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CO2-Ziele in GroßbritannienLondon zieht beim Klima an

Großbritannien will bis 2035 die Treibhausgasemissionen um 78 Prozent senken. Ein großer Fortschritt ist das allerdings nicht.

Er will strengere Klimaziele: Boris Johnson Foto: reuters

London taz | Die britische Regierung will die Senkung von Treibhausgasemissionen mit einem neuen Ziel beschleunigen. Bis 2035 sollen die Emissionen im Vergleich zu 1990 um mindestens 78 Prozent reduziert werden, berichten zahlreiche britische Medien. Details sollen erst später in der Woche bekannt werden. Angenommen wird, dass vor allem Luft- und Schifffahrt verstärkt zu den Klimazielen beitragen sollen. Einen großen Fortschritt bedeuten die Pläne allerdings nicht: Bisher plante das Vereinigte Königreich bereits eine Senkung von 68 Prozent gegenüber den 1990er-Werten bis zum Jahr 2030.

Laut dem britischen Klimagesetz müssen Regierungen ihre Klimaziele für je fünf Jahre über ihre Legislaturperiode hinaus festsetzen. Die 78-Prozent-Marke wurde bereits im Dezember vom unabhängigen Klimawandelkomitee vorgeschlagen, das die Regierung berät. Das Gremium hatte neben schärferen Luft-und Schifffahrtswerten auch Fortschritte bei erneuerbaren Energien, bei Aufforstung, Tierproduktion und Industrie gefordert.

Die neuen Ziele scheinen auch im Zusammenhang mit dem bevorstehenden virtuellen Klimagipfel mit den USA und 40 anderen Ländern ab Donnerstag zu stehen. Ab November ist Großbritannien zudem Gastgeber des UN-Klimagipfels. Die COP26-Klimakonferenz soll im schottischen Glasgow stattfinden.

Bereits jetzt ist bekannt, dass Großbritannien den Verkauf neuer Benzinfahrzeuge ab 2030 verbieten und die Windenergie stark ausbauen will. Ed Milliband, Wirtschaftsschattenminister der Labouropposition, beanstandete, dass es der Regierung anscheinend mehr um das Verkünden aufsehenerregender Zahlen gehe als um eine Politik, die solche Werte tatsächlich erreichen kann.

Trotzdem Kohlemine geplant

Als Beispiel nannte Milliband den geplanten Bau einer Kohlemine in der Grafschaft Cumbria im Nordwesten Englands, außerdem das schnelle Ende eines Milliardenprogramms, mit dem Häuser energieeffizienter gemacht werden sollten.

Andere KritikerInnen verwiesen auf den genehmigten Ausbau des Londoner Flughafens Heathrow und die Erweiterungen weiterer Airports sowie auf Öl- und -Gasexplorationen in der Nordsee. Viele sehen auch den Bau der Hochgeschwindigkeitsbahn HS2 als nicht vereinbar mit den Klimazielen.

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2 Kommentare

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  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Es scheint sich immer noch nicht herum gesprochen zu haben das Brexit Boris dem Typ von Politkern entspricht, die - sehr freundlich beschrieben - ihre Augabe darin sehen, durch tricksen & täuschen die Realität mit den buntesten Farben einzufärben.

    Methode "Brexit means Brexit" bedeutet das faktische Erkenntnisse den 10 x fachen Aufwand benötigen um reale Trends sichtbar zu machen.

    Das gildet nicht nur für britische Wirtschaftsdaten & für die Einwanderungspolitik sondern auch für den Klimaschutz.

    Die frühere Energie- und Klimasekretärin Amber Rudd (Tory) beschrieb kürzlich den Klimafortschritt in UK als „Schaukeln und Kreisverkehr“.

    Windkraftanlagen drehen sich vielleicht, aber wenn es darum geht, Häuser zu begrünen & nachhaltig zu heizen oder den CO2 Ausstoss durch Verteuerung zu begrenzen versagen sämtliche unter Umständen vorhandene Impulse, Klimapolitik auch umzusetzen.

    Das jüngste Programm, das "Green Homes Grant" der Regierung, sollte das Flaggschiff der britischen Klimapolitik sein. In weniger als einem Jahr wurde es jedoch vom Finanzministerium verschrottet, welches noch nicht einmal das Ausmaß der ökologischen Krise oder das Ausmaß der wirtschaftlichen Möglichkeiten verstanden hat.

    UK gehört zu den Ländern in der westlichen Hemnisphäre mit dem geringsten Baumbestand & dem furchbarsten Zustand der Flüsse trotzdem genügend Wasser vorhanden ist. Britische Plän stehen darüber hinaus im diametralen Kontrast zu den französischen Bemühungen, Inlandsflüge durch Bahnverkehr zu begrenzen.

    Klartext:



    Warme Worte von Brexit Boris ersetzen Handeln im Bereich der Klimapolitik nicht unbedingt. Selbst bei großzügiger Berücksichtigung der jüngsten Regierungsinitiativen werden die Treibhausgasemissionen Großbritanniens im Jahr 2030 immer noch um fast 40% höher sein als die Marge, die in 2030 benötigt wird um das rechtsverbindliches 2050-Netto-Null-CO2 -Ausstoss - Ziel zu erreichen.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Nur mit CCS - Carbon Capture & Storage - ist das Ziel zu erreichen.



    Oder aber man spart drastisch Energie ein. Das wird spaßig.