Bundeskanzler in Belgrad: Scholz' Jagd auf Lithiumquellen

Ein Rohstoffabkommen mit Serbien soll die EU weniger abhängig von China machen. Doch der Lithiumabbau ist im Balkanland umstritten.

Blick in ein Tal

Das Jadar Flusstal in Westserbien, hier werden große Lithiumvorkommen vermutet Foto: imago

SARAJEVO taz | Bundeskanzler Olaf Scholz wird am Freitag nach Belgrad reisen. Vorrangiger Zweck seiner Reise: eine Partnerschaft zwischen EU und Serbien in Bezug auf nachhaltige Rohstoffe aufzubauen. Am Freitag will Serbien eine Absichtserklärung darüber unterzeichnen. Dabei geht es vor allem um Lithium.

Das Metall ist entscheidend für die Energiewende: Der Grundstoff für Lithium-Ionen-Batterien wird für Smartphones und Laptops benötigt, für Elektroroller und E-Bikes. Der größte Teil der Lithiumvorräte wird bislang außerhalb Europas produziert; seit Jahren versucht die europäische Industrie Lieferanten für Lithium in aller Welt zu finden.

Serbien will nun in das Lithiumgeschäft einsteigen. Am Dienstag erteilte die Regierung dem britisch-australischen Konzern Rio Tinto die Lizenz für die größte Lithiummine Europas. Das 2,4 Milliarden Dollar teure Jadar-Lithiumprojekt in Westserbien könnte 90 Prozent des derzeitigen europäischen Lithiumbedarfs decken und das Unternehmen zu einem der führenden Produzenten des Rohstoffes machen.

Wettbewerb mit China

Serbien stellt sich damit in harten Wettbewerb zu China, das auf dem Gebiet der E-Autos mittlerweile führend ist. Chinesische Firmen haben sich in vielen Ländern die Lithiumminen und die Weiterverarbeitung gesichert. Obwohl die Batterietechnik inzwischen von der EU und Deutschland als strategisch wichtiger Bereich betrachtet wird, sind die Bemühungen der europäischen Hersteller und Regierungen um größere Unabhängigkeit von China bisher nicht sehr erfolgreich.

Anfang Mai machte Chinas Präsident Xi Jinping auf seiner Rückreise von Paris in Belgrad Halt – wohl auch, um bei der Gelegenheit auch über Lithiumabkommen zu sprechen.

Der geplante Lithiumabbau hat in Serbien zu Streit geführt. Umweltschützer werfen dem Konzern Rio Tinto massive Umweltschäden vor. Mit dem Abbau des Rohstoffs werde viel Wasser verbraucht und verschmutzt, die Natur werde weitgehend zerstört. Die Rio Tinto Company hat seit 2022 ihr Konzept zwar verändert, doch die Protestbewegung ist weiterhin wachsam.

Ein serbisches Gerichtsurteil hob vor wenigen Tagen aber die Entscheidung der serbischen Regierung von 2022 auf, Rios Lizenz wegen fehlender Umweltschutzmaßnahmen zu annullieren. Rio Tinto begrüßte die Entscheidung und teilte mit, das Projekt werde strengen Umweltauflagen unterworfen sein.

Auch Menschenrechtsaktivisten schlagen Alarm: Deutschland sei dabei, Menschenrechtsstandards gegen Lithium zu verkaufen, befürchten sie.

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