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CDU-Bürgermeister über Abschiebungen„Die Anständigen müssen gehen“

Wenn es um Abschiebungen geht, legt er sich gerne mit seiner Partei an. Richard Arnold, CDU-Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, ist sauer.

Flüchtlinge und Helfer entmüllen in Schwäbisch Gmünd ein Waldstück Foto: dpa
Benno Stieber
Interview von Benno Stieber

taz: Herr Arnold, Sie haben sich bei Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl über die Abschiebepolitik beschwert. Was läuft schief?

Richard Arnold: Das Schlimme ist, es geht doch nur noch darum, wer schiebt am meisten ab. Wenn aber nur auf die Zahlen geschaut wird, dann trifft man die Falschen. Straffällig gewordene Flüchtlinge warten auf ihren Prozess, die können nicht abgeschoben werden, Kranke können auch nicht abgeschoben werden. Da bleiben die übrig, die greifbar sind. Das sind aber meist die Integrierten. Leute, die in den Betrieben hier vor Ort eine Ausbildung angefangen haben oder von Ehrenamtlichen mit riesiger Motivation betreut werden.

Was sagen Ihre Bürger dazu?

Es kommen Ehrenamtliche, Unternehmer und Handwerker aufs Rathaus und sagen: Das kann’s ja wohl nicht sein, dass wir Menschen integriert haben und jetzt werden die rausgerissen. Wir haben doch einen Haufen investiert. Das ist nicht nur menschlich schlimm, sondern auch ökonomisch Nonsens.

Die Innenminister sagen kühl, geltendes Recht müsse halt vollzogen werden.

Stimmt. Wer mit dem Gesetz in Konflikt gerät oder einfach keinen Bock auf Integration hat, der kann nicht bleiben. Aber das Unanständige ist doch, dass im Moment die Anständigen gehen müssen.

Bild: privat
Im Interview: Richard Arnold

58 Jahre, ist seit Juli 2009 Oberbürgermeister der baden-württembergischen Stadt Schwäbisch Gmünd und Mitglied der CDU.

Was ist Ihr Vorschlag?

Wir als Städte sollten nicht gezwungen sein, den Dingen ihren Lauf zu lassen, wenn die Abschiebebescheide vom Regierungspräsidium kommen. Wir wissen am besten, wer sich integriert hat und wer nicht. Damit da aber nicht Willkür herrscht, habe ich schon vor zwei Jahren, als die erste Flüchtlingswelle kam, zusammen mit Boris Palmer vorgeschlagen, man möge doch endlich mal Kriterien festlegen: Was muss ein Asylbewerber leisten, um aus dem Asylverfahren herauszukommen und dauerhaft bleiben zu dürfen? Wir haben das Einwanderungsampel genannt.

Wer soll denn einwandern dürfen?

Wir haben im Moment 213.000 ausreisepflichtige Asylbewerber in Deutschland. Tausende davon zahlen in unsere Rentenkasse und die Krankenkasse ein. Die sind von keinerlei staatlicher Unterstützung abhängig und sorgen für sich selbst. Denen sollten wir eine Brücke bauen, dass sie in ein Einwanderungsverfahren kommen.

Ein Einwanderungsgesetz wird von der Union ja seit Jahren verhindert.

Wenn man es mal rein ökonomisch sieht, ist das Verschwendung von Steuergeldern. Allein in Schwäbisch Gmünd haben wir zehn oder elf Flüchtlinge, die eine Altenpflegerausbildung machen. Diese Ausbildung fällt aber nicht unter das Integra­tions­gesetz. Das heißt, wer von denen eine Ablehnung bekommt, dem droht Abschiebung. Die einzige Lösung ist dann eine Härtefallregelung. Aber auch da heißt es vom Land: Jetzt genehmigt mal nicht so viele Härtefälle, wir müssen doch Härte zeigen.

Sie haben Strobl Wahlkampfkalkül vorgeworfen. Was hat er Ihnen geantwortet?

Bis jetzt gar nichts. Aber es gibt ja nicht nur einen Innenminister. Wir haben hier doch einen grünen Ministerpräsidenten! Was hindert ihn, eine Bundesratsinitiative für eine Einwanderungsregelung zu starten? Was hindert ihn daran, die Kommunen bei den Abschiebe-Entscheidungen zu beteiligen? Nichts!

Bis auf den bevorstehenden Bundestagswahlkampf und die Angst vor Populisten.

Wissen Sie, ich hab gerade auch Wahlkampf. Im Mai stelle ich mich als OB zur Wiederwahl. Mal schauen. Ich glaube trotzdem daran, dass man Menschen mit Argumenten von der richtigen Politik überzeugen kann.

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16 Kommentare

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  • Der ist ja richtig gut! Hoffentlich bleibt ihr am Ball und berichtet weiter in der Richtung. Öffentlichkeit ist ja irgendwie alles! Was der Mann da sagt, sagen die Spezialisten in Flüchtlingsfragen schon lange, niemand hat gehört. Die Grünen waren auch mal dabei... wo seid ihr?? Es ist auch interessant, wie sog. konservative in Sachen Flüchtlinge oft entgegen dem Stereotyp handeln und denken. Selbst mein alter Herr, CSU Mitglied rein aus beruflichem Kalkül - der hilft nun ehrenamtlich afrikanischen Flüchtlingen und ihren Familien durch Behördendschungel und Deutschlernbûcher in der tiefen bayrischen Provinz!

  • „Das Schlimme ist, es geht doch nur noch darum, wer schiebt am meisten ab. Wenn aber nur auf die Zahlen geschaut wird, dann trifft man die Falschen.“

     

    Flüchtlinge aus Berlin abgeschoben: In Lebensgefahr - taz.de

    http://www.taz.de/!5048121/

     

    19.02.2014 - Eine Familie wird nach Polen abgeschoben, obwohl die Versorgung der behinderten Kinder dort nicht gegeben ist.

  • Übrigens sind die Menschen aus den Regionen der Tyrannei und Krieg nicht gekommen, um den Deutschen ihre Landschaften zu säubern.

    Asyl muss ein Menschenrecht werden.

    • 2G
      2730 (Profil gelöscht)
      @nzuli sana:

      ...und das soll jetzt heißen...?

  • Ein (politisch) Verfolgter kann Asyl beantragen und soll das bekommen.

    Ein Wirtschafts-Geflüchteter soll sich durch Leistung intergrieren.

     

    Derzeit müssen aber Leute die ein besseres Leben haben wollen Asylgründe suchen. Das führt zu UNgerechtigkeiten, Notsituation aber auch UNzufriedenheiten bei den Passdeutschen.

     

    Das muss geändert werden. Wir brauchen neben dem Asylgesetz ein Gesetz für geordnete Einwanderung.

    • @Tom Farmer:

      So sehe ich es auch.

      • @Pink:

        Die CDU/CSU blockiert dieses Vorhaben doch schon seit Jahrzehnten. Mit denen wird das in diesem Leben nix mehr.

  • Wer anständig ist, wer hübsch aussieht, wer eine junge Frau ist ... es wird so oft über Diskriminierung gesprochen, aber hierbei soll das gut sein?

  • Es sollte mehr solche Bürgermeister geben.

     

    Solche Abschiebungen sind aus vielen Gründen schädlich.

     

    - die deutschen Integrationshelfer werden frustriert.

     

    - die Steuergelder zur Integration werden verbrannt.

     

    - Deutschland leidet in der Außendarstellung

     

    - die freiwerdenden Unterkünfte werden von Integrationsunwilligen besetzt

     

    - Rechtsradikale und Identitäre können jede Entwicklung zur Propaganda nutzen

  • Das Asylrecht ist kein Einwanderungsrecht. Anständig sein ist kein Asylgrund.

    • @Mantis Toboggan:

      Anstand ist aber auch kein Grund für eine bevorzugte Ausweisung. Eigentlich.

      • @Bodo Eggert:

        Es gibt keine bevorzugte Ausweisung. Diese Menschen haben eben direkt die Wahrheit gesagt, dass sie kein Anrecht auf Asyl haben. Da geht die Prüfung eben schneller und die Ausweisung dem entsprechend auch.

    • @Mantis Toboggan:

      Richtig, anständig sein ist kein Asylgrund. Jedenfalls keiner, der im Gesetz steht. Man muss schon anständig sein und deswegen verfolgt werden, um Asyl zu bekommen in Deutschland. Und selbst dann kann man noch nicht unbedingt darauf vertrauen, dass deutsche Gesetze einem weiterhelfen.

       

      Wer das Pech hat, aus einem Land zu kommen, das der zuständige Minister ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Zustände mit einem "Machtwort" zu einem sicheren Herkunftsland erklärt hat, weil es so viele Flüchtlinge produziert, dass der Minister sich zu fürchten anfängt, der kriegt oft nicht mal eine echte Chance auf ernsthafte Prüfung seines Einzelfalls. Das ist so nicht in Ordnung, da sind wir uns doch hoffentlich einig, oder? Es ist eher unanständig – und wäre ein ziemlich guter Grund, den zuständigen Minister abzuschieben. Aufs Altenteil zum Beispiel oder in die Produktion. Aber wer verfolgt schon unanständige Minister?

       

      Ach ja, noch eins: Ein Wahlkampf, den man alle paar Jahre führen will, ist auch kein Grund. Zumindest keiner, mit dem man vernünftigen Menschen erklären kann, wieso es noch kein Einwanderungsgesetz oder wenigstens eine Gesetzesinitiative dafür gibt. Aufgabe von Politikern ist es schließlich nicht, dafür zu sorgen, dass schon geltendes Recht strikt angewendet wird. (Das ist Aufgabe der Verwaltungen, der Polizei und der Gerichte.) Die Legislative soll Gesetze machen, die gebraucht werden. Und zwar nicht nur von solchen Menschen, die schon alles haben und trotzdem nicht genug kriegen oder von solchen, die ihre Vorurteile ungern korrigieren, sondern auch von solchen, die gar keine Hängematte haben, aus der sie fallen könnten.

    • @Mantis Toboggan:

      Es würde ja schon reichen wenn jemand der in der Lage ist sich selber zu versorgen und nicht straffällig geworden ist die Möglichkeit hätte nicht weiter als Asylant, sondern als Einwanderer behandelt zu werden.

      • @disenchanted:

        Wie schon gesagt. Das Asylrecht ist kein Einwanderungsgesetz. Da ist es egal, ob sie für sich selbst sorgen können. Wenn sie nicht verfolgt werden müssen sie wieder ausreisen. Und die, die Asyl bekommen haben sollten sich bewusst sein, dass sie irgendwann wieder in ihr Heimatland zurück kehren.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Blöd nur für Strobl, dass ihm das - umfragemäßig - nichts einbringt.

     

    Eigentlich mag den hier (BaWü) niemand so richtig.

    (Vllt. tut er 's ja für den Hausfrieden und seinen Zéro-noir-Schwiegervater?)