CDU nach Landtagswahl in Brandenburg: Bloß kein Fehlstart-Feeling
Friedrich Merz ist offiziell Kanzlerkandidat der CDU. Nach der Niederlage bei der Wahl in Brandenburg ist von Selbstkritik jedoch nichts zu hören.
![Friedrich Merz und Jan Redmann Friedrich Merz und Jan Redmann](https://taz.de/picture/7258862/14/Brandenburg-Landtagswahl-CDU-1.jpeg)
Gerne hätte Friedrich Merz wohl an diesem Montagmittag auf den Mann verzichtet, der da links neben ihm auf der Bühne in der Berliner CDU-Zentrale steht. Am Morgen hatten die Vorstände von CDU und CSU Merz einstimmig zum Kanzlerkandidaten der Unionsparteien für die Bundestagswahl nominiert, das Kanzleramt ist damit in greifbare Nähe gerückt. Im kommenden Jahr könnte der politische Lebenstraum des CDU-Chefs also in Erfüllung gehen. Doch jetzt muss Merz sich erst einmal zu der Wahlniederlage seiner Partei in Brandenburg äußern.
Dort ist die CDU am Sonntag nicht nur damit gescheitert, als ernsthafter Player im Kampf um Platz eins mitzuspielen, sie ist noch hinter dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gelandet – mit gerade 12,1 Prozent. Und weil das für eine Koalition mit der SPD zu wenig ist, spricht viel dafür, dass die CDU in Potsdam in der Opposition endet. „Schmerzhaft“ sei das, sagt Merz und dass die CDU zwischen SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke und der AfD „zerrieben“ worden sei.
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Jan Redmann, der Mann, der links neben Merz auf der Bühne steht und Spitzenkandidat in Brandenburg war, hat dafür auch schon einen Schuldigen ausgemacht: Woidke und dessen Ankündigung abzutreten, wenn die AfD vor der SPD liegen würde. Die Polarisierung habe der CDU auf zwei Seiten geschadet, so Redmann. Wer Woidke als Ministerpräsident behalten wollte, habe SPD gewählt, wer ihn loswerden wollte, für die AfD gestimmt. Selbstkritische Worte: keine. Ableitungen für die Bundestagswahl: ebenfalls null. Dabei könnte man natürlich debattieren, ob die Migrationsdebatte der CDU geholfen hat. Oder fragen, wie entscheidend ein populärer Spitzenmann für einen Wahlsieg ist. Und was das für den nur mäßig populären Merz bedeutet.
Es ist kein richtig schöner Auftakt für den nun auch offiziellen Kanzlerkandidaten. Im Adenauer-Haus ist es die Aufgabe von Generalsekretär Carsten Linnemann, dem dritten Mann auf der Bühne, die Kurve zu nehmen und den Gedanken gar nicht aufkommen zu lassen, die vergeigte Brandenburg-Wahl könnte ein Fehlstart für den Chef sein. Drei Jahre nach der verlorenen Bundestagswahl sei die „alte Stärke“ der CDU zurück, lobt Linnemann und betont, das Land müsse endlich wieder vernünftig regiert werden. Merz sei daher der „richtige Mann zur richtigen Zeit“.
Merz selbst sagt noch, er rechne mit einem harten Wahlkampf inklusive persönlicher Herabsetzungen. „Wir werden da ganz konsequent mit Sachthemen antworten.“ Wirtschaftspolitik solle dabei eines der zentralen Themen werden, aber auch bei sozialen Themen wie Rente, Pflege und Krankenversicherung werde die CDU präzise Vorschläge“ machen.
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