Kinder fragen, die taz antwortet: Wird Dortmund Meister?
Kinder haben uns Fragen gestellt, wir antworten. Diesmal: Max, 9, will wissen, ob Borussia Dortmund deutscher Fußballmeister wird.
Anfang November wollten wir von Kindern wissen, welche Fragen ihnen zurzeit unter den Nägeln brennen. Manche Anliegen waren fast philosophisch, andere ganz konkret: Woraus besteht die Welt? Warum gibt es Krieg? Wann kommt der Onkel Stefan aus Berlin? Jede Woche beantworten wir eine ihrer Fragen. Diesmal geht es um Fußball. Der neunjährige Max möchte wissen, ob Borussia Dortmund deutscher Meister wird.
Lieber Max,
du wolltest ja wissen, ob Dortmund Deutscher Meister wird. Von BVB-Fan zu BVB-Fan habe ich eine gute Nachricht: Ja, werden sie. Und eine schlechte: nicht in dieser Saison. Der BVB hat, wie du sicher weißt, neulich seinen Trainer Lucien Favre entlassen, und das war richtig.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Zwar hat Favre durchschnittlich die meisten Punkte pro Spiel eingefahren, doch etwas, das sich mit Punkten nicht aufwiegen lässt, fehlte: die echte Liebe. Die erwarten wir Dortmunder:innen von unserem Trainer. Und nein, das kann nicht nur Jürgen Klopp. Wir BVB-Fans haben einst auch Ottmar Hitzfeld verehrt, und das war ein ganz anderer Typ als Klopp.
Aber es sollte doch einer sein, der sich drohenden Niederlagen nicht so hilflos ergibt wie ein Lucien Favre. Der etwa bei der 1:5-Klatsche gegen den VfB Stuttgart mit hängenden Schultern auf der Trainerbank saß, der Blick der eines Labradors, dem gerade ein Leckerchen verweigert wurde.
Wir möchten einen Trainer sehen, der das, was wir fühlen, zum Spielfeld trägt, der es neben dem Platz verkörpert. Vor allem in einer Zeit, in der wir das selbst im Westfalenstadion nicht können. Was ich sagen will: Die Lösung mit Edin Terzić, im Sauerland geboren, Fan von wuchtigem Angriffsfußball, mit neun Jahren das erste Mal im Dortmunder Stadion, ist sicher eine gute. Doch ob er bleibt oder im Sommer ein neuer Trainer geholt wird – sie werden Zeit brauchen, um die Mannschaft auf sich und ihre Spielphilosophie einzustellen. Für eine Meisterschaft in dieser Saison wird es nicht reichen.
Aber ganz ehrlich: Wer will die denn auch? In der Coronazeit Meister werden, das ist, als würde man in ein lang ersehntes Konzert gehen, dann aber nichts hören. Diese Titel werden irgendwann einmal als Coronatitel bezeichnet werden, die mit Titeln in normalen Zeiten nicht zu vergleichen (und die nicht zu wünschen) sind. Eine BVB-Meisterschaft ohne Feier auf dem Borsigplatz und zweiwöchigen Glücksrausch? Undenkbar.
In München mögen sie den Unterschied beim Corona-Triple kaum bemerkt haben, als gebürtige Dortmunderin ist allein die Vorstellung schmerzhaft.
Weshalb ich auch zur Beruhigung Richtung Herne-West sagen kann: Wenn absteigen, dann doch in diesem Jahr. Von mir aus können wir 2022 dann auch gemeinsam feiern – die den Aufstieg und wir, lieber Max, die Deutsche Meisterschaft.
Schwarz-gelbe Grüße
Deine Hanna Voß
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt