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Carolin Emcke über Homophobie„Wieso bin ich nicht heterosexuell?“

Eltern sollten sich für ihre Kinder nur wünschen, dass sie glücklich werden, sagt die Journalistin Carolin Emcke. Ein Gespräch über sexuelle Identität und Menschenrechte.

„Wir leiden nicht an unserer Homosexualiät, sondern an der Homophobie um uns herum. Wir sind glücklich miteinander.“ Bild: imago / christian mang
Jan Feddersen
Interview von Jan Feddersen

taz: Frau Emcke, der Fußballer Thomas Hitzlsperger hat im Gespräch mit Ihnen und einem Kollegen in der Zeit sein Schwulsein öffentlich gemacht und bekam dafür viele Sympathiebekundungen. Fast zeitgleich wurde bekannt, dass in Baden-Württemberg eine Unterschriftenliste gegen Sexualaufklärung in Schulen kursiert. Wie erklären Sie sich diese Gleichzeitigkeit von Unverträglichem?

Carolin Emcke: Die Diskussion über die Petition hat es im Netz schon vor unserem Gespräch mit Thomas Hitzlsperger gegeben.

Aber sie drückt offenbar Ängste aus. Was thematisiert diese Petition wirklich?

Gute Frage. Grundsätzlich scheint es um die Angst vor der Instabilität der eigenen Identität zu gehen. Das artikuliert sich seit einer Weile schon gegenüber dem Islam. Also, die Angst, die Sichtbarkeit eines anderen Glaubens könne den eigenen Glauben verunsichern. Und hier artikuliert es sich anscheinend gegenüber Homosexualität. Die Angst, das Sprechen über eine andere Art zu lieben, könne die eigene Sexualität unterwandern. Anscheinend sind Eltern bei ihrem Glauben zuversichtlicher, dass sie den an ihre Kindern weiterreichen können. Bei Sexualität aber spüren sie, dass sie nicht beeinflussen können, wie ihre Kinder begehren werden.

Und was würden Sie solchen Eltern in Baden-Württemberg sagen?

Alles, was ich als Eltern mir wünsche für mein Kind, ist doch, dass es glücklich werden darf, dass ihm nichts zustößt, dass niemand ihm Schaden zufügt. Wenn ich nun ein Kind habe, das fünf oder sieben oder zehn Jahre alt ist, dann kann ich nicht wissen, ob es durch eine Infektion womöglich gehörlos wird oder ob es in der Pubertät entdeckt, dass es schwul oder lesbisch liebt oder ob es vielleicht später keine Arbeit findet. Wenn ich all das als Eltern nicht garantieren kann, wenn ich nicht weiß, was oder wer mein Kind eines Tages sein wird, dann würde ich unbedingt eine Gesellschaft mitgestalten wollen, in der mein Kind respektiert und beschützt ist, ganz gleich, ob es jüdisch, lesbisch, gehörlos oder Bayern-München-Fan ist.

Gleichwohl entzündet sich an Ansprüchen von Nichtheterosexuellen, auch im Schulunterricht nicht exotisiert zu werden, besondere Aggression.

Ja. Ich plädiere allerdings nicht für Gegenaggression. Ich wehre mich, durch die Verachtung, die uns entgegengebracht wird, selbst hasserfüllt zu werden. Es macht einen krank.

Trotzdem fällt auf, dass gerade Schwules und Lesbisches bei vielen Eltern beinahe panische Gefühle auslöst – ganz anders, als der Jubel über Thomas Hitzlsperger Coming-out vermuten lässt.

Man muss mal aussprechen, was da implizit unterstellt wird: das Phantasma, Homosexualität sei ansteckend. Alle, die dafür plädieren, dass Homosexuelle doch bitte nur „im Privaten“ ihre Liebe leben sollen, dass Homosexualität doch bitte nicht sichtbar oder hörbar sein solle und vor allem, dass Kinder keine homosexuelle Eltern haben sollten, sie alle scheinen zu fürchten, dass es ansteckend sein könnte.

Im Interview: Carolin Emcke

46, berichtet u. a. aus dem Kosovo, Afghanistan, Gaza, Irak. Seit 2007 schreibt sie frei, vor allem für die Zeit. Zudem hat sie mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt „Wie wir begehren“ (S. Fischer Verlag).

Homosexuelle als Ansteckende: Damit wird Schwulen und Lesben ja eine ziemlich starke Verführungsqualität unterstellt.

Das Lustige an dieser Logik ist doch: Wenn die bloße Anschauung von Sexualität so wirkungsmächtig wäre – dann frag ich mich, wieso ich nicht heterosexuell geworden bin. Denn das war definitiv die Art des Liebens und Begehrens, die sichtbar und hörbar, in Büchern und Filmen und in allen Konventionen als Norm vorgeführt wurde. Hat als Ansteckung jedenfalls nicht funktioniert.

Die Vorstellung, dass Homosexualität ansteckt, ist ja nicht neu.

Das Motiv, dass „das Andere“ quasi epidemische Qualitäten hat, dass es den „Volkskörper“ bedroht, ist leider wirklich alt. Die Nationalsozialisten haben Juden das Baden in öffentlichen Schwimmbädern verboten. Und mir scheint, auch bei der Aversion gegen das Kopftuch, das muslimische Frauen tragen, kommt oft diese Ansteckungsphobie hoch.

Kampf ums Begehren

Die Auskunft: In der Zeit vom 9. Januar macht der frühere Bundesliga-Profi Thomas Hitzlsperger seine Homosexualität öffentlich.

Der Aufstand: Etwa zur gleichen Zeit berichten Medien über eine Onlinepetition aus Baden-Württemberg. Sie richtet sich gegen den neuen Bildungsplan, der ab 2015 gelten soll. Laut dem Plan würde künftig das Vermitteln von Wissen über „sexuelle Vielfalt“ im Lehrplan verankert. Ein Realschullehrer will das verhindern, knapp 174.000 Menschen haben seine Petition bisher unterschrieben.

Würde mehr Bildung, mehr Aufklärung helfen, solche gräulichen Fantasien zu entkräften?

Gewiss, unter denen, die die Petition unterschrieben haben, sind dogmatisch Religiöse und menschenverachtende Ideologen. Die ändert auch mehr Aufklärung nicht. Aber ich vermute, die breite Mehrheit sind eher ahnungslos wohlmeinende Eltern. Dieser Mitte sollten wir mehr Informationen geben.

ja, was genau?

Nun, zunächst, dass sie lieben und glauben und trauern und hoffen dürfen, wie sie es möchten. Dass es keine Hierarchie des Begehrens gibt. Und vielleicht sollten sie einmal verstehen: Wir leiden nicht an unserer Homosexualität, sondern an der Homophobie um uns herum. Wir sind glücklich miteinander. Aber es ist leidvoll, das immer wieder gegen Zuschreibungen und Missachtungen erläutern und verteidigen zu müssen. Dadurch wird die eigene Sexualität nämlich viel mehr zu einem Thema, als man das selbst gewünscht hätte. Nicht wir wollen dauernd über Sex reden, sondern es wird uns dauernd nahegelegt – weil wir nur darüber definiert werden.

Nun gibt es aber, womöglich ein Segen für jene, die nun ihr Coming-out durchleben, einen Thomas Hitzlsperger.

Ja. Thomas Hitzlsperger hat wirklich ein schönes Zeichen von Selbstbewusstsein gesetzt. Außerdem bricht mit seinem Coming-out das leidige Klischee von „unmännlichen Homosexuellen“ etwas auf.

Obendrein gibt es wahnsinnig viele heterosexuelle Männer, die schlapp und weich wirken, nicht wahr?

Alles Nonsense natürlich. Das sind eben stereotype Zuschreibungen, die der Vielfalt innerhalb der sozialen Gruppen und Identitäten nicht gerecht werden.

Ihr Buch „Wie wir begehren“ ist eine sehr nachfühlbare Geschichte über Ihr eigenes Coming of Age und das Entdecken ihres Begehrens. Welche Erfahrung haben Sie bei Lesungen gemacht?

Das Schönste an den Reaktionen auf das Buch waren die Leserbriefe. Da haben junge und alte Männer und Frauen geschrieben, übrigens gar nicht nur Homosexuelle. Menschen haben begonnen, die Denkbewegung des Buchs für sich selbst durchzuspielen. Sie haben sich die Frage gestellt, wie sie ihre Schulzeit erlebt haben, in den 40er Jahren, den 50er, den 60er Jahren. Und was sie in der Schule oder in der Gesellschaft ihrer Zeit für Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit, von Intimität, von Scham, von Sexualität vermittelt bekommen haben. Und wie diese Bilder ihr Leben beeinflusst haben.

Haben Sie vom queer acting durch Schwule und Lesben schon profitieren können?

Ja. Ich habe enorm von all denen profitiert, die vor mir meine Rechte erstritten haben. Ich gehöre schon zu einer Generation, die es sich leisten konnte zu sagen, für mich spielt meine Homosexualität keine alles dominierende Rolle. Zumindest, wenn ich in Berlin bin. Trotzdem bleiben immer noch Reste von Ressentiments und Diskriminierung, die es zu kritisieren und zu ändern gilt, es gibt immer noch Milieus, die Homosexualität ablehnen. Die Gleichstellung war doch eines der ersten Themen, die in den Koalitionsverhandlungen untern Tisch gefallen sind.

Es gibt schon Passagen im Koalitionsvertrag.

Niedlich … Die Ehe für alle und das Adoptionsrecht für homosexuelle Eltern sind jedenfalls einkassiert. Da lässt sich die Politik vom Verfassungsgericht treiben.

Weltweit scheint die Situation eher düsterer werdend.

Ja, wir reden zurzeit vornehmlich von Russland. Aber es gibt eine ganze Reihe von Ländern, in denen Homosexuelle bedroht oder angegriffen werden: Kamerun, Nigeria, Malaysia … die Liste ist trostlos lang.

Sind Sie nicht gelegentlich erschöpft, ewig die gleichen Mühen der Aufklärung zu lancieren, Respekt und grundsätzliche Wertschätzungen zu fordern?

Ja. Manchmal frage ich mich, warum reicht es nicht, einmal die Menschenrechte zu formulieren: „Alle Menschen sind gleich. Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Stattdessen müssen wir dann über Jahrhunderte erklären, wer alles als Mensch zählt.

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31 Kommentare

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  • DK
    der Kaiser ist aber nackt

    Ich bin durchaus der Meinung dass in der Schule um Toleranz und Verständnis im Umgang mit sexuellen Minderheiten geworben werden sollte.

    Aber diese Forderung kommt der Bildungsplan nicht nach.

    27 mal kommt der Begriff Sex vor, kein einziges Mal das Wort Liebe.

    Für Jugendliche, die noch ihre ersten sexuellen Erfahrungen vor sich haben, ist dies zu wenig. Es fehlt die große Erzählung der Liebe, die Verantwortung in der Intimität für den anderen.

     

    Schlichtweg es wurde hier eine Erwachsenensexualität über die Kinder in gewohnter Bürgerschreckmanie jener Verbände ausgekotzt.

    Das Werk ist steril,unpräzise und gibt Interpretationen und Ängsten in alle Richtungen Nahrung.

    Mehr Sensibilität und Rücksicht auf die Psyche von Eltern sehr kleiner Grundschulkinder wäre von Vorteil gewesen. Sie reagieren auf unsensible Sexualisierung sehr verschreckt und ziehen sich zurück.

    Dem Wunsch Akzeptanz "allen" sexuellen Minderheiten entgegen zu bringen, kann ich als Erwachsene zwar verstehen und selbst praktizieren, als Elternteil jedoch muß ich moralische Abwägungen treffen - was kann ich meinem Kind im Moment zumuten.

    Und hier geht es nicht um die geschlechtliche Ausrichtung sondern um den gegenseitigen Respekt.

    Probleme gibt es in der Abgenzung was induviduell für den einzelnen vertretbar ist.

    Ein Bildungsplan hat auf die verschiedenen Empfindlichkeiten Rücksicht zu nehmen und Konsens herzustellen. Er darf Andersdenkende nicht, wie sie es tun, pathologisieren.

    Sie werden sicher zustimmen, dass man einen stark evangelikanischen Lehrer nicht dazu verdonnern kann für Sexuelle Vielfalt zu werben - es liefe der Intension entgegen. Ebenso müssen Elternrechte und Schülerrechte von religösen Menschen respektiert werden. Hierzu finde ich keine Zeile.

    Man hätte das Thema Sexuelle Vielfalt aus dem normalen Unterricht nehmen und ein geeigneteres Konzept entwickeln können.

    • K
      Konzept
      @der Kaiser ist aber nackt:

      Wie sie schreiben, war es erst einmal nur ein Konzept bzw. Vorschlag, wie viel davon tatsächlich letztendlich umgesetzt worden wäre, ist ungewiss. Und welche Altersgruppen, wie genau angesprochen worden wären, ist dem Konzept überhaupt noch nicht zu entnehmen. Das Ganze artete dann etwas in Panikmache von evangelikalen und fundamentalchristlichen Eltern aus. Das ist sehr ärgerlich. Die Petition zielte auch nicht darauf ab, gemäß den Altersgruppen über sexuelle Vielfalt zu sprechen, das wäre ja noch für alle verständlich gewesen, sondern das Thema keiner Altersgruppe in der Schule mehr nahe zu bringen.

      • DK
        der Kaiser ist aber nackt
        @Konzept:

        Es stimmt, dass es im Laufe der öffentlichen Debatte eine Abstufung vom Bildungsplan -> Konzept -> Arbeitspapier -> Vorschlag gab.

        Die erste Klasse ist im Entwurf aber eingeschlossen. Inwieweit ist unklar, wie vieles. Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass es hier um die Belange von schwulen und lesbischen Jugendlichen ging, dazu erscheit das ganze zu lieblos und gedankenlos. Viel eher drängt sich mir der Gedanke auf, dass durch die Schule einen gewissen politischen Druck in Richtung Gleichstellung ausgeübt werden sollte.

        Ich halte es für mehr als verwerflich Kinder/Jugendliche politisch für eigene Ziele instrumentalisieren zu wollen.

         

        Den ernsthaften Anliegen lesbischer und schwuler Jugendlichen wird man damit nicht gerecht !

        • 2G
          2097 (Profil gelöscht)
          @der Kaiser ist aber nackt:

          Stimmt, das Arbeitspapier ist tatsächlich eine lieblose Auflistung von Stichworten. Das haben allerdings Arbeitspapiere in Stichwortform so an sich. Wie genau der Unterricht zu gestalten ist, kann aber anhand der Stichworte wahrlich noch nicht konkretisiert werden. Und wie viel davon letztendlich übernommen worden wäre in den Bildungsplan ist auch nicht klar. Hier ist bereits zu erkennen, dass dies nicht taugt, um darüber eine sachliche öffentliche Debatte zu entfachen, dazu ist es zu ungenau und stichwortartig. Und solch eine Petition von Herrn Stängle ist aufgrund des Arbeitspapieres maßlos übertrieben und eindeutig diskriminierend.

          Anbei der Link zum Arbeitspapier:

          http://www.kultusportal-bw.de/site/pbs-bw/get/documents/KULTUS.Dachmandant/KULTUS/kultusportal-bw/Bildungsplanreform/Arbeitspapier_Leitprinzipien.pdf

          Und die Stellungnahme des Kultusministeriums:

          http://www.kultusportal-bw.de/,Lde/Startseite/schulebw/Sexuelle+Vielfalt

          • DK
            der Kaiser ist aber nackt
            @2097 (Profil gelöscht):

            Die Kritik an Stängles Petition teile ich durchaus.

            Auch Ihre Hoffnung auf eine sachliche öffentliche Debatte und ein hoffentlich bessere Konzept.

            In meinen Augen hat Stoch geschlampt und politischen Lobbyisten zuviel überlassen.

            Das ganze muß jetzt erst präzisiert werden.

            Lobbyismus egal in welcher Form hat in der Schule nichts zu suchen. Ich glaube Kretschmann wäre dieser Fehler nicht passiert, er kennt aus der Vergangenheit sehr gut die teils extremen Forderungen aus einigen B-W. Verbänden. Desshalb war es gar nicht so schlecht, dass es Kritik gab.

            Dass allerdings viele Betroffene so beleidigt wurden bedauere ich sehr.

    • V
      Verfassung
      @der Kaiser ist aber nackt:

      Ein verbeamteter Lehrer ist dem Grundgesetz verpflichtet. Wenn er aus einer religiösen Interpretation heraus, die Bibel höher einordnet, als das Grundgesetz, dann muss er seinen privilegierten Beamtenstatus aufgeben!

  • "Man muss mal aussprechen, was da implizit unterstellt wird: das Phantasma, Homosexualität sei ansteckend."

    Was für ein Quatsch, was für eine Unterstellung! Für wie blöd hält Frau Emke respektive die TAZ die Unterzeichner der Petition eigentlich? Dass sexuelle Orientierung angeboren ist, ist inzwischen Allgemeinwissen. Es reicht einfach, dieses ständige Thematisieren diese Randthemas, dass den beteiligten Schülern einfach nur peinlich ist. Vermessen, zu glauben, dass die Akzeptanz von Schwulen auf dem Schulhof sich durch schulische Zwangsbelehrung erhöhen wird.

    • @mir-kommen-die-tränen:

      Anscheinend ist es nicht allen bekannt, dass Homosexualität angeboren ist, vergleiche u.v.a.: http://www.wuestenstrom.de/index.dhtml/0552ea4d842d23516gnh/-/deDE/-/CS/-/

       

      Und: natürlich wird Homosexualität mehr akzeptiert, wenn darüber geredet wird und vor allem bekannt wird, dass Homosexuelle in allen anderen Bereichen des Lebens genau so sind, wie Heterosexuelle auch. Das selbe Phänomen gibt es z.B. bei der Xenophobie: wir haben Angst vor den Lebensformen, die wir nicht kennen. Daher ist der beste Weg um Fremdenfeindlichkeit, Schwulenhass und all den anderen Phobien entgegen zu treten derjenige, über die jeweiligen Lebensformen zu informieren und sie letztlich somit zu etwas ganz Normalem zu machen.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @mir-kommen-die-tränen:

      Wenn Sie sich die Kommentare bei openpetition.de gelesen haben, müssen Sie zustimmen, dass Frau Emke nicht falsch liegt. Aus den Kommentaren wird deutlich, dass insbesondere evangelikale und fundamentalchristliche Eltern versuchen durch gezielte Erziehungsmaßnahmen, Homosexualität bei ihren Kindern zu verhindern!

       

      Aufklärung bringt nichts! Das ist falsch.

      Vorurteile gegen lesbische Frauen und schwule Männer dienen ihren TrägerInnen dazu, die eigene Identität und die ihrer Bezugspersonen abzusichern, indem sie eine klare Grenze ziehen zwischen der eigenen Gruppenzugehörigkeit und den „Anderen“ ziehen.

      Heute gehören in den Schulen antischwule Titulierungen zu den am häufigsten gebrauchten Beschimpfungen. Lehrkräfte sehen sich häufig außerstande zu intervenieren, weil sie befürchten, dann selbst als „Lesbe“ oder „Schwuler“ im Gedächtnis von SchülerInnen und KollegInnen hängen zu bleiben.

      Antilesbische und antischwule Stigmatisierungs- und Gewaltprozesse werden nicht „von selber“ in einer Gesellschaft, die sich immer liberaler gibt, verschwinden, weil viele Personen ein Interesse am Weiterbestehen der Stigmatisierung „Anderer“ haben. Um Veränderungsprozesse anzustoßen und in Gang zu halten, sind aktiv vorangetriebene, mit ausreichenden Ressourcen ausgestattete Initiativen zum Abbau von Diskriminierungen und Gewalt entscheidend.

      Außerdem wird das Risiko von homo- und bisexuellen Männern für Suizidalität und Depression in internationalen Studien auf 1,9 bis 8,2 mal so groß eingeschätzt, wie das von heterosexuellen Männern. Als Gründe dafür werden in der Fachliteratur drei sich ergänzende Faktoren genannt: Minoritätenstress, allgemeine Risikofaktoren und Vulnerabilisierung vor dem Coming-out durch geschlechtsrollenuntypisches Verhalten. Daher sind Präventionsmaßnahmen in Schulen erforderlich.

  • Ist es ein Zeichen von Intelligenz, die sexuelle Identität auf eine Stufe mit religiösem Fanatismus zu stellen? Oder den Kopftuchgegnern einzig Selbstzweifel zu unterstellen? Was passiert mit Deutschland, wenn man die Nicht-Heteros uneingeschränkt machen lässt, was sie wollen? Fast nichts.

     

    Es gibt kein mehrheitlich muslimisches und gleichzeitig freies Land auf der Welt, aber wer etwas gegen Kopftücher hat, der hat Angst vor religiöser Ansteckung. Nee, ist klar. Wenn man die Kopftuchfans machen ließe, wie wie wollen, würde sich ja auch fast nichts in Deutschland ändern, nicht wahr? Das Auspeitschen für unehelichen Sex im Land der Rechtgläubigsten dient vermutlich auch nur der Minderung der panischen Angst der dortigen Muslime, versehentlich vom Glauben abzufallen...

    • BB
      Butter bei die Fische
      @Hauke Laging:

      Das Tragen eines Kopftuches drückt etwa das gleiche Maß an "religiösem Fanatismus" aus, wie das Tragen einer Kippa oder eines Kreuzes um den Hals.

       

      Setzen Sie sich für die Verbote dieser Insignien der Religionszugehörigkeit, ihrer Verbannung aus dem öffentlichen Raum, in gleichem Maße ein? Ist nicht mein Eindruck. Aber wer hier ein "religiös motivierter Fanatiker" ist, läßt sich unschwer erkennen.

  • HS
    Hari Seldon

    @d.neuburg:

     

    Ich sehe es genauso: Der Guido meckerte immer über die Homo-Ehe und kümmerte sich nicht um mehr netto von brutto. Hätte er netto/brutto nur halb so vehement vertreten als die Homo-Ehe, dann hätten wir mehr in der Tasche und wäre FDP immer noch im Bundestag. Aus Sicht der Gesellschaft war Guido ausgesprochen nützlich (FDP nicht mehr im Bundestag), aber aus finanzieller Sicht nicht. Augenscheinlich wollen die Grünen jetzt die FDP nachahnen.

    • G
      Guido
      @Hari Seldon:

      Guido war doch nicht gerade ein Aushängeschild für die politische Gay Community. Erst spät selbst geoutet und sich bei Merkel nicht gerade für Homorechte hinsichtlich Adoption eingesetzt bzw. durchgesetzt. Er war mehr ein Nutznießer der SPD/Grünen Regierungsjahre. Das Homorechte sein Thema war, ist wirklich nicht wahr. Was war überhaupt sein Thema?

  • A
    Atmender

    Die meisten schwulen Männer sind wesentlich netter und offener als der hetero Ernährer-Macho, welcher aus Angst vor dem gleichgeschlechtlichen Konkurrenten sich verkrampft, verbittert und zu stupiden Selbstbestätigungsritualen neigt.

    • T
      T.V.
      @Atmender:

      Die meisten nicht-schwulen Männer auch. Und jetzt?

  • R
    Ruhender

    Die freie Wahl der sexuellen Orientierung ist, was den Menschen vom Tier unterscheidet, welches dem bloßen Fortpflanzungstrieb unterliegt. Ich kann heute mit einer Frau das Bett teilen und morgen mit einem Mann - dank der göttlichen Gaben des freien Willens und des Intellekts. Wer sich im Leben nie an homosexuelle Erfahrungen traut, ist Opfer einer unterdrückten Sexualität.

    • X
      XHQ8N-C3MCJJ-RQXB6-WCHYG-C9WKB
      @Ruhender:

      ,

      "(....), dank der göttlichen Gaben des freien Willens und des Intellekts."

       

      Das ist ja mal wirklich was 'Neues' – in jeder Hinsicht; Ihre Prämissen zum 'freien Willen' sind nicht nur obskur ("göttliche Gaben"), sondern auch längst widerlegt, insbesondere, was die (humanoide) 'Sexualtiät' betrifft; Und selbst ihre Feststellung, dass jene bei den Tieren nur dem "bloßen Fortpflanzungstrieb unterliegt", ist unhaltbar, denn z.B. (auch) die Bonobos interagieren sexuell vielfältig 24/7 über den Tag verteilt aus n.a. (humanoid vermuteten) 'Gründen' des sozialen Zusammenhalts und v.a. auch der Aggressionskontrolle – also durchaus vergleichbar mit den sexuellen Praktiken des Großteils der (triebgesteuerten) Menschheit.

    • 1G
      1393 (Profil gelöscht)
      @Ruhender:

      Ich bin gerne Opfer meiner unterdrückten Sexualität, zumal diese in höchstem Maße befriedigend für mich ist.

      Die freie Wahl erlaubt es auch, mit Tieren Sex zu haben. Ist man dann auch Opfer einer unterdrückten Sexualität, wenn man sich nicht "traut".

      Bitte nicht falsch verstehen. Ein Jeder muss nur mit seiner "Entscheidung" glücklich werden. Sei es damit, nur Partner zu erwählen, die ein Geschlecht haben, oder auch innerhalb der Geschlechter, nur Frauen mit großen Brüsten oder einen Mann der unbedingt größer zu sein hat.

      • OW
        Oscar Wilde
        @1393 (Profil gelöscht):

        Sorry, bei Sex mit Tieren besteht keine gegenseitige freie Wahl. Das Tier hat keine freie Wahl. In die Debatte wieder die Sodomie mit einzubringen, ist fatal und forciert nur wieder alte, aus dem Mittelalter stammende Diffamierungen.

  • B
    Balduin

    Daß Homosexuelle im 21. Jahrhundert noch diskriminiert werden, hätte man sich Ende des 20. Jahrhunderts nicht albträumen lassen. Doch das ist die Realität: Unsere Gesellschaft war vor 40 Jahren moderner und aufgeklärter als heute.

    • OA
      o aus h
      @Balduin:

      Wohl kaum: Alleine die unterschiedliche rechtliche Behandlung homo- und heterosexueller ging bis 1998! Vielleicht waren Teile der Gesellschaft 1968ff aufgeklärte als (andere) Teile der Gesellschaft heute – aber im Gesamtbild ist es heute schon viel besser, und ich hoffe, so geht es auch noch weiter!

  • HS
    Hari Seldon

    @taz:

     

    Vielleicht sollte TAZ die Schicksal von FDP nicht vergessen: Am Ende hat FDP nur einziges Kernthema (Homo-Ehe) gehabt. Das Endergebnis (s. BTW September2013) ist bekannt.... Die TAZ sollte sich eher auf linke und soziale Themen (es gibt solche Themen zuhauf) fokussieren. BaWü: Mal sehen, was in Mai 2014 (Kommunalwahlen) passieren wird. Nach den Wahlen sollte TAZ vielleicht die Ergebnisse analysieren und daraus Verbesserungsvorschläge ableiten.

    • BB
      Butter bei die Fische
      @Hari Seldon:

      Komisch, ich hatte immer den Eindruck, bei dieser Partikularinteressensvertretung ginge es vorrangig um Steuerentlastungen für Wohlhabende. Mit ihren Ansichten zur "spätrömischen Dekadenz" der und "Anschlussverwendung" für arbeitslos gewordene Angestellte im unteren Lohnsegment hat die FDP ihr politisches Profil bezüglich neoliberaler Marktradikalität und sozialer Kälte geschärft. Die wenigen bürgerrechtlichen Töne, z.B. der Widerstand gegen die Vorratsdatenspeicherung oder gegen die immer wieder plump vorgetragene latent rassistische Ausländerfeindlichkeit und Deutschtümelei aus dem rechtsfreien Raum im Südosten Deutschlands gingen demgegenüber nahezu unter. Mit ihren progressiven Ansichten zur Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften sind sie in der Regierungskoalition schlicht eingeknickt. Schwule und Lesben hätten als erste Grund genug gehabt, diesem "Verrat" die Gefolgschaft zu verweigern. Aber mittlerweile wird die FDP ja von ihrer "buckligen Verwandschaft" gefressen, dem mit der NPD gezeugten, unehelichen Balg namens "AfD".

    • JV
      Jögern von Pauli
      @Hari Seldon:

      Sehr geehrte Frau Seldon, wie Sie ja in der Stuttgarter Zeitung schon vielfach zu erkennen gaben, ist Realismus Ihr Ding nicht. Hier belegen Sie das erneut: Das Wahlergebnis der FDP soll der TAZ vorschreiben, worüber sie zu schreiben habe? Lächerlich, Frau Seldon! Schöne Grüße an den Gemahlen.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Hari Seldon:

      Die FDP ist abgeschmiert, weil Sie den Leuten mehr netto vom brutto versprochen hat und das nur bei den Hoteliers umgesetzt hat. Leider reichen alle Hoteliers in Deutschland nicht aus, um über die 5 Prozent Hürde zu kommen.

  • 1G
    1393 (Profil gelöscht)

    Sehr passender Vergleich, der den Zusammenhang zwischem Moslemfeindlichkeit und Schwulenhass aufzeigt. Die Angst um die eigene Identität, weil diese von Selbstzweifeln schwacher Indentitätsbildung geplagt ist.

     

    Was die Homosexualität betrifft, ist allerdings zu bemerken, dass sie irgendwie auch "ansteckend" sein muss, zumal Opfer sexueller Übergriffe statistisch "zu oft" ebenfalls Homo werden. Das vermeintliche Argument, dass Emcke sich ja auch nicht von "Hetero" anstecken lassen hat, klingt ja als Erklärung ganz nett, ignoriert aber, dass viele "mögliche" Homosexuelle in Hetero Beziehung auch Glücklich leben, wie bei Hitzlsberger auch zu lesen ist.

     

    Sexuelle Ausrichtung ist ohnehin flexibel, wie man in Gefängnissen beobachten kann. Dementsprechend ist die Ausrichtung auch immer eine Entscheidung zugunsten aktuell gegebener Möglichkeiten. In islamischen Ländern besteht ein Gesellschaftssystem, das geradezu Homosexualität durch Entzug des anderen Geschlechts auzfzwingt. Nur fejhlt dort das Bewusstsein dafür, weil diese (zumeist Männer) sich geisteskrank einreden, dass Männerärsche vögeln nicht Homo wäre. Wenn Hormone Berührung begehren lassen, nimmt man das, was da ist.

     

    Insofern ist die Angst von Eltern nicht ganz unbegründet, dass ihre Kinder sich eine Sexualität "aussuchen", mit der sie als Eltern nicht klarkommen. Allerdings sollte die einzige Sorge sein, ob sich das Kind eine Sexualität "aussucht", mit der es in seiner Umwelt glücklich sein kann. Zumindest macht das Schwulsein einige elementare Lebenskonzepte schwerer. Kinder bekommen ist für Männerpärchen eben dann keine einfache Sache, wenn das Bedürfnis vorhanden ist.

    • @1393 (Profil gelöscht):

      Opfer sexueller Übergriffe werden keineswegs besonders häufig homosexuell, woher hast Du das den her? Erwiesen ist, dass Täter selber häufig Missbrauchserfahrungen haben und, pädosexuelle Täter, die Jungen missbrauchen, ein erheblich höheres Rückfallrisiko haben als Täter, die Mädchen missbrauchen.

    • W
      Wärmender
      @1393 (Profil gelöscht):

      Jeder hat die freie Wahl, mit wem er ins Bett geht. Rein heterosexuelle Lebensläufe sind eher die Ausnahme als die Regel und eher erzwungen als natürlich. Die meisten Menschen machen irgendwann im Leben Erfahrungen im eigenen Lager - und sei es nur in Form neugieriger Experimente während des ersten sexuellen Erwachens im ganz frühen Jugendalter.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @1393 (Profil gelöscht):

      Ihre These: "Was die Homosexualität betrifft, ist allerdings zu bemerken, dass sie irgendwie auch "ansteckend" sein muss, zumal Opfer sexueller Übergriffe statistisch "zu oft" ebenfalls Homo werden."

      Gibt es dazu Forschungen und Statistiken oder ist das Ihre persönliche Vermutung? Ich habe dazu beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen und Traumata Portalen nichts gefunden. Dort wird darauf verwiesen, dass die Opfer Angst haben auch homosexuell werden zu können und dadurch eine weitere Hemmschwelle besteht, das bestehende Traumata aufzuarbeiten. Ich halte daher Ihre Ansicht nach meinem Kenntnistand für homophob bzw. falsch.

      Zum Thema Kinder bekommen bzw. adoptieren wird ja das Bundesverfassungsgericht bald ein Urteil fällen. Glücklicherweise reduziert unser Bundesverfassungsgericht ja bisher die bestehenden Diskriminierungen. Wenn das so weiter geht, werden irgendwann Homosexuelle und Heterosexuelle hinsichtlich der Sexualität die gleichen Voraussetzungen in unserer Gesellschaft vorfinden, um glücklich zu sein.

  • M
    Maral

    Leider gibt es viele Tabus in unserer Gesellschaft, und viele davon haben mit Sexualität zu tun. Schon Sexualität allein ist schwer öffentlich zu diskutieren, selbst wenn sie noch so banal und alltäglich ist.

    Wer sich outet bezüglich seiner Sexualität der wird leider auf seine Sexualität reduziert.

    Ich selbst habe ein Outing hinter mir, allerdings bin ich nicht Homo- sondern Asexuell. Heisst, ich möchte und habe keinen Sex, mit niemandem. Das war ganz schön schwierig.

    Ich war mit denselben Kommentaren und Sprüchen konfrontiert, die auch viele Homosexuelle zu hören bekommen. (ja willst du denn keine Kinder? Kann es sein, dass du den richtigen einfach noch nicht getroffen hast? Und in deiner Beziehung, wie geht das denn? etc. etc.)

    Ich hatte sogar das Gefühl, dass das auf noch mehr Unverständnis gestossen ist, als Homosexualität, im Sinne von "egal mit wem, hauptsache man vögelt".

     

    Dabei ist Sexualität etwas so völlig anderes als Liebe. Und Liebe soll sichtbar sein, in all ihren Formen.

  • Vielen Dank für den Artikel/das Interview. Besonders der Abschluss ist sehr zutreffend: "Manchmal frage ich mich, warum reicht es nicht, einmal die Menschenrechte zu formulieren: 'Alle Menschen sind gleich. Die Würde des Menschen ist unantastbar.' Stattdessen müssen wir dann über Jahrhunderte erklären, wer alles als Mensch zählt."