Bundesinnenministerin bei Landtagswahl: Nancy Faeser kandidiert in Hessen
Die Bundesinnenministerin wird SPD-Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl im Oktober. Ihr Amt in der Bundesregierung will sie weiter führen.

Nancy Faeser, noch Bundesministerin des Innern und Heimat Foto: Michael Kappeler/dpa
BERLIN dpa/afp | Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat eine Kandidatur als Spitzenkandidatin der SPD bei der Wahl in Hessen angekündigt. Ihr Amt im Bundeskabinett wolle sie als Kandidatin behalten, sagte Faeser am Donnerstag dem Spiegel. „Ich halte es in einer Demokratie für eine Selbstverständlichkeit, dass man aus einem Amt heraus für Wahlen kandidieren kann“, sagte sie.
Ihre Entscheidung teilte Faeser am Donnerstag auch in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief den Mitarbeitern des Ministeriums mit. Sie wolle die erste Ministerpräsidentin in Hessen sein, schrieb Faeser darin.
Bereits in den vergangenen Tagen war über eine mögliche Kandidatur Faesers spekuliert worden. Nicht nur die Union, sondern auch der Koalitionspartner FDP mahnte, in Krisenzeiten mit einem Krieg in Europa, großen Fluchtbewegungen und einer weiterhin hohen terroristischen Bedrohung könne man nicht gleichzeitig mit dem gebotenen Einsatz das Bundesinnenministerium führen und in Hessen Wahlkampf machen.
In Hessen sind die Sozialdemokraten seit 1999 in der Opposition. Die Christdemokraten gehen mit dem amtierenden Ministerpräsidenten Boris Rhein ins Rennen. Für die seit 2014 mitregierenden Grünen kandidiert Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. An diesem Freitag ist Faeser in Friedewald beim Hessen-Gipfel der SPD.
Leser*innenkommentare
TORO!
Amt und Wahlkampf geht nicht?
Wenn man dieser Logik konsequent folgt, muss auch der bisherige Amtsinhaber Boris Rhein während des Wahlkampfes zurücktreten. Auch alle anderen Wahlkämpfer, die irgendein Amt innehaben, müssen dieses dann ruhen lassen. Edmund Stoiber, wie auch Gerhard Schröder waren während ihres Laufs auf das Kanzleramt beide amtierende Ministerpräsidenten. Der erstere hat es nicht geschafft und blieb dann weiter Ministerpräsident. Wo ist das Problem? In unserem föderalen, demokratischen Land wird immer irgendwo gewählt mit entsprechenden Wahlkämpfen. Man sollte Nancy Faeser, wie auch die anderen Bewerber, die ein Amt bekleiden, danach beurteilen, wie sie dieses im Griff haben und wie sie ihre Arbeit machen.
Levithian
@TORO! Würde man die Amtsinhaber nach Qualifikation für ihr Amt bewerten, hätten wir kaum geeignete Bewerber/Amtsinhaber. Selbst unser Kanzler leidet an Amnesie, was ihn sicherlich nicht für sein Amt qualifiziert.
Und Boris Rhein startet aus dem Amt heraus, was er bereits bekleidet. Das ist wohl für jeden außer Ihnen etwas völlig anderes.
TORO!
@Levithian Auch Nancy Faeser startet aus dem Amt heraus, was sie bereits bekleidet! Das ist was VÖLLIG anderes? Klar, Ministerpräsident ist im Gegenteil zum Innenminister ein Halbtagsjob? Das wusste wohl damals auch CDU-Betonkopf-Kanter nicht, als er als Bundesinnenminister zum hessischen Ministerpräsidenten kandidierte, verlor und Innenminister blieb. War was VÖLLIG anderes!
Vor dem Grundgesetz sind ALLE gleich. Die Wahlen sind allgemein, unmittelbar, frei, gleich und geheim durchzuführen. Nach GG gibt es keinen Amtsbonus. Möge der Wähler entscheiden.
Philippo1000
@Levithian Ihre Inschutznahme von Noris Rhein ist wenig nachvollziehbar.
Die Kritik an Frau Faeser lautet ja, wenn sie Wahlkampf betreibe, habe sie weniger Zeit für Ihr Amt. Gleiches lässt sich auch über einen amtierenden Ministerpräsidenten urteilen.
Encantado
„Ich halte es in einer Demokratie für eine Selbstverständlichkeit, dass man aus einem Amt heraus für Wahlen kandidieren kann“
Und Recht hat sie damit natürlich.
Ebenso ist es allerdings eine Selbstverständlichkeit, an der Ernsthaftigkeit zweifeln zu dürfen, mit der das noch betriebene Amt ausgefüllt wird.
659428 (Profil gelöscht)
Gast
@Encantado Ja, Politiker die tatsächlich Ideen und Visionen haben, welche sie umsetzten wollen wären wünschenswert.
Stattdessen wird der Posten als Bundesministerin als Zwischenschritt in der Karriere betrachtet. Was erwartet man noch von solchen Leuten? Nicht dass andere Parteien besser wären.
Dann noch Giffey nach einer Niederlage zur Innenministerin machen und die Verachtung für den Job als "Diener der Bürger" wird nicht zu übersehen sein.
Matt Gekachelt
Ich glaube, es ist nicht so wichtig, wer das "Gesicht" eines Ministeriums ist. Wichtig ist, was dahinter steckt. Wenn Frau Faeser MP würde, gewöhnen wir uns schnell an neues Gesicht im Innenministerium.
Münchner
Verlieren und Innenminsterin bleiben wollen geht nicht. Entweder Frau Faser ist überzeugt, dass die Kandidatur für Sie und das Land das Richtuge ist, dann bitte jetzt zurücktreten und alles tun um die Wahl zu gewinnen und im Fall des verlieren die Konsequenzuen tragen.
Mit Ihrer Entscheidung des sowohl als auch, hat Sie sich für alle Führungspositionen disqualifiziert.
Fritz Kalhöfer
Das ist ja wohl der beste Beweis dafür, dass Nancy Faeser selbst nicht an einen Erfolg der SPD bei der Landtagswahl glaubt. Aber irgendwer muss offenbar als Zählkandidat in den Ring geführt werden.
Levithian
Wir brauchen endlich Politiker, die die Interessen von uns Bürgern vertreten und nicht bloß ihre eigenen, so wie Faeser. Sle will zwar Ministerpräsidentin in Hessen werden, aber wenn das nicht klappt, dann eben Innenministerin im Bund bleiben.
Im Bund läuft es ähnlich: Hauptsache einen Posten, auch wenn man selber völlig ungeeignet ist. Beispiel Bundeswehr: jährlich mehr als 45 Milliarden Etat, aber keine Hubschrauber fliegen, keine Panzer rollen, es fehlt an Munition und Ausrüstung.
Wer steckt sich die ganze Kohle eigentlich in die eigene Tasche?
Philippo1000
Frau Faeser ist für mich eine der kompetentesten und aktivsten Mitarbeitetinnen der Regierung.
Ein Sieg in Hessen wäre ein Verlust für den Bund.
Angesichts Ihrer Leistungen im vergangenen Jahr sehe ich keine Koordinationsprobleme.
Den Kritikern ist Multitasking wohl fremd.
Diese Fähigkeit wird ja auch eher Frauen nachgesagt...
Rudi Hamm
Oh je, Frau Faeser
Auf der einen Seite kann ich ihren Wunsch vollauf verstehen.
Auf der anderen Seite braucht Deutschland gerade jetzt in der Zeit großer Aufgaben durch den Ukraine-Krieg eine Bundesinnenministerin, welche zu 100% auf diese Aufgaben eingestellt ist und nicht noch so "nebenher" einen Wahlkampf führen muss.
Sie müssen sich entscheiden welches Herz in ihnen mehr schlägt, dass für Hessen oder das für Deutschlands Innenpolitik, beides geht nicht.
GregTheCrack
Das wird nicht funktionieren: Bundesministerin und Spitzenkandidatin für Hessen.
Denkt das mal zuende:
- Wenn sie gewinnt, muß Scholz wieder eine Frau ersetzen. Niemand sieht eine andere weibl. Innenministerin.
- Wenn sie verliert, haben wir eine Bundesinnenministetin, die im Land verloren hat.
Stoffel
Sie glaubt wohl nicht an ihren Sieg.
Immer eine Rückfahrkarte im Petto, bloss kein Risiko eingehen.
Das ist ihr Motto.
Matt Gekachelt
@Stoffel Na und, das ist doch menschlich. Sie ist keine Spielernatur. Mal sehen, wie die Sache ausgeht.