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Bundesligaaufstieg des VfL BochumDie graue Maus ist plötzlich sexy

Der VfL Bochum steigt nach elf Jahren wieder in die erste Liga auf. Der Verein inszeniert sich als Gegenmodell zur überdrehten Welt der Großklubs.

Frisch geduscht unterwegs in die erste Liga: Bochums Trainer Thomas Reis bei der Bierdusche Foto: reuters

Bochum taz | Es gibt diesen akustischen Gefühlsverstärker in Bochum, der auch am späten Sonntagnachmittag im Ruhrstadion erklang, während besonders schöne Emotionen das ehrwürdige Bauwerk erfüllten. Die Angehörigen des VfL feierten mit einem 3:1-Sieg gegen den SV Sandhausen nach elf Jahren ihre Rückkehr in die Fußball-Bundesliga, die Verlierer bejubelten ihren Klassenerhalt.

Als dann Herbert Grönemeyers „Bochum“ eingespielt wurde, war das Glück vollkommen. Diese liebevolle Hymne auf eine Stadt gehört zu den großartigsten Stadionsongs, die im deutschen Fußball existieren, weil viele der besungenen Eigenschaften Bochums zugleich den VfL charakterisieren: „Du bist keine Schönheit / von Arbeit ganz grau […] Hier, wo das Herz noch zählt / Nicht das große Geld“.

„Gänsehaut“ habe seinen Körper bedeckt, berichtete Robert Žulj, der mit einem wunderbaren Freistoßtor zum 3:1 die letzten Zweifel an der Rückkehr in die Bundesliga ausgeräumt hatte. Draußen tanzten viele Tausend Anhänger im Aufstiegsglück. Schon während des Spiels hatten sich mehr als 2.000 Leute versammelt, später waren es bis zu 7.000, zwischenzeitlich kam es zu Ausschreitungen. Spät am Abend zog die Polizei in ihrem Bericht ein „erschütterndes Resümee“, nachdem es Verletzte gab und zehn Personen in Gewahrsam genommen worden waren.

Aber die allermeisten feierten friedlich und die Freude der künftigen Bundesligaprofis trübten die Vorfälle ohnehin nicht. „Man hat über die gesamte Saison gesehen, dass wir einfach nie aufgegeben haben. Wir haben unser Ding durchgezogen, haben immer als Mannschaft agiert“, sagte Flügelspieler Gerrit Holtmann.

Auf jede der insgesamt neun Niederlagen dieser Saison antwortete der VfL im darauffolgenden Spiel mit einem Sieg. An diesem simplen statistischen Fakt zeigt sich der starke Charakter dieser Mannschaft. Trainer Thomas Reis erklärte, „Gier und Lust“ seien die entscheidenden Kräfte für diesen Erfolg gewesen. Solche Merkmale waren wichtiger als ausgeklügelte Matchpläne.

Fußball pur

Mit diesem Fußballpurismus kokettieren sie auch. „Der VfL ist ein Gegenentwurf zu dieser schrillen, grellen Fußballwelt“, sagte Ilja Kaenzig, der Sprecher des VfL-Vorstands, neulich in Anspielung auf die überdrehte Welt der Großklubs. Mit dem VfL kehrt ein Verein in die Bundesliga zurück, der die große Sehnsucht nach einem ursprünglichen Fußballerlebnis stillen kann.

Mitten in der Stadt steht dieses wunderbare Stadion, wo sich ein Bundesligaspieltag an guten Tagen noch anfühlt wie in den ungezähmten Fußballjahrzehnten am Ende des vergangenen Jahrhunderts: Bier, Bratwurst, Schweiß und Drama. „Unser Fußball ist anders, er soll Volkssport bleiben“, sagte Kaenzig. Anders als in Paderborn, Kiel oder Fürth kommt hier noch hinzu, dass das Spiel im Ruhrgebiet traditionell eine wichtige Rolle im Alltag spielt. Viele Familiengeschichten sind hier über Generationen eng mit einem der Vereine verbunden. Das lässt bis heute einen besonderen Zauber entstehen.

Nun scheiterte Schalke an dem Versuch, eine Weltmarke zu werden, und der BVB ist fester Bestandteil des Glamourfußballs, der immer mehr Menschen auf die Nerven geht. Bochum hingegen galt lange als graue Maus, ist irgendwie in der Zeit hängen geblieben, und gerade deshalb plötzlich ziemlich sexy. Sogar der Erfolgstrainer Thomas Reis steht für ein eher traditionelles Fußballlehrerhandwerk.

Auf die Frage nach den Gründen für den Erfolg erzählte er jüngst, dass es im Gegensatz zu anderen Zweitligazeiten beim VfL jetzt „eine klare Führung gibt, dass die Spieler einen klaren Rahmen haben, in dem sie sich bewegen“. Eine autoritäre Führung ist für ihn der Schlüssel zum Erfolg einer Mannschaft, die unter seinem Vorgänger Robin Dutt 2019 vom Abstieg bedroht war. Und mit Žulj haben sie sogar einen dieser klassischen Spielmachertypen, die im modernen Spitzenfußball eigentlich ausgestorben sind.

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5 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Glückwunsch an den VfL, die die 3 Punkte Regel wohl diesesmal am besten verstanden haben ;)

    Eingequescht zwischen den viel größeren Vereinen von Gelsenkirchen und Dortmund ist es ein sehr schwieriges Unterfangen überhaupt Profi-Fußball anzubieten und jetzt der Aufstieg in die 1. Liga. Respekt!

  • Ja, interessant, das möchte ich auch wissen.

  • Na DA hat sich die Kommunikationsabteilung von Bochum ja mal was GANZ neues ausgedacht. Der „Underdog“ gegen die großen, mächtigen Clubs der Bundesliga, einer (Bochum) gegen alle. Wo hab ich DAS nur schon mal gehört?! Ach ja, richtig! Freiburg, Bielefeld, Union Berlin, Augsburg, Mainz, etc... Noch peinlicher ist nur, dass Sportredaktionen solche Statements auch noch unkommentiert abdrucken...

  • Du und dein VfL1848



    //



    Knappschaft, Campus, VfL//



    Stahl-Pulschlag und Steigerlieder//



    Taubengurren und Gebell//



    Erste Liga hat euch wieder.//



    //



    Von der Stehtribüne Osten//



    Die Stadt-Hymne vor dem Spiel//



    Richtung Gästefans im Westen//



    Bochums Sieg ist stets das Ziel.//



    //



    Unabsteigbar für Jahrzehnte//



    Steigern, OpelanerInnen//



    Leuten vor und in der Rente//



    Kumpel, AutobauerInnen.//



    //



    Dann jedoch vor vielen Jahren//



    Fehlten Kohle, Punkte, Glück//



    Die jetzt wieder hilfreich waren//



    "Blume im Revier" zurück.//



    //



    Nun erneut im Oberhaus//



    Blau und weiß wehende Fahnen//



    Nie wieder die graue Maus//



    Möge Glück die Zukunft bahnen.//



    //



    Einer der das sehr gut weiß//



    Gestern hoch die Schale hob//



    Ist Legende: Thomas Reis//



    Ihm ein ganz besond'res Lob.//



    //



    Im Revier ist das Normale//



    Ob bei der Bank oder auf Schicht//



    Öfters mal das ganz Soziale//



    Besser ist's - auf lange Sicht.//

    Glückauf, du Himmelbett für Tauben!



    Allen RevierfreundInnen nah und fern gewidmet🕊Martin Rees 🕊



    ⚽️im Mai 2021⚽️

  • Wieso sexy?

    Wie kann ein Verein sexy sein?

    Sexy sind Menschen, und dann vielleicht noch Berlin, nach Aussage des Bürgermeisters.