Bundestagskandidaten der Berliner SPD: Viele Männer, wenig Zukunft
Kungelei, Postengeschacher: Die Berliner SPD hat gute KandidatInnen, gibt aber kein gutes Bild ab, wie der Streit um die Bundestagsmandate zeigt.
E s ging schon alles mit Kungelei und Postengeschachere los bei der SPD in Berlin. Was sich aber dieser Tage dort abspielt, riecht unangenehm nach dem Mief einer Partei, die ihre Ehemaligen gesichtswahrend versorgen muss – und das auf Kosten derer, die gerade erst durchstarten wollen.
Aber der Reihe nach. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey soll zusammen mit dem Berliner Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh den Landesvorsitzenden Michael Müller beerben. Giffey, so heißt es, werde sich dann ins Rennen um den Posten als Regierende Bürgermeisterin werfen. Damit das für Müller nicht allzu bitter ist, soll er stattdessen in den Bundestag.
In Müllers Heimatwahlkreis aber tritt nun Kevin Kühnert an, der scheidende Juso-Vorsitzende – mit deutlich mehr Strahlkraft als Müller. Der weicht in den Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf aus. Eine Hinterzimmernummer par excellence.
Doch so smooth wie gedacht, läuft es nicht. Denn aus Charlottenburg-Wilmersdorf kommt auch Staatssekretärin Sawsan Chebli – und die will auch in den Bundestag. Chebli tritt nun gegen Müller an. Was die SPD ihr ganz offensichtlich übel nimmt: Parteischädigend sei das, anmaßend, von einer „Anspruchshaltung“ der 42-Jährigen ist zu hören. Dabei ist es nicht so, als ob Cheblis Plan vom Himmel gefallen ist. Bereits seit der Europawahl soll sie dies parteiintern wiederholt artikuliert haben.
Für Müller und diverse andere in der SPD aber schien offenbar unvorstellbar, dass die Frau mit Aufstiegsambitionen nicht einfach weicht, wenn der Regierende Bürgermeister anrückt – um seinen Abgang zu zelebrieren, wohlgemerkt, und verdrängt von einem anderen Mann.
Amt und Macht, das ist in der bröckelnden SPD immer noch die wichtigste Währung. Gern wirbt die Partei für Parité und Gleichstellung, pocht auf Gerechtigkeit, kritisiert andere für ihre Männerküngeleien und klopft sich selbst ausdauernd auf die Schulter. Schade nur, wenn das mit der eigenen Praxis so gar nicht zusammenpasst.
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