piwik no script img

Prostitutions-DebatteEin Freier und seine Prostituierte

Benjamin bezahlt Lea für Sex. Lea ist gern Dame. Was wäre, wenn ihr Job verboten würde? Wo Benjamin doch „vom Beziehungsmarkt aussortiert“ ist.

Nein, kein Spätkauf. Ein Bordell. Bild: dpa

Benjamin* spricht über den Sex, den er kauft, wie über Spielregeln, die man nicht verletzen darf. Sonst ist man raus. „Nicht die Birne weich machen lassen“, sagt er. „Nicht am Rumkuscheln sein.“ „Nicht zu emotional sein.“ „Nicht zu menschlich.“

Prostitution sei auch wie ein Spiel, meint er, ähnlich dem Leben: „Letztlich sucht man immer das, was man nicht findet.“

Benjamin sitzt im Rollstuhl, und er glaubt, die Leute würden „Jaaa, der“ sagen, würden sie erfahren, dass er ein Freier ist. Einer im Rollstuhl, der „kriegt's halt nicht anders“. Der „kriegt keine ab“. Er gehört automatisch zu den „netten“ Freiern, die, für die man gerade noch so Verständnis hat.

Und sicher ist die Tatsache, dass sich Benjamin „vom „Beziehungsmarkt aussortiert“ und einsam fühlt, ein Grund dafür, dass er Lea 400 Euro im Monat für drei Stunden Sex zahlt. Aber der einzige?

taz am Wochenende

In der Prostitutionsdebatte reden alle, nur nicht die, ohne die es Prostitution nicht gäbe: Freier. Von vier Männern, die Sex kaufen, und ihren Gründen lesen Sie in der taz.am wochenende vom 8./9. Februar 2014 . Außerdem: Claudia Pechstein und ich. taz-Sportredakteur Markus Völker, selbst einst Eisschnellläufer in der DDR, portraitiert eine sture Kämpferin. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Seit Alice Schwarzer, die vergangene Woche ihre Steuerhinterziehung gestand, im Herbst ihr neues Buch herausgegeben hat, „Prostitution – Ein deutscher Skandal“, wird darüber gestritten, ob und wie Prostitution abzuschaffen sei. Neunzig Prominente waren Erstunterzeichner ihres „Appells gegen Prostitution“ in der Emma.

Bei Jauch und Maischberger diskutierten Politiker, Feministinnen, Kriminalhauptkommissare, Bordellbesitzer und Sexarbeiterinnen über ein verschärftes Gesetz und darüber, ob seit der EU-Osterweiterung der Menschenhandel mit Mädchen aus Rumänien und Bulgarien floriert. Es diskutierten bloß selten die, die Prostitution in Anspruch nehmen. Aber gehören Freier nicht zur Debatte?

In der Titelgeschichte der taz.am wochenende vom 8./9. Februar 2014 kommen Freier wie Benjamin zu Wort. Manche von ihnen quälen sich mit Selbstvorwürfen, andere halten das, was sie tun, für kaum der Rede wert. „Das ist so wie: Ich hab Bock auf ein Eis“, sagt einer. Und viele von ihnen sind irgendwann auf ihren Wegen durch die Sauna-Clubs und Laufhäuser schon auf Spuren von Zwangsprostituition gestoßen: blaue Striemen, leise Nebensätze von Mädchen.

Für Lea* ist Benjamin ein Kunde. Auch eine Prostituierte hat eine Schweigepflicht, deswegen möchte sie nicht über ihn sprechen. Sie hat auch bestimmte Grenzen, die sie einhält. Sicherheitsmaßnahmen. Lea will die Adressen von Männern kennen, bevor sie sie trifft. Sie merkt sich keine Gesichter, das sei so ein Selbstschutz von ihr.

Sie sagt weder, Prostitution sei ein Beruf „wie jeder andere“, noch, dass er ihr keinen Spaß macht. Sie ist gern Dame, sagt Lea. Sie reist gern und geht gern aus. Sie ist selbstständig, macht ihre Buchhaltung, zahlt Steuern als Gewerbetreibende. Sie sagt: „Ja, Alice. Ja. Ja. Ich hab's mir selbst ausgesucht, dieses Metier.“

Trotzdem hält sich Lea schwammig, was ihren Beruf angeht. Eventmanagement, so was. Ihr Vater hat es geahnt, sie haben einmal darüber geredet und dann nicht mehr. Es sei ihm lieber so, hat er gesagt, als dass sie jemandem „in der heute schweren Zeit“ irgendwie „auf der Tasche“ liegen muss.

Lea will kein Tabu. Benjamin wäre froh, er müsste sich „nicht rechtfertigen“. Und so lange beide einfach ihre Geschäftsbeziehung pflegen, ein Freier und seine Prostituierte, müssten sie das eigentlich auch nicht.

Wäre da nicht die Debatte. Wären da nicht Schwarzers Forderungen, der Appell, in dem steht, Prostitution verletze die Menschenwürde – ein Text, der Bilder von Prostituierten und Freiern zeichnet, in die Lea und Benjamin nicht hineinpassen. Wären da nicht die Verstrickungen in Gerichtsprozesse und ins Elend, sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen, räuberische Erpressung, Zuhälterei, oral auf dem Drogenstrich: zehn bis zwanzig Euro, anal: vierzig bis sechzig. Bordelle mit Geld-zurück-Garantie. Wäre da nicht die Sprache, die für Verbrechen gefunden wurde.

„Frischfleisch.“

„Eingeritten werden.“

Muss man Prostitution deshalb verbieten? Weil sie nicht nur Leas Arbeit bei Benjamin ermöglicht, sondern auch Ausbeutung und Unterdrückung? Oder gibt es sinnvollere Maßnahmen, gegen Zwangsprostitution vorzugehen? Ist es überhaupt sinnvoll, die Debatte in den schwarz-weißen Schablonen zu führen, die Alice Schwarzer vorgeschlagen hat? Wenn nicht: Worüber müsste man dann reden? Auch über die grundsätzliche Frage: Gibt es gute Prostitution, okaye Prostitution?

Diskutieren Sie mit!

Die Titelgeschichte „Kundenkontakt“ lesen Sie in der der taz. am wochenende vom 8./9. Februar 2014.

* Namen geändert

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

35 Kommentare

 / 
  • "Ex-Ministerin Ulla Schmidt wiederholte weiterhin mantra-artig, das Gesetz sei im Kern gut"

     

    War es auch. Was nur problematisch war: Diesem Gesetz wurde von den Ländern (vorwiegend unionsgeführt) der nötige Unterbau an Verordnungen usw. verwehrt, weil das Thema einfach "Pfui!" war und die Union, verfassungsbrechenste Partei Deutschlands, sich gegen die Umsetzung sträubte.

     

    "und in ihrer Zeit als Familienministerin hat Ursula von der Leyhen nebulös von "Verbesserungsbedarf" gesprochen, ohne das je etwas geschah."

     

    Zensursula wollte sich eben nicht die Finger schmutzig machen.

     

    "Auch wenn jetzt in der Debatte fast jedes Format, von NEON und Jauch bis zur TAZ eine zufriedene "Sexarbeiterin" zitiert: Der Löwenanteil der Umsätze wird nicht von der niedlichen Jurastudentin/Gelegenheitsprostituierten oder der selbstbestimmte Hure mit Krankenversicherung gemacht."

     

    Der Löwenanteil wird von Armutsprostituierten aus Osteuropa erwirtschaftet - und gerade denen wird durch das neue faschistoide "Prostituiertenschutzgesetz" gerade massiv geschadet.

     

    "Die größten Gewinnspannen gibt es bei Drogen-, Waffen- und Frauenhandel, und letzteres lohnt sich seit 12 Jahren in Deutschland so richtig, weil es praktisch keinerlei gesetzliche Handhabe mehr dagegen gibt."

     

    Humbug. Die gesetzliche Handhabe gegen Menschenhandel und Zuhälterei hat sich durch das Gesetz von 2002 nicht verschlechtert, allen konservativen Unkenrufen zum Trotz.

  • "Alice Schwarzer hat mit der Emma-Kampagne das einzig Richtige getan: Nämlich mit maximal-Forderungen ordentlich auf den Putz gehauen und damit endlich eine Debatte über Prostitution in Deutschland angestossen."

     

    Alice Schwarzer, die steuerhinterziehende Wahlkämpferin für Frau Merkel, die männerhassende Radikalfeministin die einen oberprüden Feldzug gegen Pornographie und BDSM führte, soll ihrer Ansicht nach also mal etwas richtig gemacht haben.

     

    Diese Person gewordene Bösartigkeit hat gar nichts angestoßen. Die Union wehrte sich schon 2001 gegen die Aufhebung der Sittenwidrigkeit und ärgerte sich darüber nun eine Handhabe verloren zu haben mittels der man "gefallene Mädchen" (altkonservativer Jargon) gängeln konnte. Am liebsten hätte die Union die Prostitution, von der viele ihrer Mitglieder selbst reichlich Gebrauch machten (inklusive minderjähriger Prostituierter, wie ein Fall aus der CSU belegt) komplett verboten. Was mit den Prostituierten geschieht wäre dieser Partei egal gewesen - es waren ja eh meist Ausländerinnen.

    "Das Prostitutionsgesetz der Rot-Grünen-Kolalition von 2002 hat zu einer untragbaren Situation geführt, gegen die Emma und andere Medien in den letzten Jahren immer wieder angeschrieben haben."

     

    Das ist schlicht Humbug. Das Gesetz von 2002 hat den Prostituierten nicht geschadet. Das die Zustände dadurch schlimmer geworden seien, ist unbeweisbar. Menschenhandel und Zuhälterei nehmen ab - Blick in die Kriminalstatistik genügt!

     

    Was tatsächlich Preise in der Prostitution stagnieren ließ und zu hohem Konkurrenzdruck führte war der Zustrom armer Prostituierte aus Osteuropa. Dafür konnte das Gesetz aber nicht. Diesen Zustrom gab es zudem bereits seit den 1990er Jahren.

     

    Und wen meinen Sie neben der EMMA mit "andere Medien"? Andere radikalfeminstische Drecksblätter? Den konservativen Teil der Presse? Evangelikale oder katholische Kirchenblätter?

  • @ Dietmar Brach

     

    "Nur weil man ihm die Menschenwürde verweigert, bedeutet dies nicht, dass er dies auch gegenüber anderen tun darf."

     

    Wie kommen Sie zu der Anklage der Freier Benjamin würde anderen die Menschenwürde verweigern? Das geht doch aus dem Artikel nicht hervor. Was bringt Sie dazu von einem Behinderten das Bild einer Art "Bestie" zu zeichnen?

     

    "Und wenn Lea sagt, sie habe es sich selbst ausgesucht, dann stellt sich schon die Frage welche alternative Optionen ihr denn zur Verfügung standen."

     

    Frauen stehen in Deutschland alle Berufe offen, die auch Männern offen stehen. Wenn Sie sich beklagen das Lea vielleicht sonst hätte putzen gehen müssen, wo bleibt dann ihr Mitleid mit all den Männern die schlecht bezahlte Scheiß-Jobs haben und nicht zwischen dem Job und Prostitution wählen konnten?

    Das diese Debatte mit dem Unterton "Jungfrau in Nöten!" geführt wird, ist reinster Sexismus.

     

    "Das sich Opfer, gerade im sexuellen Bereich, oftmals selbst die Schuld geben, ist doch wirklich nichts neues."

     

    Lea ist für Sie also ein "Opfer" weil sie etwas macht, das Sie moralisch anstößig finden? Abwertender und entmündigender geht es wohl nicht.

  • "Einfach nur den Staus Quo zu akzeptieren, das kann es doch wohl nicht sein."

     

    Dazu das Update von Mai 2018: Jetzt haben wir das ProstSchG und die Situtation wurde für die Prostituierten noch schlimmer. Vielleicht sollte man doch mal den Status Quo akzeptieren - zumindest wenn man so blöd ist wie die GroKo und einem nichts sinnvolles einfällt diesen Zustand zu verbessern.

    Tatsächlich gibt es bessere und auch sanftere Methoden die Zustände in der Prostitution zu verbessern. Dafür braucht man keine Zwangsmaßnahmen. Doch mit der Law-and-Order-Union ist das nicht zu machen.

    Die vielleicht wichtigste Maßnahme wäre die Bekämpfung der Armut gewesen. Doch hat man die letzten Jahren stattdessen die "schwarze Null" wie einen Götzen angebetet.

     

    "Warum hat Benjamin keine Chance auf eine Beziehung für die er für Sex nicht zahlen muss?"

     

    Fragen Sie das die Frauen, die Benjamin ablehnten. Sie werden wohl keine brauchbareren Antworten als "Nicht mein Typ..." erhalten. Oder fragen Sie andere Behinderte, insbesondere Männer, nach ihren Erfahrungen bei der Partnersuche.

    Die Diskriminierung von Behinderten ist faschistisch und der Faschismus lebt in Deutschland sehr subtil weiter.

     

    "Das er im Rollstuhl ist ist weder eine Rechtfertigung für andere, ihn nicht als vollwertigen Mensch zu akzeptieren,"

     

    Sagen Sie das doch den Menschen, die ihn ablehnen. Aber die bekommen Sie ja nicht zu fassen, denn die Ablehung findet statt hinter vorgehaltener Hand, hinter der Stirn oder außerhalb von Benjamins Hörweite. Behindertenfeindlicheit ist althergebrachter "Das-wird-man-doch-noch-sagen-dürfen!"-Faschismus in Deutschland.

     

    "noch eine Rechtfertigung für ihn, Frauen zu kaufen."

     

    Er kauft keine Frau, sonst könnte er sie ja behalten. Vom "Frauen kaufen" sprechen in dieser Debatte nur Leute die sogar freiwillige Prostitution mit Sklavenhandel in Verbindung bringen wollen. Doch der Sprung ist Propaganda auf Stürmer-Niveau.

  • B
    Bernd1963

    Prostitution verbieten wird nicht gehen, sie wird damit nur in die Illegalität gedrängt. Die Lage der Frauen denen Fr. Schwarzer helfen möchte wird sich mit Sicherheit dabei verschlechtern.

    Es ist aber sicherlich richtig das es in der Gesetzgebung Nachbesserungsbedarf gibt.

    In der Diskussion bei Maischberger ist Fr. Schwarzer von Anfang an den anderen Gästen ständig ins Wort gefallen, als einzige ist die Pro-Prostituierte Frau Amber Laine nicht in diesen schlechten Stil verfallen- mir gibt das zu Denken.

    Im Grunde fehlt uns eine Kultur gut und offen mit unserer Sexualität umzugehen. Zu den Suchworten habe ich einen guten und bereits 12 Jahre alten Artikel im Netz gefunden:

    http://www.salvation.de/Eine Sexuelle Kultur.htm

    Auch zu dem Thema:

    http://doch-noch.de/scham-dich/

     

    Durch den doch-noch Blog bin ich dazu gekommen mich weitergehend mit der Sexualität und unseren Umgang damit auseinander zu setzen.

     

    Man muss gar nicht so krasse Fälle wie von Gabriela in der Kontex- Beilage nehmen um zu behaupten das sich viele in ihren Job, der mit Sex nichts zu tun hat, mehr oder weniger prostituieren.

    Wenn hingegen jemand im Sexgewerbe seinen Beruf im Sinne von Berufung gefunden hat wird es der Person damit wesentlich besser gehen als jemanden der irgend einen Job macht.

  • B
    Benjamin

    @Dietmar Brach

     

    Sie meinen also, sich sexuell zu verweigern, sei ein Verstoß gegen die Menschenwürde???

    Selten so einen Unfug gelesen....

  • @ Dietmar Brach

    Zitat "Frauen zu kaufen"

    Wer Frauen kauft gilt laut Gesetz als Menschenhändler. Und solche Personen sollten bestraft werden. Der Freier Kauft aber keine Frau sondern eine sexuelle Dienstleistung. Das mag für viele moralisch verwerflich sein ist aber auf jeden Fall ein riesiger Unterschied zu "Frau kaufen". Im Übrigen bestimmt stets die Frau was bei der sexuellen Dienstleistung passiert.

    Es passt natürlich gut in die von Alice Schwarzer gesteuerten Debatte wenn von Frau kaufen geredet wird, denn dann sind wir ja schnell beim Menschenhandel, nicht weit weg ist dann auch der Waffenhandel und schon stimmt die von A.Schwarzer gesteuerte Moraldebatte.

     

    Wie kommen Sie darauf, dass der Rollstuhlfahrer sich nicht als vollwertiger Mensch akzeptiert wird ?

     

    Lea hat natürlich alternative Optionen Geld zu verdienen. Aber fragt doch mal eine Sexarbeiterin die für eine Stunde 100 Euro kassiert ob sie lieber für 4,50 € beim Subunternehmer putzen geht.

  • DB
    Dietmar Brach

    Mir ist das zu einfach. Einfach nur den Staus Quo zu akzeptieren, das kann es doch wohl nicht sein. Warum hat Benjamin keine Chance auf eine Beziehung für die er für Sex nicht zahlen muss? Das er im Rollstuhl ist ist weder eine Rechtfertigung für andere, ihn nicht als vollwertigen Mensch zu akzeptieren, noch eine Rechtfertigung für ihn, Frauen zu kaufen. Nur weil man ihm die Menschenwürde verweigert, bedeutet dies nicht, dass er dies auch gegenüber anderen tun darf. Und wenn Lea sagt, sie habe es sich selbst ausgesucht, dann stellt sich schon die Frage welche alternative Optionen ihr denn zur Verfügung standen. Das sich Opfer, gerade im sexuellen Bereich, oftmals selbst die Schuld geben, ist doch wirklich nichts neues.

  • Mag ja sein, aber auch da spielt Geld für die Beziehung eine Rolle, wird nur nicht so vordergründig thematisiert.

    • @Rainer B.:

      Ich meine hier die Antwort von "Lichtgestalt"

  • Zum wiederholten Male wird bei uns die taz am Wochenende zur „Bückware“, da die Enkel zu Besuch kommen. Ich hoffe, dass dieses Themensetting nicht wegen der Auflage betrieben wird, sondern dass es ein Anliegen der Redaktion ist, Prostitution von allen Seiten zu beleuchten.

     

    „Das regelt alles der Markt.“ Diese Feststellung passt ja mittlerweile überall. Es formte die kapitalistische Marktkultur aus Menschen und Bürgern Konsumenten und Marktteilnehmer, denen auch die Befriedigung des Sexualtriebs als ein Konsumgut vermittelt wurde. Und der Titel „Der Freier will reden.“, der trifft`s. Huren und Psychiater sind die (gut bezahlten) Dienstleister einer sprachlosen, kaputten Gesellschaft.

     

    @Rainer B.: Nein. Es gibt wirklich Beziehungen zwischen Menschen, die wirtschaftlich nicht voneinander abhängig sind und die viele gemeinsame Interessen haben incl. Sex. Die können sogar in einer Ehe zusammen leben und Kinder und Kindeskinder haben. Bedauerlich, wenn das Ausnahmen sind.

    • @lichtgestalt:

      Seit der vollständigen Herausbildung des Kapitalismus und seiner weltumspannenden Herrschaft gibt es (fast) nirgendwo mehr Menschen , die nicht von Kindesbeinen an unentrinnbar im "geistigen Raum" der Axiome und Kategorieen des fungierenden Kapitalismus' sozialisiert wurden . Das Denken in "Geld" , in Wert-Verwertungskategorieen innerhalb einer Welt universeller Konkurrenz ist sozusagen in ihren Hirnen "festverdrahtet" . Das ist auch der Grund dafür , dass selbst die vom System Abgehängten , "Überflüssigen" , Prekariatsgefährdeten mit Zähnen und Klauen weiter daran festhalten .

  • DD
    Dirk D

    Was wäre, wenn ihr Job verboten würde? Ganz einfach, das ganze würde in dunkelen Hinterzimmern oder in Hotels stattfinden. Genau so, wie es mittlerweile viele Studentinnen, junge Mütter und Hausfrauen machen, um finanziell rum zu kommen. Es gibt in Deutschland sehr viel Prostitution, die im verborgenen stattfindet.

  • K
    Knäckebrot

    Mein Eindruck ist der, daß Prostituierte einen ganz schlechten Ruf in der Gesellschaft haben, obwohl sie doch eigentlich mehrheitlich ausgebeutet werden und

    daher eher Mitgefühl verdienen. D.h. die Not der Prostituierten besteht m.E. zum Teil eindeutig darin, daß sie gesellschaftlich geächtet werden.

    Eigentlich müßte das Gegenteil der Fall sein, Prostituierte müssten in der Gesellschaft hochgeachtet sein.

    An der Stelle müßte man viel mehr tun.

    Eine weitere Möglichkeit könnte darin bestehen, die Form der Prostitution, die wirklich freiwillig ausgeübt wird,

    weil halt damit sehr viel Geld (also konkret wohl ab 100E/h verdient werden kann, gesellschaftlich unterstützt wird. Z.B. durch eine Zertifizierung, etc.)

    So daß potentiellen Freiern mehr Möglichkeiten gegeben wird,Prostitution in Anspruch nehmen zu können, ohne ausbeuten zu müssen.

    Und natürlich auch durch eine massivste gesellschaftliche Ächtung der Freier, die Prostituierte ausbeuten, z.B. auf dem Straßenstrich.

    Mein Eindruck ist der, daß Prostituierte einen ganz schlechten Ruf in der Gesellschaft haben, obwohl sie doch eigentlich mehrheitlich ausgebeutet werden und

    daher eher Mitgefühl verdienen. D.h. die Not der Prostituierten besteht m.E. zum Teil eindeutig darin, daß sie gesellschaftlich geächtet werden.

    Eigentlich müßte das Gegenteil der Fall sein, Prostituierte müssten in der Gesellschaft hochgeachtet sein.

    An der Stelle müßte man viel mehr tun.

    Eine weitere Möglichkeit könnte darin bestehen, die Form der Prostitution, die wirklich freiwillig ausgeübt wird,

    weil halt damit sehr viel Geld (also konkret wohl ab 100E/h verdient werden kann, gesellschaftlich unterstützt wird. Z.B. durch eine Zertifizierung, etc.)

    So daß potentiellen Freiern mehr Möglichkeiten gegeben wird,Prostitution in Anspruch nehmen zu können, ohne ausbeuten zu müssen.

  • K
    Knäckebrot

    Selbstverständlich gibt es sexuelle Beziehungen, in denen Geld keine Rolle spielt.Das ist meiner Erfahrung nach auch die große Mehrheit.

     

    Natürlich gibt es auch sehr viele Beziehungen bzw. Ehen, in denen Geld die Ursache dafür ist, daß ein Paar geheiratet

    hat bzw. eine sexuelle Beziehung führt.

     

    Und oftmals sind es genau diese Menschen, die Prostitution verdammen. Das ist dann die wieder typische Doppelmoral in unsere

    Gesellschaft.

     

    Zum Thema Prostitution an sich:

    Man kann davon ausgehen, daß die allergroße Mehrheit (vermutlich mehr als 90%) der Prostituierten Ihren Job

    nicht machen würden, wenn Sie, was die Bezahlung anbetrifft, eine gleichwertige Alternative hätten.

     

    Eine Lösung liegt klar auf der Hand: Für die Prostituierten, die keinen Job finden, müssen mehr Arbeitsplätze her.

    Bloß wo sollen die herkommen?

    Teilen von bestehenden Arbeitsplätze, ist das von der Mehrheit der Gesellschaft gewollt? Wohl eher nicht, wer verzichtet schon auf ein Drittel bis die Hälte seines

    Einkommen?

    Neue Arbeitsplätze?

    Wird dadurch die Problematik möglicherweise nicht nur ins Ausland verlagert?

    Denn mehr Arbeitsplätzer hier in Deutschland bedeuten in der Regel weniger Arbeitsplätze woanders auf der Welt.

     

    Ein anderer Punkt ist:

    Wie soll man damit umgehen, wenn ein Mensch, eine Frau z.B., als Altenpflegerin oder als Verkäuferin um Supermarkt oder als Friseurin oder als Reinigungskraft

    arbeiten könnte, natürlich mit geringem Einkommen, damit aber nicht zufrieden ist und stattdessen als Prostituierte arbeitet, weil Sie da mehr verdienen kann?

    Ist das Prostitution aus wirtschaftlicher Not heraus oder nicht?

     

    Prostitution zu verbieten, scheint keine Lösung zu sein, weil man damit nur einen Schwarzmarkt schafft,

    auf den man als Gesellschaft noch viel weniger Einfluß hat.

     

    Im Umgang mit Prostitution gilt meiner Ansicht nach der Grundsatz:

    Was man nicht verbieten kann, kann man nur versuchen, zu kontrollieren.

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Zwangsprostitution. - Es ist viel darüber zu lesen. Aber gibt es sie überhaupt? Geschundene und geschlagene Mädchen, ungewaschen und drogenabhängig gemacht. Darauf sollen Freier Lust haben? Das Ganze ist doch nichts weiter als eine Riesen-Propaganda fundamentalistischer und faschistischer Gruppierungen, um möglichst viele Stimmen und vor allem Geld zu erlangen.

    • @774 (Profil gelöscht):

      "..Riesen-Propaganda fundamentalistischer und faschistischer Gruppierungen,.."

       

      2 x 3 macht 4

      Widdewiddewitt und Drei macht Neune !!

      Ich mach' mir die Welt

      Widdewidde wie sie mir gefällt ....

       

      Hey - Pappi Lingstrumpf

      trallari trallahey tralla hoppsasa

      • 7G
        774 (Profil gelöscht)
        @lichtgestalt:

        Haben Sie Beweise, außer Ihrer Trällerei?

    • S
      stpaul
      @774 (Profil gelöscht):

      "Darauf sollen Freier Lust haben?"

      Das ist ja ein rührend-naiver Kommentar.

      Genauso wie es nicht eine Art Prostituierte gibt, gibt es auch nicht die homogene Gruppe "Freier".

      Und dass es für geschundene Körper einen Markt gibt, der nicht aus "ein paar wenigen Perversen" besteht, zeigt doch die große Anzahl der Drogenstriche.

      Auf dem lokalen Drogenstrich hier wird den Frauen von ihren Zuhältern nahgelegt, die angebotene medizische Versorgung von sichtbaren Verletzungen oder Ekzemen nicht wahrzunehmen, weil das ihre Chancen bei Freiern verschlechtert.

      Hilfsangebote für Zwangsprostitutierte als "faschistische Gruppierungen" zu bezeichnen ist ein bisschen weit hergeholt, oder?

      Scheinbar wird heute auf der TAZ jeder noch so abstruse Kommentar aus der Maskulinisten-Ecke freigeschaltet.

    • D
      /dev/random
      @774 (Profil gelöscht):

      Gibt es mit Sicherheit. Man denke nur an die ganzen kaputten Menschen denen so etwas total egal ist.

       

      Ich glaube aber schon, dass das ganze Thema so wie sie sagen aufgebauscht wird. Aus welchen Gründen ist nur die Frage.

  • S
    stpaul

    Alice Schwarzer hat mit der Emma-Kampagne das einzig Richtige getan: Nämlich mit maximal-Forderungen ordentlich auf den Putz gehauen und damit endlich eine Debatte über Prostitution in Deutschland angestossen.

    Das Prostitutionsgesetz der Rot-Grünen-Kolalition von 2002 hat zu einer untragbaren Situation geführt, gegen die Emma und andere Medien in den letzten Jahren immer wieder angeschrieben haben.

    Folgen: gleich Null. Ex-Ministerin Ulla Schmidt wiederholte weiterhin mantra-artig, das Gesetz sei im Kern gut und in ihrer Zeit als Familienministerin hat Ursula von der Leyhen nebulös von "Verbesserungsbedarf" gesprochen, ohne das je etwas geschah.

    Auch wenn jetzt in der Debatte fast jedes Format, von NEON und Jauch bis zur TAZ eine zufriedene "Sexarbeiterin" zitiert: Der Löwenanteil der Umsätze wird nicht von der niedlichen Jurastudentin/Gelegenheitsprostituierten oder der selbstbestimmte Hure mit Krankenversicherung gemacht. Die größten Gewinnspannen gibt es bei Drogen-, Waffen- und Frauenhandel, und letzteres lohnt sich seit 12 Jahren in Deutschland so richtig, weil es praktisch keinerlei gesetzliche Handhabe mehr dagegen gibt.

  • KB
    Karol B.

    Ich denke, dass es zwei Bereiche der Prostitution gibt:

    Einerseits die, bei der sich, in ihrer Entscheidung freie Erwachsen im gegenseitigen Einvernehmen dazu entschließen die Dienstleistung Sex zu kaufen und zu verkaufen.

    Andererseits gibt es Zwangsprostitution, auf der Grundlage von Menschenraub, Freiheitsberaubung, Misshandlung, Folter, Vergewaltigung und Demütigung – alles strafbare Handlungen, denen von Seiten der der Strafverfolgungsbehörden nachgegangen werden muss und für die die Verbrecher zu bestrafen sind – von mir aus mithilfe verdeckter Ermittler im Milieu.

    Prostitution in der erstgenannten Form halte ich für völlig legitim, nicht zu Letzt, weil eben Männer oder auch Frauen, die es sonst schwer haben einen Sexualpartner zu finden, so auch ab und an zum Schuss kommen können.

    Es ist doch pure Heuchelei, dass die Gesellschaft so etwas nicht braucht. Ich gehe z.B. nicht in den Puff, sondern habe halt mein Abo bei einem Internet-Anbieter und lade mir dort meine monatliche Dosis Porn runter. So toll der Sex mit meiner Frau qualitativ betrachtet auch ist, quantitativ reicht mir das bei weitem nicht.

    Andere Menschen haben Affären, um ihren Trieb zu befriedigen – One-Night-Stands, Langzeitaffären, Doppel- und Dreifachbeziehungen. Ich möchte behaupten, dass es auch anlässlich solchen Gebarens regelmäßig zu Verletzungen kommt – seelischer aber auch körperlicher Art. Und nicht selten enden Beziehungsprobleme mit dem Tod.

    Meine Frau akzeptiert, dass ich andere Frauen (und wenn ich Bock habe auch mal Männer) visuell konsumiere. Ich bin mir sicher, dass unsere Beziehung davon profitiert. Ich glaube, dass Prostitution auch dazu in der Lage ist Druck innerhalb der Gesellschaft abzubauen. Wir sollten sie erhalten und schützen. Das Verbrechen jedoch muss mit aller Macht und Härte bekämpft werden.

  • G
    gast

    Selbst Frau Schwarzer weiss, dass käuflicher Sex nicht vollständig abzuschaffen sein wird, so wie im geschilderten Fall. Wer aber in der Diskussion mit vorgeschobener Liberalität argumentiert, verdrängt dabei das Problem der Zwangsprostitution. Und ja, Zwang ist nicht nur auf physische Gewalt beschränkt. Es ist unverständlich, dass man in einem angeblich so modernen Land wie der BRD die Opfer weitgehend ignoriert. Zumal sie auf lange Sicht nicht die einzigen bleiben werden. Im Kielwasser der Zwangsprostitution folgt der ganze Rattenschwanz der organisierten Kriminalität.

  • N
    Nebengleis

    Nun ja, mit Romantik klingt es besser. Mir wäre es lieber, die gesamte deutsche Gesellschaft würde die gleiche Energie in die Inklusion von Menschen mit Behinderungen investieren wie in das Schönreden der Prostitution. Da könnte es dann glatt auch um Frauen mit Behinderungen gehen. Und irgendwie haben die – wie die meisten Männer auch – andere Probleme – professionelle Berufsbegleitung, damit sie ihre Jobs machen können, Anerkennung ihrer Fähigkeiten und eine andere Einstellung zu Menschen und zu Sexualität. Die werden wir aber nicht kriegen, solange Prostitution als ziemlich normales Verhältnis zwischen Männern und Frauen gilt. Heteronormativer geht es kaum.

    Ansonsten … diejenigen, die „Mädchen“ mit blauen Striemen und leisen Nebensätzen gefunden haben, waren natürlich alle bei der Polizei. Oder haben da anonym etwas gemeldet. Ganz bestimmt.

    Normales Verhältnis zwischen Männern und Frauen – eigentlich bin fast erleichtert über den netten Titel. Ein Freier und „seine“ Prostituierte. Fragen erübrigen sich. Aber – „Eine Prostituierte und „ihr“ Freier“ kommt bestimmt bald.

    Und – wann fangt ihr denn an, über all das zu reden, was immer nur angekündigt wird?

  • Sexuelle Beziehungen, in denen Geld keine Rolle spielt, gibt es nur in romantischen Phantasien. Die aktuelle Diskussion über Prostitution, Huren und Freier ist doch ein einziges Ablenkungsthema. Arbeitet man sich an der Ausnahme ab, weil man die Regel verschonen will, oder ist die Ausnahme mittlerweile längst die Regel? Im Kapitalismus werden alle Menschen ausnahmslos mehr oder weniger bezahlt und gekauft. Daran läßt sich nichts mehr schönficken - hier wie dort.

    • @Rainer B.:

      " Im Kapitalismus werden alle Menschen ausnahmslos mehr oder weniger bezahlt und gekauft."

       

      Das ist aber nur die halbe Wahrheit . Denn die Menschen sind ja keine Marionetten , die selber willenlos von einer von einem Meta-Subjekt namens Kapitalismus an Fäden gezogen werden . Außer den Menschen selbst gibt es keine "höhere" Quasi-Naturinstanz , die das gesellschaftliche Verhältnis der Menschen vorgibt . Letzters ist vielmehr ein historisch Menschengemachtes , als solches erkennbar und kritisierbar ,... und überwindbar .

      • @APOKALYPTIKER:

        Ich hoffe sehr, dass Sie recht haben. Als "Naturinstanz" würde ich den Kapitalismus bestimmt auch nicht bezeichnen, aber seine Auswirkungen machen ihn durchaus vergleichbar mit einer Naturkatastrophe. Es gibt leider keinen Katastrophenplan und ich sehe kaum Bereitschaft, darüber auch nur nachzudenken.

    • DS
      Der Schwede
      @Rainer B.:

      Ich komme aus Schweden, wo dieses Thema um einiges tabuisierter ist, als hier. Es hatte mich auch vor einigen Jahren dazu veranlasst, Berliner Bordelle abzufotografieren. Die Kamera war mein Alibi, die es mir ermöglichte, reinzugehen, ohne Sex zu kaufen. Was ich erstaunlich fand, war der extrem hohe Anteil an ausländischen Prostituierten in den Bordellen. Es sind keine objektive Zahlen, aber ich hatte den Eindruck, dass 9 von 10 Arbeiterinnen aus dem Ausland kamen. Wenn ich darüber nachdenke, welche Hindernisse es MigrantInnen in Deutschland gestellt werden, und an die strukturelle Diskrimminierung auf dem Arbeitsmarkt, finde ich die Prostitutionsdebatte etwas abwegig. Es ist, als würde man sagen: "Du kannst dich hier gerne verkaufen, aber einen anständigen Job? Nöö.."

      • @Der Schwede:

        Das ist doch genau der Punkt. Solange es keine Alternativen gibt, führt diese Diskussion nur zu Stigmatisierung und Illegalisierung der Prostituierten. Insofern handelt es sich auch nur um eine Scheindiskussion, weil sie das Ergebnis ja immer bereits vorwegnimmt und nur den jeweiligen eigenen Vorurteilen zum Erfolg verhilft.

        Der "extrem hohe Anteil an ausländischen Prostituierten" überrascht mich nicht wirklich. Wer ins Bordell geht, sucht Abwechslung und Exotisches. Nicht jede Frau, die ausländisch aussieht, ist es aber auch. Ich lebe in Hamburg und wie in jeder größeren Hafenstadt gehört Prostitution hier seit jeher zur Normalität. Es gibt hier sehr viele Leute, die zwar noch ausländische Wurzeln haben, aber schon hier aufgewachsen sind. Sie sind keine Ausländer, auch wenn sie so aussehen.

  • R
    reblek

    "Was wäre, wenn ihr Job verboten würde? Wo Benjamin doch 'vom Beziehungsmarkt aussortiert' ist." - Ganz sicher nicht "wo", sondern "da", weil es sich nicht um eine Ortsbestimmung handelt, sondern um eine Begründung.

  • R
    Ruhender

    Wer Prostitution ganz verbieten will, weil teilweise Schindluder damit getrieben wird, müßte z.B. auch Fleischkonsum und Klamottenverkauf komplett verbieten, weil in beiden Bereichen Arbeiter schamlos ausgebeutet werden, bis weit unter die Grenze der Menschenwürde. Reine Heuchelei, das.

  • B
    Balduin

    Die Prostituierten: Sie sind nicht Dienstleister. Dienstleister machen für wenig Geld langweilige und nervtötende Jobs und müssen ihren Kunden täglich in den Arsch kriechen. Prostituierte dagegen sind Frauen, die gerne viel Sex haben und die sich nicht in ein Korsett von falsch verstandener Emanzipation zwängen wollen. Sie sind mit die Letzten in dieser Gesellschaft, die ein Leben gegen alle Normen wagen. Sie haben die spießige Doppelmoral längst durchschaut und pfeifen drauf. Und allein deshalb bekommen sie so viel Gegenwind, sie und ihre Freier: Dämonisierung, Kriminalisierung, Bevormundung wurde stets jenen zu Teil, die sich nicht anpassen wollen, die sich nicht selbst verraten und die sich nicht unterdrücken lassen.

     

    Die Prostituierte und ihre Freier: Fester Bestandteil menschlichen Lebens seit jeher. Allein schon die Kundenzahlen zeigen dies ganz klar: Keine exotische Randerscheinung, sondern soziale Normalität inmitten einer Gesellschaft, die das nicht wahrhaben will.

  • B
    Balduin

    Wenn Politiker und Prominente diesen Appell unterzeichnet haben, bedeutet das gar nichts: Erstens haben deren Stimmen nicht mehr Gewicht, als die jedes anderen Bürgers. Zweitens kann bei der in diesen Kreisen üblichen Heuchelei davon ausgegangen werden, daß die meisten davon selbst gelegentlich oder regelmäßig mit Prostituierten zugange sind.

     

    Im übrigen muß man nicht "vom Markt aussortiert sein", um sich mit Prostituierten zu vergnügen: Mancher findet bei seiner Frau nicht, was zur sexuellen Zufriedenheit gehört, andere haben einfach Lust auf Abwechslung. Nicht zuletzt ist Prostitution die letzte verbliebene Insel der freien Sexualität in dieser durchkommerzialisierten und von Pseudomoral verseuchten Gesellschaft.

     

    Und ja, ob es Moralisten und Heuchlern paßt oder nicht: Nicht wenige Prostituierte haben sich dafür entschieden, weil sie gerne mit vielen Männern unverbindlichen Sex haben wollen. Was zum Teufel ist daran eigentlich falsch? Viele Frauen, die diesen Weg gehen, würden sich in einer üblichen Partnerschaft frustrieren und zu Tode langweilen oder haben keine Lust auf einen herkömmlichen Spießerberuf, welcher mehr lebenswerte Zeit auffrißt, als er durch die Bezahlung wettmachen kann.

  • W
    Werner

    Prostitution kann man nicht abschaffen. Kirchen kann man auch nicht abschaffen Beide Institutionen leben von der Sünde.

  • W
    Wolfgang

    Prostitution, ältestes Gewerbe auf der Welt. Warum nicht, wenn die Regeln eingehalten werden? Sex ist keine Sünde. Sex ist sogar notwendig. Ohne Sex keine menschlichen Freuden, eigentlich das einzige, was noch hebt und das Leben lebenswert macht. Es ist so, wie mit dem Alkohol, einfach gläschenweise genießen.