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CSU will Prostitution unter 21 verbietenSchluss mit dem „Bordell Europa“

Die CSU will, dass künftig nur noch Frauen ab 21 als Prostituierte arbeiten dürfen. Sie fordert auch eine Pflicht zur Anmeldung bei den Behörden.

Sexarbeit ist Erwachsenensache Bild: dpa

MÜNCHEN/BERLIN dpa | Die CSU will die Prostitution von Frauen unter 21 verbieten lassen. „Das gesetzliche Alter für die Ausübung der Prostitution ist auf 21 Jahre heraufzusetzen“, heißt es im Entwurf eines Papiers, das die CSU-Landesgruppe auf ihrer traditionellen Klausur Anfang Januar in Wildbad Kreuth beschließen will. Als Begründung wird genannt, dass vermehrt junge, unerfahrene Frauen Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution würden.

Für Prostituierte soll es nach dem Willen der CSU-Landesgruppe eine Pflicht zur Anmeldung bei den Behörden geben. „Diese würde die Arbeit der zuständigen Polizei- und Ordnungsbehörden erheblich erleichtern. Es wäre deutlich leichter, zwischen legaler Prostitution und illegaler Zwangsausbeutung zu unterscheiden“, heißt es zur Begründung. Zudem sollen Prostituierte künftig zu regelmäßigen Untersuchungen durch das Gesundheitsamt verpflichtet werden. Über das Papier hatte zuerst die Passauer Neue Presse berichtet.

Die CSU plädiert für eine neue, umfassende Regulierung der Prostitution und der Prostitutionsstätten in Deutschland durch ein eigenes Gesetz“. Das sei längst überfällig. Das geltende Recht schütze schon lange nicht mehr die Prostituierten, argumentiert die Partei. Zuhälter, Kriminelle und Bordellbetreiber hätten dies ausgenutzt und Deutschland zum „Bordell Europas“ gemacht. Eine gewünschte Gegenmaßnahme: Beim Verdacht der Zuhälterei möchte die CSU-Landesgruppe eine Telekommunikationsüberwachung ermöglichen.

Ein Komplettverbot der Prostitution lehnt die CSU ab. „Es würde letztlich nur zu einer Verlagerung der Prostitution in die Illegalität und zu einer weiteren Abschottung des Milieus führen“, heißt es in dem Entwurf des Papiers. Zuhälter und Kriminelle würden damit weiter gestärkt, die Rechte der Prostituierten weiter geschwächt. Man müsse vielmehr klare Grenzen zwischen illegaler und legaler Prostitution ziehen.

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31 Kommentare

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  • W
    Wasichmalsagenwollte

    @Rainer B.: Sie weichen meiner Frage aus. Hat das Bild eine informativen Gehalt oder ist es ein Hingucker, so wie er in anderen (z.B. Werbe)Medien auch genutzt wird. Und zu Ihrer Frage:Ja, ich sehe einen Unterschied zwischen der Abbildung eines Gesichtes, das mir eine Person bekannt macht und der eines mehr oder weniger nackten Hinterteils,, insbesondere wenn die Intention hinter letzterem sich mir nicht erschließt. ( das sehen Sie vermutlich ähnlich )

    • @Wasichmalsagenwollte:

      Beim ersten Hinsehen hatte ich das Bild einer Zirkusartistin im Kopf und konnte in der Tat keinen Zusammenhang mit der Überschrift herstellen. Der Informationsgehalt von Bildern ist generell sehr gering, weil ein und dieselbe Abbildung bei jedem Individuum zu einem abweichenden Bild führt. "Nackt" bedeutet bei mir unbekleidet. Die dargestellte Frau(?)ist aber nicht unbekleidet. Als "Hingucker" kann eigentlich alles dienen, wenn es denn gut fotographiert wurde - z.B. geschmolzene Butter, oder mit grünlichem Schimmel bedeckte Apfelsinen. Ein tatsächlicher oder vermeintlicher Zusammenhang mit dem Text wirkt sich natürlich auch auf die Adaption aus.

  • W
    Wasichmalsagenwollte

    liebe Taz Redaktion, wieso fällt es Ihnen so schwer, Beiträge zum Thema ohne die Abbildung nackter Frauenkörper(Teile) zu drucken? Das passt schlecht zur Kritik an der Vermarktung der weiblichen Sexualität, die Sie gerne vor sich hertragen.

    • @Wasichmalsagenwollte:

      Wo fängt bei Ihnen Nacktheit an? Etwa beim unverhüllten Gesicht?

  • Grüne, CSU und Feministen - alle Hand in Hand bei der Abschaffung des Sündenpfuhls der Prostitution und bei der Etablierung der idealen Gesellschaft ohne gekauften Sex.

    Das vollständige und erbärmliche Versagen des Staates bei der Bekämpfung der organisierten internationalen Kriminalität, wie sie in der Zwangsprostitution üblich ist, braucht bei soviel Utopie dann ja nicht mehr diskutiert werden. Ekelhaft diese Scheinheilgikeit.

    • @Demokratie-Troll:

      was soll denn an diesem käse feministisch sein?

      feministisch wäre, die EU-richtlinie gegen menschenhandel vollumfänglich umzusetzen und die wanderarbeiterkonvention zu ratifizieren.

      und feministisch wäre, die vorlage des personalausweises des freiers (ersatzweise des parteibuchs) vor eröfnung der vertragsverhandlungen einzuführen. mensch weiß schließlich ggern, von wem es-sie-er sich den fuß- und anderen pilz holt!

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Als ob Prostituierte schon mal ein Mindestalter interessiert hätte. Die CSU will lediglich ihren autoritären Regierungsstil ausweiten. Macht ist alles, worum es ihr geht.

  • M
    muh

    Was für eine kranke, abartige Verbotspolitik, das ist ja schon fast wie bei den Grünen -.-

    Ob, wenn ja welche und zu welchen Konditionen, sexuelle Handlungen zwischen 2 erwachsenen Menschen stattfinden, geht außer diesen Menschen niemanden etwas an. Sexuelle Selbstbestimmung und so. Dass hier ein Staat, in totalitärer obrigkeitsmanier, mitreden will, ist echt allerunterste Schublade.

  • HS
    Horst S. aus M.

    Schön, dass sie sogar selbst das Wort "Regulierung" benutzen. Das bringt uns auf den Punkt: Wieder ein Beispiel für Über-Regulierung und Bayerische Bigotterie. Im "Bordell Europas" zu leben, ist kein Problem. Sondern ein Kompliment. Und zwar dafür, dass wir hier - zwar keine perfekten - aber doch akzeptable Regeln gefunden haben.

    In der drittgrößten Waffenexport-Fabrik auf diesem Planeten zu leben, *dass* ist ein Problem. Wenn ihr euch das nächste Mal in Neu-Ulm ins Bordell schleicht, denkt einmal darüber nach, wieviele Tote ihr mit eurem tollen neuen Vorschlag vermeiden werdet.

  • R
    rumpology

    Ich finde die Initiative insgesamt überfällig und richtig; zumal damit auch verbunden wäre, das von den FreiberuflerInnen endlich konsequent Steuern eingezogen werden; Und den KundInnen wären dann auch gleich noch obligatorisch absetzfähige Rechnungen auszustellen; ich freu’ mich schon auf die kreativen Formulierungen.

     

    RED: Kommentar gekürzt. 

  • JT
    judi the bitch

    Tara hat recht. Geht schon, wenn man will.

  • A
    Arne

    Komisch, ein paar Ideen finde ich gar nicht übel dabei.

    Ich habe noch nie verstanden, wieso selbstständig tätitge Prostituierte keinen eingetragenen Kaufleute sein müssen (stimmt das überhaupt, dass man den Job einfach so ausüben kann ohne Steuern zu zahlen?), oder warum Prostituierte, die bei einem Zuhälter tätig sind, nicht einen ordentlichen Arbeitsvertrag mit Sotialversicherung etc. besitzen sollten.

    Immerhin scheint selbst die CSU konstruktiver als Frau Schwarzer zu sein.

    Der Zusammenhang von 18 Jahren und größerer Unerfahrenheit bei so einem Job als wie mit 21 Jahren kann ich allerdings auch nicht ganz nachvollziehen. Evtl. sollten CSU-PolitikerInnen auch mal mit ihren Töchtern und Söhnen reden, wenn sie 18 und wenn sie 21 sind.

  • Werden auch „Die Ärzte“ daran verdienen?

     

    Es muss kein Schwein sein, wer CSU wählt

    Der schöne Schein ist allein das, was zählt.

    Drum glaube nicht, was die Hure erzählt.

    Du musst kein Schwein sein auf dieser Welt.

    • E
      Ensch
      @lichtgestalt:

      Ach-herje! Becken sucht Bauer oder freelance-Dichter, oder was?!

  • ED
    endziel der csu?

    Was ist mit den Männern unter 21, die sich prostituieren? Und wie wär es mit regelmäßigen dokumentierten Gesundheitsuntersuchungen der Freier? Und überhaupt war für Frauen unter 21 früher nicht sowieso alles verboten? Ist es das was die CSU anstrebt?

  • AV
    Aufklärung vs. Verblödung

    Auch müsste der Dienst bei der Polizei, den sozialdarwinistischen Hartz-Jobcentern und der imperialistischen Bundeswehr vor dem 21. Lebensjahr verboten werden. -

     

    Und natürlich auch für Messdienerinnen und Messdiener, bei den bayrischen katholischen Kirchen, nach deren Vorgeschichte!

  • I
    Irrlicht

    Prostitution so verbürokratieren? Du meine Güte, so viel Realitätsferne hätt ich nicht mal von der CSU erwartet.

    Ich meine solche Aussagen sind prima für Wahlkampf und so - aber durch diesen "Masterplan" ginge es den ausgebeuteten Frauen kein Stück besser.

    Aber hey, wen interessiert das schon, so lange es prima als Propaganda funktioniert...

    • R
      Ruhender
      @Irrlicht:

      Ich bitte Sie: Darf eine politische Sekte wie die Union, die sich auf einen Gott beruft, dessen Existenz nie bewiesen wurde, überhaupt ernst genommen werden? M.E. eher ein Fall von gemeinschaftlicher Neurose.

  • Die CSU setzt jetzt eine Verbotspolitik um, die sie im Wahlkampf noch bei den Grünen bekämpft hat. Wenn die CSU überhaupt mal was macht, dann muss es ja richtig sein - also zumindest für 'Bayern'.

    • @Rainer B.:

      Stimmt. Fleisch am Donnerstag in öffentlichen Kantinen verbieten ist das gleiche wie Prostitution erst ab 21.

       

      Man, den Grünen hat es echt zugesetzt einmal von der Presse nicht verhätschelt zu werden was?

      • @Tim Leuther:

        Wenn Sie den "Veggieday" meinen, so ging es dabei nicht um ein Verbot (wäre ohnehin nicht machbar), sondern um ein Angebot. Das Thema 'Ernährung' ist weitaus ernster als es bislang von der Politik genommen wurde. Offensichtlich ißt man aber hierzulande lieber Gammelfleisch, Dioxin-Eier und Pferdelasagne bevor man in den Puff geht.

  • eine gute gelegenheit, den verlust rechtsradikaler mehrheiten (die csu als mitte????!!) im bund irgendwie zu demonstrieren

  • mir fallen noch ein paar mehr dinge ein, die für menschen unter 21 verboten gehören. leute totschießen lernen beispielsweise, panzer+auto+motorrad-fahren beispielsweise. und dass junge männer ohne eine pille nehmen zu müssen....

    na ja. wie wäre es statt unsinniger verbote und kontrollen mit der vollumfänglichen umsetzung der EU-richtlinie gegen menschenhandel?

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Das Problem ist wohl, dass mit der Anmeldepflicht auch eine Steuerpflicht bzw. Sozialabgabenpflicht entstehen würde. Das wollen aber die meisten Frauen nicht - darum würden sie wohl in die Illegalität flüchten.

    • G
      Gast
      @738 (Profil gelöscht):

      Würden dann aber auch strafrechtliche Konsequenzen in Kauf nehmen.

  • T
    tara

    Find ich klasse. Dann kann sich auch kein Kerl mehr rausreden mit "ich habs nicht gewusst", wenn er sich vorher den Schein zeigen lassen kann.

    Leider steht zu befürchten, dass diejenigen die den "Prostitutionsgewerbeschein" ausstellen, ihre eigenen Moralvorstellungen an den Frauen bzw. Männern auslassen werden und da schön fies Machtdemonstrationen und Verachtung ablassen. Wenn das allerdings ausgeschlossen werden kann ist es super.

    Schließlich ist Prostitution ein Job wie jeder andere, also kann auch ein Gewerbeschein wie in jedem anderen Gewerbe ausgestellt werden.

    • @tara:

      Mit dem "Schein zeigen" ist aber noch ein weiteres Problem verbunden: Solange Prostitution gesellschaftlich stigmatisiert ist, werden wenige Sexworker ihren echten Namen ihren Kunden offenlegen wollen (z.B. wg. Sorge der Erpressbarkeit u.ä.)

  • SB
    Sebastian Benn

    Von der CSU kommt nur noch verbieten, abzocken und ausländerhetze

     

    vielen dank auch dafür

    • G
      Gast
      @Sebastian Benn:

      und von dir kommt nur noch motzen

       

      vielen dank auch dafür, machen sie doch bessere Vorschläge oder ist Prostitution so wie sie in D. ist gut?

  • DU
    der Uli

    He, das ist ja direkt mal schlau: Illegallität stärkt die Bösen Buben ...

     

    Jetzt noch auf Drogenpolitik anwenden, dann kann man nur noch staunen