Bundeshaushalt für das Jahr 2023: Nicht am Klima sparen
Der Bund muss nächstes Jahr Stellen streichen. Ausgenommen sind Behörden wie Polizei und Zoll, erstmals dabei auch der Umwelt- und Naturschutz.
Im Lindner-Entwurf waren ursprünglich nur Polizei, Zoll, THW und verwandte Behörden von den Kürzungen ausgenommen. Der Finanzminister orientierte sich dabei an der Praxis aus Haushaltsgesetzen früherer Jahre. In der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses, in dem traditionell die letzten Änderungen festgezurrt werden, einigten sich die Ampel-Fraktionen Mitte November auf die Erweiterung der Liste.
Neu hinzugekommen sind unter anderem die Bundesnetzagentur (mitzuständig für den Ausbau der Stromnetze, der für die Energiewende relevant ist), das Umweltbundesamt (forscht und berät unter anderem zu den Folgen des Klimawandels) und das Bundesamt für Naturschutz (zuständig unter anderem für Artenvielfalt und bestimmte Klimaschutzmaßnahmen).
Für die drei Behörden entfällt nicht nur der Zwang zu Stellenkürzungen in Bereichen, die die Ampel-Abgeordneten zur kritischen Infrastruktur zählen. In einem weiteren Beschluss genehmigte ihnen der Haushaltsausschuss sogar, insgesamt über 200 neue Stellen zu schaffen. So soll die Bundesnetzagentur allein für die Bewältigung der Energiekrise 46 neue Stellen erhalten. Für das Umweltbundesamt gibt es unter anderem 6 neue Stellen für den Gewässer- und Hochwasserschutz.
„Die Klimakatastrophe und das Artensterben bedrohen unsere Sicherheit als Menschen existentiell“, sagte dazu der Grünen-Haushälter Sven-Christian Kindler der taz. Das sehe man an dürren Sommern, Überflutungen, Waldbränden oder dem Insektensterbens. „Sicherheit beziehe sich längst nicht mehr nur auf Personen in Uniform“, sagte Kindler weiter. „Die Energienetze, das Klima und die Natur sind Teil unserer kritischen Infrastruktur. Das spiegelt sich jetzt auch im Haushaltsgesetz bei den Ausnahmen für die pauschale Stelleneinsparung wider.“
Über zusätzliche Mittel verfügt der Haushaltsausschuss allerdings nicht. Zur Gegenfinanzierung der Stellen muss daher in anderen Bereichen stärker gekürzt werden als zunächst geplant: Die Kürzungen in den Ressorts sollten ursprünglich pauschal 1,5 Prozent der jeweiligen Gesamtstellen umfassen. Stattdessen fallen in den Ministerien jetzt sogar 1,6 Prozent der Stellen weg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles