piwik no script img

Carney besucht Trump„Kanada steht nicht zum Verkauf“

Der neue kanadische Premierminister Mark Carney traf auf US-Präsident Donald Trump in Washington. Die Beziehung der Nachbarländer ist angespannt.

US-Präsident Donald Trump (r.) trifft den kanadischen Premierminister Mark Carney im Weißen Haus Foto: Adrian Wyld/Canadian Press via AP/dpa

Washington taz | Die erste ausländische Reise des neugewählten kanadischen Premierministers Mark Carney brachte ihn am Dienstag nach Washington. Dort traf Carney auf US-Präsident Donald Trump und weitere Regierungsvertreter. Vor den Kameras gaben sich die beiden Staatschefs weitestgehend freundlich und zeigten sich bereit, die angespannten Beziehungen zwischen den Nachbarländern zu beschwichtigen.

Trotzdem machte Carney eines ausdrücklich klar: „Kanada steht nicht zum Verkauf. Und es wird niemals zum Verkauf stehen.“ Die deutliche Aussage des Premierministers kam, nachdem Trump erneut eine mögliche Annexion Kanadas nicht vom Tisch nehmen wollte. „Sag niemals nie“, sagte Trump. Der US-Präsident argumentiert auch damit, dass eine Eingliederung Kanadas in die USA große steuerliche Vorteile für kanadische Bürger mit sich bringen würde.

Weiter wollte sich Trump an diesem Tag nicht aus dem Fenster lehnen. Die Beziehung zwischen den USA und Kanada hat sich in den vergangenen Monaten zunehmend verschlechtert. Trump beklagt sich über die seiner Meinung nach unfairen Handelsbeziehungen zwischen den Nachbarländern. Laut US-Regierung sollen Kanadas unzureichende Grenzkontrollen auch zum Anstieg der illegalen Einwanderung und des Drogenschmuggels beitragen haben.

Doch vor allem Trumps Aussagen, Kanada in den 51. US-Bundesstaat zu verwandeln, sorgten im Nachbarland für große Aufruhr und Widerstand. Bei den kanadischen Wahlen im vergangenen Monat waren Trump und die Auswirkungen der amerikanischen Zollpolitik das bestimmende Thema. Carney hat somit seinen Wahlsieg zumindest in Teilen auch dem amtierenden US-Präsidenten zu verdanken.

Keine Einigung bei Zöllen

Carney versprach während des Wahlkampfs, angesichts der zunehmenden Aggressionen aus Washington dagegenzuhalten. Am Dienstag im Weißen Haus fiel ihm dies allerdings oftmals schwer. Als Trump von einem Reporter gefragt wurde, ob Carney irgendetwas tun könnte, um die bestehenden Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Auto-, Aluminium- und Stahlimporte aufzuheben, erwiderte dieser, „Nein“.

Carney konnte darauf nur mit Plattitüden antworten. Er erklärte, dass das Zollthema eine größere Diskussion benötigte. „Dies wird einige Zeit und einige Diskussionen erfordern. Und deshalb sind wir hier, um diese Diskussionen zu führen“, sagte der kanadische Premierminister, der mehrmals mit Handsignalen versuchte, in die Diskussion einzusteigen.

Trump macht im weiteren Verlauf der Diskussion klar, dass die USA ihr Handelsdefizit mit Kanada verringern wollen. Er erklärte, dass die USA weder Autos noch Stahl noch Aluminium aus Kanada beziehen wollen. Das Ziel der Trump-Regierung ist es, die Produktion dieser und anderer Güter in die USA zu verlagern.

Die Handelsbeziehung zwischen den USA und Kanada ist für beide Länder von großer Bedeutung. Kanada ist die Top-Exportdestination für mehr als die Hälfte aller US-Bundesstaaten. Waren und Dienstleistungen im Wert von etwa 2,7 Milliarden Dollar überqueren täglich die Grenze.

Kein Abkommen in Sicht

„Die Geschichte Kanadas und der USA zeigt: Wir sind stärker, wenn wir zusammenarbeiten. Und es gibt viele Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Ich freue mich darauf, die bestehenden Probleme anzugehen, aber auch Bereiche der gegenseitigen Zusammenarbeit zu finden“, sagte Carney.

Am Ende beschrieben beide Staatschefs das Treffen als konstruktiv. Bis es zu einem Abkommen kommt, mit dem beide Länder zufrieden sind, könnte es allerdings noch dauern. Da Kanada eine äußerst exportabhängige Nation ist, sitzen die USA aktuell am längeren Hebel.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Aber trotzdem ein schönes Bild, es sieht fast aus als würde Trump nachdenken.

  • Es ist zumindest nicht katastrophal verlaufen, Carney konnte sogar seine roten Linien vortragen, ohne einen Ausbruch bei Trump zu provozieren.

    Btw., ich finde Carney rhetorisch ausgesprochen geschickt.

    • @Hinkelstein:

      Stimmt. Aber er trug ja auch Anzug und Krawatte. Also wenn es schon einen Rausschmiß gab, dann wohl nicht im Beisein der Presse.

  • Sorry, DT benimmt sich wie ein Spanner, der sich an den Reaktionen auf seine eigene Peepshow ergätzt..

  • Würde Kanada der 51. Bundesstaat der USA werden, wäre das ein zweites Kalifornien. Wollen die Republikaner das wirklich?

    Vielleicht sollte man es einfach machen, dann kurz den Trump und seine Gangsterbande abservieren, und dann kann man ja wieder getrennte Wege gehen... :D

    • @Schatten:

      Warum sollte das zweitgrößte Land der Erde (nach Russland) sich mit dem Status _eines_ US Bundesstaates zufrieden geben? Das würden dann doch eher 13 Staaten, wenn jede der kanadischen Provinzen und Territorien jeweils den Status eines Bundesstaates erhielten.

    • @Schatten:

      Dumme Idee. Denn die Frage ist doch eher, ob die Westküstenstaaten unter der wer weiß wie lange andauernden Herrschaft Trumps ("ihr braucht dann nie wieder wählen") Bestandteil der USA bleiben werden. Irgendwann wird man dort feststellen, daß der Klageweg nicht weiterhilft, weil dem Trump die erstrittenen Urteile am A... vorbeigehen und der nicht aufhört, den Gouverneuren und der Wirtschaft ins Handwerk zu pfuschen. Solche grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten können nicht einfach ewig nur ausgesessen werden. Warum solllte sich Kanada diese Rute dann erst auf den Rücken binden?