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Bundesregierung fördert ElektromobilitätDie Baustellen beim E-Auto-Laden

Die Bundesregierung plant die Infrastruktur für E-Mobilität auszubauen. Auf dem Weg dahin gibt es jedoch noch einige Baustellen.

Eine Ladestation für Elektroautos in Stuttgart: bislang noch ein seltener Anblick Foto: dpa

Berlin taz | Es ist das Henne-Ei-Problem. Weil Ladesäulen fehlen, fahren bisher so wenige E-Autos. Weil nicht genug Elektrofahrzeuge unterwegs sind, bauen Firmen nur eine kleine Zahl neuer Stromtankstellen.

Diesen Kreis will die Bundesregierung nun durchbrechen. Beim Treffen mit Vertretern der Autoindustrie, von Gewerkschaften und der Bundesländer standen am Montagabend nicht nur höhere Prämien zum Kauf von Elektro-Fahrzeugen von bis zu 6.000 Euro auf dem Programm, sondern auch der neue „Masterplan Ladeinfrastruktur“. In den kommenden zwei Jahren sollen 50.000 Ladestellen zusätzlich gebaut werden. Unter anderem der Niedersächsische Städtebund monierte jedoch, dass die Ausbauziele zu gering ausfielen. Welche sind die größten Baustellen bei der Errichtung des Autostromnetzes?

Zu wenige E-Tankstellen

In ganz Deutschland gibt es laut Bundesnetzagentur augenblicklich nur gut 21.000 öffentliche Ladepunkte. Bisher errichten Stadtwerke, Stromversorger und andere Firmen zu wenig Anlagen, weil ihre Kosten zu hoch und die Einnahmen zu niedrig sind. Also sagte Katherina Reiche, die Geschäftsführerin des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU): „Um künftig mehr Ladesäulen aufzustellen, ist auf absehbare Zeit noch eine staatliche Förderung nötig.“ Das sieht auch die Politik so. Teilweise sei „eine Finanzierung durch die öffentliche Hand notwendig“, heißt es im Masterplan. Außerdem sollen Stromzapfsäulen an Raststätten und Tankstellen prinzipiell zur Pflicht werden.

Steckdosen für Wohngebäude

In kaum einem Haus mit mehreren Wohnungen gibt es heute die Möglichkeit, ein E-Auto zu laden. Deshalb soll das Justizministerium schnell einen Gesetzentwurf vorlegen. Mieter und Besitzer von Eigentumswohnungen werden dann den grundsätzlichen Anspruch auf einen zusätzlichen Stromanschluss im oder am Haus erhalten, auch wenn die Vermieter oder die anderen Eigentümer das ablehnen.

Komplizierte Zapfsäulen

Die Suche nach den Tankstellen ist oft Glückssache. Denn eine vollständige Datenbank mit allen Ladesäulen, Preisen und Zugangsinformationen existiert nicht. Laut Masterplan sollen die Betreiber künftig wenigstens Schnittstellen für Internet-Kommunikation in neue Stromtankstellen einbauen. Und wer heute mit dem E-Auto längere Strecken zurücklegt, hat in der Regel die Bezahlkarten mehrerer Anbieter dabei, ist aber trotzdem auf das teure Roaming, die Verrechnung der Tankgebühren zwischen verschiedenen Firmen, angewiesen. Die Autolobby ADAC fordert, dass man überall und einfach mit der Kreditkarte zahlen kann, die Preise transparent ausgewiesen und die Roamingkosten gedrückt werden. Nun strebt die Regierung an, „Authentifizierung, Bezahlsysteme und Roaming besser zu regeln“. Details fehlen allerdings.

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12 Kommentare

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  • "Steckdosen für Wohngebäude":



    Das ist schön, dass ich als Eigentümer einer Wohnung in der Tiefgarage bald ohne Einwilligung der anderen Eigentümer eine Wallbox installieren darf. Genau das wollte ich. Der zuständige Netzbetreiber teilte mir auf Anfrage aber mit, dass es bei den 28 Einstellplätzen passieren kann, dass weitere Eigentümer/Mieter eine solche haben wollen und dann reicht die Hausanschlussleistung nicht mehr aus.



    Diese zu erhöhen ist aber sehr teuer, in unserer Anlage auf jeden Fall mehr als 10.000 Euro. Diese Kosten müssen aber alle Eigentümer tragen und es ist die 100%ige Zustimmung der Eigentümer erforderlich.



    Diese Zustimmung bekommt man dann wohl kaum. Besonders, weil es meist Eigentümer ohne Einstellplatz und ohne Auto gibt.

  • Da klüngeln unsere Parteien mit der Autolobby aus wie diese auch künftig nun mit E-Motoren möglichst viele Autos verkaufen über Kaufanreizprämien für E-Antriebe - statt zu überlegen was wir brauchen um den Klimawandel halbwegs kontrollierbar zu halten und trotzdem komfortable Mobilität für alle zu bekommen. Seit Jahrzehnten wird die Schiene zurück gebaut und das Geld benutzt um Straßen kostenlos auzubauen und im Sinne der Autobauern das Auto als große Freiheit schmackhaft und für fast jeden bezahlbar gemacht. Während ein Normalpreis der DB jährlich teurer wurde - teurer auch als die selbe Strecke mit dem Auto oder Flugzeug. Alle Klimastudien besagen der E-Motor ist nicht die Lösung sondern nur wenn sehr viel weniger Privatautos und diese dann mit alternativen Antrieben herumfahren können wir es schaffen. Der Fokus muss also eindeutig auf Öffentlichem Nah- und Fernverkehr liegen und der Subvention der CO2 ärmsten Mobilität. Das geht uns alle an. Es ist eine Unverschämtheit hier mal eben mit der Autolobby neue Fakten zu schaffen die erneut den individuellen Autoverkehr favorisieren und das Geld für diese ausgibt ohne "uns" zu fragen. Ich bin für sofortige Beteiligung der Bürger an relevanten Zukunftsfragen. In Irland gibts seit Jahren Bürgerräte. Korruption und Lobbypolitik ist in den Räten unwahrscheinlich da die Mitglieder aus dem Einwohnermelderegister ausgelost werden und das Amt auf ein Jahr begrenzt ist dann wird ein neuer Bürgerrat für das nächste Thema ausgelost. Das würde hierzulande den Parteienklientelismus und die Vormacht großer Wirtschaftsbranchen wenigstens in einzelnen relevanten Fragen durchbrechen.

  • " Laut Masterplan sollen die Betreiber künftig wenigstens Schnittstellen für Internet-Kommunikation in neue Stromtankstellen einbauen."

    ?? Haben die das nicht? Die lassen sich alle fernwarten in allen Funktionen, einschliesslich kpl. Neustart, Auslesen aller Daten (welche Karte, wie oft, wann...) und kostenloser Ladung, wenn der Kartenleser defekt ist.



    Ich dachte, das ginge eh schon übers Internet...die legen doch da keine eigenen Datenleitungen?

  • Es ist schon extrem peinlich, dass die Bundesregierung über Kaufprämien seit Jahrzehnten Geld an die Hersteller verteilt, aber bei der Bereitstellung der Infrastruktur nicht einmal verbindliche Rahmenbedingungen vorgibt.

    "Auch hier nicht", muss man sagen.

  • Ich frage mich, warum Tankstellen nicht verpflichtet werden auch E-Säulen anzubieten.



    Die Tankstellen haben idR einen kräftigen Stromanschluß, und genug Platz dürfte im Allgemeinen auch vorhanden sein.



    Abrechnungssysteme (Tankkarten) stehen ebenso zur Verfügung.



    Also: Woran scheitert's ?

    • @Bolzkopf:

      "...Die Tankstellen haben idR einen kräftigen Stromanschluß,antworten ..."



      #



      Ist dir bekannt, was z.B. 4-n Schnelladesäulen die zw 50-100 KW/h ziehen, für einen "kräftigen Stromanschluss" brauchen?



      .



      Bei nur 4 Stück sind das 400KW/h max.



      Das ist fast 10 x so viel wie für ein Einfamilienhaus/Wohnung als Standard angenommen wird.



      .



      Wieviele Tankstellen sind so angeschlossen, bzw, wo ist der Platz, die Lust bei Leuten, langsam z.B. über 5-10Std zu laden?



      .



      Gr Sikasuu

    • @Bolzkopf:

      Am Willen? Am Konkurrenzmodell E-Antriebe? An der Phantasie, dass E-Kunden auch mal ein Weilchen warten müssen und somit den Shop oder die Kaffeebar nutzen könnten?

  • Von wegen, ein "Henne-Ei-Problem"! Das ist die übliche Wirtschaftsförderung, weil der Klimawandel sich super vermarkten lässt. Für eine zusätzliche Antriebsart, eine zusätzliche Infrastruktur nebst Baumaßnahmen, zusätzlichen Planungsaufwand, zusätzliche Anschluss- und Abnahmegenehmigungen, zusätzliche Paragraphen in den Bauordnungen, zusätzliche Gründe für Mieterhöhungen... Und selbstverständlich, geht das alles ohne zusätzlichen CO2 Ausstoß, ohne zusätzlichen Energiebedarf aus dem Gegenwartsenergiemix, ohne zusätzlichen Flächenverbrauch, ohne zusätzliche Konkurrenz für den nur umweltfreundlichen aber nicht "klimaneutralen" ÖPNV...

    Und wenn..., erst einmal der Strom nur aus Wind und Sonne gewonnen wird, dann sind auch aus Katzen Pferde geworden, und wir können die Bäume hinauf reiten!

    • @Drabiniok Dieter:

      Ja, die Bundesregierung missbraucht den Klimawandel vor Allem zum ungezügelten Geldverteilen an die alte Klientel. Das ist ziemlich offensichtlich.

      Beim Rest Ihres Kommentars wird es unübersichtlich.

      Ein Tipp: Bei Kommentaren ist es sinnvoll, nur genau eine Botschaft rüberzubringen.

    • @Drabiniok Dieter:

      Selbst wenn Sie einen Dieselgenerator in den Kofferraum stellen, der E-PKW verbraucht damit immer noch weniger, als ein normaler Diesel. Um so mehr gilt das also, wenn ein Teil des Stroms umweltfreundlich eingespeist werden.

      Extra und exklusiv für ganz bestimmte Leute sollte der Kohlestrom ab 2025 ganz gesperrt werden und Verbrennerfahren verboten werden. Denn die wollen ja nur ganz oder gar nicht.

      • @Bodo Eggert:

        "Selbst wenn Sie einen Dieselgenerator in den Kofferraum stellen, ....



        #



        Oh je, beim Lernen der Grundrechnungsarten gefehlt?



        Bei der "Verstromung" fossiler Energieträger ist ein Wirkungsgrad von 40% schon "sehr gut". Das schafft auch ein moderner Motor direkt!



        Aber wenn man das "Zusatz-Gewicht" von Akkus/ dem angenommenen "Generator im Kofferraum" auch nur im Ansatz mit einbezieht, ist & wird das Verhältnis von Nutzlast zu "Verpackung" 1 zu 10-20 (80Kg Mensch zu, 1,2-2,5t PKW) das beim Verbrenner schon unterirdisch ist, noch "unterirdischer"!



        .



        "Der E-PKW verbraucht IMMER weniger"? Ach je, "Arbeit = Kraft x Weg" & den daraus zwangsläufig resultierende Energieverbrauch vergessen?



        .



        Physikalische Grundlagen ändern sich nicht, nur weil der genutzte Energietyp geändert wird.



        .



        Kopfschüttelnd Sikasuu

        • @Sikasuu:

          Sie irren sich:



          Ein Grund, warum der Elektroantrieb weniger Diesel für seine Stromerzeugung (oder andere fossile Energieträger) benötigt ist, dass der E-Motor erheblich weniger Reibungsverluste im Auto hat. Allein, weil er kein Getriebe benötigt. Dieses Teil schluckt 10-15% der im Motor erzeugten Energie. Ein weitere Grund ist, dass die Bremsenergie zurück gewonnen wird. Bei einem Hybrid macht das im Stadtverkehr bis zu 30 % der benötigten Antriebsenergie aus.



          Und noch ein Grund: der E-Motor läuft nur, wenn er benötigt wird. Es gibt keinen 'Leerlauf'. Auch niedrige Temperaturen senken nicht den Wirkungsgrad. Diese wirken sich nur auf die Ladeleistung des Akkus aus.