersuchen derzeit alternative Optionen.“

Das aber ist gar nicht so einfach. Denn für eine UN-Konferenz dieser Größe, es werden etwa 30.000 Teilnehmer, Journalisten und Lobbyisten erwartet, muss es nicht nur ein großes Konferenzzentrum geben. Nötig sind auch technische Bedingungen wie Übersetzungen, ein umfangreiches Sicherheitskonzept nach UN-Standards und ein internationales Pressezentrum für Hunderte von Journalisten.

Costa Rica winkt ab

Dazu kommt, dass nur wenige Regionen innerhalb weniger Wochen Hotelbetten und Verpflegung für 30.000 Menschen zur Verfügung stellen können. Costa Rica, das sich ebenfalls um die Ausrichtung der COP25 beworben hatte, hat bereits als Alternative abgewunken.

Dabei war eigentlich Santiago schon eine Notlösung. Denn ursprünglich hatte sich Brasilien bereit erklärt, die diesjährige Konferenz auszurichten. aber die Wahl des rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro vor einem Jahr hatte das Land dazu gebracht, seine Bewerbung zurückzuziehen. In einem Eilverfahren war Chile bestimmt worden.

COPs können mit Zustimmung der betroffenen Länder auch anderswo als im ausrichtenden Land stattfinden. 2017 etwa hatte das Südseeland Fidschi die Konferenz ausgerichtet, sie aber in Bonn stattfinden lassen. Die logistische und finanzielle Hilfe Deutschlands hatte den Gipfel am Rhein möglich gemacht. Nordrhein-Westfalen sei bereit einzuspringen, sagte ein nordrhein-westfälischer Regierungssprecher am Mittwoch. „Der UN-Standort Bonn würde dafür über beste Vorerfahrungen verfügen.“ (mit dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Ich schlage Eschweiler statt Bonn vor...

  • Es gibt so viel Erfahrung mit dem Aufbau von Lagern und Sammelunterkünften für Klimaflüchtlinge, dass man die Gelegenheit nutzen könnte, den Teilnehmern die Folgen des Klimawandels in einem Ambiente der "Anpassung" und mit Realitätsbezug vor Augen zu führen. Ein paar Zelte mit Feldbetten, ein paar Sammelduschen, Feldlatrinen, Notstromaggregaten und Verpflegung aus Lagerküchen würde der Klimakonferenz das Flair geben, in dem sich möglicherweise schneller Lösungen und Kompromisse finden ließen. Jenseits der sonst üblichen Hightech Umgebung und den klimatisierten Konferenzsälen, in denen man bisher immer bequem, satt und wohlgefällig über die "fernen" Zukunftsprobleme, die Notwendigkeit von noch mehr technologischen Lösungsansätzen und wirtschaftlichem Wachstum, zum "Schutz des Klimas" verhandelt hat.

    In den Gruben des Braunkohletagbaus, rund um die Koltangruben, oder den Tagebaugruben für Seltene Erden etc., ließe sich am Ursprungsort der Probleme ebenfalls ein Realitätsbezug herstellen: zwischen Klimaschutz Gerede und praktischer Klimaschutz Realität.

  • Ich hätte Zweifel, ob sich D. nach Ausrichtung der Klimakonferenz drängen sollte, so ehrenhaft es für Bonn sein mag, in derselben Kandidatenliste, wie New York, Genf und Nairobi zu stehen. Gerade bei internationalen Konferenzen sehen bestimmte Leute die Gelegenheit, sich endlich mal wieder in Erinnerung zu bringen.



    Sie würden ihre schwarze Dienstbekleidung aus dem Schrank holen, Molotow-Cocktails schütteln/rühren/abfüllen und Fotoapparate bereithalten (um Polizeibrutalität zu dokumentieren). Erfahrungswerte liegen vor, z. B. von G8, Heiligendamm 2007 und G20, Hamburg 2017. Die Konferenzteilnehmer würden dann die Bilder, die ihnen in Santiago erspart blieben (s. o.!), in Bonn erleben.



    Den Vorteil hätte die Hotel- u. Gaststättenbranche, die mit den 30.000 Gästen fetten Reibach machen könnte. Den Nachteil hätten die Anwohner, die sich um ihre abgebrannten Autos und Müllcontainer, sowie die geplünderten Kioske kümmern müssten!

    • @Pfanni:

      Mit anderen Worten sagst du, dass es in D. die gleichen Verhältnisse wie in Chile gibt.. ;)