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Bundeswehr darf nicht auf Re:publicaKeine „Militarisierung“ des Netzes

Die Re:publica verwehrt der Bundeswehr einen Stand auf der Messe und lässt keine Soldaten in Uniform rein. Das Militär ist empört und fährt mit einem Truck vor.

Mussten draußen bleiben: BundeswehrsoldatInnen vor der Re:publica Foto: dpa

Berlin dpa | Die Bundeswehr hat sich öffentlich darüber empört, dass ihr ein Stand auf der Internetmesse Re:publica verwehrt worden ist und Soldaten in Uniform bei der Veranstaltung unerwünscht sind. „Nachdem die #Bundeswehr im vergangenen Jahr keinen Stand haben durfte, weil die Anmeldung angeblich zu spät erfolgt sei, konnten die Organisatoren diese Begründung in diesem Jahr nicht anführen. Nun verweigern sie unseren #Soldaten aber den Zutritt in #Uniform“, erklärte die Bundeswehr am Mittwoch auf Facebook. „Zu bunt gehört auch grün!“, hieß es. „Die vorgebliche Toleranz der Konferenz hat also seine Grenzen – Uniformen sind unbequem.“

Als Reaktion auf die Ablehnung war die Bundeswehr am Mittwoch mit einem Truck vor der Berliner Station – dem Veranstaltungsort der Re:publica – vorgefahren, um für sich zu werben. Die zwölfte Re:publica war am Morgen eröffnet worden.

Derweil bekräftigten die Organisatoren, dass ihrer Meinung nach ein Bundeswehr-Stand nicht passend für die Internetkonferenz sei. „Wir stehen immer noch dazu, dass wir keine Uniformen hier auf dem Gelände haben wollen. Und wir wollen auch keinen Stand, auf dem die Bundeswehr für sich Rekrutierungsarbeit leistet“, sagte Mitgründer Markus Beckedahl. „Wir stehen für eine lebenswerte digitale Gesellschaft und nicht für eine Militarisierung des Internets.“

Kritik kam von CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer. „Wer für bunte und offene Diskurse eintritt und seine Konferenz unter das Motto #PowerOfPeople stellt, sollte dann auch konsequent sein“, twitterte sie. „Ausschluss der #Bundeswehr von der #rp18 ist schlechter Stil gegenüber unseren Soldatinnen und Soldaten.“

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10 Kommentare

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  • Dafür gibt es dann die Fachkonferenz "Modernes Metzger Marketing mit Social Media" https://fachkonferenzen18.re-publica.com/de/page/digital-Food

  • Man kann sich das zwar gerne wuensche, dass das Internet ein Ort ohne Militaer ist - aber wird es dadurch wahr?

     

    Vielleicht sollte man mal darueber redden, statt das Feld Putins Trollarmeen und Staatshackern zu ueberlassen.

     

    Dann ist es aber fraglich, warum die Bundeswehr nicht mitreden soll, die die Cyberverteidigung gerade vorantreibt.

    Man muss das ja nicht gut finden, aber die Ohren zuzuhalten ist schon sehr kindlich!

  • Keine Uniformen!

     

    Okay, aber mal eine Frage. Vielleicht kennt sich da jemand mit der Bundeswehr aus. Wenn ich das Bild sehe, dann meine ich, dass die in Kampfanzügen sind oder sowas.

     

    Dürfen die das wirklich? Ich dachte, für Anlässe außerhalb gelte, dass die höchstens ihre Ausgehuniform tragen dürfen.

    • @Age Krüger:

      Der Feldanzug wird im täglichen Dienst getragen (auch in der Öffentlichkeit), wären die Soldaten als Repräsentanten der Bundeswehr auf der Messe angetreten hätten sie den Dienstanzug getragen.

      • @Frank Stippel:

        Okay, danke.

         

        Also, wäre der Stand genehmigt worden, wären die da nicht so aufgetaucht.

        Das ist okay.

  • „Auch grün“. Das passt.

    Ein Lob für die Veranstalter, die keine Durchmilitarisierung wollen.

  • Kommentar entfernt. Bitte verzichten Sie auf pauschale Diffamierungen. Danke, die Moderation

    • @Henry Wilhelm vagt:

      Naja,

       

      Man kann in den Krieg ziehen oder der Krieg kommt vorbei. Entscheidend ist, was man als Regierung draus macht.

       

      Solange es Menschen gibt, ist ein Land ohne schlagkräftige Armee schnell von der Landkarte verschwunden.

  • Bravo - Hacker und Nerds dieser Welt - vereinigt Euch und lasst Euch nicht korrumpieren. Auch Code kann töten!

  • „Wir stehen für eine lebenswerte digitale Gesellschaft und nicht für eine Militarisierung des Internet“

     

    Weiß Herr Beckedahl noch nicht, dass das Internet in den 1960er Jahren von „Kalten Kriegern“ in den USA erfunden und entwickelt wurde – oder hat er es schon wieder vergessen?

     

    Zum Glück wurde das Internet so universell angelegt, dass Vertreter aller politischen Richtungen ihren Platz darin finden. Desgleichen auch Weltverbesserer, die den Kapitalismus abschaffen wollen, ebenso wie Kapitalisten, die dem E-Commerce frönen. Und auch (Pseudo-)Pazifisten, wie Herr Beckedahl!