CSD-Wochenende in Berlin: 7,4 Kilometer Party
Zum CSD in Berlin am Samstag werden Hunderttausende erwartet. Sie wollen nach den Corona-Einschränkungen der vergangenen Jahre wieder richtig feiern.
Der Demonstrationszug führt auf einer 7,4 Kilometer langen Strecke durch mehrere Berliner Stadtteile. Mit dabei sind laut Veranstalter 96 Fahrzeuge und mindestens 80 Fußgruppen aus aller Welt – so viele wie noch nie beim CSD in Berlin, der nun seine 44. Auflage erlebt.
Dabei sind auch Menschen aus der Ukraine, die sich seit fünf Monaten eines russischen Angriffskrieges erwehren muss. Diesen wurde ein Truck gestellt, ihre Reisekosten wurden übernommen. „Es ist uns wichtig, hier ganz deutlich ein Zeichen gegen Hass, Diskriminierung und Krieg zu setzen“, erklärte Ulli Pridat vom Vorstand des Berliner CSD.
In Bewegung setzt sich der Zug nach einer Kundgebung am Spittelmarkt gegen 12 Uhr auf der Leipziger Straße in Mitte. Dann geht es Richtung Westen über den Potsdamer Platz bis zum Nollendorfplatz in Schöneberg, dann nach Norden zum Großen Stern im Tiergarten und dann Richtung Osten zum Brandenburger Tor. Dort ist anschließend bis in den Abend hinein eine bunte Abschlussfeier mit Redebeiträgen und Musik geplant.
Der Christopher Street Day wird weltweit gefeiert. In vielen deutschen Städten fanden dazu bereits seit Mai Veranstaltungen statt, weitere sind bis in den August hinein geplant. Zurück geht die Bewegung auf Ereignisse im Juni 1969, als Polizisten in New York eine Bar in der Christopher Street stürmten und so einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transmenschen auslösten.
Regenbogenfahne auf dem Reichstag
Novum in Berlin: Anlässlich der 44. CSD-Auflage werden erstmals drei Regenbogenfahnen am und auf dem Reichstagsgebäude wehen, dem Sitz des Bundestags. Eine Flagge soll am Samstagmorgen auf einem Turm des Gebäudes gehisst werden, je eine weitere vor der Ost- und der Westseite. Erst im April hatte das Innenministerium offiziell die Genehmigung erteilt, dass die Regenbogenflagge zu bestimmten Anlässen vor Dienstgebäuden des Bundes gehisst werden darf.
Bereits am Freitag wurde die Flagge, die als Symbol der queeren Community gilt, vor der Berliner Senatsverwaltung für Justiz gehisst – in Gedenken an die Opfer eines Anschlags auf eine Schwulen-Bar in der norwegischen Hauptstadt Oslo vor einem Monat. Ein Angreifer feuerte damals Schüsse rund um eine Schwulen-Bar ab: Zwei Menschen starben, 21 weitere wurden verletzt. Der norwegische Geheimdienst PST stufte die Attacke als islamistischen Terroranschlag ein.
Wegen der Pandemie fiel viel aus
In den letzten beiden Corona-Jahren fand der CSD in Berlin nur eingeschränkt statt. 2020 wurde die Parade offiziell abgesagt, einige Tausend Menschen gingen trotzdem bei einer Alternativveranstaltung auf die Straße. 2021 demonstrierten Zehntausende bei einer abgespeckten CSD-Parade unter strikten Corona-Auflagen, zudem galt ein Alkoholverbot.
In diesem Jahr gelten keine Einschränkungen wegen Corona, allerdings macht sich der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg wegen der Affenpocken Sorgen. Zwar sei das Übertragungsrisiko bei der Demo selbst relativ gering nach bisherigem Kenntnisstand. Allerdings gebe es viele Veranstaltungen drumherum, auch Partys mit viel Sex in Darkrooms.
Dyke-March bereits am Freitag
Die große CSD-Demo markiert den Höhepunkt zahlreicher Veranstaltungen, die in den vergangenen Tagen und Wochen im Zuge eines „Pride Months“ in Berlin stattfanden. Dazu gehörten das lesbisch-schwule Straßenfest in Schöneberg am vergangenen Wochenende, der „CSD auf der Spree“ am vergangenen Donnerstag und der „Dyke March für lesbische Sichtbarkeit“, der am Freitagabend vom Platz der Luftbrücke in Tempelhof zum S-Bahnhof Treptower Park führen soll.
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