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Cem Özdemir als grüner FraktionschefDer Herausforderer

Tobias Schulze
Kommentar von Tobias Schulze

Ob Cem Özdemir den Grünen als Fraktionschef guttun würde, ist fraglich. Sein raumgreifendes Auftreten hat ihm in der Vergangenheit Kritik eingebracht.

Cem Özdemir will es wissen Foto: dpa

B eschweren können sich Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter nicht, falls sie am Ende des Monats ihre Jobs an der Grünen-Fraktionsspitze los sind. Irgendwie läuft es zwar schon mit den beiden: Anders als bei der Linkspartei provoziert das Führungsduo keine Konflikte innerhalb der eigenen Fraktion, anders als die SPD haben die Grünen keine Probleme mit schlechten Umfragewerten.

Mit der Performance der Frak­tionsspitze hat das Hoch der Partei aber wenig zu tun. Auf mitreißende Auftritte des Duos warten die Grünen seit dessen Amtsantritt im Herbst 2013 schließlich vergeblich. Unterm Strich kann es zwar für eine vierte Amtszeit reichen, einen Anspruch darauf können Göring-Eckardt und Hofreiter aus ihrer bisherigen Leistung aber nicht ableiten.

Ob es den Grünen aber guttun würde, stattdessen Cem Özdemir wieder in die erste Reihe vorzulassen? Dass es der Baerbock-Habeck-Aufbruchstimmung schaden könnte, einen Ex-Parteichef und Ex-Spitzenkandidaten in die Fraktionsführung zu wählen – geschenkt. Diesen Makel könnte Özdemir durch seine Popularität ausgleichen. Schwerer wiegt, wie schlecht er in seiner Zeit als Parteichef mit seiner Ko-Vorsitzenden Simone Peter harmonierte.

Neben einem Cem Özdemir ist in einer Doppelspitze wenig Raum. Was an der Parteispitze galt, könnte sich an der Fraktionsspitze wiederholen – zumal Özdemirs Wunschpartnerin Kirsten Kappert-Gonther aus der dritten Reihe der Fraktion antritt und sich erst einmal Gewicht aufbauen müsste. Das Machtgefüge innerhalb der Fraktion würde der Realo Özdemir damit zuungunsten des linken Parteiflügels verschieben.

Was dennoch für die beiden spricht? Dass sie es offenbar als Einzige wagen, Göring-Eckardt und Hofreiter herauszufordern. Die latente Unzufriedenheit der Fraktion mit den AmtsinhaberInnen ist zwar kein Geheimnis. Es gibt bei den Grünen auch einige Abgeordnete, die das Format zur Nachfolge hätten. Den Mut, das Risiko und den Konflikt einzugehen, beweist außer Özdemir und Kappert-Gonther aber niemand.

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Tobias Schulze
Parlamentskorrespondent
Geboren 1988, arbeitet seit 2013 für die taz. Schreibt als Parlamentskorrespondent unter anderem über die Grünen, deutsche Außenpolitik und militärische Themen. Leitete zuvor das Inlandsressort.
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6 Kommentare

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  • Na super, nun also auch Rechtsruck bei den Grünen.

  • Ich fands eigentlich sympathisch, dass wenigstens aktuell bei den Grünen die Fraktionsspitze mal nicht wie Drama Queens und Kings auftreten und Personenkult mal ausnahmsweise hinter den Inhalten der Partei zurücksteht. Der Höhenflug im Osten ist ja offenbar nicht den Personen an der (Fraktions-) Spitze geschuldet bei Umfragen würden die vermutlich auch einige Grünenwähler/innen nicht mal kennen oder gar dem Klientelgemauschel dass es in jeder Partei gibt, denn sie waren im Osten ja gar nicht gut vernetzt und galten da bislang ja als Besserwessipartei für höhere Gehaltsstufen. Die Wahlerfolge gelangen dort allein über ihre langjährigen Ökoinhalte für die sich nun mit der aktuellen Klimabewegung mehr (vor allem junge) Menschen als je zuvor interessieren.

  • Anton Hofreiter aus Bayern kenne ich persönlich, er ist ein cooler Typ. Er ist ein echt promovierter Dr. der Biologie und weiß wirklich um Dinge, die den Kern Grüner Politik ausmacht. Sein Outfit ist genauso glaubwürdig wie sein Wissen. Die Grünen haben mit Anton Hofreiter eine wirklich authentische Persönlichkeit an die Spitze der Bundestagsfraktion gewählt. Und das Göring-Eckardt und Anton Hofreiter sich nicht abheben von der Parteiführung Baerbock und Habeck liegt eben darin, dass sich die Vier so ziemlich einig sind über die Politik der Grünen. Diese vielen erbärmlichen Schauspiele die Seehofer – Merkel und Gabriel – Nahles usw. dargeboten haben, fehlten Gottseidank bei den Grünen gänzlich.

    Cem Özdemir ist praktisch der Schwiegersohn von Winfried Kretschmann in BaWü. Realo-Grün bedeutet markradikale Politik. So war es Kretschmann im Bundesrat, der die Erbschaftssteuerreform forderte und im Bundesrat durchwinkte. Diese Erbschaftssteuerreform sieht vor, dass faktisch Milliardenerbschaften steuerfrei belassen werden. Es war die faktische Abschaffung der Erbschaftssteuer für Superreiche. Selbst in Großbritannien oder in den USA werden Erbschaften höher besteuert als in Deutschland.

    Die Großkopferten maximal schonen, den kleinen Man absahnen, das ist die Beschreibung für die Politik die der Realo Grünen um Cem Özdemir, das ist die Agenda der Realo Grünen.

    • @Nico Frank:

      …bedankt. Sehr erhellend.

  • Na Servus -

    Ha no. Hier Schiller zum End zu zitieren.



    Verbietet die Nettikette. Gellewelle.

    kurz - ”Sagen Sie einfach Herr Oberleutnant.“

    unterm—-Headline geändert?! —



    taz.de/Gruene-und-...emir+Oberleutnant/