CDU-Rechtsaußen scheitert in Thüringen: Maaßen säuft ab
Der umstrittene Ex-Verfassungsschutzchef scheitert in Südthüringen mit seiner Bundestagskandidatur. Statt seiner holt ein SPD-Mann das Direktmandat.
Der erst im Frühjahr in die SPD eingetretene Olympiasieger und ehemalige Biathlon-Bundestrainer Ullrich gewann mit etwa einem Drittel der Erststimmen das Direktmandat in Südthüringen. Maaßen dagegen erreichte lediglich 22,3 Prozent, liegt damit nur knapp vor dem AfD-Kandidaten Jürgen Treutler. Die AfD holte dafür die meisten Zweitstimmen im Wahlkreis.
Am Wahlabend hatte die ganze Bundesrepublik aber vor allem wegen der Direktkandidaten, genauer wegen Maaßen auf den Wahlkreis geblickt. Er war vom Landtagsabgeordneten Michael Heym nach Südthüringen gerufen worden, nachdem der Wahlkreis seinen CDU-Bundestagsabgeordneten Mark Hauptmann verloren hatte. Der hatte sein Mandat niedergelegt, nach Vorwürfen im Zusammenhang mit den Maskenaffären der CDU und Anschuldigungen, er sei in die sogenannte Aserbaidschan-Connection verwickelt.
Zu den Unterstützern Maaßens zählten Rechte wie Thilo Sarrazin oder der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Rainer Wendt. Überraschend und für viele Thüringer enttäuschend schlug sich aber auch die ehemalige Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) auf die Seite des in der Union höchst umstrittenen Ultrakonservativen.
Support von Neonazis
Unterstützt wurde Maaßen auch von Thüringens bekanntestem Neonazi, Tommy Frenck, der unter anderem die berüchtigten Rechtsrockkonzerte in Themar organisiert hatte. Frenck bot Maaßen vor der Wahl nicht nur seine Unterstützung an, sondern rief am Wahltag auch per Facebook zu dessen Wahl auf. Geholfen hat es nichts.
Am Sonntag hielt der CDU-Kreisverband Schmalkalden-Meiningen den Ort seiner Wahlparty bis zum Nachmittag geheim und schirmte Maaßen schließlich mit einer geschlossenen Veranstaltung in Zella-Mehlis vor der Presse ab. Mit Bier standen dessen Unionsanhänger dennoch lärmend und scheinbar unbeeindruckt draußen vor dem Veranstaltungsort. Der taz wurde der Zutritt zu einem angekündigten Pressestatement verwehrt. Ein bulliger Türsteher sagte: „Es ist alles erledigt“ und wünschte eine „gute Heimfahrt“.
„Maaßen ist hier als fremd empfunden worden“, erklärt SPD-Kreisvorsitzender Christoph Zimmermann. Anbiederungsversuche hätten nicht gefruchtet. „Ich bin froh, wenn er wieder verschwindet. Den braucht hier keiner“, stimmt der Meininger Oberbürgermeister Fabian Giesder ein.
Der siegreiche Ullrich ging auf seinen unterlegenen CDU-Kontrahenten gar nicht erst ein. „Es fühlt sich tatsächlich wie ein Olympiasieg an“, bedankte sich der nach wie vor drahtige Mann. Er dankte in seiner zurückhaltenden Art seiner Frau und den zahlreichen Wahlhelfern.
Die Linke ist sauer auf Campact
Von der SPD gefeiert, ist Ullrich bei der Linken nicht beliebt. „Was kann er denn schon außer Sport“, wurde auf deren Wahlparty in Suhl Ullrichs fachliche Kompetenz angezweifelt. Hier gilt er als politisch naiv. „Das rot-rot-grüne Bündnis hat funktioniert, ohne dass wir etwas unternehmen mussten“, freut sich dennoch Linken-Kandidat und DGB-Landeschef Sandro Witt über den Erfolg seines Freundes Ullrich. Witt erreichte nur 8,4 Prozent.
Anders als von einigen Linken behauptet, hat es nach Auskunft des Campact-Bündnisses kurz vor der Wahl keine Aufrufe zur Verhinderung Maaßens in Südthüringer Briefkästen gegeben. Lediglich 4 950 der bekannten Türanhänger mit dem Appell, eine wirklich klimafreundliche Partei zu wählen, seien auch im Wahlkreis 196 bestellt worden. Der SPD-Kreisverband Schmalkalden-Meiningen bestritt ebenfalls jede aktive Zusammenarbeit mit Campact. Für deren auch in anderen Wahlkreisen erfolgten Aufrufen im Internet zu taktischem Wahlverhalten sei man nicht verantwortlich. Der Linken-Kreisverband berichtet von gezielten E-Mail-Anschreiben unter der Überschrift „Ein Bollwerk gegen Maaßen“.
Die CDU bereitet angeblich eine Klage wegen Verstoßes gegen das Parteiengesetz vor. Dabei könnte es um Campact-Spendenaufrufe zugunsten der SPD und Werbung für Frank Ullrich gehen.
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